Lasatowicz, Maria Katarzyna / Pelka, Daniela

Sprachbiographien in Oberschlesien

 

 

 

2011, [= SILESIA. Schlesien im europäischen Bezugsfeld. Quellen und Forschungen, Bd. 11], 238 S., ISBN 978-3-89626-890-7, 34,80 EUR

 

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Zum Inhalt

Die deutsche Sprache in Oberschlesien blickt auf eine lange und reiche Geschichte zurück. Schaut man allein auf das letzte Jahrhundert, so war sie einmal offizielle Sprache der Region, ein anderes Mal wurde ihr Gebrauch mit Strafen verfolgt, sie war die Sprache, in der Werke höherer geistiger Literatur geschaffen wurden und die Sprache, die mit der auszumerzenden deutschen Vergangenheit des Landes assoziiert wurde. Die im Buch zusammengestellten Interviews, die von Studentinnen und Studenten des Germanistischen Institutes der Universität Oppeln mit Vertretern der Deutschen Minderheiten in Oberschlesien durchgeführt wurden, liefern ein beredtes Zeugnis der mannigfaltigen Präsenzformen des Deutschen im Leben der Region früher und heute.

Język niemiecki na Górnym Śląsku charakteryzuje długą i bogata przeszłość. Spoglądając na ostatnie tylko stulecie mamy tu do czynienia z okresem, w którym pełnił on funkcję oficjalnego języka regionu, ale też z okresem, kiedy za jego używanie nakładano niemałe kary. Był językiem, w którym tworzono dzieła literackie wyższej kultury duchowej i językiem, który kojarzono z niechętnie wspominaną niemiecką przeszłością regionu. Zebrane w książce wywiady przeprowadzone przez studentki i studentów Instytutu Filologii Germańskiej Uniwersytetu Opolskiego z przedstawicielami Mniejszości Niemieckiej na Górnym Śląsku stanowią wymowne świadectwo różnorodnych form obecności języka niemieckiego w życiu regionu dawniej i dziś.

 

Inhaltsverzeichnis

Inhalt
EINFÜHRUNG 9
1. Allgemeines 9
2. Zu den Texten 10
3. Zur Transkription 12


INTERVIEWS

1. Interview 15
Interviewerin: Izabela Banaś
Gewährsperson: Alois XXX
Ort: Schewkowitz (Frauenfeld): Dziewkowice

2. Interview 27
Interviewerin: Weronika Bekiersz
Gewährsperson: Herbert XXX
Ort: Gogolin

3. Interview 37
Interviewerin: Sylwia Buchta
Gewährsperson: Paul XXX
Ort: Lugnian (Lugendorf): Łubniany

4. Interview 47
Interviewerin: Krystyna Cyfka
Gewährsperson: Maria XXX
Ort: Groß Peterwitz: Pietrowice Wielkie

5. Interview 61
Interviewer: Tomasz Czaban
Gewährsperson: Cälilie XXX
Ort: Frei Kadlub (Freihöfen): Kadłub Wolny

6. Interview 75
Interviewerin: Agnieszka Czaja
Gewährsperson: Maria XXX
Ort: Kotschanowitz (Kiefernrode): Chocianowice
7. Interview 83
Interviewerin: Kornelia Gawlik
Gewährsperson: Gerda XXX
Ort: Gläsen: Klisino

