Berlin
1999, 466 S., zahlr. Abb., Hardcover mit SU, ISBN 3-89626-404-4, 19,80 EUR
Auslieferung über den
trafo verlag
REZENSIONEN
Rezension von
Heinz-Dieter Winter in: asien, afrika, lateinamerika, Berlin 29 (2001),
1-2, S. 177-179.
Die
Gestalt Ibn Sands (1880-1953), der im Jahre 1902 vom kuweitischen Exil aus mit
einer Handvoll Männer ar-Riyad, die Hauptstadt des ersten wahhabitischen Königreiches
im 18. Jahrhundert, zurückeroberte und Saudi-Arabien im Laufe seines Lebens
zu einer arabischen Regionalmacht mit erheblichem internationalen Einfluß
machte, hat immer wieder Historiker und Orientalisten fasziniert. Pfullmann
wendet sich diesem Thema nach Auswertung zahlreicher bisher nicht genutzter
archivalischer Quellen zu. Ein Vorzug seines Buches besteht darin, daß der
Autor weniger die persönlichen Eigenschaften und den Charakter von Ibn Saud
analysiert, die diesen zweifellos zu seiner historischen Rolle befähigt hatten,
sondern sehr ausführlich die Zeitumstände und das internationale Umfeld, in
dem diese Persönlichkeit wirksam wurde, darstellt. Da er dabei fast die gesamte
inter-nationale Entwicklung seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts, die irgendwie
Auswirkungen auf den arabischen Raum hatte, mitzuerfassen sucht, sprengt die
Menge der mit Fleiß und Sorgfalt recherchierten Fakten oft den Rahmen des
gestellten Themas. Der Leser hat mitunter Mühe, die Übersicht über die
geschilderten Ereignisse zu bewahren. Das betrifft z. B. die zahlreichen Kriegszüge
von Ihn Saud gegen benachbarte Herrschaftsgebiete und einzelne Stämme. Hier hätte
eine kartographische Darstellung im Anhang gut getan. Auch ein Register wäre
der Erschließung des Buches dienlich gewesen. Doch insgesamt ist das Buch mit
Gewinn zu lesen. Hintergründe von Gegenwart und Zukunft des saudiarabischen Königreiches
werden deutlich.
Was
die inneren Voraussetzungen für Ausweitung und Konsolidierung des saudischen
Staatswesens betrifft, so verweist Pfullmann vor allem auf die Schaffung der
Ichwan-Ackerbaukolonien ab 1911. Er macht deutlich, daß die saudische Staatsführung
bereits unter Ibn Saud und dann unter seinen Nachfolgern mit ihren
Modernisierungsplänen und der Übernahme westlicher Modelle bald in einen
eklatanten Widerspruch zu dem puritanischen Geist dieser orthodoxen islamischen
Gemeinschaften geriet – einen Geist, den die Saud-Familie im Sinne der
Islamauffassung des 1703 geborenen Muhammad ibn Abdulwahhab ursprünglich im
Interesse ihrer Herrschaftsabsichten gefördert hatte.
Ibn
Saud hatte Anfang des 20.Jahrhunderts richtig erkannt, daß die Macht des
Osmanischen Reiches zerbröckelt und Großbritannien die Macht sein würde, auf
die er setzen mußte, um sein Herrschaftsgebiet zu erweitern und zu
konsolidieren. Interessant sind die Darlegungen darüber, daß es in den maßgebenden
britischen Stellen durchaus unterschiedliche Auffassungen über die Verwendungsfähigkeit
Ibn Sauds für die Interessen des britischen Imperiums gab. So zeigte das sog.
India Office, das speziell für die britische Golfpolitik zuständig war. mehr
Bereitschaft als das Foreign Office, Ibn Saud zu begünstigen. Und weil sich
dieser nicht immer über die britischen Absichten im klaren war, vermied er es
nach Möglichkeit, alle Brücken zum Osmanischen Reich abzubrechen und sich in
direkte Konfrontationen zwischen diesem und Großbritannien hineinziehen zu
lassen. Ebenso klar erkannte er später, daß die USA für ihn wichtiger als Großbritannien
werden würden, und vergab in den dreißiger Jahren die Erdölkonzessionen an
eine amerikanische Gesellschaft. Schon Präsident Roosevelt ließ Saudi-Arabien
als vital für die Verteidigung der Vereinigten Staaten erklären.
Dieses
Gespür Ibn Sauds für internationale und regionale Veränderung und das damit
verbundene Lavieren wird von Pfullmann sehr überzeugend dargestellt. Schon frühzeitig
bemühte sich Ibn Saud, einen gesamtarabischen Führungsanspruch durchzusetzen.
