Roman, 385 S., Tb, ISBN 978-3-89626-819-8, 17,80 EUR
Philosophieprofessor Wilfried und sein Freund, der getreue Eckhart,
stehen urplötzlich – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – vor den
Rätseln einer Lebenskrise. Nach kleinen Startschwierigkeiten
akzeptieren sie diese aber lustvoll als Midlife-crisis ›neuen Typs‹. Das
führt – Gottseidank – zu kuriosen, manchmal vertrackten, und unglaublich
komischen Situationen. Die Er-Lösung scheint die Umsetzung eines
langgehegten Traumes zu sein – einer Reise hoch auf einem gelben
Postwagen zu der Herz-Dame Wilfrieds. Der Wagen rollt schließlich auch …
wohin, muss der Leser selbst ergründen! |
Der Raum, den er nachlässig
schlurfend betrat, war nicht der Weltraum, mit dem er sich seit längerem
erfolglos herumärgerte, denn wer verstand schon, was sich menschlicher
Anschauungskraft entzog. Theorien hatten den Vorteil, dass sie nicht beweisbar
sind, während der Wahrheitsgehalt der Sinne nicht überprüft werden musste. Und
doch bestand die Welt nicht nur aus Sauerteig. Vielleicht war es möglich,
mathematische Gleichungen auf eine solch philosophisch verblüffende Art zu
interpretieren, dass sie gnädig von jenem Genie zur Kenntnis genommen wurden,
das in einem Rollstuhl auf dem Campus einer ehrwürdigen englischen Universität
herumfuhr. Das Universum war nicht, sondern IST. Ohne Anfang und Ende, ewig und
ohne den Lärm der Urknallerei, den ohnehin niemand gehört hatte. Abgesehen
vielleicht von Gott, aber wieso sollte Gott Ohren haben. Auch schien ihm und er
sprach den Gedanken natürlich nicht öffentlich aus, dass die menschliche
Intelligenz eine Funktion im Universum hatte, von der er glaubte, zumindest eine
leise Ahnung zu haben. Den Rest überließ er, zumal an diesem hässlichen
Vormittag vorerst der Menschheit, die noch fünf oder sieben Milliarden Jahre
Zeit hatte zu beweisen, was er glaubte. Diese Zeit hatte Wilfried nicht und der
Raum, den er betreten hatte, war nur ein kleines Zimmer, fast intim, wären nicht
die schwer durchschaubaren Gerätschaften und Apparaturen gewesen. Klar war nur
die Funktion der Liege, die er mit überflüssigem Misstrauen musterte. Es ging
vielleicht ums Leben und deshalb gelang ihm ein angemessenes Schmunzeln, bevor
er den Gürtel öffnete.
Dann passierte das Missgeschick. Wie zieht ein ordentlicher Professor der
Philosophie, der sich sogar mit höherer Mathematik und theoretischer Physik
plagte, einen Reißverschluss schwungvoll nach unten, wenn dieser mechanische
Vorgang von einer in der Hosentasche querliegenden Bierbüchse gebremst wird? Es
war eigentlich nicht Wilfrieds Art, eine quer liegende Bierbüchse holländischer
Herkunft in der Hosentasche bei sich zu führen. Jedoch hatte er am Morgen über
Dinge und Entscheidungen nachgedacht, die sich um das Wort Krise gruppierten,
weshalb die in der vergangenen Nacht in der Hosentasche deponierte Bierbüchse
seiner ohnehin geschwächten Aufmerksamkeit entging. Der Reißverschluss riss,
aber den Rest seiner teilweisen Entkleidungsaktion erledigte er mit Anstand.