8. Interview 91
Interviewerin: Dorota Glombik
Gewährsperson: Margarethe XXX
Ort: Twardawa (Hartenau): Twardawa

9. Interview 107
Interviewerin: Rafaela Kaczmarek
Gewährsperson: Elisabeth XXX
Ort: Groß Wilkowitz (Wolfstal): Wilkowice

10. Interview 113
Interviewerin: Anita Kerlin
Gewährsperson: Maria XXX
Ort: Klein Peterwitz: Pietraszyn

11. Interview 117
Interviewerin: Klaudia Komander
Gewährsperson: Gertrud XXX
Ort: Rogau: Rogów Opolski

12. Interview 125
Interviewerin: Klaudia Kopik
Gewährsperson: Maria XXX
Ort: Groß Nimsdorf: Naczęsławice

13. Interview 139
Interviewerin: Ewa Kosytorz
Gewährsperson: Viktor
Ort: Klein Stanisch (Klein Zeidel): Staniszcze Małe

14. Interview 157
Interviewerin: Beata Krupa
Gewährsperson: Waleska XXX
Ort: Lasisk (Läsen): Łaziska




15. Interview 169
Interviewerin: Martyna Lamczyk
Gewährsperson: Blasius XXX
Ort: Benkowitz (Berndorf): Bieńkowice

16. Interview 181
Interviewerin: Karolina Małolepsza
Gewährsperson: Maria XXX
Ort: Czarnowanz (Klosterbrück): Czarnowąsy

17. Interview 197
Interviewerin: Alina Mientus
Gewährsperson: Maria XXX
Ort: Kolonowska (Grafenweiler): Kolonowskie

18. Interview 207
Interviewerin: Karina Skupin
Gewährsperson: Theresa XXX
Ort: Dziergowitz (Oderwalde): Dziergowice

19. Interview 217
Interviewerin: Katarzyna Trochimowicz
Gewährsperson: Johannes XXX
Ort: Tost: Toszek

20. Interview 227
Interviewerin: Urszula Ziaja
Gewährsperson: Gertrud XXX-XXX
Ort: Klein Lagiewnik (Hedwigsruh): Łagiewniki Małe


ANHANG: Karten: Wohngebiet der Gewährspersonen 235

Karte 1 236
Karte 2 237
Karte 3 238

 

EINFÜHRUNG


1. Allgemeines
Bei germanistischen Fragestellungen, in denen gerade im Zuge einer deutlichen Hinwendung zur Regionalgeschichte in den letzten Jahren sehr viel von Geschichte und Geschichtlichkeit sowie von Multiethnizität in vielen ost- und mitteleuropäischen Regionen die Rede ist, kommt der materialen Ermöglichung von Geschichtlichkeit in Form von Speicherung entsprechender Quellen eine Schlüsselrolle zu, ja sie wird geradezu zu einer Priorität.
Betrachtet man aus dieser Perspektive Oberschlesien – als Region, in der seit Jahrhunderten Menschen miteinander gelebt haben, die Deutsch und Polnisch sprachen – kommt heute eine wichtige Rolle den Fragen der Erschließung und Speicherung der gesprochenen Sprache der hier lebenden deutschen Minderheit zu. Die rasch voranschreitende Auflösung des oberschlesischen Deutsch, zu der es unter dem Einfluss der deutschen und polnischen Standardsprache kommt, also ein Mangel an diachronischer Stabilität dieser Sprachvarietät, lässt es als dringend erscheinen, ihren derzeitigen Stand in einem Spracharchiv zu dokumentieren und im nächsten Schritt linguistisch und kulturell nachzugehen.
