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Predota, Stanislaw/ Rudolph, Andrea (Hg)

Der Worte Echo im Spiegel der Sprache. Festschrift für Maria Katarzyna Lasatowicz

2011, [= SILESIA. Schlesien im europäischen Bezugsfeld. Quellen und Forschungen, Sonderband 1], 456 S., ISBN 978-3-89626-977-5, 39,80 EUR
 

 

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Klappentext

Die Gegenwart nimmt für sich in Anspruch, eine Informations- und Wissensgesellschaft zu sein, und in der Tat verfügte keine historisch bekannte Periode über mehr faktologisches Wissen, das zugleich über das Internet so demokratisch wie nie zuvor zugänglich ist. Dieser Sachverhalt stellt für die mit Texten arbeitenden Wissenschaften eine neue Herausforderung dar. Ursprünglich war die Beschäftigung mit Werte setzenden Basistexten der Gesellschaft (Bibel, Tora, Koran, Texte aus der Antike) eine ganzheitliche kreative Interpretation zum Zwecke der Anpassung dieser Werte an veränderte historische Bedingungen. Sie umfasste z.B. in der Übersetzung, der Erstellung von Konkordanzen, Wörterbüchern, Enzyklopädien einen rein sprachlichen, meist lexikalischen Teil, der jedoch in eine Reflexion über die Stellung im Ganzen des jeweils geltenden Welt- und Menschenbildes eingebunden war. Heute bietet die moderne Datenverarbeitung die Möglichkeit, immense Textmengen nach objektiven statistischen Methoden auszuwerten.
Dem steht von Seiten der Philosophie wie von philosophisch inspirierten linguistischen Theorien von Humboldt bis Chomsky entgegen, dass die Beschäftigung mit Sprache sich nicht auf eine rein quantitative Untersuchung von Textkorpora einschränken lässt, vielmehr Erklärungs- und Deutungsmodelle entwickelt werden müssen, die die Wertebefragung des akkumulierten Wissens leiten könnten. Anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens des Germanistischen Instituts an der Universität Opole unterbreitet die Festschrift für Maria Katarzyna Lasatowicz sprach- und kulturwissenschaftliche Deutungsangebote.
 

 

Inhalt


Zum 60. Geburtstag von Kollegin Maria Katarzyna Lasatowicz,
Professorin und Leiterin der Germanistik an der Universität Opole 11
Franciszek Grucza

Interview mit der Jubilarin Maria Katarzyna Lasatowicz 15



I. Raum und Zeit in Sprache und Text. Schlesien 27

Welche Sprachen kannten die ersten schlesischen Piastenherzöge?
Von Wladislaus II. (* 1105) bis Heinrich IV. († 1290) 29
Norbert Morciniec

„Ohne Sprache gibt es kein Recht.“ Überlegungen zu Geschichte,
Kultur und Recht anhand einer Handschrift des Kaiserrechts aus dem
Jahre 1449 in der Universitätsbibliothek Wrocław/Breslau 43
Ilpo Tapani Piirainen

Historische Linguistik – ein veraltetes Diskursfeld? Zur Aufdeckung mittel-
alterlicher Kommunikation in den Handschriften am Beispiel Schlesiens 59
Marek Biszczanik

Personennamen in Oberschlesien als Spiegel sozialgeschichtlichen und
politischen Wandels am Beispiel der Sprachinsel Kostenthal/Gościęcin 73
Felicja Księżyk

Ein Heiligenentwurf unter den Bedingungen reflektierter Modernität.
Anmerkungen zu Eichendorffs Hedwig-Fragment 87
Gabriela Jelitto-Piechulik

Die katholische Kirche in Schlesien und nationale Minderheiten 101
Marcin Worbs

Aspekte der Multikulturalität und Mehrsprachigkeit im Roman Baba und
ihre Kinder von August Scholtis 111
Daniela Pelka


Die Feier zum hundertjährigen Jubiläum der Befreiungskriege in
Breslau und Gerhart Hauptmanns Festspiel in deutschen Reimen (1913)
in ausgewählten Pressereaktionen 125
Marion George

Moderne Massenmedien im Wandel. Die Schlesische Funkstunde
(1924–1933) 141
Daniela Ploch

Günther Anders’ Besuch im Hades 157
Helmut Peitsch

„Stark aus dem ehern Gesteine der schärfsten Erkenntnis“. Auferstehen
aus Ruinen in Appell-Texten Ilse Langners 177
Andrea Rudolph

