2008, 307 S., zahlr. histor. Fotos und Abb., ISBN 978-3-89626-817-4, 27,80 EUR
Agnes Wabnitz, als Tochter eines Schankwirts 1841 in Gleiwitz geboren, entwickelte sich zu einer engagierten Streiterin für die Rechte der Frau. So forderte sie die politische Gleichstellung mit dem Mann, setzte sich für das Wahlrecht der Frau und die Verbesserung ihrer sozialen Lage ein. Die in ganz Deutschland berühmte »Wanderrednerin« der SPD wurde unter Kontrolle der Politischen Polizei gestellt. Mehrmals wegen Verächtlichmachens der Kirche und Majestätsbeleidigung angeklagt und inhaftiert, verweigerte sie im Gefängnis jede Nahrungsaufnahme, wurde deshalb zwangsernährt und in ein Irrenhaus eingeliefert. Als sie eine 10-monatige Haft antreten sollte, vergiftete sie sich am 28. August 1894 auf dem Friedhof der Märzgefallenen im Friedrichshain. Zu ihrem Begräbnis erschienen 45.000 Menschen und legten auf ihrem Grab mehr Kränze ab als seinerzeit während der Beisetzung von Kaiser Wilhelm I. Das
sozialdemokratische Organ, der »Vorwärts« widmet ihr einen Nachruf,
worin es heißt: Ein willensstarkes, charakterfestes Weib, der Sache der
Arbeiter bis zum letzten Athemzuge treu, ist sie freiwillig in den Tod
gegangen. Ihr Geschick hat sich erfüllt. Daß es so kommen mußte, war
geschuldet der Verkettung der Verhältnisse und ihrer Individualität, die
einen krankhaften Zug aufwies, der sich bis zur hochgradigen
Neurasthenie gesteigert hatte. Daß aber eine solche Frau, bei der schon
seit Jahren solche pathologische Merkmale zu Tage traten, mit zehn
Monaten bestraft werden mußte, kennzeichnet den Geist unserer
Rechtssprechung.« – Dazu bemerkt die »Post«, es sei ein Armutszeugnis, »daß
man eine Person, die, wie der »Vorwärts« diesergestalt selbst betont,
nicht völlig zurechnungsfähig sein soll, lange Jahre zur Agitatorin für
die sozialdemokratische Bewegung »benutzt« hat.«
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Agnes Wabnitz –
wer ist das denn? 7
Kindheit 16
Die entscheidende Katastrophe 43
Ärger in Berlin 56
Zuckerbrot und Peitsche 72
Die Agitatorin 87
Käfighaft 105
Ein betriebsamer Staatsanwalt 130
Idol der Zeit 146
Irrenhaus Dalldorf 164
Lebensängste und Strapazen 193
Freiheit auf dem Gottesacker 218
Nachgeburten 246
Anhang 259
Lebensdaten und Zeitereignisse 299
Dokumente und Literatur 303
Bildnachweis 306
Danksagungen 307
Für mich ist jeder Sozialdemokrat gleichbedeutend mit Reichs- und
Vaterlandsfeind. Mit diesem Geständnis hatte Kaiser Wilhelm II. – zugleich
König von Preußen – am 16. Mai 1889 einer Deputation westfälischer Bergleute
einen Blick in seine Seele gestattet. Dann verriet Seine Majestät den
erschrockenen Untertanen, dass er mit unnachsichtlicher Strenge einschreiten und
die volle Gewalt, die Mir zusteht – und die ist eine große – zur Anwendung
bringen wolle, wenn er bei wem auch immer sozialdemokratisches Gedankengut
entdecken würde. Diese Einschüchterung war eigentlich fehl am Platz, denn die
Untertanen hatten gerade dem Kaiser eifrig gehuldigt und ihm ihre
unverbrüchliche Treue in einer Ergebenheitsadresse erklärt.
