Klappentext
Zu Beginn der globalen Krise vermittelt dieser Band zeitgenössische Einsichten kapitalismuskritischer Expertinnen und Experten unterschiedlicher Provenienz in gesellschaftliche Zusammenhänge.
Er ist das Ergebnis einer Ringvorlesung an der Universität Wien,in der nicht nur etablierte Lehrkräfte, sondern auch Studierende als Vortragende zu Wort kamen, die sich in leidenschaftlichen Debatten mit den breit gefächerten Themen auseinandersetzten. Die Ringvorlesung war nicht als hochspezialisierte Veranstaltung gedacht, sondern sollte diskursiv einen Überblick darüber geben, welche gesellschaftlichen Prozesse und Strukturen in einer Zeit großartiger technischer Innovationen ein menschenwürdiges Leben für Alle verhindern. Nicht nur die weltweite Finanzkrise wird thematisiert, die auf den realen Bereich übergreift und soziales Elend in ihrem Gepäck mitführt, sondern auch der Raubbau an der Natur durch profitorientiertes und eigensüchtiges Wirtschaften. Mehrere Beiträge bieten Einsichten in unterschiedliche Positionen des Feminismus, der in einer zeitgemäßen wissenschaftlichen Kritik des Kapitalismus unverzichtbar ist. Strategien der Gegenwehr und politisch-ökonomische Alternativen schließen den Sammelband ab.
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Es ist zum Kotzen. Menü wider unser Parasitentum
Birge Krondorfer
Krise der Finanzmarktpolitik als Speerspitze des neoliberalen
Paradigmas –Schwächen, Auswirkungen und Alternativen
Ajla Lubić
Elemente einer Politischen Ökologie des Klimawandels –
Überlebt der Kapitalismus die Klimakrise?
Josef Baum
Subsistenz im globalisierten Kapitalismus
Sabine Topf
Mythos Effizienz – Zur Umcodierung der Arbeit durch
die Logik des Kapitals
Peter Moeschl
Informationsgesellschaft – Drei Dialektiken
Wolfgang Hofkirchner
Grundlagen der Kritik der Politischen Ökonomie der Medien
Christian Fuchs
Re/Produktion kapitalistischer Strukturen in Film und
Fernsehen oder »The way God and Madison Avenue intended!«
Peter Steinberger und Irene Zavarsky
Globalisierung von Forschung und Entwicklung –
von Trends, Nutzen, und Befürchtungen
Wolfgang Polt und Matthias Weber
Her mit dem ganzen Leben – Geschichte, Theorie
und Ergebnisse der Feministischen Bewegung
Christine Reiterlechner
Vom fordistischen Feminismus zur Theorie der Geschlechterverhältnisse
Heidi Ambrosch
Feminismus Heute: eine neue Welle der Frauenbewegung?
Carla Küffner
Gebärmaschinen und Mitläuferinnen? – Zum Umgang der
»Neuen Frauenbewegung« mit Nationalsozialismus und Antisemitismus
Ljiljana Radonic
Körperpolitik in Zeiten des Neoliberalismus
Lisbeth N. Trallori
Zur Kritik der Zukunft des Menschseins –
Anthropotechnik versus Autonomie?
Josef Rhemann
(Bio-)Technologische Innovationen in Wechselwirkung –
Sondierungen zur Analyse und Bewertung von Anthropotechniken
Margarete Maurer
Föten ohne Frauen. Eingriffe der Fetalchirurgie und
das Recht auf körperliche Integrität
Katharina Lacina
Neue Machtverhältnisse brauchen neue Durchsetzungsstrategien
Christine Bauer-Jelinek
Veränderung der Machtverhältnisse im Prozess der Globalisierung.
Das Beispiel der Arbeitsbeziehungen
Franz Ofner
Macht macht arm. Ein Vergleich von Theorien
über Machtstrategien im globalisierten Kapitalismus
Thomas Stiegmaier
Neoliberale Hegemonie? Zur Aktualität von Gramscis
›alternativem Marxismus‹
Ingo Lauggas
Die Basis einer Theorie.
Antonio Gramsci und die ArbeiterInnenbewegung
Sabine Hattinger
Postoperaismus. Immaterielle Arbeit und Subjektkonstitution
Stefan Vater und Heide Hammer
Can Schools compensate for Society?
