trafo verlag 2001, 550 S., mehr als 250 histor. Abb. und Karten, Register, ISBN 3-89626-328-5
Rezensionen in:
Biblische Reisen, Ausg. März 2002, S. 2.
Auszug: “Entdeckerlexikon arabische Halbinsel. Was sich zunächst wie
ein trockenes wissenschaftliches Handbuch anhört, entpuppt sich bei
näherem Hinsehen als eine anregende, fast spannende Lektüre. Denn die 270
Porträts von Reisenden und Forschern bestehen zu einem großen Teil aus
deren Erlebnissen und Erfahrungen. Der zeitliche Rahmen reicht vom
Mittelalter bis in die Moderne... So ist das Buch auch ein Beitrag zur
Begegnung Europas mit dem Islam - und nicht zuletzt ein interessanter
Einblick in die Frühzeit des Nahost-Tourismus.”
Washington Journal, 18. März 2002, Dr. Seidt.
Auszug: "Uwe Pfullmann ist Orientalist, Historiker und Verfasser
einer unlängst erschienenen, umfassenden Biographie Ibn Sauds, des
Begründers der Saudischen Herrscherdynastie. Jetzt legt er mit seinem
Entdeckerlexikon ein Nachschlagewerk vor, das den Beitrag deutschsprachiger
Reisender bei der Erforschung Arabiens ebenso ausführlich würdigt wie die
Leistungen britischer und französischer Forscher. Pfullmanns Lexikon
schildert die Erlebnisse von 277 Reisenden, die zu verschiedenen Zeiten und
auf verschiedenen Wegen Arabien und den Nahen Osten durchstreiften. Ihre
Reiseberichte und Biographien bilden ein farbiges und spannungsreiches
Mosaik. Wer die ersten europäischen Besuche der heiligen Städte Mekka und
Medina miterleben möchte, wer der "Weihrauchstraße" durch die
Wüsten Arabiens bis in den Jemen hineinverfolgen will, der sollte zu Pfullmanns Buch greifen. Zeitgenössische Ansichten, historische Fotos und
reiches Kartenmaterial machen das Buch zu einem Lesevergnügen."
Orient-Journal, Frühjahr 2002, S. 23
Auszug: "Der durch mehrere einschlägige Arbeiten bereits bekannte
Historiker Uwe Pfullmann hat mit dieser voluminösen Publikation ein
Standardwerk über die Erforscher und – vorwiegend europäischen –
'Entdecker' der arabischen Halbinsel vorgelegt. ... Der Autor hat mit diesem
Werk ein wichtiges Desiderat in der Forschungs- und Publikationslandschaft
geschlossen. ... Hervorzuheben ist, daß Uwe Pfullmann den Kreis der
aufzuführenden Forscher und Entdecker relativ weit gezogen hat ... – so
daß das vorliegende Werk als ein Lexikon der Orientreisenden
schlechthin zu benutzen ist.
Tagesspiegel, Nr. 17781 v. 3. Juni 2002, S. 6, Wolfgang G. Schwanitz.
Auszug: In Mekka
erblickte Mohammed das Licht der Welt. In Medina entstand der islamische
Staat. Zwei Jahrzehnte nach Mohammeds Auszug von Mekka nach Medina wies
dessen Nachfolger Umar 641 Juden und Christen aus Arabien aus. Dieser Kurs
des Kalifen gegen die Minderheiten festigte die Stellung der Heiligen
Stätten, an denen nicht mehrere Religionen nebeneinander bestehen sollten.
Seither galt diese Erde für Nichtmuslime als Tabu. Aus dem Raum kamen die
Wahhabiten, Vorfahren des Hauses Sa'ud, das 1932 ein Königtum gebildet hat.