»Männer in Nachthemden, Schlafanzügen oder heruntergelassenen Hosen wirken, da
kann man nichts machen, lächerlich«, erklärte er Beifall heischend. Dann legte
er sich auf die kunststoffgepolsterte Liege und teilte mit: »Ich denke gerade an
Beinhäuser, in denen freitags mit den Knochen geklappert wird und an Mumien.«
Die Frau, mit der er sich im Zimmer befand, eine Blondine mit schätzungsweise
noch zehn jähriger Wirkung auf landläufige Männeraugen und eindeutig
unverwüstlich intelligentem Blick fragte laut, fast polternd: »Archäologe?«
»Das ginge ja noch«, murmelte Wilfried und dann vernehmlicher: »Sollte alles in
Ordnung sein, weiß ich, was zu tun ist. Von wegen Beinhäuser! Es ist hohe Zeit
für den gelben Wagen. Privat und überhaupt.«
»Aha«, kommentierte die Frau, die in ihrem Berufsleben eine Unmenge halb- und
auch ganz nackte Männer gesehen hatte und die sich wenig daran störte, dass
Wilfried zu dieser vormittäglichen Stunde eine beachtliche Schnapsfahne gehisst
hatte. Wachholder, also Gin, dachte sie fachfraulich und dann spürte Wilfried,
der zur makellos weißen Zimmerdecke starrte, drei Finger der ringlosen
Frauenhand an seinem linken Hoden. Die Griffe waren professionell.
»Schluss«, sagte Wilfried. »Ich bekomme sonst noch eine unpassende Erektion. Der
Befund?« »Eine harmlose Zyste. Ich würde nicht mal operative Entfernung
empfehlen.« Die Urologin drehte sich um und ging zum Waschbecken.
Wilfried hüpfte mit heruntergelassenen Hosen von der Liege, ordnete mit Ausnahme
des Reißverschlusses seine legere Kleidung und war wieder auch äußerlich die
respektable Persönlichkeit, für die er sich hielt. Eine solche musste nicht wie
gewisse Minister in nadelgestreifte Dreiteiler flüchten, um den Mangel an
richtigen Ideen mit PR-Geplapper zehn Zentimeter oberhalb der Seidenkrawatte zu
übertünchen. Wilfried besaß keine seidene Krawatte und auch keinen nadel- oder
sonst wie gestreiften Zwei- oder Dreiteiler. Aber den gelben Wagen zu besteigen
verdiente schon Selbstrespekt. Und der schien ihm wichtiger als die Klimmzüge an
dieser dämlichen oberen Sprosse auf einer noch dämlicheren Kletterwand, die in
einer Scheinwelt herumstand, während in der richtigen gelebt wurde. Karriere,
dachte Wilfried grimmig, während die Urologin ein Blatt bekritzelte. Ich pfeif
auf eine weitere Karriere und Gisela soll nur nicht glauben, dass das wegen ihr
passiert. Es ist der freie Entschluss eines freien Mannes in einer satten
ideenlosen Welt, der die heroischen Illusionen abhanden gekommen sind. Dann
steckte er grinsend die Bierbüchse holländischer Herkunft in seine ausgebeulte
Aktentasche.
»Sind Sie noch da?«, polterte die Urologin und gab Wilfried ein Kärtchen, auf
welchem Ort, Datum und Uhrzeit für eine noch sicherheitshalber zu erfolgende,
von modernster Technologie gestützte Untersuchung vermerkt waren, der er sich
jedoch nicht zu stellen gedachte. »Ich bin hellwach«, erklärte er
wahrheitswidrig und versuchte sich den Postillion des gelben Wagens
vorzustellen, der aber unsinnigerweise unter seinem Samthut das Gesicht von
Gisela hatte. Gisela war Wilfrieds Frau, der er lange Jahre die Treue gehalten
und die dennoch vor geraumer Zeit, genauer vor einem halben Jahr, die Scheidung
eingereicht hatte. Ein Entschluss, den sie unter strikter Ablehnung sachlicher
und somit klärender Debatte mit Motiven begründete, die Wilfried als seltsam,
merkwürdig, kurios, ja letztlich absonderlich empfand. Empörenderweise hatte sie
ihn damals nicht vorab informiert, so dass er von ihrer folgen schweren
Entscheidung erst durch das Schreiben der Familienkammer des Amtsgerichts
erfuhr. In diesem Schreiben wurde Wilfried als Beklagter bezeichnet, was er zum
Anlass nahm, über Unsinnigkeiten der deutschen Amtssprache nachzudenken.