Als entsprechende Pläne 1908 bei den Osmanen auf taube Ohren stießen,
orientierte er sich auf Großbritannien. Diese setzten jedoch während des
Ersten Weltkrieges für den "Aufstand in der Wüste" auf die in Mekka
residierenden Haschimiten. Doch Großbritannien ging es natürlich nicht um die
Unterstützung eines unabhängigen Arabiens, wie Lawrence es seinen arabischen
Freunden vorgaukelte, sondern um die Übernahme des osmanischen Erbes. Pfullmann
nimmt an, daß der britische Hochkommissar in Ägypten, Sir Henry McMahon, möglicherweise
seine Kompelenzen überschritten hatte, als er im Briefwechsel Scherif Husain
seine Zustimmung zur Bildung eines einheitlichen arabischen Reiches südlich des
37. Breitengrades gab. Dem Hinweis wäre nachzugehen, doch bekanntlich scheute
sich die britische Politik nicht, Versprechen zu geben, deren Einlösung von
Anfang an mehr als zweifelhaft war. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Ibn Saud
keine große Mühe, sich gegenüber den panarabischen Plänen der Haschimiten
durchzusetzen, weil Großbritannien, das in den haschimitischen Plänen Gefahren
für seine regionalen Herrschaftspläne sah, die saudischen Expansionspläne,
die in der Einverleibung des Hedschas mit Mekka kulminierten, duldete. Als lbn
Saud 1953 starb, hinterließ er seinen Nachfolgern ein Reich, ,,wo vor siebzig
Jahren etwa 500 000 Menschen lebten" und wo "heute ca. 12 Millionen
Saudis Anspruch auf die heilige Fürsorgepflicht des Herrschers" haben.
Doch neue Probleme tauchen auf. "Arbeitslosigkeit und geringere
finanzielle Fürsorgeleistungen nehmen der Jugend die Aussicht auf Wohlergehen.
Aggressiv bettelnde Kinder in Dschidda und private Sicherheitsdienste in
ar-Riyad verdeutlichen auch dem Ausländer, daß das strenge islamische
Strafrecht (Handamputation bei Diebstahl) seine abschreckende Wirkung zu
verlieren beginnt. Saudi-Arabien ist auf dem Weg, ein ganz normaler DritteWelt-Staat
zu werden." (S. 396)
So
ist das Königreich mit vielen tiefgehenden Problemen und Widersprüchen
belastet in das zweite Jahrhundert seiner modernen Existenz eingetreten.
Pfullmann schließt mit der Frage: "Wie lange wird sich das archaische
politische System aufrechterhalten lassen? Entscheidend für die weitere
Entwicklung in Saudi-Arabien dürfte sein, inwieweit es den Al Saud gelingt, den
gegen Ende des 20. Jahrhunderts anstehenden und notwendigen Machttransfer an
die Enkelgeneration des Staatsgründers zu übertragen." (S. 397) Doch das
allein dürfte wohl nicht ausreichen, um auch den von Pfullmann gezeigten
anwachsenden sozialen Zündstoff bei geringer werdenden Finanzierungsquellen zu
entschärfen.
Junge
Welt vom 06.07.1999:
Feuilleton, Besprechung von Ulrich
van der Heyden:
Staatsgründer.
Materialreiche Studie über Ibn Saud
Welche
Themen kann man auf dem Gebiete der überseeischen Geschichtswissenschaft
eigentlich nicht durch eine gründliche Auswertung deutscher Quellen bearbeiten?
Es ist hinlänglich bekannt, daß in Potsdam gerade zur Geschichte des
Kolonialismus reichhaltiges Material existiert. Dies wurde von zahlreichen
Historikern aus dem In- und Ausland, vorausgesetzt, ihnen standen die Türen im
Zentralen Staatsarchiv der DDR offen, seit Ende der 50er Jahre ausgiebig
genutzt. Ausgewertet wurden vor allem diejenigen Akten, aus denen deutsche
Kolonialinteressen hervorgingen. Kaum jemand indes, außer einer Handvoll von
Fachleuten, weiß, daß auch über die Geschichte eines Wüstenlandes wie
Saudi-Arabien in der jetzigen Abteilung Potsdam des Bundesarchivs Koblenz - und
auch in einigen anderen deutschen Archiven - eine Unmenge von historiographisch
relevanten Informationen vorhanden ist. Die Deutschen, unabhängig von ihrer
Regierungsform, hatten schon immer einen Hang zum Sammeln von Papier.
Uwe Pfullmann,
... hat das relevante
Archivmaterial aus den Jahren zwischen 1925 und 1945 ausgewertet und es in
seinem Aussagewert in Vergleich gesetzt zu dem, was er in den britischen und
amerikanischen Archiven zur Thematik gefunden hat. Im Mittelpunkt der
umfangreichen und akribisch recherchierten Arbeit steht die Darstellung der
Schaffung des Königreiches Saudi-Arabien, das untrennbar mit dem Wirken lbn
Sauds, des Staatsgründers, verbunden ist. Er kann für sich in Anspruch nehmen,
einer der bedeutendsten arabischen Politiker unseres Jahrhunderts gewesen zu sem.
Ihn hat Pfullmann in das Licht der interessierten Öffentlichkeit gerückt.
Anhand der politischen Biographie vermag Pfullrnann die tatsächlichen
Leistungen des arabischen Politikers, eingebettet in den historischen Kontext,
herauszuarbeiten sowie Prinzipien seiner Machtausübung aufzuzeigen. Dabei
versteht er es, sich nicht nur an Fachleute zu wenden, sondern an ein breites
Lesepublikum, das sich für die politischen Konstellationen im Nahen Osten
interessiert. Der historischen Darstellung läßt der Autor einige mögliche
Szenarien bei der Thronfolge nach dem Tode des gegenwärtigen saudischen
Herrschers im abschließenden Kapitel folgen. Das Buch zeigt einmal mehr das gründliche
Studium und das wissenschaftliche Niveau von in der DDR ausgebildeten
sogenannten Regionalwissenschaftlern. Zugleich ist es aber auch ein beschämender
Beleg dafür, daß auf Grund des Verdrängungsprozesses der ostdeutschen
Wissenschaftler solche akademischen Kapazitäten benachteiligt und ins
berufliche Abseits gedrängt werden.