Die so allgemein gehaltene Drohung galt den Sozialdemokraten als Ganzes und
einer Frau im Besonderen, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt erst auf dem Weg war,
das Dunkel der Geschichte zu verlassen, um mühsam die Bühne der Politik zu
erklimmen: Agnes Wabnitz, Gastwirtstochter aus Gleiwitz.
Dass sie sich mehr für die Probleme der Gesellschaft zu interessieren begann als
ihrem langweiligen Beruf nachzugehen und die Wäsche der etwas Reicheren zu
pflegen, daran trug kein Geringerer als Otto Eduard Leopold Fürst von
Bismarck-Schönhausen die Schuld, der Reichskanzler höchstpersönlich. Und die
Abgeordneten des Reichstags selbstverständlich, die eigentlich auch damals schon
»nur ihrem Gewissen verpflichtet« sein sollten, aber in bewunderndem Gehorsam
der Regierung gegenüber am 19. Oktober 1878 vorsorglich das Gesetz gegen die
gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie beschlossen hatten. Allein
der Titel des Gesetzes verrät schon die Demagogie des Herrn von Bismarck: Zu
dieser Zeit war die Sozialdemokratie ganz weit entfernt, gemeingefährlich zu
sein oder gar den gewaltsamen Umsturz der Verhältnisse in Deutschland zu planen.
Aber sie gewann immer mehr Ansehen und Einfluss in der Arbeiterschaft und war
dabei, aus der Bedeutungslosigkeit aufzusteigen und eine politische Macht zu
werden. Das widerstrebte Kaiser wie Kanzler und der gewiefte Bismarck – bereits
mehrere Male mit einem beantragten Verbot der sozialdemokratischen Partei im
Reichstag gescheitert – nutzte die Gunst der Stunde, das so genannte
Sozialistengesetz durchzupeitschen. Als Vorwand dienten ihm zwei Attentate auf
den einundachtzig Jahre alten Kaiser Wilhelm I. Dem Monarchen hatte der
Klempnergeselle Max Hödel am 11. Mai 1878 in Berlin Unter den Linden mit einem
Revolver aufgelauert und zwei Schüsse zugedacht, allein der Mann war so
aufgeregt und verfehlte sein Ziel meterweit. Majestät kam also mit dem Schrecken
davon. Der sofort überwältigte Attentäter soll – ganz wie hernach der
»Brandstifter« Marinus van der Lubbe auch – Ausweise und Mitgliedskarten für
gleich mehrere sozialdemokratische Vereine in der Hosentasche gehabt haben,
weshalb Bismarck schnellstens auf eine Mitbeteiligung des politischen Gegners
tippte und die Bewegung verbieten lassen wollte. Jedoch scheiterte er wieder
einmal im Reichstag mit seiner Forderung, aber ein Gericht tröstete den
Verzweifelten: Es verhängte die Todesstrafe über den tolpatschigen
Klempnergesellen, der wahrscheinlich nur ein Werkzeug des Kanzlers war. Max
Hödel hatte man noch nicht durch staatlich sanktionierten Mord vom Leben zum
Tode gebracht, als schon wieder Schüsse auf den greisen Wilhelm abgefeuert
wurden. Diesmal war der Meuchelmörder ein wirklich feiner Herr, Dr. Karl Eduard
Nobiling, dem allerdings nachgesagt wird, er sei nicht ganz zurechnungsfähig
gewesen. Er benutzte eine Schrotflinte, hatte als Ort des Attentats ebenfalls
die einzige Prachtstraße Berlins ausgewählt, sich aber – im Gegensatz zu Hödel –
in einen Hinterhalt gelegt, wozu ihm ein offenes Fenster des Hauses Unter den
Linden Nummer 18 diente. Dort hatte der angeblich nervenschwache Nobiling