Angeklagter war strafrechtlich besetzt. Verklagter ging auch nicht. Man verklagt
jemand zum Beispiel wegen Körperverletzung, er aber hatte Gisela natürlich
niemals verhauen. Nicht mal mit einem Blumenstrauß, den er in gewohnter
Regelmäßigkeit anschleppte. Schließlich akzeptierte er Beklagter, denn er kam
sich wegen des unerwarteten Schusses, den er zunächst nicht ernst nahm, schon
ein wenig beklagens- oder bedauernswert vor.
Nebenbei, denn er war meist in Gedanken, hatte ihn das Schreiben aber doch
frustriert. »Warum?«, hatte er Gisela gefragt. Mit sanfter Stimme und der
nachsichtigen Miene eines Nervenarztes. »Bitte nenne mir Fakten, Beweise,
Beispiele. Es gibt nicht einmal eine andere Frau in meinem Leben.«
Gisela hatte ihn mit ihren grüngelben Katzenaugen angeblitzt, die mit Kaffee
halbgefüllte Henkeltasse auf den Küchentisch geknallt und gefaucht: »Guck nicht
so wie ein geprügelter Hund, der trotzdem mit dem Schwanz wedelt. Es gibt keine
Fakten und Beweise, aber jede Menge Routine. Jede zweite deutsche Ehe gleicht
einem Beinhaus.«
»Was für ein Beinhaus?«, war Wilfrieds interessierte Nachfrage gewesen.
»Na ein Beinhaus, eine Grabstätte, ein Skeletthaus ohne Leben, eine Ansammlung
gefühlloser Knochen, die freitags zur stets gleichen Uhrzeit und im gleichen
Takt gerüttelt werden.«
»Du wirst unsachlich mit dieser Beschreibung unseres Sexuallebens. Vielleicht
willst du noch behaupten, dass wir Mumien sind.«
»Genau. Das ist das Wort. Wir sind längst mumifiziert. Wenn du wenigstens ein
Macho wärst!«
Damit hatte sich Gisela, wie Wilfried in seinem männlichen Scharfsinn folgerte,
zumindest indirekt verraten, wenngleich noch kein direkter Beweis oder das
freimütige Eingeständnis eines Ehebruchs vorlagen. Über diesen hätte man ohne
knirschende Zähne reden können. Wer die barbarische Steinigung treuloser Frauen
in gewissen Ländern verabscheute, der konnte nach Wilfrieds Meinung auch nicht
vergleichsweise zivilisiert die Faust auf den heimischen Tisch donnern. Vor
allem aber störte es ihn, dass Gisela eine stabile, geordnete Beziehung als
mumifiziert klassifizierte und gar mit mittelalterlichen Beinkammern verglich,
von denen sie nichts verstand. Also hatte Wilfried taktvoll gelächelt und ein
Korrektiv formuliert: »Diese großzügige Wohnung enthält, wie du weißt, keine
überflüssigen Möbel, jedoch Bücher und Pflanzen. Diese Wohnung, deren geräumiger
Balkon einen weiten Blick erlaubt, ist zumindest am Tage hell und freundlich und
gewiss alles andere als ein modriges, düsteres Beinhaus.« Wilfried behielt bei
dieser Szene vor einem halben Jahr sein taktvolles Lächeln bei und Gisela
erwiderte weniger taktvoll: »Was grinst du wie ein Affe? Ich habe die Scheidung
eingereicht und du grinst und säuselst über eine Wohnung mit weitem Blick. Ich
habe einen weiten Blick und der gestattet mir zu sehen, dass wir die nächsten
Jahrzehnte«, sie vermied den Vergleich mit Beinkammern, »wie zwei vermooste
Kähne nebeneinander herdümpeln. Du hast deinen Schreibtisch, wo du so schreibst
und schreibst, was du so denkst. Vielleicht auch manchmal, ich will dir nicht zu
nahe treten, auch abschreibst. Und wenn du dann Jubilar bist, zum Fünfzigsten
oder Sechzigsten, und dich alle loben, weil man das mit Jubilaren so macht,
wirst du ans Sektglas schlagen und wahrscheinlich auch den Satz sülzen, dass
ohne die Frau an deiner Seite all deine Erfolge nicht möglich gewesen wären.