PAX-REPORT
Juli/August 1999, S. 17. REZENSION von Hansjakob Knortz
Eine
Ibn Saud Biographie und Mr. Tuckers Bekenntnisse
Land wie ein
Familienbetrieb
Als
Abdel Aziz bin Abdur Hahman bin Faisal al Saud im Alter von 52 Jahren auf der
Arabischen Halbinsel 1932 sein Königreich etablierte, da sprudelten in Iran,
Irak und Bahrein bereits Erdölquellen. Im heißen Frühsommer van 1933
erhandelte die Standard Oil of California (SOCAL) den Kontrakt, d.h. die
Konzession, in der Golf-Region von El Hasa nach schwarzem Gold bohren zu dürfen.
Erst 1938 war den Suchern Erfolg beschieden. Allerdings sollten sich die flüssigen
Schätze unter dem Wüstensand als so gewaltig erweisen, daß Saudi-Arabien
jetzt den zweiten Platz in der Weltrangliste der Förderstaaten einnimmt. 1996
z.B. konnte man täglich 8.043.000 Faß (Barrel = 159 Liter) füllen. In den
Lagerstätten jedoch rechnet man mit einem Vorrat von 32 Milliarden Tonnen Erdöl.
Das erklärt, warum die USA Zug um Zug ein strategisches Bündnis mit dem Reich
von König lbn Saud ausbauten und Militärbasen dort einrichteten, während die
Dynastie "das Land wie einen Familienbetrieb" verwaltet. Die enormen
Gewinne aus dem Ölgeschäft kommen vor allem der 20.000 Personen zählenden
AI Saud-Familie zu, stellt Uwe Pfullmann in seinem Buch fest und nennt unter
den 3.000 Prinzen nur zwanzig mit wirklicher Entscheidungsgewalt.
Verwundbarer als andere Staaten
Jede Regierung der
Vereinigten Staaten von Amerika hat es als ihre Pflicht betrachtet,
Saudi-Arabien mit modernsten Rüstungsgütern zu beliefern. Die Sorgen jedoch,
die man sich in Washington macht, werden von der Erkenntnis bestimmt, daß seit
dem ersten (irakisch-iranischen) Golfkrieg die arabischen Öl-Monarchien
"verwundbarer als andere Staaten der Region" geworden sind.
Inzwischen hat sich eine ultra-orthodoxe islamische Opposition herausgebildet,
die den pro-westlichen Kurs der verschiedenen saudischen Clans entschieden bekämpft
und damit die Positionen der USA im Mittleren Osten objektiv gefährdet.
Sprengstoffanschläge gegen amerikanische Institutionen waren deutliche Signale.
Es gehört vielleicht zu den Kuriosa der Geschichte, wenn man sich erinnert, daß
Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts der Erzfeind der Al-Saud-Familie, Emir
Mohamed ibn Raschid, in Hayil den britischen Orientforscher Charles Doughty
fragte, woher das Petroleum in seinen eben modern gewordenen Lampen stamme. 50
Jahre später hätte er gewußt, daß sein damaliges Herrschaftsgebiet El Hasa
einen der größten Erdölschätze der Welt birgt.
Geheimabkommen mit London
Der Leser des
Pfullmann-Buches verfolgt mit Spannung die Machtkämpfe der saudischen Herren
mit ihren Widersachern. Sie vollzogen sich im Schaffen bzw. am Rande des
Osmanischen Reiches, das sich wiederum der Ambitionen Großbritanniens und Rußlands
zu erwehren hatte. Der imperialistische Wettbewerb um Einflußsphären war
hautnah. Dabei ist es nicht einfach, sich durch ein wahres Mosaik von Tatsachen
hindurchzufinden, mit denen jeder Abschnitt der Biographie seinen historischen
Rahmen erhält. So liest man gleichsam nebenbei, daß der Herrscher von Kuweit,
Emir Mubarak al Sabah, in einem Geheimabkommen mit London 1899 sein Land als
Protektorat dem Empire anschloß, womit Großbritannien die vorgesehene
Endstation
der deutschen Bagdad-Bahn in die Hand bekam und ein Vorstoß Rußlands zum
Persischen Golf durchkreuzt wurde. Mächte und Männer, die dem saudischen Königreich
allmählich in den Sattel halfen, seinen Weg durch die zweite Hälfte des 20.
Jahrhunderts begleiteten oder fernsteuerten, treten ins Bild. Schade, daß das
Buch keine Karten aufweist, die die Größe und Infrastruktur des mehr als 2
Millionen qkm umfassenden Staatsgebietes zeigen, schade auch, daß sich
Zeittafel sowie bedeutende Namen nur in den umfangreichen Anmerkungen
verstecken.