Horst Bienek trifft Bertolt Brecht 197
Daniel Pietrek

Wer war die Frau, der Goethe in Breslau einen Antrag machte?
Henriette von Schuckmann, geborene Freiin von Lüttwitz – eine
Spurensuche mit Heinz Piontek und Giacomo Casanova 211
Hartmut Scheible

Zur Integration der Notizentechnik in den Studiengang Germanistik
mit Schwerpunkt Translatorik am Institut für Germanistik der Universität
Opole und Vorschläge zur Didaktisierung 241
Dennis Scheller-Boltz

Wolf Wondratscheks Werke als Vorlagen für die Übersetzung ins
Polnische 257
Małgorzata Jokiel

Das deutsch-polnische Problem in der oberschlesischen Literatur
der 20er und 30er Jahre. 273
Grażyna Barbara Szewszyk



II. Sprache und Text. Weitere Themenfelder 287

Marian Adam Kleczkowski – unser germanistischer Vorgänger in Krakau 289
Maria Kłańska
Konsonantencluster im Deutschen und Slowakischen. Phonologische
Restriktionen ihres Vorkommens in Wörtern und Silben beider Sprachen 305
Miloš Chovan

Der lexikalische und semantische Wandel innerhalb der zeitrelativen
Temporaladverbien, die einen Sachverhalt kurz vor dem Sprechzeitpunkt
lokalisieren 321
Józef Wiktorowicz

Zum deutsch-polnischen Sprachkontakt: Das Wort szlachta –
ein besonderer Entlehnungsfall aus dem Deutschen 331
Tomasz Czarnecki

Officia oratoris 341
Iwona Bartoszewicz

Über Priameln in der deutschen Gegenwartssprache 355
Stanisław Prędota

Steckbrief – Versuch einer holistischen Darstellung eines Rechtstextes 367
Jarosław Bogacki

„Ich entscheide mich für die Sprachkunst“. Zur Metrik und Rhythmik
im Zyklus Vom Rhythmus Josef Weinhebers 383
Katarzyna Grzywka, Lech Kolago

Chronik des Lodzer-Gettos als Zeitung für zukünftige Leser 401
Krystyna Radziszewska

Jadwiga von Franz Theodor Csokor 417
Irena Światłowska

Die Genderstruktur in Arno Geigers Familienroman Es geht uns gut (2005) 427
Joanna Ławnikowska-Koper

Intertextuelle Bezüge in Wieland Försters Der Andere. Briefe an Alena 439
Hans-Christian Stillmark

Autorenverzeichnis 453

 

Zum 60. Geburtstag von Kollegin Maria Katarzyna Lasatowicz,
Professorin und Leiterin der Germanistik an der Universität Opole


Wer sich heiter zu erhalten sucht, der sorgt nicht bloß für sein Glück,
sondern er übt wirklich eine Tugend. Denn die Heiterkeit,
selbst die wehmütige, macht zu allem Guten aufgelegter
und gibt dem Gemüt Kraft, sich selbst mehr
aufzuerlegen und mehr für andere zu leisten.