Diesen Satz aber will und werde ich nicht hören. Es ist nichts vorgefallen und
es wird auch nichts vorfallen. Niemals wird etwas vorfallen und das ist der
springende Punkt bei uns und erklär mir nicht, wie man Punkt schreibt. Mit
hartem P und diesen Punkt habe ich gemacht. Ich werfe dir nichts vor, aber ich
will nicht mehr und es ist belanglos, ob das nun sehr, ein wenig oder überhaupt
nicht weh tut.«
Gisela hatte mit fester Stimme gesprochen und Wilfried gab dem Gefühl nach, dass
eine stereotype Frage angemessen sei. Sie lautete: »Wie hast du dir die Details
vorgestellt?« »Nun, wir sagen, wir haben uns auseinandergelebt und möchten
geschieden werden. Finanzielle Forderungen habe ich nicht. Die Töchter sind aus
dem Haus. Über die Wohnung werden wir uns einigen können. Und Behemoth, Behemoth
bleibt natürlich bei mir.«
Nun lächelte Gisela nachsichtig, nicht aber Wilfried, der seinen friedfertigen
Namen vergaß. »Der Kater bleibt bei mir«, schrie er und schlug auf den
Küchentisch. Dieser war aus richtigem Holz.
»Der Finger ist gebrochen«, meinte Gisela.
»Nein«, brüllte Wilfried, schlug aber nicht mehr auf den Tisch.
Zum ersten Termin bei Gericht erschien Wilfried, der sich zwei Finger gebrochen
hatte, mit vergipster Hand und bis zum Ellenbogen bandagiert . Er trug damals
vorsätzlich seine ältesten Jeans und da es ein warmer Junitag war, ein noch
älteres T-Shirt, das ihm Gisela zu einer Zeit geschenkt hatte, in der beide auch
nur den spielerischen Eventualitätsgedanken an die in jeder Ehe lauernde
Scheidungsgefahr hohnlachend von sich gewiesen hätten. Nie und nimmer beuge ich
mich Giselas Panik, dachte Wilfried, und erst recht nicht einem Spruch dieser
Richterin, der unsere Ehe einen Dreck angeht. Die Richterin, die müde wirkte,
hüstelte und schielte interessiert zur Gipshand, die vielleicht einen noch
unbekannten Scheidungsgrund hergab. Dann ordnete sie einen Knopf an ihrer Bluse.
Bedenklich war, dass sich die Klägerin in ihrem schriftlichen Begehren nebulös
ausgedrückt hatte. Nachdem die Richterin einen zweiten Knopf geordnet hatte,
durfte die Klägerin, die blass aussah, nicht aber wie der Beklagte Räuberzivil
trug, sondern ein dem ernsten Termin angemessenes Kostüm, ihren Scheidungswillen
bekräftigen. Das geschah in entschiedenem Ton, den Wilfried mit einem
überlegenen Grinsen von sich abprallen ließ und inhaltlich höchst verworren,
weshalb er die Beine friedfertig übereinanderschlug. Von Mumien oder Beinkammern
war zwar nicht die Rede und auch nicht von bemoosten Kähnen. Dafür entwarf
Gisela das Bild von zwei Schnecken, die jede mit ihrem Haus beladen
nebeneinander eine ewig kreisförmige Schneckenspur ziehen. Die Richterin, die
sich vor Schnecken ekelte, verscheuchte die Vorstellung von den kreisförmigen
Schleimspuren und hatte es geschafft, sich einen Knopf abzureißen. Das änderte
aber nichts daran, dass sich der Beklagte zu äußern hatte.
Wilfried räusperte sich und sagte munter: »Wieviel Knöpfe wollen Sie sich noch
abreißen? Außerdem will ich hier weg, denn ich will nicht geschieden werden. So
und jetzt gehe ich.« Er tat das und das brachte ihm Ärger ein sowie auch den
Aufschub der Scheidung. Doch die gesetzlich bestimmte Frist war vorbei und
Wilfried befand sich mittlerweile und unwiderruflich auf dem Weg von der
urologischen Klinik der Universität zum Gericht. Etwa auf der Mitte der Strecke
betrat er eine Tagesbar, in der nicht zufällig sein Freund Eckhart saß, denn
Eckhart saß meistens da.