Orient
Nr. 41 (März 2000), Nr. 1, Rezension von Wolfgang G. Schwanitz:
Zwei Jahre der harten Erdölsuche verrinnen erfolglos. Allein Max
Steineke glaubt in jenem Frühjahr 1938 noch an die Fündigkeit in der
saudischen Wüste. Der Chefgeologe der Standard Oil Company of Califomia
wagt den letzten Versuch. Doch statt Öl folgen Unfälle. Geräte brechen,
Bohrer fressen sich fest. Ein Erdgasausbruch jagt gar die Bohranlage des
siebten Loches hoch. Endlich, am 4. März 1938, quillt in anderthalbtausend
Metern das schwarze Gold empor. Die Förderung kommt rasch in Fluss. Bald
gilt sie als Markenzeichen des fünf Jahre zuvor gebildeten Königreichs
Saudi-Arabien.
Dass aber die Geschichte mehr ist als Erdöl, zeigt Uwe Pfullmann anhand des
Reichsgründers 'Abd al-Aziz, Sohn des Sa'üds.
Nach der Geburt 1880 lebt der junge 'Abd al-Azîz bei seiner Mutter Sara,
Tochter des Ahmad ass-Sudairi. Früh wird er im Reiten, Fechten und Beten
unterwiesen. Alsbald kann er den Koran auswendig. Um den Knaben weiter
auszubilden, gibt ihn sein Vater Karawanenführern mit. Der Junge erfährt
die Weiten seiner Heimat unter der glühenden Sonne und dem sichelförmigen Mond: Die
Arabische Halbinsel ist ein so reizvoller Wüsten-, Steppen-,
Oasen- und Gebirgsraum – nördlich liegen Mittelmeer und Euphrat, ganz in
der Nähe Jerusalem und Damaskus, ost- bzw. westlich umschlossen vom Roten
Meer und dem Persischen Golf, mit Mekka und Medina am Ostufer und südlich
grenzt der Golf von Aden an, von wo aus Sabas Königin einst den Besuch bei
Salomo unternommen hat. In der Region wirken zudem die Verkünder der drei
Weltreligionen des offenbarten Eingottglaubens. In der Tradition des
Propheten Muhammad wächst 'Abd al-Azîz auf – und tritt als Hüter der
Heiligen Stätten in Mekka und Medina das islamische Haupterbe an. Das vor
allem gibt seinem Reich Weltgeltung, kommen doch alsbald über 50 islamische
Staaten auf – darunter stark bevölkerte auf dem indischen Subkontinent,
in Asien und Afrika.
Zeitgenossen heben die Gestalt von 'Abd al-Azîz hervor. "Untypisch für
einen Wüstenaraber habe er als fast Zweimetermann seine Altersgenossen
nicht bloß überragt. Alles an seiner Erscheinung war von großer
Wirkung", meinte ein Hofchronist, "von seiner strengen,
hervorspringenden Nase bis zu seinen vollen Lippen und feinem Bart. Er hatte
eine natürliche königliche Ausstrahlung, war würdevoll und anmutig in
seinen Bewegungen; als Reiter und Krieger war er unvergleichlich. Von seiner
frühen Jugend an hatte er Charme und Anziehungskraft, welche diejenigen,
die ihn kennen lernten, in einfachen Worten zu beschreiben unmöglich
fanden."
In der Tat schmiedet 'Abd al-Azîz eine Gesellschaft zusammen, die zum einen
durch Nomadenstämme und zum anderen durch Städter geprägt wird, zwischen
denen wiederum periodische Konflikte aufbrechen. Dies in einer Ära, in der
Europa nicht nur Kolonien an den Rändern der Arabischen Halbinsel erhält,
sondern in der zwei Weltkriege auch die entlegensten Winkel in den Bann
ihres tödlichen Geschehens schlagen. Welche Rolle dabei Berlin spielt, das
erhellt der Autor gleichwohl mit seinen Archivstudien. Er will Verständnis
für eine Region wecken, für die oft griffige Klischees sowie zähe
Vorurteile bei der Hand seien. Ein guter Vorsatz, obzwar er der festen
Formel ab und an selbst kaum zu entrinnen vermag, so bei der Formulierung
"britische Cleverness gegen orientalische List".
Welcher Ausblick wird für die Ära nach dem Reichsgründer aufgezeigt?
Saudi-Arabien sei auf dem Weg, ein ganz normaler Staat der so genannten
Dritten Welt zu werden. Die von der königlichen Familie vorsichtig
betriebene Modernisierung versuche mit einem Heer an ausländischen
Arbeitskräften eine
moderne Wirtschaft und Infrastruktur aufzubauen, ohne die
patriarchalisch geprägte Gesellschaft zu ändern. Drei Millionen Ausländer,
darunter Inder, Somalis. Nepalesen und Pakistanis, erledigten jede, aber
auch jede körperliche Arbeit. Auch im Bankwesen und im Einzelhandel seien
Ausländer auf dem Vormarsch. Saudis finde man nur in der Verwaltung, in der
Armee, Polizei und im Bildungswesen. Dabei sei die Effektivität der
saudischen Bürokratie gering, wobei die Sa'ûd-Dynastie das Land wie
einen Familienbetrieb verwalte. Hinzu komme die ständige
Thronfolgeproblematik in der Königsfamilie selbst.