Im Institut für Germanistik der Universität Oppeln hat das Spracharchiv der gesprochenen deutschen Sprache in Oberschlesien inzwischen einen festen Platz. Die Erfahrung mit dem Aufbau eines Spracharchivs – im Zusammenhang mit der Frage der materialen Textbasis, im Hinblick auf die linguistische und kulturelle Brauchbarkeit und Nutzung der Quellen wird mit Sicherheit ein Aspekt bleiben, der die Arbeitsgebiete des Instituts auch in den nächsten Jahren mitprägen wird.
Im Bereich der soziologischen und linguistischen Untersuchungen der deutschen Sprache in Oberschlesien fällt den Sprachbiographien der Vertreter der deutschen Minderheit eine wichtige Rolle zu. Neben interessanten Einblicken in die Phonetik, Lexik, Morphologie und Syntax ihrer Aussagen – man denke hier z.B. an die von der standardsprachlichen Abweichende Realisierung einzelner Vokale oder die vom Aussterben bedrohten Wörter aus der älteren Volkskultur – liefern die Aufnahmen auch mentalitätsgeschichtlich wertvolle Zeugnisse.
Die sprachbiographischen Gespräche werden zuerst als eine wichtige Informationsquelle über den Stand des Deutschen als Minderheitensprache gesehen. Man bekommt den Zugang zum Wissen der Informanten über ihre eigene sprachliche Entwicklung und diejenige ihrer älteren und jüngeren Familienangehörigen. Die gewonnenen Sprachproben lassen dabei nicht nur den Entwicklungsstand der Zweisprachigkeit erkennen, sondern liefern darüber hinaus auch Angaben zur sprachlichen, soziologischen und kulturellen Kontaktrelationen zwischen der Minderheit- und Mehrheitssprache und helfen die komplizierten geschichtlichen Umstände durch die persönlichen Erfahrungen der befragten Oberschlesier näher kennen zu lernen.
Der eigentliche Interessenbereich der Linguisten liegt in dem Einfluss der polnischen Sprache, wie auch in dem normierenden Einfluss der deutschen Standardsprache auf das oberschlesische Deutsch. Diese steht im engen Zusammenhang mit dem seit einigen Jahren leichten Zugang zur deutschen Standardsprache in den deutschen Medien wie auch in der Schule. Der Zeitfaktor spielt in der linguistischen Untersuchung also eine große Rolle.
Die als empirische Größe festgehaltene Sprache ist nur im Modus geschichtlicher Entwicklungen fassbar. An diesem arbeitet man historisch bekanntermaßen auch dann, wenn man Gegenwärtiges analysiert. Die Grenzen zu anderen historischen Disziplinen werden fließend. Es ist sicher so, dass die deutsche Sprache in Oberschlesien einen kulturgeschichtlichen Problemzusammenhang konstituiert, der selbst ein eigenes kulturgeschichtliches Frageinteresse beanspruchen würde, zu dem Linguisten einen Beitrag leisten können. So soll auch der Stand des oberschlesischen Deutsch in der untersuchten Zeit konserviert werden, um Veränderungen in den Sprachgebrauchstrukturen zu erfassen und auszuwerten.