eiskalt auf die tägliche Spazierfahrt des Kaisers gewartet, und als der alte
Mann in seiner offenen Kutsche vorbeizuckelte, gab der noble Herr einen Schuss
auf den Monarchen ab. Von einer Unzahl kleiner Kügelchen verletzt, sank der
Herrscher in sich zusammen. Aber es war mehr Blut zu sehen als Schaden
angerichtet. Arm und Kopf des Landesherren waren leicht beschädigt. Sofort
stürmten aufgebrachte Bürger das Versteck des Nobiling, ergriffen ihn in
bodenloser Entrüstung und wollten ihn in die nahe gelegene Neue Wache bringen,
deren Soldaten sich so ruhig verhalten hatten, als wären sie auch dieses Mal im
Voraus von dem zu erwartenden Ereignis in Kenntnis gesetzt gewesen. Aber der
mutige Mörder wollte nicht vor Gericht gezerrt werden. Er hatte noch Zeit genug,
das zu verhindern, indem er sich den Lauf des Gewehres in den Mund steckte und
abdrückte. Die spätere Obduktion ergab, dass mehrere Schrotkügelchen die
Schädeldecke des Attentäters zertrümmert und bei ihrem Austritt sogar Hirnteile
mit sich gerissen hatten. Trotzdem war der Mann nicht auf der Stelle tot,
sondern konnte den empörten Bürgern noch zuflüstern: Habe viele Mitwisser, will
sie nicht schonen, aber auch nicht verrathen. Mich hat’s getroffen! Dann
verschied der fragwürdige Held in den Händen derer, die ihn eigentlich ins
Gefängnis schleppen und der irdischen Gerichtsbarkeit überantworten wollten. So
jedenfalls stand es am Tag danach in der Berliner Zeitung Tribüne, schon damit
niemand zu rätseln brauchte, wer den Auftragskiller Karl Eduard Nobiling
angeheuert hatte. Natürlich war das für die entsetzten Untertanen nicht Fürst
Bismarck, sondern der Reichs- und Vaterlandsfeind Nummer Eins, die
Sozialdemokratie. Nun endlich bekam der Kanzler sein lange verweigertes Gesetz,
das zwölf Jahre jeden gesellschaftlichen Fortschritt im kaiserlichen Deutschland
verhinderte und der Sozialdemokratie alle Luft zum Atmen nahm.
Agnes Wabnitz stand mit auf der Fahndungsliste. Allerdings nicht dem Namen nach,
sondern als Frau, der es verboten war, eine politische Meinung zu äußern, denn
erst während der blindwütigen Sozialistenverfolgungen begann sie, sich bewusst
politisch zu betätigen. Sie sprang für ihren Bruder in die Bresche und nahm
seine Position innerhalb der Partei ein, nachdem er aus der Residenzstadt Seiner
Majestät gewiesen worden war.
Allerdings gibt es dafür keinen Beweis, aber das besagt nichts. Es war erst nach
dem Fall des Sozialistengesetztes 1890 und mit den Beschlüssen des Erfurter
Parteitages der SPD im Jahr darauf möglich, dass Frauen eingeschriebenes
Mitglied einer Partei werden konnten. Damit war die SPD überhaupt die erste
politische Organisation in Deutschland, die Frauen aufnahmen.
Sozialdemokratinnen – oder Frauen, die sich als solche verstanden – waren bis
dahin eben nicht Parteimitglied oder wurden unter dem Namen ihres Ehemannes
aufgenommen und so auch registriert. Wenn Agnes Wabnitz schon damals
Parteimitglied gewesen sein sollte – was heute fehlender Unterlagen wegen nicht
mehr festgestellt werden kann – wird auch sie ein männliches Pseudonym geführt
haben oder unter einem männlichen Vornamen geführt worden sein, wie das damals
durchaus üblich gewesen ist.
