trafo verlag 2006, 112 S., ISBN (10) 3-89626-658-6, ISBN (13) 978-3-89626-658-3, 11,80 EUR
Joachim
Maiworm in: "Ossietzky -
Zweiwochenzeitschrift für Politik / Kultur / Wirtschaft" Nr. 7 vom 7.
April 2007:
"Aus uralten Zeiten.
In der ersten der sechs Geschichten wandert der Hirte Seth ein Leben lang
durch Steppen und Wüsten, um den Urvater A-dam als Retter aus Unterdrückung
und Krieg zu suchen. Gerd Bedszent fand die Stoffe für seine Erzählungen
in Mythen und Legenden, in der kollektiven Erinnerung der Menschheit an die
utopische Zeit, als Herrschaft noch unbekannt war und die Menschen im
Einklang mit sich und der Natur lebten. Scheinbar naiv läßt er sich auf
die alten Sagen ein und bringt sie den Lesern nahe: indem er sie kräftig
gegen den Strich bürstet. Das Motiv der beschwerlichen Wanderung findet
sich in den meisten der Geschichten; dabei erscheint die Wüste als
Durchgangs-Raum zu einem besseren Ort, als Metapher für die Suche nach
einer neuen Heimat.
Bedszents Geschichten scheinen nicht in die heutige Zeit zu passen:
Vormodern mutet die implizite Aufforderung zu einem kollektiven oder
individuellen „Exodus“ aus den unerträglichen gesellschaftlichen Verhältnissen
an. Aber gerade darum gewinnt das Buch an Originalität, indem es dem
Zeitgeist widerspricht. Es hat schließlich nichts mit altbackener Prophetie
des Weltuntergangs zu tun, wenn die Erfahrungen von imperialistischer
Unterdrückung und Naturzerstörung fast alle Geschichten prägen. Aber
keine endet ohne eine auf die Jetztzeit bezogene Geste der Hoffnung. Das
Motiv des Aufbruchs wirkt auch als Stachel gegen das heute allgegenwärtige
TINA-Prinzip („There is no alternative“)."