2. Zu den Texten
Die in dem vorliegenden Buch zusammengestellten Texte wurden in der Zeit vom 10.12.2007 bis zum 10.01.2008 von Studierenden des Instituts für Germanistik der Universität Oppeln, die das Seminar Soziolinguistik besucht und z.T. auch ihre Magisterarbeiten im Rahmen des sprachwissenschaftlichen Seminars geschrieben haben, in Form von Interviews aufgenommen. Autoren der Aufnahmen sind (in alphabetischer Reihenfolge): Izabela Banaś, Weronika Bekiersz, Sylwia Buchta, Krystyna Cyfka, Tomasz Czaban, Agnieszka Czaja, Kornelia Gawlik, Dorota Glombik, Rafaela Kaczmarek, Anita Kerlin, Klaudia Komander, Klaudia Kopik, Ewa Kosytorz, Beata Krupa, Martyna Lamczyk, Karolina Małolepsza, Alina Mientus, Karina Skupin, Katarzyna Trochimowicz und Urszula Ziaja.
Die Studierenden wurden gebeten, Interviews mit älteren Angehörigen der deutschen Minderheit in Oberschlesien durchzuführen. Häufig waren die Personen, mit denen sie Gespräche geführt haben, ihre Verwandten oder Bekannten. Die aufgezeichneten Texte stammen aus Interviews, die mit einer ausgewählten Gewährsperson durchgeführt wurden. Manchmal werden aber auch weitere Personen, die bei der Aufnahme zugegen waren, ins Gespräch involviert, so dass man es im Endeffekt mit kleinen Polylogen bis zu vier Personen zu tun hat. Von dem auf die oben beschriebene Weise erstellten Korpus werden in dem vorliegenden Band insgesamt 20 Interviews präsentiert, die mit sechs Männern und vierzehn Frauen durchgeführt wurden. Der älteste Informant wurde im Jahr 1929 geboren, der jüngste – im Jahr 1939, die älteste Informantin wurde im Jahr 1922 geboren, die jüngste – im Jahr 1936.
Die Geburtsorte der befragten Personen heißen heute: Dziewkowice, Gogolin, Łub­niany, Pietrowice Wielkie, Kadłub Wolny, Chocianowice, Klisino, Twardawa, Wilkowice, Pietraszyn, Rogów Opolski, Naczęsławice, Staniszcze Małe, Łaziska, Bieńkowice, Czarnowąsy, Kolonowskie, Dziergowice, Toszek, Łagiewniki Małe. Im Falle von elf Personen sind diese Orte auch ihr Leben lang ihre Wohnorte geblieben. Falls sie nach der Heirat – das betrifft hier sieben Frauen – in einen anderen Ort gezogen sind, liegt der Ort, in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbracht haben, meist nicht weit von ihrem Geburtsort entfernt.
Unter den Berufen, die die Gewährspersonen vertreten, findet man zwei Schlosser, einen Magazinverwalter, einen Stahlgussformer, einen Tischler, einen Fliesenleger und Ofensetzer. Bei den Frauen gibt es nur zwei, die einen Beruf ausgeübt haben: eine Schneiderin und eine Buchhalterin; alle anderen waren Hausfrauen. Alle Gewährspersonen haben die Volksschule besucht, aber zum Teil wegen der Kriegsereignisse nicht abgeschlossen, sechs Personen haben danach noch weiter gelernt – entweder in einer Berufsschule oder einer Technischen Oberschule bzw. einem Allgemeinbildenden Lyzeum und haben Abitur gemacht.
Die Interviewer haben bei der Befragung zum Teil auf vorbereitete Fragelisten zurückgegriffen, zum Teil verlief das Gespräch frei. Die Gespräche fanden in den Privatwohnungen der Gewährspersonen statt. Meist wird nach einer kurzen Vorstellung über aktuelle Ereignisse und die nähere oder fernere Vergangenheit gesprochen, viele Fragen betreffen die Jugendzeit der Informanten und den Krieg. Auch die Schwierigkeiten der Nachkriegsjahre, die Diskriminierung durch die polnische Seite, das verlorene Identitätsbewusstsein haben in den Äußerungen der Informanten ihre Widerspiegelung gefunden. Nicht ohne Bedeutung ist die Tatsache, dass in den Interviews nebenbei auch die Aktivität der deutschen Minderheit in den genannten Orten in Richtung der Pflege der deutschen Sprache und Kultur angesprochen wird. Daher enthalten die Daten Informationen auch über Sitten und Bräuche in Oberschlesien sowie Stellungsnahmen der Oberschlesier zum Deutsch als Muttersprache, zum allgemeinen Gebrauch der deutschen (und polnischen) Sprache und zur Pflege der deutschen Kulturtradition in dieser Region.
Somit bieten die Texte sowohl Einblicke in das Leben der Deutschen in Schlesien im ausgehenden zwanzigsten und am Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts, als auch in die von ihnen gesprochene Sprache. In dieser Eigenschaft können sie als reines Zeitdokument gelten und alle an Oberschlesien Interessierte ansprechen, können aber auch als Untersuchungsmaterial von Historikern, Ethnologen und Sprachwissenschaftlern genutzt werden.

