Klappentext
Nicht nur als angeborene Fähigkeit, sondern
vor allem auch als soziales Konstrukt prägt Empathie die Umweltwahrnehmungen
von menschlichen Individuen wie auch von sozialen Systemen.
Sie ist eine motivierende, ja sogar treibende Kraft – eine „biogene
Grundenergie“, die maßgeblich bestimmt, welche Handlungs- und
Entscheidungsmöglichkeiten überhaupt gesehen werden, um den Anforderungen
und Erwartungen der gesellschaftlichen Umwelt gerecht zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Malte-Christian Gruber:
Normen der Empathie – zur Einfühlung 9
§ 1 Empathische Gehirne und Gedanken
Kirsten Brukamp:
Das soziale Gehirn – der Faktor Empathie in Neurowissenschaft und Recht 23
Frederik von Harbou:
Empathie als Fundament von Moral und Menschenrechten?
Zur Aktualität der Werke David Humes und Arthur Schopenhauers 37
§ 2 Empathische Richter und Entscheidungen
Stefan Häußler:
Introspektion und Civilpolitik: Leon Petrazyckis Rechtstheorie der Empathie
63
Klaus Mathis und Fabian Diriwächter:
Gefährden kognitive Täuschungen und Empathie die Rationalität
richterlicher Urteile? 71
§ 3 Empathisches Recht und Rationalitätenkonflikte
Anna Beckers:
Empathie im Wettbewerbsrecht: Gesellschaftliche Rationalitätskonflikte
statt Emotionen des Verbrauchers 93
Martin Uebelhart:
Empathie im Spannungsfeld von Beratung und Kontrolle. Zur staatlichen
Bearbeitung von Arbeitslosigkeit am Beispiel der Schweiz 115
§ 4 Empathische Macht und Regulierungen
Sabine Müller:
„Er suchte einen gerechten Herrscher nach seinem Herzen“ – Empathie, Recht
und Herrschaftsausübung in der Inschrift des Kyroszylinders 133
Martin Doll:
Zwanglosigkeit als Norm: Charles Fouriers politische Operationalisierung der
Leidenschaften 145
Martin Schulte:
Strategien der posttraumatischen Behandlung – Psychoanalytische
Randnotizen zur Regulierung der Finanzmärkte 165
§ 5 Empathische Kunst und Verständigungen
Ljudmila Belkin:
Asymmetrie des Verstehens. Postsowjetische Kunstmigration und eine
deutsche Stadt 193
Viola Hildebrand-Schat:
Krimania. Der Fall Bugaev Afrika 209
Autorinnen und Autoren 227
Bildnachweis 232
Vorwort
Der vorliegende Band versammelt die Vorträge der Frankfurter Jahrestagung
der Kritischen Reihe am 9. und 10. Juli 2010 zum gleichlautenden Thema
„Normen der Empathie“. Die Tagung bot ein offenes Forum für die Entfaltung
möglicher Bezüge der aktuellen natur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen
Empathiedebatten zur Rechts- und Sozialtheorie. Die Herausforderung und
Chance des offenen Ansatzes liegt im Begriff der Empathie selbst begründet,
stellt dieser doch einen Containerbegriff für kognitive und emotionale,
authentische und funktionale, therapeutische und manipulative Gehalte dar.
Da das Potential dieses offenen Konzepts darüber hinaus sowohl in den
Naturwissenschaften als auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften
entfaltet wird, verkompliziert sich die Debatte weiter und erhöht die Gefahr
eines wechselseitigen Missverstehens. Wo die Geistes- und
Sozialwissenschaften auf verborgene normative Prämissen scheinbar rein
empirischer naturwissenschaftlicher Positionen hinweisen, zeigen sich die
Naturwissenschaften ihrerseits irritiert, wenn unter dem neuen Stichwort der
Empathie nur traditionelle Debatten der Geisteswissenschaften neu belebt und
hierfür empirische Befunde ohne jede Rücksicht auf Standards der exakten
Wissenschaften umgedeutet werden. Trotz der Zügellosigkeit des Begriffs ist
die Frage nach „Normen der Empathie“ aber kein puritanisches Zugeständnis an
Freundinnen und Freunde von Zwangsordnungen. Vielmehr erlaubte der
Tagungstitel bewusst eine eigene Interpretation des Genitivattributs, welche
die Vortragenden mit Überlegungen sowohl zur normierten als auch zur
normierenden Empathie dann auch in je eigener Weise vorgenommen haben.
Ganz besonderer Dank gebührt in diesem Jahr der Dr. Bodo Sponholz-Stiftung
für Wohlfahrt, Kunst und Wissen, deren großzügige Förderung zum Gelingen des
Projekts wesentlich beigetragen hat.
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