Entscheidend für die weitere Entwicklung dürfte sein, inwieweit es der Âl
Sa'ûd gelinge, die Ende des 20. Jahrhunderts anstehende Machtübergabe an
die Enkelgeneration des Staatsgründers zu bewältigen. Das Königshaus habe
eher ungewollt zu einer Stärkung von Islamisten beigetragen. Diese sollen
gerade in Gefängnissen heranreifen. Strafverkürzungen für Auswendiglernen
des Korans, eine massive Missionspropaganda des Islam und ein Beharren auf
Sozialstrukturen führten zur ungeahnten Politisierung des Islam.
Dennoch habe sich bislang das politische System, in dessen Zentrum der König
als fast absolutistischer Herrscher stehe, bei der Bewältigung der
wirtschaftlichen und politischen Probleme als hinreichend flexibel erwiesen.
Eine Kurswende, die die hochgradige Politisierung des Islam abmindere und
eine Ablösung des gewaltigen Heeres ausländischer Arbeitskräfte durch
Einheimische voranbringe, könne langfristig den Islamisten den Boden
entziehen. Aber solange dies nicht erfolge, würden die US-Soldaten im Land
weiter die Ziele der saudischen Islamisten sein, die in den ausländischen
Soldaten die mächtigste Stütze der Sa'üd-Dynastie erblickten. Ihr Ziel,
einen Gottesstaat nach Geboten des Koran, ohne Prunksucht und Sittenverfall,
ohne Amerikaner und Ausländer, werde eine Illusion bleiben. Saudi-Arabien
sei ohne Ausländer nicht mehr lebensfähig, weder militärisch noch
wirtschaftlich.
Der Arabienkenner vermittelt uns eine üppige Geschichtsfülle über den
Reichsgründer, dessen Land bis heute schwer zugänglich ist. Im Wirken von
'Abd al-Azîz prallen traditioneller Orient und westliche Moderne oft wie
Feuer und Wasser zusammen. Jedoch gelang es dem König, Identitäten seiner
Stämme und Siedler auf einem unbekannten Grat in die Globalzeit zu führen,
wie dies Buch anschaulich aufzeigt. Eine nächste Auflage könnte mehr rote
Fäden durch zuweilen wirre historische Gestrüppe anbieten, etwa bei den
Wegen königlicher Nachbarn. Register, Jahreszahlen unter Fotos sowie volle
Namensnennungen in Text und Anhang wären dann angebracht. Ungeachtet
dessen rückte der Autor seinem Ziel näher, denn er weckt Neugier und zeigt
Menschliches des 'Abd al-Azîz. Noch zu Zeiten dieses Ibn Sa'ûds werden Erdöleinnahmen
zum Segen und Fluch, ein gar zwiespältiges Erbe, das eine Herausforderung
bleibt.
Prof.
Dr. Otfried Dankelmann, em.
Ordinarius für Geschichte an der Uni Halle-Wittenberg:
Saudi-Arabien öffnet
sich dem Tourismus:
Zu einer neuen
Biografie über den Gründer Saudi-Arabiens
"Für Touristen völlig
unzugänglich mag Saudi-Arabien für Orientliebhaber noch ein Stück
gelebter traditioneller Orient sein. Relativ spät zog das Innere der
Arabischen Halbinsel, der Nedschd, Forschungsreisende an. Um so beachtlicher
ist die rasante Geschwindigkeit, mit der sich das Land in wenigen Jahren
entwickelte." So beginnt der in Sachsen beheimatete Arabist und freie
Publizist Uwe Pfullmann, Herausgeber und Autor einschlägiger Sachbücher,
sein neuestes Werk. Das mag vielen Interessierten gerade recht kommen, denn
in diesem Jahre hat sich das Nichtexperten weithin unbekannte Saudi-Arabien
zum ersten Male in seiner Geschichte dem Tourismus geöffnet.
Pfullmanns Buch ist freilich kein Reisebuch in engerem Sinne, sondern eine
gewissenhaft recherchierte Biografie des berühmten Staatsgründers, der
zwischen 1902 und 1953 ein bedeutendes Reich schuf und ihm seinen Namen gab.
Es beschreibt das bewegte Leben und das historische Wirken dieses Mannes des
20. Jahrhunderts, würdigt aber ebenso die "ruhmreiche
Vergangenheit" (dies der Titel des ersten Kapitels, das bis ins
Mittelalter zurück geht) wie Ibn Sauds Söhne, die heute die Geschicke des
Landes lenken, und die Probleme der Gegenwart.
So lockt der Verfasser die Leser über die hochmodernen Straßen in die großen
Städte mit ihren avantgardistischen Bauten: "Die Städte im Innern
sind heute Oasen in der Wüste, sorgfältig gepflegte Alleen und Parks
spenden Schatten [....] Geht man abends durch die Einkaufsstraßen, kann man
den Hauch des Orients spüren." Wenn die durch Lautsprecher verstärkten
Rufe der Muezzins zum Maghreb- und Ischa-Gebet auffordern, schließen die Stände
und Läden, das Geschäftsleben erstirbt. Die Männer eilen zu einer der
vielen Tausend Moscheen - in Riyad liege keine von ihnen weiter als 200
Meter von jedem beliebigen Standort entfernt –, um den Pflichten des
Gebets zu genügen. Zurück bleiben allein die Migranten, die alle körperliche
Arbeit, etwa am Bau. verrichten, Taxis steuern, was auch immer. Sie kommen
aus Indien, von den Philippinen, aus Nepal, Sri Lanka oder anderen
asiatischen Staaten.