Sehr rasch erkannte die Wirtstochter aus Gleiwitz, dass die Welt zweierlei
Menschen beherbergt: Besitzende und Besitzlose, also Reiche und Arme. Sie
spürte, dass die Macht der einen auf der Ohnmacht der anderen beruhte. Wollte
man das ändern, durfte man sich nicht blenden lassen von Redewendungen wie: »Das
ist so, weil Gott es so gefügt hat!« Es gab reiche Juden und arme Christen
ebenso wie reiche Christen und arme Juden. Sie begriff schnell, dass die
Einteilung der Menschen nach Haben oder Nichtshaben keine Frage der Religion
ist. Deshalb konnten ihrer Meinung nach weder der Glaube an Gott noch
inbrünstige Gebete diese Zustände verbessern und Gerechtigkeit auf Erden
schaffen, sondern allein der Mensch selbst. Sie bemerkte auch, dass Männer
anders angesehen waren in der Gesellschaft als Frauen und dass für gleiche
Arbeit ungleiche Löhne gezahlt wurden. Wollte frau das verändern, musste sie
eigentlich einen Zweifrontenkrieg führen: Gegen die Besitzenden und gegen die
Männer des eigenen Standes, die natürlich auch von ihrer Gleichstellung mit »dem
Weibe« nichts wissen wollten. Konkret hieß das für Agnes Wabnitz, die sich noch
immer als Schneiderin durch das Leben schlug: Wenn Frauen ihre Situation
verändern wollen, müssen sie sich zu Organisationen zusammenschließen, in denen
nicht Männer das Sagen haben, sondern sie selbst. Deshalb half sie mit, im
gesamten Kaiserreich Frauenvereine zu gründen. Dem sahen die Herrschenden
selbstverständlich nicht tatenlos zu. Agnes Wabnitz wurde mehrere Male mit
Haftstrafen belegt, die meist als Geldbuße vollstreckt wurden.
Vier Jahre brauchte Agnes Wabnitz, um die wohl bekannteste Frau ihrer Zeit zu
werden, denn sie hatte selbstverständlich nicht als Sozialistin das Licht der
Welt erblickt, sondern war in ihrem Elternhaus durchaus deutsch-national erzogen
worden, weshalb sie ihren Dienst als Hausangestellte eines polnischen
Großgrundbesitzers quittierte, nachdem sie mitbekommen hatte, dass er seinen
bissigen Hund nach dem Reichskanzler »Bismarck« genannt und damit in ihren Augen
die Ehre aller Deutschen beschmutzt und verletzt hatte. So ein konsequentes
Wesen war Agnes Wabnitz, wenn ihr etwas gegen den Strich ging.
Die ehemalige Volksschülerin hielt im gesamten Kaiserreich vielbeachtete und
stark besuchte Vorträge über Gott und die Welt, über die Anmaßung des Königs,
untadelig zu sein und seine uneingeschränkte Gewalt direkt vom Herrn des Himmels
empfangen zu haben, über die Scheinheiligkeit der Kirche, die jede sexuelle
Betätigung vor der Ehe verdammt, Maria aber eine »Jungfrauengeburt« zugesteht,
und das außereheliche Kind Jesu verherrlicht, während eine ledige Mutter in der
gegenwärtigen Gesellschaft Höllenqualen durchstehen müsse und ihre doch in Liebe
gezeugte Leibesfrucht lebenslang Bosheiten und Misshelligkeiten ausgesetzt sei.
Kein Wunder, dass die Agitatorin der Partei nun auch strafrechtliche
Verfolgungen erdulden musste. Zehn Monate Gefängnis erhielt sie wegen
Majestätsbeleidigung und Verächtlichmachung der Kirche und weil angeblich
Fluchtgefahr bestand, wurde sie noch im Gerichtssaal verhaftet. Im Gefängnis
verweigerte sie die Aufnahme von Essen und Trinken, weshalb sie erst
zwangsernährt und dann in ein Irrenhaus eingeliefert wurde.
