2009, 2013, 2. unveränderter Auflage, Ratgeber, 177 S., ISBN 978-3-89626-854-9, 14,80 EUR
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„Angst vor dem Abnehmen, was ist denn das für ein
Blödsinn?“ oder „Welche Botschaft soll denn im Übergewicht stecken?“
oder „Gibt es nicht auch Vorteile davon, dick zu sein?“ |
Vorwort
Was geht in Ihnen vor, wenn Sie hören, dass jemand erfolgreich und dauerhaft
abgenommen hat? Vielleicht sagen Sie: „Schlanksein ist nicht alles!“ Und es
stimmt, Erfolg kann sehr unterschiedlich definiert werden. Natürlich gibt es
mehrere wichtige Faktoren für unser Leben: Eine geglückte Partnerschaft, ein
erfülltes Familienleben, ein gutes Einkommen durch eine Arbeit, die uns
befriedigt, ausreichend Freizeit und Spaß …
Warum sollten wir das alles nun aber nicht mit einem schönen Körper genießen?
Wissen Sie, wie herrlich es ist, schlank zu sein? Können Sie es genießen, sich
so zu kleiden, wie es Ihnen gefällt? Können Sie alle Freuden des Lebens frei und
ungeniert genießen? Können Sie tanzen und schwimmen gehen, in die Sauna, die
Sporthalle oder das Fitnessstudio, ohne dabei einen Anflug von Scham zu
verspüren?
Empfinden Sie Freude an einer erfüllten Sexualität?
Haben Sie es geschafft? – Dann ist dieses Buch nichts für Sie!
Wenn Ihnen aber diese Möglichkeiten nicht oder nur teilweise gewährt sind,
können Sie gern weiter lesen. Vielleicht sollten Sie sich aber zuvor noch
fragen, wie Ihre ganz private Theorie dazu aussieht, warum Sie nicht so gut
aussehen, wie Sie es könnten!
Hier kommt meine gute Nachricht: Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Mensch
schlank werden kann! Ich bin mir sicher, dass jede übergewichtige Person
herausfinden kann, was unter ihrem Fettpanzer verborgen ist. Jeder Mensch kann
den Ängsten, die ihn bislang vom dauerhaften Schlanksein abgehalten haben, auf
die Spur kommen. Er kann das unbewusste Programm, das seinem Dicksein zugrunde
liegt, erkennen. Er kann Menschen ausfindig machen, die von seinem Übergewicht
profitieren. Er hat die Freiheit, Hilfe bei seiner Arbeit anzunehmen.
Ausreden wie schlecht funktionierende Drüsen oder eine unabänderliche
Veranlagung zum Dicksein gelten ab jetzt nicht mehr. Damit kann ein
übergewichtiger Mensch vielleicht noch seine Umwelt von den eigentlichen
Hinderungsgründen zum Schlanksein ablenken.
Sich selbst kann er aber nicht länger belügen! Sollten Sie, liebe Leserin oder
lieber Leser, aber noch ernsthaft an solcherlei Thesen glauben, können Sie
zweierlei tun: Erstens können Sie das Buch beiseite legen, Ihre organmedizinisch
oder genetisch gestützten Theorien weiter verfolgen und dick bleiben. Zweitens
können Sie das Buch besonders aufmerksam weiter lesen. Dann haben Sie die große
Chance, sich in den Geschichten von Frauen wieder zu finden, welchen der Unsinn
von der Unabänderlichkeit des Dickseins ebenfalls jahrzehntelang eingeredet
worden ist. Sie können einen Eindruck von den Hindernissen bekommen, welche vor
dem dauerhaften Erreichen des Schlankseins von Ihnen zu überwinden sind. Lassen
Sie uns gemeinsam auf die Suche nach Ihren ganz persönlichen Ängsten vor dem
Ablegen Ihres Fettpanzers gehen.
Am besten werden Sie von der Lektüre des vorliegenden Buches profitieren können,
wenn Sie sich möglichst vorurteilsfrei mit mir auf die Reise in ein verlockendes
Land aufmachen, in dem Sie ein Leben mit einem schlanken, schönen und Sie
beglückenden Körper führen.
Da es überwiegend Frauen sind, die sich in meiner Praxis mit den psychischen
Hintergründen ihres Übergewichtes auseinander setzen, beschäftigt sich dieses
Buch vorwiegend mit den besonderen lebensgeschichtlichen Problemen von Frauen
und ist daher auch vor allem an sie gerichtet.
Aber auch selbst- oder durch ihre Partnerinnen mitbetroffene Männer sind
herzlich als Leser willkommen und mögen mir bitte die überwiegende Ansprache der
Leserschaft in der weiblichen Form nachsehen.
Ihre Gabriele Netzker
Anliegen und Aufbau des Buches
Das vorliegende Buch soll Sie dazu ermutigen, sich mit den Ursachen Ihres
Übergewichtes auseinander zu setzen. Dazu müssen Sie Ihre guten Gründe für das
Dicksein erst einmal erkennen. Aus meiner Arbeit mit übergewichtigen Frauen ist
mir eine umfangreiche Zusammenstellung von Gründen und Ängsten möglich geworden,
welche den ungeliebten körperlichen Zustand aufrecht erhalten.