 

LESEPROBE

1. Interview
Interviewerin: Izabela Banaś
Gewährsperson: Alois XXX
Jahrgang: 1935
Geburtsort: Schewkowitz (Frauenfeld): Dziewkowice
Wohnort: Dziewkowice
Schulabschluss: Berufsschule
Beruf: Schlosser
Familienstand: verheiratet
Konfession: römisch-katholisch

Interview:
Datum: 04.01.2008
Uhrzeit: 18:15
Dauer: 35 Minuten
Ort: Dziewkowice

[A=Interviewer, B=Befragter]

A: Guten Tag! Heute ist der vierte Januar zweitausendundacht. Es ist achtzehn Uhr fünfzehn. Wir befinden uns in Frauenfeld, also in Dziewkowice. Die Sendung wird fünfunddreißig Minuten dauern. Ich werde ein Gespräch mit Ihnen führen. Herzlich Willkommen. In der Sendung sprechen wir über die Sprachen in Schlesien – früher und heute. Der Gesprächspartner wird uns einige Fragen zu diesem Thema beantworten, mit denen wir schon jetzt beginnen… Wann sind Sie geboren?
B: Zwölften zehnten fünfunddreißig.
A: Und wo sind Sie geboren?
B: Ich bin geboren in… Frauenfeld.
A: Also hier wohnen Sie schon die ganze Zeit?
B: Die ganze Zeit. Von/ von der Geburt an.
A: Gab es noch Orte, an denen Sie länger gewohnt haben?
B: Nein, keine Orte. Es gab keine Orte mehr. Ich wohnte bloß in… Frauenfeld.
A: Wo und wann besuchten Sie die Grundschule?
B: Wo und wann… also die Grundschule hab ich besucht in… Frauenfeld ab neunzehn-hundert/ Jahr?... neunzehnhundertvierzig bis neunzehnhundertfünfundvierzig.
A: Mhm. In welcher Sprache wurde der Unterricht geführt?
B: Der Unterricht wurde… in der deutschen Sprache geführt.
A: Und vor dem Zweiten Weltkrieg? In Deutsch, ja?
B: In Deutsch. Wir haben in Deutsch gesprochen, in deutscher Sprache.
A: In welcher Sprache haben Sie mit Ihren Mitschülern gesprochen?
B: Mit meinen Mitschülern/ hab ich mit ihnen Deutsch gesprochen.
A: Und Schlesisch auch?
B: Schlesisch auch. Ja, also wir haben Deutsch und Schlesisch gesprochen.
A: Wurde an dieser Schule Deutschunterricht/ ja, Deutschunterricht wissen wir, aber Polnischunterricht angeboten?
B: Nein, es wurde nicht angeboten.
A: Mhm. Welche Schule besuchten Sie nach der Grundschule?
B: Nach der Grundschule besuchte ich die Berufschule... Ja, die Berufschule.
A: Ja, und war…
B: In Groß Strehlitz.
A: Und wann war diese Schule?
B: Die, die, die Berufschule hab ich besucht ab neunzehnhundertneunundvierzig bis neunzehnhundertzweiundfünfzig.
A: Wie haben Sie mit Ihren Lehrern dort gesprochen?
B: Mit den Lehrern…In der Gru/ Berufschule haben wir Polnisch gesprochen.
A: Und mit Mitschülern?
B: Auch Polnisch. Mit den Mitschülern haben wir auch Polnisch gesprochen.
A: Polnisch. Und Schlesisch auch?
B: Ja, Schlesisch auch. Nicht mi/ nicht mit allen, aber… sonst auch Schlesisch, haben wir auch Schlesisch gesprochen.
A: Und haben Sie nach dieser Schule noch irgendwelche Schule oder Hochschule besucht?
B: Nein, hab ich nicht, hab ich keine… Schule, andere Schule und Hochschule besucht.
A: Gut. Was sind Sie von Beruf?
B: Ich bin von Beruf… Schlosser.
A: Wo und wie lange haben Sie in Polen gearbeitet?
B: Oh! Lange Zeit. In Polen in… Kalkwerken Groß Strehlitz… bei Prangel… auch Groß Strehlitz, dann auf der… Grube… in Gleiwitz und zum allerletzt hab ich gearbeitet/ arbeitet als Wachmann… in Groß Strehlitz.
A: In welcher Sprache haben Sie mit Ihrem Chef und mit Ihren Kollegen gesprochen?