WILHELM VON HUMBOLDT



Es ist mir eine große Ehre und Freude zugleich, auf Wunsch der Herausgeber dieser Festschrift, ein Grußwort zum 60. Geburtstag von Kollegin Maria Katarzyna
Lasatowicz schreiben zu dürfen. Ich erfülle den Wunsch sehr gerne. Zum einen deshalb, weil ich ebenso fest wie die Herausgeber dieser Festschrift davon überzeugt bin, dass Frau Maria Katarzyna Lasatowicz, Professorin der Universität Opole, gleichermaßen als Wissenschaftlerin, Hochschullehrerin und langjährige Leiterin des Instituts für Germanistik der Universität Opole sich hoch verdient gemacht hat und dass es in jeder Hinsicht gut und richtig ist, sie aus Anlass ihres 60. Geburtstages mit einer Festschrift zu beschenken und ihr in dieser Festgabe zu ihren Leistungen zu gratulieren.
Keine Frage, dass die Jubilarin heute zu Recht einen durchaus verdienten positiven Ruf genießt, der nicht nur in Opole, sondern in ganz Polen und auch außerhalb der Grenzen Polens vernehmbar ist. Und auch keine Frage, dass dem vor allem deshalb so ist, weil es inzwischen weit und breit bekannt ist, dass wir es vor allem ihrem unermüdlichen Einsatz zu verdanken haben, dass die Germanistik in Opole binnen einer relativ kurzen Zeit zu einem wesentlichen Standort nicht nur der polnischen Germanistik qua einer Auslandsgermanistik, sondern auch der Germanistik überhaupt – der internationalen Germanistik – geworden ist. Auf eine recht deutliche Art und Weise belegen diesen Aufstieg der Germanistik in Opole die vielen, von ihren Vertretern, in erster Linie von der Jubilarin vorbereiteten wissenschaftlichen Tagungen sowie die Liste der in Zusammenarbeit mit bedeutenden polnischen und/oder ausländischen Partnern realisierten Forschungs- sowie Lehrprojekte.
Einen recht ausführlichen Bericht darüber kann der interessierte Leser in dem von dem Verband Polnischer Germanisten herausgegebenen Band der Materialien der internationalen wissenschaftlichen Konferenz zum Thema Germanistische Wahrnehmungen der Multimedialität, Multilingualität und Multikulturalität nachlesen, die anlässlich der Jahrestagung 2007 des Verbandes in Zusammenarbeit mit dem Institut der Germanistik in Opole vorbereitet und in der Zeit vom 11. bis zum 13. Mai 2007 in der Aula der Universität Opole abgehalten wurde (siehe: F. Grucza u.a., eds., Germanistische Wahrnehmungen der Multimedialität, Multilingualität und Multikulturalität, Warszawa 2007, 293–307).
Institutionalisiert wurde die Germanistik in Opole erst 1990. Bereits 1994 wurde die Leitung der Germanistik in Opole der Jubilarin anvertraut. Sie hat sich der damit verbundenen Herausforderung gestellt, obwohl sie damals noch über keine akademische Leitungserfahrung verfügte. Sie musste aber damals auch deshalb Pionierarbeit leisten, weil Opole zu jener Zeit eine Stadt nicht nur ohne eine germanistische, sondern auch noch ohne eine universitäre Tradition war. Jedenfalls: Als Leiterin der Germanistik in Opole musste sie in den 90er Jahren zunächst lernen, mit vielen unerwarteten Aufgaben fertig zu werden und vielen verschiedenen Aufgaben zu gleicher Zeit nachzugehen.
Aufgrund meiner diesbezüglichen langjährigen Erfahrung weiß ich nur allzu gut, dass das Hauptproblem eines jeden Hochschullehrers, dem binnen der akademischen Welt Leitungsfunktionen anvertraut werden, darin besteht, seine Zeit und Energie derart einzuteilen, dass ihm nach wie vor wenigstens ein Teil davon für die Realisierung eigener Forschungsinteressen übrig bleibt. Sowohl die Liste der Publikationen als auch der von ihr vorbereiteten und in Opole durchgeführten wissenschaftlichen Tagungen sowie ihrer Teilnahmen an von anderen organisierten Konferenzen und/oder Kongressen bezeugen deutlich, dass es der Jubilarin gelungen ist, auch während der Zeit, in der sie die Germanistik in Opole leitete, die eigenen Forschungen recht intensiv voranzutreiben und für ihre Ergebnisse ein Interesse der Fachwelt zu wecken. Besonders oft werden in der Fachwelt die Ergebnisse ihrer Forschungen zu historischen wie aktuellen Kommunikationsproblemen beachtet und zitiert, auf die Mitglieder verschiedener Minderheitengemeinschaften, insbesondere aber in Oberschlesien, stoßen.
