Gerhard Leo

 

Gerhard Leo wurde 1923 in Berlin geboren. Der Vater, Rechtsanwalt, Sozialdemokrat, aus einer jüdischen Familie stammend, musste im Herbst 1933 nach einer Inhaftierung im Konzentrationslager Oranienburg mit seiner Familie nach Frankreich fliehen. In Paris eröffnete er eine kleine Buchhandlung mit antifaschistischer deutscher Literatur, die Librairie Lifa, die zu einem der Zentren des kulturellen Lebens der deutschen Emigranten wurde.

1940 musste der soeben 17 Jahre alt gewordene G. Leo aus Paris fliehen, als sich die Nazi-Wehrmacht der französischen Hauptstadt näherte. In der zunächst unbesetzten Zone im Süden schloss er sich 1942 der Résistance-Organisation TA (Deutsche Arbeit) an, die den Auftrag hatte, die Soldaten der Besatzungsmacht für den antifaschistischen Widerstand zu gewinnen. Im Mai 1943 wurde Leo, von der Résistance mit einer falschen französischen Identität versehen, als Dolmetscher in eine Kommandantur der Wehrmacht in Toulouse eingeschleust. Im Februar 1944 von der Feldgendarmerie verhaftet, ist er der vorsätzlichen Zersetzung der Wehrkraft und des Hochverrats angeklagt worden. Auf dem Transport von Toulouse zum Obersten Kriegswehrmachtsgericht in Paris, das ihn verurteilen sollte, wurde er in der Corrèze von Partisanen befreit, die ihn in ihre Reihen aufnahmen. Er kämpfte mit ihnen bis zur Befreiung des Landes, zum Schluss im Rang eines Leutnants.

Nach dem Krieg nach Deutschland zurückgekehrt, war er als Journalist tätig, zunächst in Düsseldorf, ab 1954 in der DDR. Seit 1984 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. Er ist in einer Initiative gegen die Abschiebehaft tätig. Im Januar 2004 wurde er vom Präsidenten der französischen Republik zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.

Gerhard Leo ist seit vielen Jahren publizistisch tätig. Als letztes erschien im trafo verlag sein Buch:

Leo, Gerhard (Hrsg.): "Das Tagebuch der Denise Bardet. Gewidmet dem 60. Jahrestag der Zerstörung der französischen Gemeinde Oradour-sur-Glane am 10. Juni 1944", aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort von Gerhard Leo, trafo verlag 2004, 100 S., zahlr. Abb., ISBN 3-89626-265-3, 19,80 EUR