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Besprechung von Dr. Klaus-Ulrich Keubke (25.11.2022)
Mit seinem jüngsten Werk hat der Potsdamer Volker
Schobeß die bislang umfangreichste und fundíerteste Darstellung der
Garnisonsgeschichte dieser Stadt vorgelegt. Etwas mehr als 300 Jahre preußische
Militärgeschichte werden von ihm – reich mit Illustrationen versehen –
präsentiert. Es ist ihm gelungen, die mehr als drei Jahrhunderte Stadt- und
Garnisonsgeschichte im Rahmen eines fast ebenso langen Zeitabschnitts
preußisch-deutscher Militär- und auch Sozial- und Kulturgeschichte anschaulich
darzustellen, ihre Höhe- und Tıefpunkte sachkundig und gründlich zu analysieren.
Tatsächlich geht der Verfasser auch explizit auf
heereskundliche Belange ein. Er behandelt in historischer Abfolge die Anfänge
der Garnison in Potsdam, also erste Truppenaufstellung zur Zeit des Großen
Kurfürsten, den
wirklichen Aufbau der Garnison Potsdam unter dem Soldatenkönig, die
Weiterentwicklung ab Friedrich dem Großen bis zum Ersten Weltkrieg und die
Jahrzehnte danach als Standort von Reichswehr und Wehrmacht sowie letztendlich
das Ende 1945. Natürlich nimmt der 20. Juli 1944 im Spiegel der Potsdamer Stadt-
und Garnisongeschichte einen besonderen Platz im Buch ein, ebenso wie die
Zerstörung der Stadt im Frühjahr 1945 durch den Luftangriff vom 14. April und
dann geschehene Straßenkämpfe. Neben den reinen Geschichten der Potsdamer
Truppenteile sind es auch die der Errichtung militärischer Bauwerke, die
Interesse wecken und bedeutsame Informationen liefern. Einfühlsam verbindet der
Verfasser diese Darstellungen mit dem Eingehen auf die Schicksale
bemerkenswerter, in Potsdam lebender Persönlichkeiten. Allerdings stellt der
vorliegende Band entgegen dem Tıtel ausschließlich die geschichtliche
Entwicklung der Garnison Potsdam bis 1945 dar. Für das folgende halbe
Jahrhundert werden in einem Ausblick vom Verfasser nur die in Potsdam
stationierten sowjetischen Truppen berühıt, insbesondere zurecht unter dem
Gesichtspunkt der von ihnen verübten Untaten unmittelbar in den ersten Jahıen
als Besatzungsmacht. Die Kasernierte Volkspolizei und vor allem die NVA der DDR
mit dem Kommando der Landstreitkräfte (ab 1972), der 1. Mot. Schützendivision
und dem Militärgeschichtlichen Institut der DDR spielen leider keine Rolle,
obwohl vier Jahrzehnte existent. Um es aber nochmals zu betonen: diese
Publikation ist für unser weiteres Eindringen in die Problematik der preußischen
Militärgeschichte und Heereskunde unverzichtbar. Allein die im Anhang gebrachte
„Abrechnung der Generaldomänenkasse von 1715 bis 1741" bringt neue Erkenntnisse.
Eine „Zeittafel von Potsdam unter Friedrich Wilhelm I. ” und eine tabellarische
Aufstellung der „Regimenter und militärischen Institutionen unter Friedrich Il.
in Potsdam" liefern wichtige Zusammenfassungen in konzentrierter Form. Dass der
Band ein umfangreiches Verzeichnis der „Literatur zur Garnison Potsdam" besitzt,
versteht sich von selbst. Der Erwerb des Buches ist unbedingt zu empfehlen.