Nichts da also von einstiger Romantik? Nun, es ist eines der Anliegen
des Autors, alte Klischees überwinden zu helfen. Er, der selber
Studienreisen nach Saudi-Arabien und Oman, nach Jordanien, Jemen, Iran und
Agvpten unternahm, möchte dem Leser ein vorurteilsfreies, differenziertes
Bild des Politikers Ibn Saud wie seines Staates zeichnen. Der flüssig
geschriebene, detailreiche, mitunter sogar spannende Text wird diesem
Anliegen vollauf gerecht. Das beigegebene Bildmaterial unterstützt es
ebenfalls. Abgebildet sind Stätten und Landschaften, die mit den großen
Ereignissen der Gründerzeit auf das Engste verbunden sind. Gezeigt wird Ibn
Saud als Herrscher, im Gespräch mit Winston S. Churchill und Franklin
Delano Roosevelt, aber auch im Rollstuhl. Ferner der Königspalast und das
Haus des einflußreichen Beraters Philby, Vater des bekannten KGB-Agenten
Kim Philby, und eindrucksvolle Wahrzeichen alter und neuer Architektur. Dass
die Namen der Bildautoren (unter ihnen gewiss der weit gereiste Verfasser
selbst) fehlen, wird der Nutzer verschmerzen, wenn ihm ansonsten über 450
Seiten interessanter Lektüre und sorgfä1tiger Anmerkungen geboten werden.
Übrigens ist gerade ein weiteres Buch des Autors angekündigt: Hinter dem
Titel "Durch Steppe und Wüste"
verbirgt sich ein ähnlich umfängliches, reich illustriertes Lexikon
aller Forschungsreisen durch die arabische
Halbinsel.
Berliner
LeseZeichen, Ausgabe 08+09/2000 (c) Edition Luisenstadt, 2000 [www.berliner-lesezeichen.de
Erster König in einem Erdöl-Reich
Man hört wenig über
Saudi-Arabien, obwohl dieses große Land mit einer Fläche von mehr als zwei
Millionen qkm nur gut sechs Flugstunden von uns entfernt liegt und in seiner
Erde 32 Milliarden Tonnen Erdöl lagern dürften. Allerdings fließen die
Gewinne, die das schwarze Gold bringt, nicht mehr so reichlich. Die
Weltmarktpreise schwanken empfindlich, der Staatshaushalt des Königreiches
weist Defizite aus, und Sparmaßnahmen, bislang ein Fremdwort in der Sprache
saudischer Politik, nähren öffentliche Unzufriedenheit. Wie "Le
Nouvel Afrique Asie" (Mai 1999) meldet, wünscht der Chef der
Nationalgarde, Emir Abdallah, moderne Anti-Terror-Ausrüstung für seine
Einheiten.
Zwar gilt nach wie vor, "daß
die Saud-[)ynastie das Land wie einen Familienbetrieb verwaltet",
notiert Uwe Pfullmann in seiner eben erschienenen lbn-Saud-Biographie. Doch
eine vielschichtige Opposition ist unleugbar Realität geworden. Ihre Anhänger
,,wollen einen islamischen Staat wie unter den ersten Chalifen, ohne
Prunksucht, Sittenverfall, Verwestlichung und ausländisches Militär".
Die Aktionen dieser Opposition machten schon den Boden auf der Arabischen
Halbinsel beben. Da stürmte und besetzte eine Fundamentalistengruppe im
November 1979 die heilige Große Moschee von Mekka. Als man in Er-Riad
danach Iraks Krieg gegen Iran finanzierte, "um die Revolution Khomeinis
aufzuhalten", und General Schwartzkopfs "Wüstensturm" gegen
Saddam Hussein mit der eigenen Armee 1991 unterstützte, sammelte die
Opposition neue Kräfte und manifestierte sich in Streiks, regionalen Aufständen
und schließlich in Bombenattentaten, die die US-amerikanischen
"Schutztruppen" direkt trafen. "Die reichen Ölmonarchien
sind verwundbarer als andere Staaten der Region", stellt Pfullmann
fest.
Das Buch hat den Leser zuvor über die markanten Stationen der langen
Geburtsgeschichte des Königreiches Saudi-Arabien geleitet. Dabei zentriert
es natürlich um das Leben des Abdel Aziz bin Abdur Rahman bin Faisal Al
Saud, der am 24. November 1880 in einem düsteren Lehmpalast in Er-Riad
geboren worden war und nun als Staatsgründer lbn Saud unter den prominenten
Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts seinen Platz gefluiden hat. Ein auf
den ersten Blick verwirrendes Panorama von Männern und Mächten,
Ereignissen und Entwicklungen wird ausgebreitet. Es ist eine Überschau über
acht Jahrzehnte in einer Welt, die manchem Mitteleuropäer noch immer
"hinten, weit in der Türkei" vorkommen mag. Doch gingen und gehen
nicht von dort Wirkungen aus, die längst auf unserem Kontinent spürbar
geworden sind? Der Emir Ibn Saud bahnte sich durch das Gestrüpp der
Interessen rivalisierender Stämme und Herrscher wagemutig, geschickt und
zielstrebig den Weg nach oben. Im politisch-diplomatischen Schachspiel mit
dem Osmanischen Reich und dem Britischen Einpire und unter Nutzung der
Gegensätze zwischen London und Washington im Nahen und Mittleren Osten
gelang es ihm, die haschemitischen Vorfahren des jüngst verstorbenen Königs
Hussein II. von Jordanien, die den Hedschas regierten und auf die
(lukrative) Oberhoheit über die Heiligen Stätten des Islam in Mekka und
Medina pochten, von 1924 bis 1926 aus dem Felde zu schlagen und dieses
Landstück zu erobern. Erst am 16. September 1932 erklärte Ibn Saud das Doppelkönigreich
Hedschas und Nedsch zum Saudischen Arabischen Königreich.
