Wittmann, Livia Käthe  & Zibler, Barbara:

“Melli Beese und die ›Flügel am Horizont‹”

2009, 283 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-89626-814-3, 39,80 EUR

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Klappentext

Zwei Frauen, mehr als 20.000 Flugkilometer voneinander getrennt lebend, widmen sich einem gemeinsamen Forschungsgegenstand – dem Leben von Deutschlands erster Pilotin Melli Beese und ihrem ersten Biographen Adalbert Norden.
Die eine der beiden Frauen ist emeritierte Professorin der Germanistik und Frauengeschichte an der Universität in Christchurch in Neuseeland, die andere lebt und arbeitet als Museumsleiterin in Berlin-Johannisthal, ganz in der Nähe des ersten deutschen Motorflugplatzes.
Der Leser wird mitgenommen auf eine Entdeckungsreise durch Melli Beeses Leben, bekommt ihren ersten Biographen Adalbert Norden vorgestellt und erfährt erstmalig, wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt.

Inhalt

Geleitwort
Vorwort

Barbara Zibler

Melli-Beese-Projekt
Wie alles begann
Die Geschichte einer Ausstellung

Die Biografie einer ungewöhnlichen Frau
Kindheit und Schulbesuch
Studium in Stockholm
Die Geschichte der Skulpturen
Auf dem Flugplatz in Berlin-Johannisthal – Der schwierige Weg zur Pilotin
Fliegerische Erfolge in der Herbstflugwoche 1911
Die erste Unternehmerin auf dem Flugplatz
Tätigkeit als Flugzeugkonstrukteurin
Heirat und Freundschaften
Verfemt und verfolgt im Ersten Weltkrieg
Ihre letzten Lebensjahre
Gedenken an Melli Beese

Melli Beese, Publikationen und Patentschriften
Unser Flugplatz in memoriam
Melli Beeses Fliegerleben – Selbstporträt im Telegrammstil
Patentschriften

Livia Käthe Wittmann

Zu Melli Beeses Schriften

Adalbert Norden, der Biograph Melli Beeses
Flügel am Horizont
Brief an Mutter und Schwester
Der Verleger
Die neue Bücherschau
Die Bücher
Überlebensstrategien nach 1945
Als Journalist
Als Erzähler
Als Förderer der Literatur in Ost und West

Danksagung
Abbildungsnachweis
Über die Autorinnen


Vorwort

Melli Beese (1886–1925), eine faszinierende Frau, führte insbesondere als erste deutsche Pilotin das Leben einer Außenseiterin fernab von tradierten weiblichen Rollenmustern ihrer Zeit. Sie setzte ihre Vorstellungen von der Selbstverwirklichung der Frau zu einer Zeit um, als Frauen gerade erst begannen, ihre Rechte zu artikulieren. Sie wurde Bildhauerin zu einer Zeit, als es in Deutschland für Frauen nicht möglich war, ein Studium der Bildhauerei zu absolvieren. Sie stieg in ein Flugzeug und setzte ihre Ausbildung als Pilotin durch, als die Fliegerei noch in den Kinderschuhen steckte. Und sie wurde Flugzeugkonstrukteurin, als die Gesellschaft Frauen noch jegliches technisches Verständnis absprach. Allen männlichen Widerständen zum Trotz brach sie in eine absolute Männerdomäne ein, wurde nach 114 Piloten die erste Pilotin in Deutschland, gründete auch noch eine Flugschule und bildete selbst Flieger aus. Melli Beese ist eine der großen Gestalten der deutschen Aviatik und Frauengeschichte, ihre vielfältigen Leistungen und ihr Mut inspirieren noch heute.

Das Buch gleicht einer Entdeckungsreise: Melli Beese und ihr erster Biograph Adalbert Norden werden vorgestellt. Der Leser erfährt, wer sich hinter dem Pseudonym Adalbert Norden verbirgt.
Wer war der Mann, der sich in der Nazizeit darum bemühte, das Leben dieser außergewöhnlichen Frau aufzuzeichnen und nicht der Vergessenheit anheim fallen zu lassen?
Adalbert Norden (1901–1986) war ganz dem demokratischen Geist der Weimarer Republik verbunden. Als junger Verleger trat er mit einem eigenwilligen Verlagsprogramm hervor; er veröffentlichte Erwin Piscators »Das politische Theater«, eine einflussreiche theoretische Schrift, die noch heute im Internet mit dem originalen Umschlagentwurf von Moholy-Nagy referiert wird, allerdings ohne Hinweis auf den Verlag von Adalbert Schultz. Zugleich brachte er auch die erste »Geschichte eines Berges, Monte Verità«, der berühmten Lebensreform Bewegung heraus. Von den Nazis erhielt er Berufsverbot und tauschte deshalb seine Identität in eine neue um. Aus dem Verleger A. Schultz wurde A. Norden, Angestellter im Reichsluftfahrtministerium, der sein Leben für andere riskierte. Tagsüber schrieb er Bücher über Piloten, nachts fälschte er Pässe für Gefährdete. Eine Tätigkeit, die sich allerdings nur anhand von Hinweisen rekonstruieren lässt.
Und ähnlich wie Melli Beese in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg erleidet er in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg soziale Unsicherheit und Existenzängste.

Melli Beese und ihr Biograph sind beide den politischen Konstellationen zum Opfer gefallen, die Deutschland während ihrer produktivsten Lebenszeit beherrschten. Das vorliegende Buch versucht, Leben und Werk dieser beiden sehr unterschiedlichen und dennoch geschichtlich miteinander verbundenen Menschen darzustellen.