Branstner, Gerhard, geb. 25.5.1927, gest. 18.8.2008

 

 

Kurzbiografie

Als Branstner 1927 in Blankenhain (Thüringen) geboren wurde, hatte er das Glück, daß seine Eltern bettelarm waren. Und konsequente Antifaschisten. Das verhinderte eine verkehrte Erziehung.

Die Eltern waren strenggläubig. Branstner hat trotz dessen schon als kleines Kind nie an Gott geglaubt. In der Schule hat er nie Heil Hitler gegrüßt und deshalb jeden Morgen Hiebe gekriegt. Sein Unglaube an Gott und Hitler und überhaupt seine Allergie gegen allen Personenkult hat ihn auch vor dem Stalinismus bewahrt. Doch als Dissident ist Branstner absolut ungeeignet, immer und überall.

Als Pazifist hat er während des Krieges nur in die Luft geschossen, obwohl er der beste Schütze in der Kompanie war.

In Kriegsgefangenschaft ist er gern gegangen, doch als sie ihm zu lang gedauert hat, ist er geflüchtet.

Als Kind noch immer armer Eltern erhielt er nach dem Krieg die Möglichkeit, an der Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF), wo Armeleutekinder in der DDR die Hochschulreife nachholen konnten, das Abitur zu erwerben. Auf die Frage, was er einmal werden wolle, antwortete er: Gesellschaftskritiker. Zur Zeit der ersten Parteisäuberungen war das eine riskante Antwort. Nach dem Studium arbeitete er an der Humboldt-Universität als Hochschullehrer und wurde Fachrichtungsleiter. Die Dissertation jedoch, die er nebenbei und in der Hälfte der üblichen Zeit geschrieben hat, wurde nacheinander von 6 Professoren abgelehnt, drei mit Änderungsforderungen. Branstners Antwort: Ich habe Zeit, ich kann warten, bis die sich ändern. Das hat 4 Jahre gedauert. Da war er bereits Cheflektor im Eulenspiegel Verlag. Nach 20 Jahren wurde die Dissertation gedruckt. Nach 40 Jahren wurde sie wieder gedruckt. Immer unverändert.

Vom Verlag aus ist er freiberuflicher Schriftsteller geworden. Damit ging der Ärger weiter, der bis heute ungebrochen anhält. Denn auch seine Lebensdevise ging ungebrochen weiter: Die unbotmäßige Heiterkeit. Das ist seine Methode der Gesellschaftskritik, sowohl auf dem Gebiete der Literatur wie dem der Wissenschaft. Allein sein letztes Buch wurde von 8 Verlagen abgelehnt. Bei etwa 40 Büchern (etwa ein Dutzend wissenschaftliche und zwei Dutzend literarische) summiert sich da der Ärger ganz schön auf.

Branstner ist nichts als ein eigenständiger, unabhängiger Denker. Logischer Weise auch der streitbarste – und der lustigste. Die unbotmäßige Heiterkeit bedingt nun mal beides.

Branstner hält Genie für erforderlich, aber Charakter hält er für wichtiger. Auch für seltener.

 

Gerhard Branstner ist zwischenzeitlich leider verstorben.

 

Zur 10-bändigen Werkauswahl von Gerhard Branstner, die bei trafo erschienen ist

 

 

Internet: www.gerhardbranstner.de

Aktuelle Theaterstücke von Branstner

Werkverzeichnis:

  • Ist der Aphorismus ein verlorenes Kind? Aufbau Verlag 1959

  • Zu Besuch auf der Erde. Vermischtes. Mitteldeutscher Verlag 1961

  • Neulichkeiten. Kalendergeschichten. Eulenspiegel Verlag 1964

  • Die Reise zum Stern der Beschwingten. Utopisches Volksbuch. Hinstorff 1968

  • Die Weisheit des Humors. Sprüche und Aphorismen. Hinstorff Verlag 1968

  • Nepomuks Philosophische Kurzanekdoten. Hinstorff Verlag 1969

  • Der verhängnisvolle Besuch. Krimi 3. Aufl. Verlag Das Neue Berlin 1969

  • Der falsche Mann im Mond. Utop. Krimi. Hinstorff Verlag 1970

  • Ich kam, sah und lachte. Vermischtes. Henschel Verlag 1973

  • Der astronomische Dieb. Utop. Anekdoten. Verlag Das Neue Berlin 1973

  • Vom Himmel hoch. Utop. Lügengeschichten. Verlag Das Neue Berlin 1974

  • Plebejade. Grobianischer Roman. Verlag Der Morgen 1974

  • Der Narrenspiegel. Vermischtes. Hinstorff Verlag 1974

  • Der Sternenkavalier. Utop. Reiseroman. Verlag Das Neue Berlin 1976

  • Der Himmel fällt aus den Wolken. Stücke. Verlag Der Morgen !977

  • Kantine. Eine Disputaion in 5 Paradoxa. Hinstorff Verlag 1977

  • Kunst des Humors. Dissertation. Mitteldeutscher Verlag 1980

  • Handbuch der Heiterkeit. Auswahl 2. Aufl. Mitteldeutscher Verlag 1980

  • Der indiskrete Roboter. Utop. Erzählungen. Mitteldeutscher Verlag 1980

  • Der Esel als Amtmann. Tierfabeln, 4. Aufl. Verlag Der Morgen 1980

  • Sprucksäckel. Sprüche, Sprichwörter. Aphor. Verlag Der Margen 1982

  • Das eigentliche Theater. Theatertheorie. Mitteldeutscher Verlag 1984

  • Die Ochsenwette. Anekdoten in der oriental. Manier. Hinstorff Verlag 1985

  • Das Verhängnis der Müllerstochter. Reime und Sänge. Mitteldeutscher Verlag 1985

  • Der negative Erfolg. Phantastische Erzähl. Mitteldeutscher Verlag 1985

  • Heitere Poetik. Drei Theorien. Mitteldeutscher Verlag 1987

  • Heitere Dramatik. Stücke. Mitteldeutscher Verlag 1988

  • Mensch – wohin? PDS 1993

  • Verbürgerlichung. Traktat. GNN Verlag 1996

  • Das Prinzip Gleichheit. Traktat. GNN Verlag 1996

  • Revolution auf Knien. Politische Philosophie. Verlag Edition Ost 1997

  • Das philosophische Gesetz der Ökologie. Edition eisermann 1997

  • Rotfeder. Politische Philosophie. Verlag Edition Ost 1998

  • Der eigentliche Mensch. Traktat. Verlag Kalaschnikow 1998

  • Witz und Wesen der Lebenskunst. GNN Verlag Schkeuditz 1999 

  • Marxismus der Beletage. Traktat. GNN Verlag Schkeuditz 2000

  • Die Welt in Kurzfassung. Verlag Homilius 2000 

  • Das System Heiterkeit. Verlag Kalaschnikow 2001 

  • Die neue Weltofferte. Traktat. GNN Verlag Schkeuditz 2002

  • Gegenwelt. Traktat. Verlag Kalaschnikow 2002

  • Die Weisheit des Humors. Auswahl i.e.Bd. Selbstverlag 2002

Insgesamt 31 Bücher, 9 Broschüren, über 50 Genres