B: Polnisch, auch Schlesisch.
A: Sind Sie verheiratet?
B: Ja, ich bin verheiratet. Glücklich verheiratet ((lacht)).
A: ((lacht)) In welcher Sprache unterhalten Sie sich mit Ihrer Ehepartnerin?
B: Mit meiner Ehepartnerin unterhalte ich mich Deutsch, Sche/ Schlesisch und Polnisch.
A: Haben Sie Kinder?
B: Ja, hab ich Kinder. Das sind zwei.
A: Wie alt sind sie?
B: Einer ist sechsundvierzig Jahre alt und einer ist zwa/ vierundvierzig Jahre alt. So.
A: In welcher Sprache oder Mundart unterhielten Sie sich mit Ihren Kindern… als sie noch klein waren?
B: Als sie noch klein waren, haben wir uns Deutsch und Schlesisch unterhalten.
A: In welcher Sprache haben sie sich – Ihre Kinder – untereinander unter­halten?
B: Die Kinder untereinander haben sich auch… Deutsch und Schlesisch unter­halten.
A: Und Polnisch nicht?
B: Polnisch – nein, nicht. Plattpolnisch.
A: In welcher Sprache haben Sie in Polen mit Ihren Freunden gesprochen?
B: Ähm… Mit meinen Freunden? In Polen hab ich… Schlesisch… und Polnisch gesprochen.
A: Fahren Sie oft nach Deutschland?
B: Nicht oft. Ich fahre nicht oft nach Deutschland.
A: Ja, was bedeutet das: nicht oft?
B: Weil ich dazu die Gesundheit nicht habe.
A: Mhm. Also einmal pro Jahr?
B: Einmal pro Jahr, ja, das genügt.
A: Wie sprechen Sie dort mit der Familie?
B: Ja, mit der Familie sprechen wir dort Deutsch, nur Deutsch.
A: Welche Sprache haben Sie benutzt, als Sie mit den Nachbarn gesprochen haben?
B: Mit den Nachbarn, mit den Nachbarn, also wenn ich gesprochen habe, hab ich Schlesisch und Polnisch gesprochen. (Ja).
A: In welcher Sprache haben Sie das Sprechen gelernt?
B: Das Sprechen hab ich gelernt Deutsch… und Schlesisch.
A: Und wie sprachen Sie mit Ihren Eltern?
B: Deutsch und Schlesisch.
A: Die Eltern konn/ die Eltern konnten Deutsch und Schlesisch sprechen?
B: Ja, die Eltern konnten Deutsch und Schlesisch.
A: Aber Polnisch nicht?
B: <<zögernd> Ja, auch>. Aber es war verboten.
A: Ach so. Von wem vor allem haben Sie diese Sprache gelernt? Also von der Mutter oder von dem Vater eher?
B: Ja, von der Mutter, sag mal von der Mutter haben wir diese Sprache/ haben wir von der Mutter gelernt.
A: Wie haben Sie Polnisch gelernt?
B: Ähm. Polnisch hab ich gelernt in der Schule… ja, in der polnischen Schule, wo… wo die, no, nach der… (wo hab ich gelernt?) nach dem … in der Schule hab ich Polnisch gelernt, so, bleibt dabei.
A: Wer hat Ihnen diese Sprache beigebracht?
B: No, die Lehrer.
A: Ja... Gab es damals nur eine Lehrerin?
B: Ja, es gab einen Lehrer und eine Lehrerin. Es war ein Lehrer, das war der Hauptlehrer, und dann die Lehrerin.
A: Und konnten Sie auch Deutsch sprechen?
B: Ja, wie? Die, die Lehrer? Nein! Die konnten nicht Deutsch sprechen.
A: Nur Polnisch?
B: Nur Polnisch.
A: Und wenn irgendjemand Deutsch gesprochen hat… wie haben sie rea­giert?
B: Sehr böse. Wir durften nicht… Deutsch sprechen. In der Sch/ in der polnischen Schule durften wir nicht Deutsch sprechen.
A: [Von wem...
B: [((putzt sich die Nase))
A: Von wem können Sie Schlesisch?
B: Von wem kann ich Schlesisch? Schlesisch kann ich von meinen Eltern. Das hab ich von meinen Eltern/ Eltern gelernt. Schlesisch, weil wir hier in Schlesien wohnen.
A: Können Sie sich noch heute an irgendwelches Lied oder Gedicht aus der Jugendzeit erinnern?
