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Volker Schobeß

"Chronik der Garnisonstadt Potsdam 1640–1994 mit kriegsgeschichtlichen Anmerkungen und heereskindlichen Notizen"

2020, 327 S., zahlr. Abb., Softcover, ISBN 978-3-86465-133-5, 49,80 EUR

 

 

Besprechung von Dr. Klaus-Ulrich Keubke (25.11.2022)

Mit seinem jüngsten Werk hat der Potsdamer Volker Schobeß die bislang umfangreichste und fundíerteste Darstellung der Garnisonsgeschichte dieser Stadt vorgelegt. Etwas mehr als 300 Jahre preußische Militärgeschichte werden von ihm – reich mit Illustrationen versehen – präsentiert. Es ist ihm gelungen, die mehr als drei Jahrhunderte Stadt- und Garnisonsgeschichte im Rahmen eines fast ebenso langen Zeitabschnitts preußisch-deutscher Militär- und auch Sozial- und Kulturgeschichte anschaulich darzustellen, ihre Höhe- und Tıefpunkte sachkundig und gründlich zu analysieren.
Tatsächlich geht der Verfasser auch explizit auf heereskundliche Belange ein. Er behandelt in historischer Abfolge die Anfänge der Garnison in Potsdam, also erste Truppenaufstellung zur Zeit des Großen Kurfürsten, den
wirklichen Aufbau der Garnison Potsdam unter dem Soldatenkönig, die Weiterentwicklung ab Friedrich dem Großen bis zum Ersten Weltkrieg und die Jahrzehnte danach als Standort von Reichswehr und Wehrmacht sowie letztendlich das Ende 1945. Natürlich nimmt der 20. Juli 1944 im Spiegel der Potsdamer Stadt- und Garnisongeschichte einen besonderen Platz im Buch ein, ebenso wie die Zerstörung der Stadt im Frühjahr 1945 durch den Luftangriff vom 14. April und dann geschehene Straßenkämpfe. Neben den reinen Geschichten der Potsdamer Truppenteile sind es auch die der Errichtung militärischer Bauwerke, die Interesse wecken und bedeutsame Informationen liefern. Einfühlsam verbindet der Verfasser diese Darstellungen mit dem Eingehen auf die Schicksale bemerkenswerter, in Potsdam lebender Persönlichkeiten. Allerdings stellt der vorliegende Band entgegen dem Tıtel ausschließlich die geschichtliche Entwicklung der Garnison Potsdam bis 1945 dar. Für das folgende halbe Jahrhundert werden in einem Ausblick vom Verfasser nur die in Potsdam stationierten sowjetischen Truppen berühıt, insbesondere zurecht unter dem Gesichtspunkt der von ihnen verübten Untaten unmittelbar in den ersten Jahıen als Besatzungsmacht. Die Kasernierte Volkspolizei und vor allem die NVA der DDR mit dem Kommando der Landstreitkräfte (ab 1972), der 1. Mot. Schützendivision und dem Militärgeschichtlichen Institut der DDR spielen leider keine Rolle, obwohl vier Jahrzehnte existent. Um es aber nochmals zu betonen: diese Publikation ist für unser weiteres Eindringen in die Problematik der preußischen Militärgeschichte und Heereskunde unverzichtbar. Allein die im Anhang gebrachte „Abrechnung der Generaldomänenkasse von 1715 bis 1741" bringt neue Erkenntnisse. Eine „Zeittafel von Potsdam unter Friedrich Wilhelm I. ” und eine tabellarische Aufstellung der „Regimenter und militärischen Institutionen unter Friedrich Il. in Potsdam" liefern wichtige Zusammenfassungen in konzentrierter Form. Dass der Band ein umfangreiches Verzeichnis der „Literatur zur Garnison Potsdam" besitzt, versteht sich von selbst. Der Erwerb des Buches ist unbedingt zu empfehlen.