Dass es der Jubilarin gelungen ist, binnen einer so kurzen Periode feste Grundlagen für die Fortentwicklung der Germanistik in Opole zu legen, die sie prädisponierten, sich mit ihren Leistungen in der wissenschaftlichen Welt Polens und darüber hinaus Geltung zu verschaffen, und nichtsdestotrotz auch ihre eigenen Forschungen wesentlich voranzutreiben, ist meines Erachtens darauf zurückzuführen, dass sie ihr praktisches Denken, Planen und Handeln gleichermaßen wie ihre Forschung und Lehrtätigkeit stets mit Heiterkeit anging und weiterhin angeht – mit Heiterkeit, die den von Wilhelm von Humboldt verfassten und oben als Motto dieses Grußwortes angeführten Sätzen zufolge Menschen zu allem Guten aufgelegter macht und ihren Gemütern Kraft gibt, „sich selbst mehr aufzuerlegen und mehr für andere zu leisten“.
Ich denke, dass man dieser Behauptung von Wilhelm von Humboldt allein deshalb ein besonders Vertrauen schenken darf, weil er, wie wir wissen, nicht nur als Sprachwissenschaftler und Sprachphilosoph, sondern auch als praktischer Manager außerordentlich viel geleistet hat. In Kürze: die zitierte Behauptung von ihm ist eine Schlussfolgerung, die er aufgrund seiner eigenen Erfahrung formulierte. Sicherlich profitierte er von seiner Heiterkeit unter anderem zu jener Zeit, in der er als Mitbegründer der Berliner Universität, die heute einfach die Humboldt-Universität genannt wird, wirkte.
Als dem langjährigen Präsidenten des Verbandes Polnischer Germanisten ist es mir ein besonderes Anliegen, mich bei Frau Kollegin Maria Katarzyna Lasatowicz an dieser Stelle vor allem für all die Energie und Zeit besonders herzlich zu bedanken, die sie, zum einen, für den erwähnten Auf- und Ausbau der Germanistik in Opole und zum anderen für die Intensivierung der deutsch-polnischen und polnisch-deutschen wissenschaftlichen sowie kulturellen, aber auch alltäglichen, Kontakte aufbrachte. Auf eine besondere Art und Weise habe ich aber in der erwähnten Eigenschaft der Jubilarin auch für ihren außerordentlichen Beitrag in Sachen Ausbildung junger Germanisten in Opole zu danken – insbesondere dafür, dass sie immer zur Mithilfe bereit war, dass sie stets für ein Wohlergehen des Hochschulbetriebs, für ein freundliches Verhältnis zwischen Dozenten und Studenten sorgte und sowohl den Doktoranden als auch Habilitanden eine großzügige Förderung zu sichern wusste.
Ich sage es in aller Deutlichkeit: als Präsident des Verbandes Polnischer Germanisten gratuliere ich Kollegin Maria Katarzyna Lasatowicz an dieser Stelle nicht nur zu ihrem Jubiläum – ich gratuliere ihr auch, ja – sogar vor allem, zu ihren Arbeitsergebnissen und dabei in erster Linie zu ihren Leistungen in Sachen Entwicklung der Germanistik in Opole. Ich gratuliere ihr zu dem, was sie bereits erreicht hat, und wünsche zugleich ihr und uns, dass sie ihre diesbezügliche Entwicklungsarbeit möglichst lange mit der ihr, wie ich meine, angeborenen Heiterkeit fortsetzt.
Ich wünsche es mir/uns, weil ich glaube, dass die Germanistik in Opole unter ihrer Leitung die Chance hat, zu einem besonderen Standort der polnischen Germanistik zu werden – zu ihrem Standort, dessen Besonderheit sich daraus ergibt, dass sie sich darum bemüht, zum einen das lokale (wie ich es nenne) Deutsch vor Ort, und dabei sowohl das historische als auch das gegenwärtige, vor allem das Deutsch der lokalen deutschen Minderheit, und zum anderen die lokale multilinguale sowie multikulturelle Tradition im Sinne eines festen Bestandteils ihres Forschungs- und Lehrgegenstandes zu behandeln. Ich erinnere, dass auf die besagte multilinguale sowie multikulturelle Tradition von Opole auf eine besondere Art und Weise unter anderen der damalige Rektor der Universität Opole, Prof. Dr. Stanisław Nicieja, in seiner 2007 gehaltenen Ansprache anlässlich der feierlichen Eröffnung der erwähnten internationalen Konferenz des Verbandes Polnischer Germanisten hingewiesen hat.
Doch selbstverständlich wünsche ich Kollegin Maria Katarzyna Lasatowicz nicht nur in ihrer Tätigkeit als Wissenschaftlerin und Hochschullehrerin, sondern auch in ihrem privaten Leben nach wie vor viel Glück und Erfolg.
Liebe Frau Lasatowicz – ich wünsche Ihnen, mir und uns allen, dass Sie nie von Ihrer Heiterkeit im Stich gelassen werden und dass Sie auch künftig alle Ihre Projekte mit Elan angehen. Ad multos annos!


Warszawa, November 2010
Prof. Dr. Franciszek Grucza
Präsident des Verbandes Polnischer Germanisten
Ehrenpräsident der Internationalen Vereinigung für Germanistik