Abd al-Aziz Ihn as-Sa'uds Erben heißen nun auch „Diener der beiden
Heiligen Stätten". Jedem Muslim obliegt es, einmal im Leben dorthin zu
wallfahren. Die Europäer entdeckten dieses verbotene Land spät, mit dem
sich nun Uwe Pfullmanns Lexikon befasst. Der in Leipzig ausgebildete Arabist
stellt das Leben von 277 Reisenden und Forschern vor, die sich seit dem
Mittelalter in Steppe und Wüste vorgewagt haben. Angetan in der
Landestracht und oft zum Islam bekehrt, vermitteln sie bunte Zeugnisse einer
Zivilisation. Meist ist es der Kontrast zur Heimat, der Reichtum und
Schönheit dieser irdischen Vielfalt erhellt. Der Leser erfährt von Garsten
Niebuhr aus Friesland, der als Erster die Wahhabiten als junge Bewegung
Arabiens beschrieb. Der strenge Muhammad Ibn Abd al-Wahhab - er lebte bis
1792 - bereinigte da den sunnitischen Glauben. Er lehnte den Totenkult und
die Heiligenverehrung ab. Den Genuss von Wein, Kaffee und Tabak ließ er
nicht mehr zu. Eingehalten wurde das Scharia-Gesetz ebenso wie das
Bilderverbot Kern seiner Lehre war das Bekenntnis zur Einheit Gottes. Die
puritanischen Neuerer eroberten alsbald auch Mekka und stellten dort die
Ordnung nach ihrem Bilde her. Ali Bey, ein spanischer Orientreisender,
notierte freilich, seit der wahhabitischen Besetzung seien dort die Mekkaner
dezimiert, ihre Häuser verfallen. Es war nicht nur der periodische Zwist
zwischen Beduinen und Städtern. Es ging vielmehr um die Grundlagen eines
Staates, der jährlich riesige Pilgerströme bewältigen musste. Von Ali Bey
erhielten Europäer die erste Beschreibung der Wallfahrt (Hajj) beim Berge
Arafat Tausende kommen aus allen Winkeln der Erde, um denselben Gott
anzubeten. „Der Kaukasier gibt seine helfende Hand dem Afrikaner; Inder
und Perser verbrüdern sich mit Marokkanern: Alle sind Mitglieder einer
Familie, alle sind gleich vor ihrem Schöpfer."
Prof. Otfried Dankelmann, 04.04.2002:
Vermutlich wußte der Autor Uwe
Pfullmann, als er sein Werk zu erarbeiten begann, noch nicht, daß
Saudiarabier sich alsbald dem allgemeinen Tourismus öffnen wurde, und er
dürfte kaum geahnt haben, daß dessen Regent, Kronprinz Abdallah Ibn Abd
al-Aziz, irn Frühjahr 2002 dem Königreich positivste internationale
Aufmerksamkeit bescheren würde, mit seinem gewichtigen Friedensvorschlag
für den geschundenen Nahen Osten. Jedenfalls konnte das Lexikon jener
mutigen Männer und ( wenigen) Frauen, die zur Entdeckung der arabischen
Halbinsel beitrugen, kaum zu einem günstigeren Zeitpunkt erscheinen.
Freilich ist dies nicht das erste Werk des Autors, das uns diese Region
näherbringt, Erst jüngst erschien aus der Feder des gebürtigen Sachsen
eine gewichtige Biographie über König Ibn Saud (1999), Vater des jetzigen
Königs Fahd wie des genannten Regenten und mancher anderer heutiger
Spitzenpolitiker des Landes. Und auch Werke berühmter Arabienreisender
übersetzte und edierte Pfullmann bereits, etwa Charles Montague Doughtys
Reise in Arabiens Wüsten (1996), Sir Richard Francis Burtons berühmter
Bericht über die Goldbergwerke von Midian wird gerade angekündigt.
Pfullmann kennt sich also aus in der geheimnisvollen Welt, die die Helden
seines Lexikons für sich und andere zu ergründen suchten, er betrieb dort
wie in Iran und Nahost und in Ländern des ebenfalls arabischen Nordafrika,
die er bereiste und fotografierte, seine Studien.
