Übersetzung aus dem Englischen, [= Edition Morgenland; Band 2], trafo verlag 2004, 318 S., zahlr., teils farb. Abb., Hardcover, ISBN 3-89626-402-8
BESPRECHUNGEN
Rezension von Günter Barthel in: Wiener Zeitschrift
für die Kunde des Morgenlandes, Wien 2006, 96. Band, S. 447-450:
"Die Erkenntnisse des wohl
aktivsten und produktivsten Forschungsreisenden des 19. Jahrhunderts auf der
Arabischen Halbinsel haben es auch rund 130 Jahre nach dessen
entbehrungsreicher Expedition verdient, einem größeren deutschsprachigen
Publikum zugänglich gemacht zu werden. Dank des unermüdlichen Fleißes von
Uwe Pfullmann, der in den letzten zwanzig Jahren zu einem führenden
Spezialisten der Historie des Stammlandes der Muslime aufgerückt ist, können
sich nunmehr auch Interessierte in Deutschland, Österreich und der Schweiz
in ihrer Muttersprache in den Bann von Richard Francis Burton ziehen lassen.
In diesem Mann vereinten sich die Adern eines gebildeten Gelehrten und eines
tollkühnen Abenteurers. Mit dem feinen Gespür des aufmerksamen Beobachters
war ihm nicht entgangen, dass in den frühen Schriften der römischen
Eroberer sowie der Aufzeichnungen der arabischen Geographen im Mittelalter
immer wieder die Rede auf Bodenschätze in den küstennahen Bergregionen des
östlichen Roten Meeres und des Golfes von Akaba kam. Dieses Wissen um
Vergangenes weckte in ihm den Drang, sich dem ägyptischen Khediven als der
Experte anzubieten, der die in Vergessenheit geratenen Goldadern aufzuspüren
in der Lage sei und damit dem unstillbaren Geldhunger des durch
Misswirtschaft in die Schuldenfalle der europäischen Mächte geratenen
Landes am Nil endlich die Erlösung von seinen Sorgen versprach.
Dass die von ihm gehegten und bei anderen
geweckten Visionen sich letztlich in grauem Wüstenstaub auflösten, hätte
sicherlich von Anfang an in Betracht bezogen werden müssen, aber allein die
Aussicht auf eine Bonanza drückte alle Bedenken in den Hintergrund. Nur so
ist aus heutiger Sicht nachzuvollziehen, dass sich in den Wintermonaten
1877-1878 eine kleine Schar europäischer Fachleute, ägyptischer Steinbrecher
und Soldaten, gestützt auf einheimische und ortskundige Führer, auf den
eigentlich trostlosen Weg nach Midian machte. Dort suchte sie alte
Bergwerkstandorte wieder ausfindig zu machen und durch das ausschließlich
auf die Oberfläche beschränkte Sammeln von Gesteins- und Mineralproben den
Nachweis von Erzen und Edelmetallen zu erbringen. Eine Vorgehensweise, der
man zwar einen gewissen Romantizismus nicht absprechen kann, die jedoch
schon zur damaligen Zeit nicht mehr mit den Errungenschaften von
Wissenschaft und Technik korrelierte. So sollte denn auch der geneigte Leser
nicht vordergründig den versprochenen Gold- und Silberadern nachtrauern,
sondern sich ganz in die Schilderungen eines uns damals wie heute fremden
Lebens in ariden Regionen vertiefen. Mit dieser, allerdings nur mit dieser
Einschränkung ausgestattet, erschließt sich dem Zeitgenossen ein
Schatz, der nicht nur die Herzen von Geographen, Geologen, Völkerkundlern
und Historikern höher schlagen lässt.
In insgesamt 19 unterschiedlich gewichteten Kapiteln hat Richard Francis
Burton vor allem eines hinterlegt: eine - gemessen an seiner Ausrüstung
- beeindruckende und detaillierte Beschreibung der geographischen
Gegebenheiten der Region zwischen Al-Akaba im Norden und El-Wijh im Süden,
d.h. des nordwestlichen Arabiens, sowie eine erdrückende Auflistung der
gefundenen Erze, Sande und Steine. Um es auf den Punkt zu bringen, es gab an
der Wende zum 20. Jahrhundert nichts, was einen Vergleich hätte wagen können.