Damals, vor dem Zweiten Weltkrieg, im Kriege sowie in den Jahren danach,
waren in der Region (und auf beiden Seiten) deutsche Militärs wie Major
Hans Steffen und Fritz Grobba, Diplomaten wie Hans-Joachim von Bassewitz und
Eberhard von Stohrer (zuletzt Hitlers Botschafter in FrancoSpanien), vor
allem Oskar Ritter von Niedermayer tätig.
Ibn Sauds Stern stieg in den Zenit, als die Standard Oil ofCalifornia (SOCAL),
später mit der Texas Oil zur CALTEX verbunden, in El Has Erdöl fand und
1938 zu fördern begann. Einer der stärksten Widersacher Ibn Sauds, Emir
Muhamad bin Raschid, hatte jene Golf-Provinz in Besitz und, ahnungslos über
den zähfiüssigen Goldschatz unter seinem Wüstenboden, einen englischen
Orientreisenden nach der Herkunft des Petroleums in den gerade modern
gewordenen Lampen gefragt. Der Brite Charles Doughty hatte geantwortet:
"... aus Amerika."
Erst 1946 saß Ibn Saud zum ersten Mal in seinem Leben in der Eisenbahn und
drängte die Amerikaner, ihm eine Eisenbahnlinie von Damman bis Riad zu
bauen. Eine schwere Krankheit hatte ihn inzwischen halb blind und nur mühsam
gehfähig gemacht. Als er im Februar 1945 den gelähmten USA-Präsidenten
Roosevelt auf dem Kriegsschiff "Quincy" traf, brachte er zum
Entsetzen der Gastgeber 48 Begleiter, Reis, Gemüse und 100 lebende Schafe
mit. Unter den Gegengeschenken gab es auch einen Rollstuhl.
Geschichten solcher Art hat Pfullmann in sein Buch eingeflochten, was die
Lektüre belebt. Einprägsam nicht zuletzt die Schilderung um den Tod des Königs,
der 1953 in Taif, dem Sommerschloß in den Bergen, starb. Aber das Lesen der
Biographie ist ebenso anstrengend wie fesselnd, da eine Fülle von
Anmerkungen die Textabschnitte präzisieren. Spürbar ist das Fehlen einer
Karte, einer Zeittafel sowie eines Namens- und Sachwortregisters, die als
Orientierungshilfen notwendig bleiben.
Märkische
Allgemeine Märkische Allgemeine, 26. April 2000, S. 9,
Besprechung von Dietmar Philipp:
Zwischen Tradition und Fortschritt: Ibn Sand – die
Biographie eines der bedeutendsten arabischen Politiker
Saudi-Arabien – Sinnbild jener arabischen Staaten, in denen die Kontraste
zwischen Moderne und Tradition unendlichen Stoff für Legenden liefern. Sein
immenser Ölreichtum räumt Saudi-Arabien heute einen besonderen Platz im
Nahen und Mittleren Osten ein und sichert ihm die Aufmerksamkeit der
westlichen Welt.
Das Land hat sich mit einer rasanten Geschwindigkeit in den letzten
Jahrzehnten entwickelt: Hochmoderne Straßen, futuristische Architektur,
feine Boutiquen vor allem mit Uhren und Goldschmuck und jede Menge
Nobel-Karossen amerikanischen Zuschnitts bestimmen heute das
Erscheinungsbild saudischer Städte mitten in der Wüste. Lediglich wenn der
Muezzin zum Gebet ruft, erstirbt alle Geschäftigkeit auf den Straßen und
die Muslime begeben sich in die nächstgelegene Moschee, die höchstens 200
Meter entfernt ist. Tausende Moscheen gibt es in der Hauptstadt
Riyad.
Dem berühmten Staatsgründer Ibn Saud widmete der gebürtige Sachse Uwe
Pfullmann sein spannendes Buch über den "König zwischen Tradition und
Fortschritt". Ibn Saud gilt als einer der bedeutensten arabischen
Politiker unseres Jahrhunderts. Er begann seine Karriere 1902 als
Wahahitenherrscher von Nedschd, schloss 1915 ein Bündnis mit Großbritannien,
eroberte 1924/25 Hedschas und vertrieb den berühmten Hussein aus Mekka.
Diese Stadt macht er zur Hauptstadt des Islam. Seit 1932 König von
Saudi-Arabien, erobert er zwei Jahre später den Jemen. In den Jahren von
1902 bis 1953 gelingt es ihm, einen großen und reichen Staat zu schaffen.