Entsprechend profund ist Pfullmanns knappe historische Einleitung zu
vorliegendem Werk. Dann, alphabetisch geordnet, eröffnet der
palästinensische Kolonistensohn Aaron Aaronsohn (gest. 1919) den etwa 430
Seiten umfassenden lexikalischen Teil des Buches, der mit Marinus Samuel Wemer
(1867-1952), einem reformierten Missionar offenbar niederländischer
Herkunft, endet. Es folgen Anmerkungen, eine stattliche Liste
weiterführender Literatur, ein Anhang instruktiver, übersichtlich gezeichneter
Karten und - auf der Innenklappe - einige benutzerfreundliche Hinweise zur
Aussprache arabischer Namen.
Der Lexikonteil erfaßt 277 Reisende aller relevanten (ca. sieben)
Jahrhunderte arabischer Entdeckungsgeschichte. Berühmte Namen finden sich
darunter, Spanier und Portugiesen, Engländer, Schotten und Deutsche, Araber
und Ungarn, Österreicher und und und. Namen, über die der Autor viel zu
sagen weiß, das lexikalisch Knappe weitet sich dann zum Bericht oder gar Essay,
angereichert mit Karten, Lageskizzen. gut ausgewähltem Bildmaterial. Für
andere Reisende genügen, wenigsten für diese geographische Zone, wenige
Zeilen (bei manchen, wie Joseph Banks etwa, dem großen Londoner Reisenden
und Reiseförderer, mag man zweifeln, ob er hier am Platze ist). Oder aber
es ist von ihnen wenig mehr als Name und Reiseziel bekannt, gelegentlich
waren nicht einmal einfachste Lebensdaten und selbst Vornamen zu ermitteln.
Jedenfalls bislang. Denn Pfullmanns Buch ist in jeder Hinsicht eine Novität.
Bisher ist Experten dieser Region kein Werk einschlägigen Anliegens vor
Augen gekommen, Und so sind Fachleute, Reisende, Leser, Freunde
aufgefordert, an der Verifizierung und Ergänzung der Namensliste und der
Beiträge tatkräftig mitzuwirken.
Pfullmann wollte, wie die Untertitel
unterstreichen, ausdrücklich keinen streng lexikalisch strukturierten Text
liefern. Sein Buch ist Nachschlagewerk und mehr als das. Dennoch vertrügen
manche Einträge vor einer - sehr wünschenswerten - Nach- oder Neuauflage
eine sorgfältige redaktionelle Durchsicht. Leicht zu vereinheitlichen
wären dann auch die Kopfzeilen der alphabetisch geordneten Beitrage,
bestehend aus Namen, Lebensdaten und -orten, Nationalität, Beruf und,
bezogen auf die arabische Halbinsel, Hauptverdienst, soweit dies denn schon
bekannt ist oder die oft spärlichen Quellen noch hergeben werden. Das
würde eine raschere Erstinformation sehr erleichtern und gelegentliche
Doppelungen vermeiden helfen.
Pfullmanns Publikation ist sehr zu wünschen, daß es neben der eigenen
wissenschaftlichen Arbeit die seit gut drei Jahrzehnten anschwellende
Reiseforschung auch, aber nicht nur, über diesen geographischen Raum weiter
stimuliert und diese womöglich auf das verdienstvolle Lexikon zurückstrahlt.
Indes verspricht das Werk schon jetzt, zu einem Standardwerk zu werden.
Märkische Oderzeitung, 22. August 2002, Dieter Pflaum
Auszug: "Wer sich Einblick ... in die arabische Welt verschaffen will,
dem sei ... Pfullmanns "Durch Wüste und Steppe - Entdeckerlexikon
arabische Halbinsel" [empfohlen]. Auf mehr als 500 Seiten erwarten den
Leser die Erfahrungen und Erlebnisse von 277 Forschern und Reisenden, die
zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert die Region bereisten und zudem
biographisch vorgestellt werden."