Jeder Berggipfel, jedes Tal und jede Wasserstelle wurden kartographisch
erfasst, exakt beschrieben und - wo subjektiv angezeigt - mit Erscheinungen
anderenorts verglichen. Diese Seite der Medaille soll im Rahmen dieser
Besprechung nicht weiter vertieft werden, sie kann jedoch ohne zu übertreiben
als das unvergängliche Verdienst eines Mannes gewertet werden, der mit Herz
und Verstand nach anderem suchte. Im Zentrum seiner Anstrengungen standen
Fundorte von Edelmetallen, Kohle und Erdöl. Doch diese fand er nicht, da
sie entweder schon ausgebeutet worden waren oder überhaupt nicht
existierten. Seine Unzufriedenheit darüber bricht sich wiederholt Bahn. So
kann er beispielsweise nicht nachvollziehen, dass die ihn begleitenden
Araber „vor uns jede Sache verbergen, die sie können; und ganz besonders
alles, was wir am meisten zu wünschen wissen. Erstens wollen sie nicht,
dass wir die Geheimnisse des Landes ausspionieren, und zweitens zählen sie
darauf, uns während einer weiteren Jahreszeit zu schröpfen." (S. 94).
Diese Verärgerung wird sicherlich jeder Forscher nachempfinden könner, sie
war aber nur ein Reflex der Landesbewohner auf ihre bitteren Erfahrungen mit
den nichtmuslimischen Besuchern. Letzteres war Burton nicht verborgen
geblieben, denn in unnachahmlicher Offenheit konstatiert er, dass „die
europäischen Finanziers ... bewundernswert für ihre Anteilseigner gewirtschaftet"
... und ... „die Gans der goldenen Eier an den unmittelbaren Rand des
Todes gebracht hatten" (S. 37). Die Rede ist hier wohlgemerkt von Ägypten
und nicht vom lieben Federvieh. Kann es angesichts solcher Zusammenhänge
verwundern, dass die von ihm angeheuerten Arbeitskräfte wenig Enthusiasmus bei der Suche nach Edelmetallen an den Tag legten und dass die Beduinen ihm
oft mehr als die kalte Schulter zeigten. Er reagierte mit absolutem Unverständnis
und äußerte Urteile, die ihm kein gutes Zeugnis ausstellen. Die Seeleute
„verloren keine Zeit im Zeigen ihrer Habgier" (S. 60), die
Steinbrecher sind „eingefleischte Müßiggänger und Faulenzer" (S.
92), in schwarzen Zelten vegetierende Wüstenbewohner mutieren zu „etwa
einem Dutzend Schuften" (S. 159), das Gebiet der Hisma avanciert zur
„Höhle von Dieben" sowie zum „Asyl für jeden Mörder" (S.
169) und
Was bleibt also unter dem Strich? Für den Leser einerseits auf jeden Fall
ein mustergültiges Beispiel an Gelehrsamkeit und eine geographische
Fundgrube ersten Ranges. Andererseits indessen mit Blick auf chauvinistische
Verblendung auch Anschauungsmaterial der traurigen Art. Und wie mag der
Autor selbst sein Abenteuer in Arabien eingeschätzt haben? Wir wissen es
nicht, doch wir können es erahnen. War Burton doch ausgezogen, „ein
unbearbeitetes Kalifornien' im Osten der Harrah-Vulkane zu finden" (S.
147) und nährte noch aus Anlass der Eröffnung einer Ausstellung in Kairo
mit Proben seiner Gesteinssammlung die Erinnerung an ein „einst immens
reiches Bergbau-Land" und die Vision von einem Fleckchen Erde, das
„bereit sei, einmal mehr wohlhabend zu werden" (S. 301). Ihm blieb
jedoch nicht verborgen, dass „eifersüchtige und behindernde Beamte"
sowie „widersprüchliche Berichte" in den Medien (s. ebenda) seinen
herbeigesehnten Erfolg in Misskredit zu bringen suchten und das mündliche
Versprechen des Khediven, wonach eine Konzession oder „ein Gewinnanteil
von fünf Prozent auf das allgemeine Ergebnis der Bergwerke die
Entdeckungsbelohnung sein sollte" (S. 277), immer mehr in eine Fata
Morgana zerstob.
Bleibt abschließend noch Raum für zwei Gedanken zur Herausgeberschaft und
zur Übersetzung des vorliegenden Ruches. Nochmals sei betont, dass diese
Art von Reiseliteratur ein wertvolles Nachfragegut ist und man sich mehr
solche Werke aus fremder Feder wünscht, die die natürlichen und
gesellschaftlichen Verhältnisse so plastisch und realitätsnah schildern.
