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Einfachheit als Wirk-, Erkenntnis und Gestaltungsprinzip
trafo Wissenschaftsverlag 2010, 166 S., ISBN 978-3-89626-953-9, 19,80 EUR
Vorwort
Erdmute Sommerfeld: Einführung
Herbert Hörz: Philosophischer Reduktionismus oder wissenschaftlich berechtigte Reduktionen? Zu den erkenntnistheoretischen Grundlagen des Prinzips Einfachheit
Werner Krause: Einfachheit und menschliche Informationsverarbeitung?
Sabine Müller: Einfachheit biochemischer Komplexität – ein Widerspruch?
Rainer Schimming: Optimierung von Erkenntnis: Einfachheit, Einheitlichkeit, Anschaulichkeit
John Erpenbeck: Vereinfachung durch Komplexität. Persönlichkeitseigenschaften und Kompetenzen
Gerhard Banse: „Nicht so exakt wie möglich, sondern so genau wie nötig!“ Das Einfachheitsprinzip in den Technikwissenschaften
Hans-Otto Dill: Einfachheit vs. Komplexität in Literatur, Kunst und Wissenschaft
Wolfgang Eichhorn: Ockhams Rasiermesser und Karl Mengers Gegenstück
Klaus Fuchs-Kittowski: Zur Diskussion über Vereinfachung und Reduktion als Methode
Wolfdietrich Hartung: Anmerkungen zur Einfachheit aus der Perspektive eines Linguisten
Lothar Kolditz: Diskussionsbemerkung in der Plenarveranstaltung „Einfachheit als Wirk-, Erkenntnis- und Gestaltungsprinzip“
Erdmute Sommerfeld: Einfachheit – ein Grundprinzip in den unterschiedlichsten Disziplinen? Anregungen zur interdisziplinären Diskussion
Abschließende Bemerkungen des Vizepräsidenten
Gerhard Banse
Vorwort
Ist Einfachheit ein universelles Prinzip zum Erkennen, ein universelles Prinzip
der Wirkung und ein universelles Prinzip zum Gestalten in den
unterschiedlichsten Disziplinen der Wissenschaft? Wenn ja, wie ist es zu
begründen und welche Rolle spielt es bei der Be- und Verwertung von
Erkenntnissen?
Diese Fragen standen am Beginn unserer Diskussionen aus der Sicht der kognitiven
Psychologie und der Wissenschaftsphilosophie. Die umfangreiche Literatur zum
Thema gab und gibt unterschiedliche Antworten. Es zeigte sich, dass das Prinzip
Einfachheit nicht einfach zu erklären ist. Das führte uns dazu, dem Präsidium
der Leibniz-Sozietät vorzuschlagen, eine ganztägige Plenarveranstaltung zum
Thema „Einfachheit als Wirk-, Erkenntnis- und Gestaltungsprinzip" durchzuführen.
Es ist eine Thematik, die sowohl die Natur-, Technik- und Lebenswissenschaften,
als auch die Sozial- und Geisteswissenschaften angeht. Insofern sind beide
Klassen unserer Sozietät aufgerufen, gemeinsam darüber zu debattieren. Gerade in
einer Wissenschaftsakademie, die die Interdisziplinarität zu einem ihrer
Leitmotive gemacht hat, sollte das Thema aufgegriffen werden, denn schließlich
handelt es sich um eine Grundsatzfrage an alle Wirklichkeitsbereiche und um ein
Grundproblem wissenschaftlichen Arbeitens, das schon in der Geschichte des
Denkens mit Ockhams Rasiermesser eine wichtige Rolle spielte.
Der Gedanke, ein Naturgesetz in der Form zu beschreiben, dass man eine bestimmte
Größe angibt, die bei dem wirklichen Ablauf einen Extremwert annimmt, ist fast
so alt, wie das wissenschaftliche Denken überhaupt. Entwik-kelt und ausgeprägt
in der Physik, ist die Frage nach der Generalisierung solcher Prinzipien der
Einfachheit in allen Disziplinen immer wieder neu zu stellen, da sie für
wissenschaftliches Arbeiten von grundsätzlicher erkenntnistheoretischer und
methodologischer Relevanz ist. Es ist bedenkenswert, trotz aller Sprach- und
Verständigungsschwierigkeiten, das Grundprinzip der Einfachheit in allen
Disziplinen zu betrachten, um Gemeinsamkeiten und Differenzen herauszufinden,
was von heuristischer Bedeutung sein kann. Mit Zustimmung des Präsidiums
bereiteten wir inhaltlich durch Absprachen mit Vortragenden aus verschiedenen
Wissenschaftsdisziplinen die Tagung vor, die uns die Problemsituation zeigen
konnte.
Am 8. April 2010 fand die von uns konzipierte Plenarveranstaltung statt. Es
wurden Vorträge aus unterschiedlichen Disziplinen gehalten, die alle in
erweiterter Form in diesem Band der „Sitzungsberichte" publiziert sind. Mit
hohem Engagement haben sich alle Beteiligten der Herausforderung gestellt. In
den Vorträgen und in der Diskussion wurden wertvolle Anregungen für
weiterführende Analysen gegeben. Einige Diskussionsbeiträge wurden zur
Publikation eingereicht. Sie sind ebenfalls in diesem Band enthalten. Die große
Resonanz im Auditorium spricht dafür, dass neben aktuellen Themen der
Fachdisziplinen auch Grundsatzfragen der Wissenschaft Gegenstand von
Streitgesprächen sein müssen. Die Sozietät hat die Fragestellung angenommen. Wer
die Vorträge und Diskussionsbeiträge liest, wird feststellen, dass das Prinzip
Einfachheit noch weiter zu analysieren ist. In der wissenschaftlichen Arbeit hat
mancher eine intuitive Auffassung dazu, die er meist nicht explizit hinterfragt.
Unsere Veranstaltung hat deutlich gemacht, wie unterschiedlich in den
Wissenschaften an diese Problematik herangegangen wird. Im nun gegründeten
Arbeitskreis der Sozietät „Prinzip Einfachheit" werden wir uns deshalb weiter
mit diesem Wirk-, Erkenntnis- und Gestaltungsprinzip befassen. Dazu ist jeder
Interessierte aufgerufen.
Berlin, September
2010
Erdmute Sommerfeld, Herbert Hörz, Werner Krause
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