Leipziger Volkszeitung, 7. November 2002. Rezensent: Prof. Dr. E.
Schulz.
Vorabauszug: “Der Teil der arabischen Welt, den das Lexikon umfaßt, ist
für die meisten Europäer immer noch ein Buch mit sieben Siegeln, auch wenn
die Tourismusindustrie inzwischen Reisen in fast alle diese Gebiete
anbietet. ...
Uwe Pfullmann ist es gelungen, ein Buch zu verfassen, das kein Lexikon im
üblichen Sinne ist, und wer verstehen will, was sich heute in der Region
ereignet, die die Geburtsstätte der drei monotheistischen Religionen ist,
der ist gut beraten, nicht nur einen flüchtigen Blick in dieses Buch zu
werfen. Wer mehr wissen will, als in einem guten Reiseführer zu finden ist,
und auf den Spuren der Reisenden Wandeln möchte, der sollte dieses Buch
nicht nur als Urlaubslektüre bei sich haben.”
Neues Deutschland, 23./24.11.2002, Julius Waldschmidt:
Auszug: “Kann ein Lexikon eine fesselnde Lektüre sein? Ja. Uwe
Pfullmann beweist es. Sein Buch macht mit Resultaten einer jahrelangen
Forschungsarbeit bekannt ...Das Verzeichnis der Arabien-Entdecker, das
Pfullmann vorlegt, weist fast 270 Namen auf.”
Günter
Barthel, Leipzig. Juli 2002:
Wortlaut: Ein Werk gilt es zu besprechen, das nicht nur vom
immensen Fleiß seines Autors kündet, sondern zugleich für sich in
Anspruch nehmen kann, ein Novum darzustellen. Für alle Liebhaber
klassischer Reiseliteratur liegt erstmalig ein Kompendium vor, das auf 462
Textseiten 277 Forschungs- und Handelsreisende, Entdecker und Abenteurer,
Diplomaten und Spione in alphabetischer Reihenfolge auflistet, die im
letzten halben Jahrtausend durch ihre Berichte das Wissen über die
Arabische Halbinsel im Okzident. begründeten und bereicherten, Heute wie
vor Jahrhunderten gingen und gehen von der lebensbedrohlichen Wüste Grub
al-Khaki, von den islamischen Heiligtümern in Mekka und Medina sowie von
den Daseinsbedingungen der Beduinen Reize aus, die beständig dazu führten
und noch führen, diese für uns Europäer fremde Welt zu erschließen, Dass
gerade von den Lebens- und Reiseschilderungen eben jener wenigen Männer und
Frauen, die in die unbekannten Regionen vorstießen, unsere gesicherten
Kenntnisse aber auch die vielfältigen Klischees über die Wiege des Islam
herrühren, macht die Beschäftigung mit ihnen so spannend, amüsant,
lehrreich und wichtig,
Zu
danken haben wir dieses Nachschlagewerk Uwe Pfullmann der nach seinem
Studium und seiner Promotion am Orientalischen Institut der Leipziger
Universität zu einem der wenigen Spezialisten in Deutschland avancierte)
der sich nicht nur in der Geschichte der Völker und Staaten auf der
Arabischen Halbinsel auskennt, sondern sich durch sein editorisches Wirken
auf dem Gebiet der Wiederentdeckung längst verstaubt geglaubter
Reiseliteratur große Verdienste erworben hat.