Unbestritten ist es weiterhin, die Mentalität und das Bewusstsein unserer
Altvorderen den nachrückenden Generationen vor Augen zu halten, weil nur
das Wissen um die
Rezension
von Dieter Vieweger, 05.01.2005
Uwe Pfullmann macht mit seinen Büchern dem deutschsprachigen Publikum
zwei sehr interessante Orientexpeditionen des 19. Jahrhunderts zugänglich,
denen in der Reihe „Edition Morgenland" bald ein drittes folgen soll
(Adolph von Wredes Reise in Hadramaut Bcny Beied „Ussa Beled el-Hadschar",
1843). Die beiden vorliegenden Bände bieten eindrückliche landeskundliche
und zeitgeschichtliche Einblicke. Die wissenschaftliche Leistung beider
Forscher spricht für den inhaltlichen Wert dieser Reiseliteratur, ihre
spektakulären Erlebnisse für den Unterhaltungswert.
Sir Richard Francis Burton (*1821 in Torquay) trat 1842 als Leutnant
in die englisch-ostindische Armee ein, verließ sie aber bald wieder, um
sich gänzlich der Erforschung unbekannter Länder zu widmen. Nach
verschiedenen Reisen in Ostindien fasste er den Plan, mit Unterstützung der
Royal Geographic Society als Muslim verkleidet die heiligen Stätten von
Mekka und Medina sowie das unbekannte Innere Arabiens zu besuchen, was seit
Burckhardt und Seetzen keinem Nichtmuslim mehr gelungen war. Nachdem er sich
gründlich mit den religiösen Gebräuchen des Islams vertraut gemacht
hatte, ging er 1853 unter dem Namen Scheich Abdallah von Suez in einem
Pilgerschiff nach Janoo, von da zu Fuß nach Medina und dann nach Mekka, wo
er der ganzen Feierlichkeit des Hadsch beiwohnen und an der Kaaba beten
konnte. Mit dem Range eines Hadschi bekleidet, kehrte Burton im Februar 1854
über Dshidda nach Ägypten zurück und veröffentlichte die Ergebnisse
seiner Wanderung In seinem "Personal Narrative of a Pilgrimage to El
Medinah and Meccah" (London 1855). Seine Reisen wurden zur Legende und
sogar verfilmt.
Im Jahr 1869 wurde er nach Damaskus als Konsul versetzt, von wo er während
eines zweijährigen Aufenthalts im Verein mit Thyrwitt Drake Palmyra
besuchte und reiche anthropologische und archäologische Schätze zurückbrachte.
Nach vielen weiteren Abenteuern brach er im Dezember 1877 mit sechs ägyptischen
Offiziere, 32 Soldaten, einem griechischen Koch sowie einem Zimmermann zur
Westküste der arabischen Halbinsel ("Midian") auf. Die Gruppe war
äußerst aktiv. Burton schätzte, dass sie in vier Monaten mehr als 4000
Kilometer zurücklegten. Die Geographen sind sich indes heute darüber
einig, dass Burtons Berichte über Midian sein größter Beitrag zur
geographischen Kenntnis Arabiens sind, weit bedeutender als seine erste,
viel spektakulärere Reise nach Medina und Mekka. Burtons Expedition
erforschte, untersuchte und kartierte den 3.000 km langen Küstenstreifen.
Viele wichtige archäologische Stellen, u. a. die Überreste von 18 Stadien
und 20 Siedlungen wurden identifiziert.
Die beiden Bücher [Band 2 und Band 1 der
Reihe] wie die im Entstehen begriffene Reihe insgesamt sind dem an Palästina
und seinen südlichen Nachbarn interessiertem Publikum wärmstens zu
empfehlen.
Rezension von Horst Kopp in: Die Erde, Heft
1/2005, S. 37ff.