Oft beklagen sich übergewichtige Frauen darüber, dass sie magersüchtige oder
bulimische Geschlechtsgenossinnen beneiden. Sie würden auch gern so willensstark
bzw. in den Techniken des erzwungenen Abführens geübt sein. Aber Vorsicht!
Dieses Buch richtet sich nicht an Frauen mit einer Magersucht oder Bulimie.
Ausflüchte wie der des Erbrechens sind nicht der Weg in ein gesundes
Schlanksein. Eine bulimische Frau will zwar schlank sein, sich aber ihren
Ängsten, die das unkontrollierte Essen auslösen, nicht aussetzen. Statt dessen
betäubt sie diese mit zum Teil riesigen Portionen, von denen sie sich im
Anschluss auf drastische und sich selbst betrügende Weise wieder zu befreien
versucht.
Scheinbar hat sie die Essattacke damit ungeschehen gemacht. In Wirklichkeit aber
hat ein anderer Teufelskreis, nämlich der einer bedrohlichen Esssucht mit allen
Merkmalen einer für Körper und Psyche zerstörerischen Krankheit, seinen
Ausgangspunkt genommen.
Magersüchtige Frauen kämpfen ständig gegen ihren Hunger an und bestrafen sich
und ihr Umfeld mit der Verweigerung des Essens. Sie sind im Kreislauf von
Hungern und Vermeidung von Triebdurchbrüchen gefangen und daher ebenso unfrei
wie alle anderen Essgestörten.
Die einzelnen Kapitelüberschriften des folgenden ersten Buchteiles sind aus der
Sicht einer Frau, nennen wir sie Bibi, entstanden und enthalten daher mehrfach
einen Fragecharakter.
Wer bitte ist Bibi? Sie ist eine ehemals übergewichtige Frau, die ihren Prozess
des Schlankwerdens protokolliert hat. Sie hat dabei die unterschiedlichsten
Erfahrungen gesammelt, Vor- und Nachteile des Abnehmens kennen gelernt und sich
vor allem Schritt für Schritt ihren beim Abnehmen auftauchenden Ängsten
gestellt. Nach einer Einführung in die einzelnen Kapitel folgt eine persönliche
Anmerkung Bibis zu dem jeweiligen Thema.
Vor allem das Kapitel zu den Ängsten enthält zusätzlich viele Fallbeispiele aus
der Praxis.
Da hier wiederholt von der früheren oder Herkunftsfamilie die Rede ist, sei
erklärt, dass es sich dabei um die Eltern und Geschwister der betroffenen Person
handelt. Damit soll eine Abgrenzung zu ihrer heutigen oder aktuellen Familie,
die meist aus Partner und Kindern besteht, getroffen werden.
An dieser Stelle sei allen Frauen, die durch markante Auszüge aus ihrer
Lebensgeschichte zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben, nochmals sehr
herzlich gedankt!
In einem zweiten Buchteil berichtet Bibi in sehr persönlicher Weise von ihrem
eigenen Prozess des Schlankwerdens. Sie hat den Weg zu ihrem Idealgewicht in
einem Tagebuch aufgezeichnet und dem zugestimmt, dass Auszüge daraus einer daran
interessierten Leserschaft zur Verfügung gestellt werden, um diese zu einer
Veränderung zu ermutigen.
Bibi hat in einem zweiten längerfristigen Anlauf ihr Idealgewicht erreicht, hält
ihr neues Gewicht seit mehreren Monaten und hat nicht vor, es noch einmal
aufzugeben. Sie hat einen Prozess durchlaufen, der von vielen inneren Zweifeln
begleitet wurde. Die Ängste, die sie dabei durchlebt hat, konnten erst in großer
Deutlichkeit in ihr Bewusstsein gelangen, indem sie nicht mehr durch ein sich
Überessen von ihr unterdrückt wurden. Interessant ist, dass Bibi ihren Wunsch,
abzunehmen, mehr als einmal in Frage gestellt hat und noch einmal zunehmen
musste, um das Übergewicht dann dauerhaft ablegen zu können.
In Bibis Aufzeichnungen wird die Komplexität der Veränderungen deutlich. Es geht
um weit mehr als um die bloße Reduzierung von Körpergewicht und Maßen. Es geht
um die Offenlegung angestauter negativer Emotionen.
Wenn der Schutzpanzer weggeschmolzen wird, müssen diese Gefühle unweigerlich zu
Tage treten. An dieser Stelle droht der Veränderungsprozess zu kippen. Plötzlich
ist unklar, was mit den schlechten Gefühlen werden soll, wenn das vertraute
Muster, diese wegzuessen, nicht mehr bedient wird. Danke, Bibi!
Das Buch endet mit einem Ausblick darauf, was Sie als Leserin nun mit den
dargestellten Erkenntnissen und Erfahrungen anfangen können. Es kommen nochmals
Hilfsmöglichkeiten zur Sprache, mit deren Unterstützung Sie Ihr Übergewicht
endgültig überwinden können, wenn Sie sich allein mit der Arbeit an Ihrer
psychischen Umstellung überfordert fühlen.
Sie erfahren auch, woran Sie den Zeitpunkt erkennen können, an dem Ihr
Essverhalten nicht mehr gestört ist.