Klappentext
In dem vorliegenden
Band werden die kanonischen Grenzziehungen einer ideengeschichtlich
ausgerichteten Philosophiegeschichtsschreibung zugunsten eines
methodisch erweiterten Blickwinkels aufgebrochen. Bekannte oder erst
noch zu entdeckende Philosophinnen stehen in den Beiträgen des Bandes
gleichrangig neben Frauen, die sich unterhalb der Schwelle der
Professionalität mit Philosophie beschäftigten und darum vom Hauptstrom
der Philosophiegeschichtsschreibung an den Rand gedrängt werden. Das 18.
Jahrhundert – so lautet die These, die mit dem Band in die Forschung
eingeführt wird – war das Jahrhundert der philosophischen Bildung von
Frauen. Die auf breiter Quellengrundlage entwickelte These wirft die
Frage auf, warum Philosophie im 18. Jahrhundert nicht nur die großen
Selbstdenkerinnen und gelehrten Frauen erreichte, sondern in Wort, Bild
und Beispiel auf weite Kreise der weiblichen Bevölkerung einwirkte. Der
Akzent liegt auf dem deutschen Kulturraum.
Der Band richtet sich an Philosophiehistoriker(innen),
Literaturhistoriker(innen), Sozialhistoriker(innen), Pädagog(inn)en und
Kulturwissenschaftler(innen).
Inhaltsverzeichnis
Vorüberlegungen und Nachträge zur philosophischen Bildung von
Frauen im 18. Jahrhundert 9
Sabine Koloch
I. Bildungspioniere
Philosophie aus frühaufklärerischer Männersicht Geschlechtsspezifische
Ausbildung aus dem Blickwinkel und im Einflussbereich von Christian
Thomasius 35
Hanspeter Marti
»Weil der Verstand kein Geschlecht hat« – Jean-Baptiste Morvan de Bellegarde
(1648–1734) als Vermittler des ›cartesianischen Feminismus‹
79
Christian von Tschilschke
Zwei große Plädoyers für die Frauenbildung im bayerischen Raum: Johann
Christoph Mayers Abhandlung Vernünftige Gedancken von den Gerechtsamen
des Frauenzimmers, philosophische Wissenschaften zu erlernen (1758) und
die anonyme Abhandlung Der Vorzug des philosophischen Frauenzimmers vor
andern von ihrem Geschlecht, welche die Weltweisheit nicht verstehen
(1740) 101
Heidemarie Bennent-Vahle
II. Wissenskulturen und Wissenstransfer
Vulgarisierung und Didaktisierung von Newton: die Lehrbücher von Francesco
Algarotti und Émilie du Châtelet – Möglichkeiten naturphilosophischer
Bildung von Frauen im
18. Jahrhundert 135
Frauke Böttcher
La belle Wolfienne: Strategien der Wissenstransformation 161
Annett Volmer
III. Produzentinnen und Adressatinnen philosophischen
Wissens
Luise Adelgunde Victorie Gottsched. Philosophie und Religion
177
Marie-Hélène Quéval
Gelehrte Frauen in der Deutschen Gesellschaft zu Jena. Die Gruppe um Anna
Christina Ehrenfried von Balthasar, Trägerin des Titels »Baccalaurea artium
et philosophiae« 207
Felicitas Marwinski
IV. Philosophisch gebildete Frauen
Aufklärung in Damenstiften? Historische Annäherungen an ein weitgehend
unbeachtetes Forschungsfeld 243
Ute Küppers-Braun
Sehnsucht nach Bildung. Die Konventualinnen im protestantischen Damenstift
Heiligengrabe schenken sich eine Bibliothek 265
Ursula Röper
Die Privatbibliothek einer »der ausgebildetsten Damen«, der Landgräfin
Caroline von Hessen-Homburg 279
Anke Bennholdt-Thomsen / Alfredo Guzzoni
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