Es ist wenig bekannt, dass große Teile der Arabischen Halbinsel noch
bis ins späte 19.Jahrhundert „unentdeckt" geblieben sind, d.h. von
Europäern noch nicht erkundet worden waren. Uwe Pfullmann verdanken
wir schon zahlreiche Bücher, die die spannende Entdeckungsgeschichte dieser
Region erhellen, u.a. ein im gleichen Verlag 2001 erschienenes „Entdeckerlexikon
arabische Halbinsel". Mit den hier anzuzeigenden Büchern werden zwei
dieser Entdecker ausführlicher gewürdigt. Im Mittelpunkt stehen in beiden
Fällen deren Reiseberichte. Da ist zunächst der weithin vergessene Wallin
(1811-1852) mit Berichten von zwei Reisen durch Nordarabien (1845
und 1848). Die erste Reise führte ihn von Kairo über Ma'an im heutigen
Südjordanien in den Dschof, durch die Nefud-Wüste nach Ha'il und über
Mekka nach Dschidda; die zweite Reise war eine Durchquerung Nordwestarabiens
vom Rotmeerhafen Muwailih über Tabuk nach Basra. Wallin war ein
sprachbegabter, umfassend gebildeter Gelehrter, den alles interessierte, was
ihm auf der Reise begegnete und wovon er hörte: Stammespolitik,
Topographie, Botanik, Landwirtschaft, alte Inschriften, Lebensweise der ihn
begleitenden Beduinen, archäologische Funde. Wie manche andere Reisende
seiner Zeit gab er sich als Muslim aus, blieb aber stets bescheiden und
zurückhaltend - sicher auch das ein Grand dafür, dass seine überaus
materialreichen Berichte kaum bekannt geworden sind. Umso größer ist das
Verdienst des Herausgebers, nicht nur diese Berichte erstmals in deutscher
Übersetzung zu veröffentlichen, sondern auch akribisch viele weitere
Informationen über Wallin zusammenzutragen. Ganz das Gegenteil war Burton
(1821-1890), eine schillernde Figur in jeder Hinsicht: In seinem
unsteten, abenteuerlichen Leben war er Hindu, Katholik und Muslim, lernte
alle paar Monate eine neue Sprache, reiste viel, schrieb 60 Bücher, widmete
sich magischen Geheimkünsten. Der polygam lebende Exzentriker erforschte
Ostindien, das Innere Arabiens, Ostafrika und Island. Spektakulär waren
auch immer die mit biographischen Anmerkungen seines ausschweifenden
Lebensstils angereicherten Reiseberichte, die vom Bildungsbürgertum des
viktorianischen Zeitalters mit einer Mischung aus Neugier und intellektuell
verbrämtem Voyeurismus verschlungen wurden. - 1877/78 kam er zum zweiten Mal
nach Midian, in den Nordwesten des heutigen Saudi-Arabien. Er hatte den
ägyptischen Khedive überzeugen können, eine für damalige Verhältnisse
geradezu üppig ausgestattete Expedition zu finanzieren, um nach Gold zu
suchen. Das fand er zwar nicht, aber dafür viele archäologische Stätten. Uwe
Pfullmann hat den sehr detailreichen Bericht von dieser Reise übersetzt
und belegt damit, dass Burton auch ein hervorragender Beobachter,
ernsthafter Wissenschaftler und begabter Schreiber war, der die regionale
Geographie von Midian ausgezeichnet dargestellt hat. Die beiden sehr
einfühlsamen und detailgetreuen Übersetzungen geben sehr schön den
Schreibstil der Gelehrtenwelt des 19. Jahrhunderts wieder, sind mit
zahlreichen Anmerkungen versehen und stellen eine wahre Fundgrube zur
Geographie Arabiens in jener Zeit dar, fordern jedoch vom Leser viel Geduld.
Fast scheint es so, als habe sich Uwe Pfullmann auf
Grund seiner langjährigen intensiven Beschäftigung mit den Reisenden des
19. Jahrhunderts schon selbst deren trocken-akademischen Stil zu eigen
gemacht.
Besprechung durch Orientbuchhandlung Avicenna,
München:
Sir Richard Francis Burton, der berühmte britische Reisender, wurde am
19. März 1821 in Torquay geboren. Er trat 1842 als Leutnant in die
englisch-ostindische Armee, in welcher er mit Auszeichnung unter Napier in
Sind diente, verließ dieselbe aber bald wieder, um sich gänzlich der
Erforschung unbekannter Länder zu widmen. Nach verschiedenen Reisen in
Ostindien und der Herausgabe mehrerer Werke, wie: "Sindh and the races
that inhabit the valley of the Indus" (London 1850), "Goa and the
Blue Mountains" (London 1851) u. a., welche die Aufmerksamkeit der
Londoner Geographischen Gesellschaft erregten, fasste er den Plan, mit
Unterstützung der Royal Geographic Society als Muslim verkleidet die
heiligen Stätten von Mekka und Medina sowie das unbekannte Innere Arabiens
zu besuchen, was seit Burckhardt und Seetzen keinem Nichtmuslim mehr