Territorial hat das Lexikon eine räumliche Dimension zu Inhalt, die vom
heutigen Jordanien, Syrien und Irak im Norden bis zum Jemen im Süden und
vom Roten Meer im Westen bis zum Persischen Golf im Osten reicht. Gegenstände
der Beobachtung durch die Reisenden waren die geographischen und
klimatischen Verhältnisse. die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen
sowie religiöse und kulturelle Gegebenheiten. Was sie zusammengetragen und
zu berichten haben bzw. hatten, reflektiert entweder wahrheitsgemäß die
farbenprächtige Realität in ihrer Vielgestaltigkeit oder gibt wie durch
einen Zerrspiegel die von ihren Vorurteilen geprägten Zustände verbogen
wieder. Die Biographien der Reisenden sprengen in vielen Fallen das übliche
Maß einer lexikographischen Abhandlung, weil sie nicht nur den Lebensdaten,
Reiserouten etc. Raum geben, sondern aus den Publikationen der dargestellten
Personen größere oder kleinere Passagen als Zitate zum Abdruck gelangen,
so dass der Leser einen unmittelbaren Eindruck von den Strapazen einer
solchen Reise, von der Bedeutung des Entdeckten und von den
schriftstellerischen Qualitäten respektive Nichtqualitäten des
Schreibenden gewinnt. Die Lemmata sind in ihrem Umfang unterschiedlich
umfangreich gestaltet. Je nach Quellenlage und nach Bewertung des
Geleisteten erhalten die einzelnen Forscher ihren Platz zugewiesen, Naturgemäß
spürt oder weiß man, dass sich Uwe Pfullmann mit dem Leben und Werk
einzelner Persönlichkeiten besonders intensiv auseinandergesetzt hat und im
Einzelfall auch separate Untersuchungen aus seiner Feder bereits in Buch-
oder Artikelform publiziert wurden.
Die Stichworte einzeln vorzustellen und zu würdigen, wäre ein zu mühseliges
und ein zu aufwändiges Mühen. Selbstverständlich sind alle Großen dieses
Metiers vertreten, angefangen von den Blunts, Johanns Ludwig Burckhardt,
Charles Montague Doughty und Julius Euting über Carsten Niebuhr, William
Gifford Palgrave und Harry Philby bis bin zu Ulrich Jasper Seetzen, William
Henry Irvine Shakespear und Baron Gustav Adolf von Wrede. Ausdrücklich
angemerkt werden soll, dass viele Lemmata eine Fülle an Informationen und
Interessantem bereithalten, die das Lesen zu einer Bereicherung werden
lassen. So z.B. das Stichwort zu Sir Ranulph Twisleton-Wykeham Fiennes, dem
zu entnehmen ist, dass der britische Forscher die längste Polarreise in der
Entdeckungsgeschichte des antarktischen Kontinents bewältigte und mit der
von ihm mit Hilfe von Satelliten-Navigations-Technologie 1991 unter dem Wüstensand
Saudi-Arabiens wiederentdeckten Stadt Ubar der „zeitliche Abschluß der
Entdeckungsreisen des 20. Jahrhunderts" markiert wird. (S. 203) Auch im
Stichwort zu Harry St. John Bridger Philby finden sich gravierende Details
zur Lebensgeschichte jenes Mannes, der sich wie kein Zweiter bleibende
Verdienste um die Durchquerung der Wüstengebiete des wahhabitischen Königreichs
erworben bat. Nicht weniger interessant die Erwähnung seines Sohnes Kim
Philby, der wohl zum bekanntesten Doppelagenten der Spionagegeschichte aufrückte.