Basil Bernsteins Theorie der pädagogischen Codes
Michael Sertl
Learning to labour – die Reproduktion sozialer Ungleichheit
durch das Bildungssystem
Ingolf Erler
Anforderungen der kritischen Theorie an die politische Bildung 339
Ina Freudenschuß
Über das europäische Sozialmodell im Zeitalter der kapitalistischen Krise
Walter Baier
Klarstellungen zum bedingungslosen garantierten Grundeinkommen
Karl Reitter
Zur Einführung eines Grundeinkommens in Österreich
Peter Fleissner
Feedback von Studierenden
Vorlesungsplan (Ort: Universität Wien, Hauptgebäude, HS 32)
Vorwort
Die vorliegende Publikation dokumentiert die vielfältigen Inhalte der Ringvorlesung »Kritische Ansätze zu Politik und Ökonomie im globalisierten Kapitalismus« (angekündigt durch Peter Fleissner), die im Sommersemester 2008 am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien abgehalten wurde.
Beim ersten Betrachten des Buches mag der Eindruck entstehen, es handle sich hierbei um eine Zusammenfassung der abgehandelten Themen einer gewöhnlichen Lehrveranstaltung, wie es sie auf den Universitäten häufig gibt.
Dieser Eindruck täuscht: Die Ringvorlesung (und in weiterer Folge auch diese Publikation) ist Ergebnis langjähriger Reflexion und Analyse über den Zustand der universitären Bildung in Österreich. Diese Zustände müssen hier nicht ausführlich dargestellt werden; kurz seien jedoch einige Schlagworte genannt: Entdemokratisierung, Elitenreproduktion, Verschulung, Marktkompatibilität.
Diesen Entwicklungen ist Widerstand entgegenzusetzen. Dieser Widerstand hat verschiedene Artikulationsformen, wir verstehen die Ringvorlesung und dieses Buch als eine davon.
Motiviert durch diese Überzeugung, konzipierte KSV-LiLi gemeinsam mit transform!at eine Lehrveranstaltung, die maßgeblich von der Intention getragen war, partizipative Gestaltung dem starren Universitätsalltag entgegenzusetzen.
Im Sinne eines emanzipatorischen Bildungsverständnisses wurde der Aufbau der Ringvorlesung konzipiert:
Zu jedem Thema hielten zwei »ExpertInnen« kurze Inputs von maximal 20 Minuten. Studierende hatten dadurch außergewöhnlich viel Raum, um die Vorlesungen nach eigenen Interessen mitzugestalten. Zum notwendigen Übel eines Zeugniserwerbs konnte ein Referat gehalten werden. Die verbleibende Zeit wurde zu intensiven und fruchtbaren Diskussionen genutzt. 128 Studierende haben die Lehrveranstaltung schlussendlich abgeschlossen.
Die Texte sind nun einerseits aus den Beiträgen der Vortragenden entstanden, andererseits wurden auch (dem Konzept der partizipativen Bildung folgend) einige studentische Essays aufgenommen (eine weitere Möglichkeit des Zeugniserwerbs).
Auch wenn einige Rahmenbedingungen herkömmlichen universitären Lehrens und Lernens nicht gesprengt werden konnten (Zeugniserwerb, Frontalvortrag, etc.), so konnte doch gezeigt werden, dass die gegenwärtigen universitären Verhältnisse nicht in Stein gemeißelt sind. Sie sind, bei entsprechender (Selbst-)Organisation von kritischen Lehrenden und Studierenden, auch jetzt veränderbar (auch wenn eine radikale Umgestaltung der gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse notwendig ist und auch das Ziel der Beteiligten bleibt).
»Wer sich keine unnützen Gedanken macht, streut keinen Sand ins Getriebe«
T. W. Adorno
Abschließend sei allen Personen gedankt, die in Form eines Textes einen Beitrag zu diesem Buch geleistet haben. Ebenso gilt unser Dank allen Vortragenden (denen die Universität unverständlicherweise ein Honorar verweigerte) und der Basisgruppe Politikwissenschaft, ohne die diese Ringvorlesung nicht zustande gekommen wäre.
Das Redaktionskollektiv von
KSV-LiLi und transform!at
http://votacomunista.at
http://transform.or.at
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