gelungen war. Nachdem er sich gründlich mit den religiösen Gebräuchen des
Islams vertraut gemacht hatte, ging er 1853 unter dem Namen Scheich Abdallah
von Suez in einem Pilgerschiff nach Janbo, von da zu Fuß nach Medina und
dann nach Mekka, wo er der ganzen Feierlichkeit des Hadsch beiwohnen und an
der Kaaba beten konnte. Mit dem Range eines Hadschi (Pilgers) bekleidet,
kehrte Burton im Februar 1854 über Dschidda nach Ägypten zurück und veröffentlichte
die Ergebnisse seiner Wanderung in seinem "Personal narrative of a
pilgrimage to El Medinah and Meccah" (London 1855). Seine Reisen über
Afrika sind Legende und wurden sogar verfilmt. Die Beschreibung Sansibars
und der ostafrikanischen Küste veröffentlichte Burton erst weit später in
"Zanzibar" (London 1872). 1869 wurde er nach Damaskus als Konsul
versetzt, von wo er während eines zweijährigen Aufenthalts im Verein mit
Thyrwitt Drake Palmyra besuchte und reiche anthropologische und archäologische
Schätze zurückbrachte. Im Verein mit Charles Drake schrieb er "Unexplored
Syria" (London 1872), machte dann 1872 eine Reise in das Innere
Islands, deren Ergebnis sein Buch "Ultima Thule" (1875) war, und
wurde darauf zum britischen Konsul in Triest ernannt. 1876 und 1877
untersuchte er im Auftrag des Khediven von Ägypten die alten Goldminen im
Lande Midian und entdeckte die Ruinen vieler alter Städte, worüber er in
den Werken: "The Gold-Mines of Midian and the ruined Midianite cities
(1878) und "The Land of Midian revisited" (1879) Bericht
erstattete. In einem am 27. November 1878 vor der Königlichen Gesellschaft
der Künste gehaltenen Vortrag behauptete Burton ausdrücklich, von seinen
ersten Expedition "Proben freien Goldes, gefunden in offensichtlich
eruptivem Basaltgestein, zurückgebracht zu haben. Silber kommt in den roten
Sanden und im Quarz und titanhaltigem Eisen des Dschebel el-Abyaz vor.
Silikat, kohlensaures Salz und andere Kupferverbindungen wurden aus
chloritischem Schiefer und Quarz herausextrahiert. Blei und Eisen liegen überall
herum. Zink war überreichlich vorhanden; die Hälfte des Landes bestand aus
Gips und Selenit, und der Schwefel konkurrierte mit dem von Neapel".
Die zweite, weit aufwendigere Expedition fügte diesen Metallen Antimon
(auch Stibium) und Quecksilber hinzu. Das Angebot des ägyptischen Khediven,
Burton solle als Gouverneur in den Sudan gehen, lehnte er ab. Er schlug vor,
dass er nach Midian zurückkehrt, um eine dreimonatliche Expedition auszuführen,
"eine Erforschung, die die Macht und die Prosperität des Landes fördern
wird".Glücklicherweise blieb der Khedive hoffnungsvoll, und stattete
wenig später eine noch viel größere Abteilung aus. Vier Europäer, sechs
ägyptische Offiziere, 32 ägyptische Soldaten (hauptsächlich befreite
schwarzafrikanische Sklaven), 30 Steinbrecher, ein griechischer Koch und
Kellner und ein Zimmermann gingen am 19. Dezember 1877 an der Küste Midians
an Land. Die Gruppe war immens aktiv. Burton schätzte, dass sie in 4
Monaten mehr als 4000 Kilometer zurücklegten. Sie begutachtete die Lage von
18 alten Siedlungen, aber auch diesmal brachten sie kein Gold mit. Die
Geographen sind sich indes heute darüber einig, dass Burtons Berichte über
Midian sein größter Beitrag zur geographischen Kenntnis Arabiens sind,
weit bedeutender als seine erste, viel spektakulärere Reise nach Medina und
Mekka. Burtons Expedition erforschte, untersuchte und kartierte den 1000 km
langen Küstenstreifen des nördlichen Midian. Viele wichtige archäologische
Stellen, die Überreste von 18 Städten und 20 Siedlungen wurden
identifiziert, und alle die 40 den mittelalterlichen Geographen bekannten Plätze.
Sie brachten alte Artefakte und Knochen, prähistorische Muscheln, und
Exemplare der Flora, Fauna und Insekten mit zurück. Sie bewiesen die
Existenz von wertvollen Mineralien: Schwefel; Salz und Saltpeter und
"gewaltige Ansammlungen von Gips". Sie fanden Achate und Türkise.
Aber sie fanden kein Gold, wenigstens nicht in den Mengen, von denen Richard
überzeugt war, dass sie in den angespülten Sanden existierten. Nunmehr
erscheinen erstmals in deutscher Übersetzung Burtons zwei Bände über das
erneut besuchte Land Midian beim Trafo Verlag Berlin in einem, mit farbigen
und Schwarz-Weiß-Zeichnungen ausgestatteten, ungekürztem Band.