(S. 341)
Soweit vom Rezensenten zu überschauen, sind alle Entdeckungsreisenden mit Rang und Namen erfasst. Man könnte das Fehlen von H. J. Carter, der 1844/45 die Sprache und Lebensweise der neusüdarabischen Maura und Qara im Südosten Arabiens untersuchte, und von G. Schweinfurth, der sich 1881 auf der Insel Sokotra aufhielt und 1888/89 die Pflanzenwelt im jemenitischen Randgebirge analysierte, bedauern, muss dies jedoch nicht überbewerten.. Hin und wieder überzieht Uwe Pfullmann in seinem ansonsten beispielgebendem Streben, möglichst jeden Forscher, jedes Zeugnis europäischer Neugierde und jedes Dokument mitteilungswilliger Reisender seinen Lesern vorzustellen. So hätte beispielsweise das Stichwort zum russischen Schiff Varjag ohne Abstrich entfallen können, weil ein Fortbewegungsmittel in einem Lexikon zu Entdeckern nichts zu suchen hat (S. 430) Auch die Aufnahme von Louise Juette-Besnard kann getrost hinterfragt werden, denn der Brief an ihre Schwägerin aus dem Jahre 1905 mit den Schilderungen ihrer Eindrucke aus Maskat erhebt die Verfasserin noch lange nicht in den Rang einer Entdeckerin. (S. 262-264) Diese Feststellung kann ohne jeden Zweifel auch für andere Personen geltend gemacht werden. Störend wirrken die vielen unkorrigiert geblieben Schreib- bzw. Druckfehler. Durch eine solche Oberflächlichkeit erscheint Esprit Julien mit rund 168 Lebensjahren wahrscheinlich völlig zu Unrecht als ältester Mann des 17. und 18. Jahrhunderts. (S. 264) Undurchschaubar ebenso divergierende Zahlenangaben zum gleichen Faktum, so u.a. wenn Ibn Saud auf Seite 34 "mit etwa 30 seiner engsten Gefährten" und auf Seite 82 "mit 23 seiner engsten Gefährten und Verwandten" die Stadtmauer von Ar-Rijad überklettert. Für die mit der arabischen Sprache nicht bewanderten Leser wird die unterschiedtich gehandhabte Schreibung geographischer Namen mit Bestimmtheit zu einiger Verwirrung führen, die sich hätte vermeiden lassen. Wünschenswert wäre es ebenfalls gewesen, wenn die 220 Abbildungen mehr mit den jeweiligen Textstellen korrespondiert hätten, in der jetzigen Form können sie Fehldeutungen implizieren.
Ungeachtet dieser und andere Ausstellungen bleibt - unter Berücksichtigung des anspruchsvollen Literaturverzeichmsses, der 41 Karten im Anhang und der beiden Register - als resümierendes Fazit: ein einzigartiger Wissensspeicher, eine anregende Lektüre und ein Spiegel menschlichen Strebens nach Erkenntnisgewinn. Niemand, der sich mit der Entdeckungsgeschichte der Arabischen Halbinsel beschäftigen oder sich auf den Spuren unserer mutigen Vorfahren durch Wüsten und Steppen bewegen will, sollte auf das Studium des Buches verzichten.
EAZ – Ethnolographisch-Archäologische Zeitschrift; 44(2003), H. 1, S.
157–158 von Ulrich van der Heyden:
Auszug: "Die arabische Region rückte in der letzten Zeit wieder
zunehmend in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Auch deutsche
Soldaten sind dort zur „Terrorismusbekämpfung" stationiert. Sie
werden im Wüstensand eine völlig andere Flora und Fauna, aber vor allem
ein unbekanntes Klima sowie eine fremde Kultur kennen lernen. Wie
ursprünglich die Kunde von der arabischen Halbinsel nach Europa gelangte
und durch wen, zeigte der Orientalist und Historiker U. Pfullmann in seinem
voluminösen, mit historischen Illustrationen hervorragend ausgestatteten
„Entdeckerlexikon" auf. Er stellte in jahrelanger Arbeit die
umfangreichste Liste europäischer Reisender in die Region der arabischen
Halbinsel und ihrer geschichtlich, landeskundlich, geographisch, politisch
und kulturell aufschlussreichen Texte zusammen. Dabei ist es ganz
natürlich, dass es über die einzelnen Reisenden unterschiedlich intensive
Informationen gibt, abhängig vom Wert der schriftlichen Überlieferungen,
deren zeitgenössischer Bedeulung sowie heutiger Wahrnehmung. So haben die
einzelnen Lemmata unterschiedlichen Umfang und sind verschieden ausführlich
dargestellt. Auch sieht man allein schon an der Länge der einzelnen
Artikel, wo bzw. bei wem die Interessen resp. besonderen Kenntnisse des
Autors ausgeprägt sind. Aber dies schmälert keineswegs den Lesegenuss und
den Informationsgehalt des Nachschlagewerkes, dem ein Vorwort des Ministers
für Hochschulwesen von Saudi-Arabien vorangestellt ist. Jener verweist mit
Recht auf die Bedeutung des Werkes. Zum einen liegt diese in der Relevanz
der in der historischen Wissenschaft bislang oft vernachlässigten
Quellenkategorie begründet und zum anderen in der biographischen
Zusammenstellung der ersten Akteure des Kulturkontakts sowie in der
Würdigung von deren Berichten. Denn diese dienen dem besseren Verständnis
zwischen den Menschen im Abend- und Morgenland.