»Wir nehmen jetzt auf meine Kappe zwei ganz große Schnäpse«, verkündete Wilfried
zur Begrüßung.
Eckhart nickte.
Als die Gläser vor ihnen standen, sagte Wilfried: »Den ersten Wodka trinken wir
auf eine Frau, die soeben erfolgreich meine Weichteile befühlte.« Er kippte den
Schnaps und Eckhart wunderte sich, weil Wilfried in diesem Lokal um diese
Uhrzeit nur als Moccatrinker bekannt war.
»Worauf wartest du?«, fragte Wilfried, schüttelte missbilligend den Kopf und
bestellte erneut. Dann beugte er sich an Eckharts Ohr und raunte: »Den zweiten
Wodka trinken wir auf meine Scheidung, die nachher gleich über die Bühne geht.«
»Nein«, flüsterte Eckhart, den es als Freund der Familie unerwartet traf.
»Doch«, flüsterte Wilfried zurück. »Wir wollten das nur nicht vorab an die große
Glocke hängen und ich gedenke auch sonst keinen Anschlag zu machen.«
»Natürlich nicht«, flüsterte Eckhart, der im Moment überfordert war.
»Warum flüsterst du eigentlich?«, schrie plötzlich Wilfried. »Es gibt keinen
Grund zu flüstern, nur weil sich Gisela im Selbstverwirklichungswahn befindet.
Es ist eine Schande. Sie lebt muminifiziert in einem Beinhaus.«
»Aha«, fiel Eckhart ein.
»Jawohl aha«, sagte Wilfried wieder leise. »Natürlich hat sie mit dem Beinhaus
etwas anderes gemeint. Sie weiß ja nicht mal, was ein Beinhaus ist. Voller
umgelagerter Knochen. Unsystematisch oft. Wahrscheinlich hat sie an eine Gruft
gedacht.«
»Und wieso will sie da leben? Mumifiziert, sagst du? Ist Gisela zu einer Sekte
übergelaufen.« Eckhart flüsterte sicherheitshalber wieder, da der Barkeeper in
verdächtiger Nähe stand. »Das ist allegorisch gemeint«, erklärte Wilfried. »Beim
ersten Gerichtstermin hat sie aber nichts zum Beinhaus und zur Gruft gesagt. Sie
redete über Schnecken, die ihr Gehäuse schleppen. Im Kreis, verstehst du? Und
während sie so ihre Spuren ziehen, mit dem Gehäuse, hat die Richterin ihren
Knopf verloren.«
»Ich verstehe«, sagte Eckhart und beschloss weiteren Alkohol für Wilfried zu
verhindern. Dennoch fragte er: »Aber warum rennst du vormittags los und lässt
dich, wie soll ich sagen?«
»Was meinst du? Wohin renne ich?« Wilfried blickte unwirsch.
»Na, du hast doch gesagt«, Eckhart dämpfte wieder seine Stimme, »dass du dich
mit Erfolg … Ich meine, ich verstehe schon.«
»Unsinn«, rief Wilfried. »Du verstehst nichts. Als erstes wollen wir uns, auch
wenn wir nervös sind, einigen, wie das Wort richtig heißt. Muminifiziert.«
»Mumifiziert«, unterbrach ihn sofort Eckhart. »Eine Mumie ist kein Minirock. Du
bist Lehrstuhlinhaber. Sagst du in der Vorlesung etwa muminifiziert?«
»Ich rede in der Vorlesung nicht über Mumien und außerdem werde ich wegen der
Skelette in den deutschen Wohnungen keine Vorlesung mehr halten. Natürlich heißt
es … Wie zum Teufel heißt es eigentlich?« Wilfried winkte den Barmann heran.
»Ich bin durcheinander. Heißt es muminifi oder nur ziert? Also ohne ini vor dem
ziert, aber mit Mumie?«
Der Barmann dachte zwei Sekunden nach und antwortete salomonisch: »Vielleicht
erst noch zwei Wodka?«
...