Uesseler, Manfred:

“Soziolinguistik in der DDR.
Wurzeln, Entwicklungslinien, Schwerpunkte”

2011, 131 S., ISBN 978-3-89626-994-2, 9,80 EUR

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Inhaltsverzeichnis


I) Soziolinguistik in der DDR 7
   0 Einleitende Bemerkungen 7
   1 Vorbemerkung 10
   2 Zur Einteilung in drei Phasen 11
   3 Die erste Phase 12
   4 Die zweite Phase 20
   5 Die dritte Phase 31
   6 Sprachkultur als Teil der Soziolinguistik 43
   7 Zur Sprache junger Leute 55
   8 Soziolinguistische Aktivitäten auf verschiedenen Gebieten 56

II) Sociolinguistics in the GDR 63
   1 Themes in GDR Sociolinguistics 63
   2 Dialectology and Historical Linguistics in the GDR 66
   3 Social Dialectology and Sociolinguistics Proper 68
   4 Sprachkultur 80
   5 The Language of Young People 84

III) Bibliographie 87

IV) Some Remarks on Essential Features of the Development of Sociolinguistics in the Divided Germany 123
   1 West Germany 123
   2 East Germany 126

References 129
Über den Autor 131

 

 

Einleitende Bemerkungen


Wenn man in den letzten Jahren auf Konferenzen und Kolloquien feststellte, dass ich aus dem östlichen Teil Deutschlands, also aus dem Gebiet komme, das früher die DDR war, wurde ich immer wieder nach wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Soziolinguistik, aus diesem Raum gefragt. Auch während meiner Vortrags- und Lehrtätigkeiten an verschiedenen Universitäten in Indien (u.a. Dehli, Mumbay (Bombay), Kolkata, Shantinikitan, Chennai (Madras), Thiruvannanthapuram (Trivandrum) wurde ebenfalls häufig die Frage nach der Soziolinguistik in der DDR gestellt. Es ist schon erstaunlich, dass die Soziolinguistik der DDR noch heute so starkes Interesse hervorruft. Mündliche Informationen konnten den Wissensdrang meiner Kolleginnen und Kollegen, vor allem aber auch der Studierenden, natürlich nur in unzureichender Weise befriedigen, auch wenn ich mir große Mühe gab. Ich versuchte dann mit hektographierten Blättern, die ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland per Luftpost oder email zusandte, diesen Informations- und Wissensdurst noch irgendwie zu bändigen, möchte ich fast sagen.
Auch während meiner Gastdozententätigkeit im Auftrage des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in den Jahren 1999, 2003 und 2005 an der Universität Vilnius, der Hauptstadt Litauens, stieß ich auf dieses große Interesse, und so kam mir bei meinem Bemühen, die vielen Fragen sachkundig zu beantworten sehr entgegen, mit Unterstützung des Akademischen Austauschdienstes eine Reihe von Materialien, darunter auch das Buch „Soziolinguistik für Studenten der Germanistik“ (Vilnius 2005), im dortigen Universitätsverlag zu publizieren.
Den Studierenden konnte ich auf diese Art einen Literaturüberblick zur Soziolinguistik in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR bis zur Vereinigung vermitteln, und ich machte sie auch mit einer Reihe meiner eigenen Arbeiten zur Soziolinguistik bekannt. Mit freundlicher Genehmigung von Norbert Dittmar und dem Max Niemeyer Verlag stellte ich im Anhang wichtige Methoden zur soziolinguistischen Forschung aus Dittmars Buch „Grundlagen der Soziolinguistik“ aus dem Jahre 1997 zur Verfügung. Das war für die Studierenden eine große Hilfe, denn Litauen, das erst wenige Jahre zuvor seine staatliche Unabhängigkeit deklariert hatte, stand vor der Aufgabe, seine Wissenschaftslandschaft neu zu gestalten. Gab es doch fast keine Voraussetzungen, geschweige denn neues Lehrmaterial für die Ausbildung auf dem Gebiete der Soziolinguistik, wie auch überhaupt auf vielen Gebieten der Geisteswissenschaften.

Die Publikation „Soziolinguistik für Studenten der Germanistik“, dazu ein großer Reader für die Lehrveranstaltungen der Anglistikstudenten auf dem Gebiet der Soziolinguistik und der Diskurstheorie, den ich zur Verfügung stellen konnte, wurden, wenn sie auch nur erste Anfänge für die Ausbildung darstellen konnten, dankbar aufgenommen.
Die hier vorliegenden Ausführungen versuchen die häufig artikulierten Fragen – zur Soziolinguistik in der DDR – noch etwas umfassender zu beantworten, ohne jedoch den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Sicher können meine Ausarbeitungen nur wieder weitere Bruchstücke im Rahmen eines möglichen Mosaiks soziolinguistischer Arbeiten in der DDR sein, doch eben auch ein Stück, um ein Vergessen zu bremsen, wenn auch letztlich kaum zu verhindern.
Meine Lehrtätigkeit in Indien, aber auch vielfältige Kontakte mit interessierten Kolleginnen und Kollegen und einer beträchtlichen Zahl von Studenten, welche die deutsche Sprache nicht beherrschen, bewogen mich, eine Zusammenfassung in englischer Sprache zu verfassen und anzufügen. Wesentliche Teile dieser englischen Version sind einem Vortrag entnommen, den ich auf dem Anglistentag im Jahre 2002 in Bamberg zum Thema „Sociolinguistics in the GDR“ gehalten habe. Auch dort konnte ich das große Interesse an dieser Thematik feststellen. Zugleich machte ich aber auch in diesem fachlich äußerst kompetenten Kreis des Fachbereiches Englisch die Erfahrung, dass unklare und zum Teil sogar falsche Vorstellungen über die Soziolinguistik in der DDR vorhanden waren. Für das Interesse an dieser Thematik zeugt auch, dass ich für den Band „Anglistik. Research Paradigms and Institutional Policies 1930 – 2000“ unter der Federführung von Stephan Kohl, um einen Beitrag zu „Sociolinguistics in the GDR“ gebeten wurde, der dann im Jahre 2005 im Wissenschaftlichen Verlag Trier erschien.
Die Erfahrungen auf dem Anglistentag – wie auch weitere Erkenntnisse schon vorher und seitdem – haben mich veranlasst, noch eine Gegenüberstellung in geraffter Form in englischer Sprache hinzuzufügen, in der die unterschiedlichen Grundlagen und Aktivitäten in den beiden deutschen Staaten bis zur Vereinigung im Jahre 1989 herausgestellt werden. Es handelt sich hier um eine Kurzform meines Vortrages, den ich auf dem Linguistischen Kolloquium in Aarhus im Jahre 1993 zum Thema „Some Remarks on Essential Features of the Developments of Sociolinguistics in the Divided Germany“ gehalten habe. Ist es auch nur ein kompilierter Überblick, so hat die Diskussion dazu damals ergeben, dass durch diese knappe Gegenüberstellung, die sehr unterschiedlichen Schwerpunkte und Forschungsaktivitäten zutage traten, die tiefere Einblicke in die Gesamtproblematik ermöglichten, die auch heute noch von Interesse sein dürften.
Meine Publikation soll dazu herausfordern, eine umfassendere Darstellung der Soziolinguistik in der DDR zu erarbeiten, die das breite Spektrum soziolinguistischer Aktivitäten vor dem Vergessen bewahrt. Die vorliegende Arbeit eines Einzelnen kann nur ein Anfang dazu sein, der im Zusammenwirken einer größeren Gruppe von Fachwissenschaftlern seine Ergänzung finden sollte.

Manfred Uesseler