Immerhin hat der Verfasser die biographischen Daten von 277 Forschern und
Reisenden, von denen viele selbst von Fachleuten aus Wissenschaft und
Publizistik vergessen waren, zusammengetragen. Etwa 220 zeitgenössische
Bilder illustrieren die Texte. Eine Reihe von Karten erleichtern auch den
auf der arabischen Halbinsel unkundigen Leser die geographische
Orientierung. Dem Verlag gilt ein Lob für die hervorragende Gestaltung des
Nachschlagewerkes. Als solches kann man das Buch benutzen – braucht es
aber nicht. Es liest sich nämlich auch wie ein Buch der
Entdeckungsliteratur: spannend, informativ und übersichtlich. In einem
halben Jahrtausend - vom 14. bis ins 20. ]h. hinein – bereisten Europäer
der verschiedensten Nationen den Hedschas mit seinen heiligen Städten Mekka
und Medina und sie durchquerten das Hochland im Inneren der arabischen
Halbinsel. Sie waren im Ost-Jordanland und in al-Hasa, der heutigen
Erdölregion am Golf. Sie durchwanderten Maskat und Oman, den Norden und den
Süden des Jemen sowie Asir, Syrien und den Irak. Und sie wandelten auf der
sagenumwobenen Weihrauchstraße durch eine faszinierende Landschaft. Was sie
erlebten und den Daheimgebliebenen berichteten, wird transparent gemacht.
Über 600 Fußnoten, durchgehend nummeriert, belegen die zum Teil
unglaublichen Entdeckerleistungen und zeigen zugleich, dass der Autor sich
nicht nur auf publizierte Quellen stützt, sondern auch Archivmaterial
ausgewertet hat.
Das Lexikon wendet sich sowohl an den Fachmann als auch an ein
aufgeschlossenes, allgemein Interessiertes Publikum. Es vermittelt nicht nur
Einsichten in arabische Geschichte, Politik und Kultur, sondern –
gespiegelt – zugleich auch in europäische Kulturgeschichte. Für den
einen Leser wird vielleicht die Bibliographie der hinterlassenen Werke der
vorgestellten Forscher und Reisenden das Wichtigste an diesem Lexikon sein.
Für den anderen die mitunter aufregenden Biographien der jeweiligen
Autoren. Und für den dritten wird es vielleicht Anregung sein, bei einer
seiner nächsten Urlaubsreisen auf den Spuren europäischer Reisender zu wandeln
und seine Erlebnisse mit den ihrigen – vor 100, 200 oder auch 500 Jahren
– zu vergleichen.
Ein umfangreicher Anhang mit Erläuterungen zu historischen Münz-
und Maßsystemen, einem ausführlichen Literaturverzeichnis sowie mehrere
historische Karten beschließen das Lexikon, welches mit Sicherheit in den
Bibliotheken häufiger benutzt werden wird und längerfristiger Bestand
haben wird, ais so manche hochwissenschaftliche Analyse.