Endlich freigekommen, musste sie sich im Krankenhaus aufpäppeln lassen. Als das
Reichsgericht in Leipzig ihren Antrag auf Revision des Urteils abgelehnt hatte,
bestand die Justiz auf ihrem Recht und forderte Agnes Wabnitz auf, am 28. August
1894 den Arrest anzutreten. Aus Angst vor erneuter Inhaftierung vergiftete sich
die Agitatorin der Partei am Tage ihres Haftantritts auf dem Friedhof der
Märzgefallenen im Berliner Friedrichshain. Nun war das Idol der Sozialdemokratie
sogar zur Märtyrerin geworden. Zu ihrem Begräbnis muss ganz Berlin auf den
Beinen gewesen sein, obwohl die Polizei eine groß angelegte Demonstration der
Sozialdemokraten ihr zu Ehren verboten hatte. Ihr Grab schmückten mehr Kränze
als seinerzeit das des ersten Kaisers Wilhelm, was die Royalisten furchtbar
erbittert und seinen Enkel Wilhelm II. wahrscheinlich in seiner Meinung Für mich
ist jeder Sozialdemokrat gleichbedeutend mit Reichs- und Vaterlandsfeind
bestärkt hatte.
Wie kommt es, dass die damals reichsweit in Deutschland bekannte Agitatorin,
dass diese Vorgängerin von Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Luise Zietz oder Emma
Ihrer heute derart vergessen ist? Und das, obwohl sie schon während des
Sozialistengesetzes politisch aktiv war, zu einer Zeit also, da Frauen in
Preußen wie geistig Behinderten und Lehrlingen jedwede politische Betätigung
verboten war?
Für dieses Phänomen gibt es mehrere Gründe. Zum einen war Agnes Wabnitz keine
Theoretikerin. Sie hat weder politische Artikel noch agitatorische Abhandlungen
geschrieben, die von Generation zu Generation weitergereicht werden können und
wenigstens so Namen und Verdienst der Frau lebendig erhalten. Das ist auch nicht
verwunderlich, versichert die Historikerin Dr. Christl Wickert auf
ausdrückliches Befragen, und erklärt: In der Zeit, wo Menschen ihr politisches
Selbstverständnis verteidigen mussten und dafür auch verhaftet, verurteilt und
ins Gefängnis gekommen sind, haben die wenigsten theoretische Schriften
verfasst. Zum anderen hat Agnes Wabnitz nur wenig Spuren ihrer Tätigkeit
hinterlassen, weshalb die Geschichtswissenschaft ihr auch später nicht hinterher
geforscht hat. Das erfolgte ja eigentlich in beiden deutschen Staaten erst in
den siebziger, achtziger Jahren, dass Frauen, Historikerinnen, sich mit der
Geschichte der Frauenbewegung befasst haben und das, was sie herausfanden,
niedergeschrieben haben.
Im Klartext heißt das: Agnes Wabnitz ist als scheinbare Lokalgröße durch das
Sieb der Geschichte gefallen, weil die allgemeine Erforschung der Aktivistinnen
der Emanzipation derart spät einsetzte, dass viele der ohnehin nur wenigen
Spuren bereits so verwischt waren, dass eine Rekonstruktion der Ereignisse fast
ausgeschlossen erschien. Schlicht und ergreifend gesagt: Bisher war niemand über
sie gestolpert und niemand hat die Dokumente, die es über sie gibt, gesammelt
und publiziert.
Einen weiteren Grund für das lange und tiefe Vergessen der Agitatorin Agnes
Wabnitz sieht die Historikerin Wickert darin, dass Frauen damals noch viel zu
wenig Einfluss hatten, um von den Männern als Konkurrenz überhaupt gesehen zu
werden. Auch wurden sie heftig bekämpft durch das, was wir heute proletarischen
Antifeminismus nennen. Bekämpft durch einflussreiche Männer innerhalb der
Partei, nicht unbedingt durch die Parteiführer, nicht durch August Bebel
beispielsweise, aber durch die zweite Reihe auf jeden Fall, die um ihre Ämter
und Pfründe fürchtete. Den proletarischen Antifeminismus gab es sowohl innerhalb
der SPD als auch innerhalb der Gewerkschaften.
So gesehen, ist es längst überfällig, aus zeitgenössischen Akten, Aufzeichnungen
und Artikeln eine Biographie dieser Agitatorin der Sozialdemokratie
zusammenzutragen und an eine Frau zu erinnern, die zuletzt sich selbst geopfert
hat, um ihren Teil beizutragen, dass die Welt besser wird.