Sein Ziel war die Einigung Arabiens. Die Söhne Ibn Sauds bestimmen heute
die Geschicke der Region.
Der Autor erweist sich als Kenner der wechselvollen Geschichte
saudi-arabscher Staatichkeit und macht als solcher von seinem enormen
Faktenwissen reichlich, zuweilen zu reichlich Gebrauch. Anderererseis räumt
Diplomarabist Uwe Pfullmann – der an der Leipziger Universität Afrika-
und Nahostwissenschaften studierte – mit dem romantischen Orientbild, dass
in Europa über Jahrhunderte geprägt wurde, auf. Gegen die Vorurteile und
Klischees des Westens, der mit dem Orient vor allem Despotismus und Rückschritt
verhindet, stellt er Verständnis und Interesse für diese dem Tourismus bis
heute weitgehend unerschlossene Region.
Torgauer
Allgemeine, 18. Mai 1999, S. 12; Besprechung von Herrn Brandt:.
Neues Buch über den Herrscher Arabiens
Noch druckfrisch liegt jetzt des neuste Werk des sächischen Autors Uwe
Pfullmann vor. Der Arabist stellt den führendsten Herrscher der modernen
Arabischen Welt "Ibn Saud" vor.
Saudi-Arabien nimmt aufgrund seines enormen Erdölreichtums einen besonderen
Platz unter den Staaten des Nahen und Mittleren Ostens ein. Die Schaffung
des Königreichs Saudi-Arabien ist untrennbar mit dem Wirken Ibn Samis, des
Staatsbegründers, verbunden, der für sich in Anspruch nehmen kann, einer
der bedeutendsten arabischen Politiker unseres Jahrhunderts gewesen zu sein.
Für Touristen völlig unzugänglich, mag Saudi-Arabien für Orientliebhaber
noch ein Stück gelebter traditioneller Orient sein. Relativ spät zog das
Innere der Arabischen
Halbinsel, der Nedschd,
Forschungsreisende an. Um so beachtlicher ist die rasante Geschwindigkeit,
mit der sich das Land in wenigen Jahrzehnten entwickelte.
Was geht uns Saudi-Arabien, was geht uns Ibn Saud an? Ja, natürlich, das
Erdöl, die strategische Bedeutung des Landes, Mekka und Medina als die
wichtigsten muslimischen Heiligtümer. Saudi-Arabien ist wichtig für jeden
Europäer, denn unter seinem Boden lagern die reichsten Öl- und Gaslager
der Welt. Deshalb kann es uns nicht gleichgültig sein, welche Zukunft die
Landschaften zwischen dem Roten Meer und dem Persischen Golf haben. Der
Staatsgründer Ibn Saud schuf in den Jahren von 1902 bis 1953 einen riesigen
Staat. Seine Söhne bestimmen heute die Geschicke der Region und haben
Einfluß auf die Ölpreisgestaltung. Deshalb ist die Geschichte des Landes für
jeden von uns wichtig, selbst wenn man den kargen Wüsten, Kamelen und dem
Hauch des Orients nichts abgewinnen will oder kann.
Das Buch soll Verständnis und Interesse für eine Region wecken, für
welche schnell griffige Klischees und Vorurteile bei der Hand sind. Das alte
Orientbild, daß die Romantiker in Europa in den vergangenen Jahrhunderten
gezeichnet haben, war auch eine Flucht aus einer sich rasch verändernden,
ihre Sehnsüchte und Hoffnungen wurden auf den Orient projeziert.
Heute, wo Reisen auf andere Kontinente Alltag sind, ist dieses
romantisierende Bild gewichen. Der Orient gilt heute vielen Menschen als
Hort der Despotie, des Rückschritts und der Fraueufeindlichkeit. Der Autor
würde sich freuen, wenn der Leser sich mit vorgefaßten Klischees und
Vorurteilen – positiven wie negativen – kritisch auseinandersetzt.
Weitere Besprechungen
Freie Presse, 27. Mai 1999 (Tippmann)
Ostthüringer Zeitung, 5. Juni 1999, Beilage, S. 2 (Frau Kirchner)
DIKK-Bücherpanorama (Beilage zu den DIKK-Nachrichten 4/99), S. 7
Potsdamer Neueste Nachrichten, 17. Juli 1999 (H.-W. Mihan).
Tagesspiegel, Berlin (Zwischen Koran und Moderne), 28. August 1999.
Mitteilungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft des Vorderen Orients, Hamburg (September 1999), Heft 10, 95-96
Märkische Oderzeitung, 8. Dezember 1999, S. 4 (Klaus-Dieter Pflaum)
Zwickauer Blick, 12. Januar 2000, S. 5.
Mitteilungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft des Vorderen Orients, Mainz (August 2000), Heft 12, S. 132 (Angelika Hartmann).
PMG Denkwürdigkeiten, September 2000, S. 4 (Hans-Ulrich Seidt).
Neues Deutschland, Berlin 55, Nr. 287, 9./10. Dezember 2000, S. 19 und 21
Mitteldeutsche Zeitung, Halle 11 (2000), Nr. 284, 7. Dezember 2000, S. 28
Seidt,
Hans-Ulrich: Berlin, Kabul, Moskau. Oskar Ritter von Niedermayer und
Deutschlands Geopolitik, München 2002, S. 480.
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