B: Ja, da kann ich mich... Da kann ich mich erinnern. Die Lieder, Gedicht… schon weniger aus der Jugendzeit, aber Lieder, oh ja!
A: Welche zum Beispiel?
B: „Oberschlesien ist mein liebes Heimatland”, „Tief drin im Böhmerwald”, „Wo kommt denn wohl die Elbe her?”, „Kehr ich einst zur Heimat wieder”… noch, noch was… „Blaue Berge, grüne Täler”, „Recht auf der Heimat”, „Märkische Heide“ und so weiter… und so weiter.
A: Ja. Welche anderen Sprachen beherrschen Sie sonst noch aus Ihrer Kind­heit?
B: Aus meiner Kindheit, (also da, no, welche Sprache gelernt?) ja, Russisch, ein bisschen Russisch/ Russisch hab ich gelernt in der Berufschule. Aber es war eineinhalb Jahr. So kann ich keine andere Sprache.
A: Ja, und welche Sprachen beherrschen Sie heute?
B: Deutsch… Schlesisch… und Polnisch.
A: Und Russisch auch.
B: Und ja, ein bisschen Russisch auch. Oh ja, das auch.
A: Welche Sprache haben Sie in Polen hauptsächlich benutzt?
B: In Polen hab ich hauptsächlich schlesische Sprache – śląska mowa…
A: Was bedeutet für Sie Muttersprache?
B: Wie haben wir das gesagt?... Ja, die Muttersprache, die hab ich alles von/ das hab ich von der Mutter gelernt. Die Muttersprache… hat mir das beigebracht.
A: Und welche Sprache würden Sie als Muttersprache bezeichnen? Für Sie persönlich.
B: Für mich persönlich. Deutsch. Die Muttersprache möchte ich Deutsch… bezeichnen.
A: Und Schlesisch?
B: Ja, oh, Deutsch und Schlesisch.
A: Beide?
B: Beide. Also Deutsch und Schlesisch.
A: Ja, obwohl Schlesisch nicht eine Sprache ist, eher eine Mundart.
B: Mundart, no ja, aber… zu Hause spricht man und so und so.
A: Ja. Welche Sprache würden Sie als Sprache Schlesiens nennen?... Also solche Sprache, die die Einwohner in Schlesien sprechen und benutzen.
B: Ja no, die schlesische Sprache. Ich glaube, die schlesische Sprache, weil wir in Schlesien wohnen… da sprechen wir Schlesisch, da werden wir sie am meisten benutzen.
A: Und was denken Sie, sollte die schlesische Sprache auch… als eine Amtsprache gelten?
B: No, dazu möchte ich nicht sagen. Ich glaube kaum.
A: Weil in Kaschuben… wird das doch öfter genutzt?
B: Ja, in Kaschuben wird es… mit den Kas/ wird man/ spricht man Kaschubisch oder wie das da heißt, aber Schlesisch… das könnte bei den Ämtern, Amt/ am Amt könnte auch Schlesisch sein… dass man spricht Schlesisch. Braucht man nicht… kann man auch Schlesisch sprechen, weil hier viel Schlesier in den Ämtern arbeiten. Die verstehen es auch gut... Das Schlesische.
A: Haben Sie schon einmal an einem deutschen Gottesdienst in Polen teilgenom­men?
B: Ja, hab ich schon teilgenommen.
A: Wo? Wo war das?
B: Das war hier in Dziewkowice, in Frauenfeld ((hustet)).
A: Und welcher Konfession war dieser Gottesdienst?
B: Der Gottesdienst war… no katholischer Konfession.
A: Besuchen Sie diesen Gottesdienst regelmäßig?
B: Ja, regelmäßig, das kann man sagen. Jeden… Regelmäßig, no.
A: Also einmal pro Woche?
B: Einmal pro Woche das...
A: Und verstehen Sie dort alles?
B: Ja, sehr gut.
A: Gehören Sie vielleicht zur Deutschen Minderheit?
B: Ja, gehöre ich, ja!
A: Wie sprechen Sie dort mit den Mitgliedern?
B: Mit den Mitgliedern sprechen wir Deutsch.
A: Können dort alle Deutsch sprechen?
B: Oh ja! Können alle Deutsch sprechen. Sind ältere Leute schon und sie können Deutsch sprechen.