[= BzG – Kleine Reihe Biograpien,, Bd. 20], trafo verlag 2007, 148 S., ISBN (10) 3-89626-685-3, ISBN (13) 978-3-89626-685-9, 12,80 EUR
Gerd Bedszent in: Junge Welt, 16.4.2007, S. 15:
"Kommunistischer Bauarbeiter und Widerstandskämpfer: Fritz Reuter.
Der Berliner Historiker Lutz Heuer hat bereits mehrere Publikationen über
Personen der Arbeiterbewegung des 20. Jahrhunderts vorgelegt. In der »Kleinen
Reihe Biographien« im trafo verlag hat er jetzt die Ergebnisse seiner
Recherchen zum Leben des kommunistischen Bauarbeiters und Widerstandskämpfers
Fritz Reuter veröffentlicht.
Die Biographie des im Jahre 1900 geborenen Landarbeitersohnes ist
exemplarisch für viele Arbeiter dieser Generation, die - geprägt durch die
Hungerjahre und die Schützengräben des Ersten Weltkrieges - zu Kommunisten
wurden. Der aktive Gewerkschafter organisierte in den 1920er Jahren
Arbeitskämpfe, trat 1931 der KPD bei und emigrierte nach der Machtergreifung
Hitlers in die Sowjetunion. Im Jahre 1935 als Instrukteur der illegalen KPD
zurück nach Deutschland geschickt, fiel er 1936 in die Hände der Gestapo. Nach
neun Jahren im Zuchthaus Brandenburg und im Konzentrationslager Börgermoor
stellte er sich nach der Befreiung unverzüglich der Gruppe Ulbricht zur
Verfügung und begann mit dem Wiederaufbau der von den Nazis zerschlagenen
Gewerkschaften. Nach quälenden Auseinandersetzungen mit rechten
Sozialdemokraten folgte die Spaltung der zunächst einheitlichen
Gewerkschaftsbewegung, später ein »Kampf um die Rathäuser« in Ost- und
Westberlin. Als Mitglied des Zentralvorstands des FDGB wurde Fritz Reuter 1953
zum Bezirksbürgermeister von Berlin-Friedrichshain berufen, trat aber 1956
wieder von dem Amt zurück. Infolge gesundheitlicher Probleme - bedingt durch
die Jahre schwerer Haft - wurde er 1962 invalidisiert und starb nach langer
Krankhei am 23. November 1968.
Heuer weist darauf hin, daß Fritz Reuter in der historischen Literatur
häufig mit dem gleichnamigen Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin
verwechselt wird. Außer dieser Klarstellung besteht der Wert des Buches vor
allem in der Aufdeckung zahlreicher biographischer Querverbindungen - ein
wesentlicher Teil des Bandes besteht aus Fußnoten mit Anmerkungen zu Personen,
deren Wege sich mit Fritz Reuter gekreuzt haben. Das Buch ist dadurch über die
Biographie hinaus zu einem lesenswerten Beitrag über den kommunistischen
Widerstand, den Neubeginn des Jahres 1945 und die ersten Jahre des Kalten
Krieges im geteilten Berlin geraten. Zu kurz kommt allerdings die Person Fritz
Reuters; nur wenig erfährt man über den Menschen hinter dem unermüdlich
tätigen Funktionär."