Böhmer, Sabrina

Kinder unterm Kreuz. Religion als Medium elterlicher Erziehung

trafo Wissenschaftsverlag 2008, [= Hochschulschriften, Bd. 22], 193 S., ISBN 978-3-89626-797-9, 29,80 EUR

zusätzlich gibt es eine CD mit zwei Materialbänden zum Buch (siehe unten), zus. 990 S., ISBN 978-3-89626-798-1, 29,80 EUR

im Bundle kosten Buch und CD 54,80 EUR

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Das Buch beschäftigt sich mit einer wichtigen aber bisher nicht beachteten Fragestellung religionssoziologischer und erziehungswissenschaftlicher Relevanz.
Sein Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Eltern, die keine erklärten religiösen Bindungen haben, ihre Kinder dennoch bewusst in einen christlichen Kindergarten schicken. Religionssoziologisch ist diese Beobachtung für die Autorin Anlass, vertraute Thesen zum Prozess der Säkularisierung in der Moderne zu problematisieren; erziehungswissenschaftlich ist sie Anlass, vernachlässigte Aspekte von Eltern-Kind-Beziehungen in den Vordergrund zu rücken: Glauben und das Verhältnis zur institutionalisierten Religion als Element von „Elterlichkeit“.
Die Studie geht von der Entkopplung von Glauben und Kirchlichkeit bzw. von Religiosität und Religion aus und untersucht am Beispiel elterlicher Wahlentscheidungen („In welchen Kindergarten schicke ich mein Kind?“) die biographische Dimension der Soziogenese von Religiosität. Die alltägliche Frage nach dem richtigen Kindergarten wird zum Schauplatz der alles andere als trivialen Problematik, Welterfahrung in der Moderne sinnhaft zu ordnen.
Es handelt sich um eine ambitionierte, lesenswerte Arbeit, der es gelingt, eine religionssoziologisch und erziehungswissenschaftlich ebenso aktuelle wie systematisch bedeutsame Thematik in einer exemplarischen Fragestellung zuzuspitzen.
Die Autorin hat ein adäquates explorierendes methodisches Vorgehen für eine Fragestellung gewählt, die aus dem Stand religions­soziologischer Theoriebildung heraus entwickelt wurde und diesem Diskussionsstand einige genau beschreibbare Aspekte hinzufügt.


Prof. Dr. Michael-Sebastian Honig
 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Einleitung   11

 

1. Problemstellung   15

 

2. Theoretische Rahmung  21

2.1. Religion   24

2.1.1. Subjektivierung von Religion     30

2.1.2. Säkulare Familienreligiosität?     33

2.1.3. Kirchlichkeit und ihre möglichen Beweggründe    38

2.2. Der Institutionenbegriff    40

2.2.1. Die Institution Kirche     41

2.2.2. Der Kindergarten    42

         Exkurs I  51

 

3. Die Studie   63

3.1. Das Erhebungsdesign   65

      Exkurs II    67

3.2. Die Vorgehensweise der Erhebung    71

3.3. Zur Befragtengruppe   75

3.3.1. Legende der Gesprächspartner   76

3.3.2. Herkunft   79

3.3.3. Altersgruppen    80

3.3.4. Konfession    81

3.3.5. Status  82

3.3.6. Ehepartner   82

3.4. Zusammenfassung   83

      Exkurs III   85

3.5. Auswertungsdesign    89

3.5.1. Die Gesprächsnotizen    89

3.5.2. Die thematische Feldanalyse    92

3.5.3. Die Sequenzierung   95

 

4 Darstellung exemplarisch ausgewählter Narrationen   101

4.1. Das 'Protestanten-Modell’   101

4.2. Die Machtoption    109

4.3. Die Orientierung an PISA   114

4.4. Christliche Religion als Weg zum Humanismus   122

4.5. Christliche Religion als (Experten-)Wissen   126

4.6. (Christliche) Religion im Kindsalter vermitteln   130

4.7. Religion ist Verantwortung vor sich und anderen   134

4.8. Religiöse Erziehung als unreflektierter Anteil der Arbeit   137

4.9. Religiöse Erziehung in Zeiten der Passagereligiosität   140

 

5 Idealtypusorientierte Darstellung    145

5.1. Der Typ der Entzauberung durch den Alltag   145

5.2. Suche nach kulturspezifischer Unterrichtung   148

5.3. Betonung essentieller Bedeutung von Religion   150

5.4. Kontrastierung der Kindergartengespräche   152

 

6 Zusammenfassung und Ausblick   157

6.1. Säkular orientierte profane Erklärungsmuster   159

6.2. Religiös orientierte Erklärungsmuster   162

6.3. Generelle Erklärungsversuche   163

 

7 Literatur   171

 

 

 

Kinder unterm Kreuz. Religion als Medium elterlicher Erziehung

CD mit zwei Materialbänden zum Buch, trafo Wissenschaftsverlag 2008, [= Hochschulschriften, Bd. 22], zus. 990 S., ISBN 978-3-89626-798-1, 29,80 EUR

 

 

Materialband I

Auf den ersten Blick scheinen die Materialbände nicht gerade zur Lektüre einzuladen – was sicher mit ihrem Umfang zusammenhängt. Ich habe mich aber sehr bewusst entschieden, der Untersuchung eine Dokumentation der im Rahmen der Studie entstandenen Unterlagen beizulegen, um eine eventuelle retrospektive Auseinandersetzung mit erhebungstechnischen und auswertungsspezifischen Materialen zu ermöglichen. Im folgenden möchte ich diese für den Materialband I kurz erläutern:

Im Kapitel 1 (Vorbereitung der Studie) wurden die Kontakte zu Erziehenden konfessioneller Einrichtungen und Eltern dokumentiert, deren Kinder diese Einrichtungen besuchen. Es handelt sich um Material, das mir ermöglichen sollte, potentielle Interviewpartner zu finden.

m Kapitel 2 (Leitfaden der Interviews) habe ich den von mir zur Durchführung der Interviews mit den Eltern erstellten Leitfaden dokumentiert. Er diente während der Gespräche als Erinnerungsstütze, um relevante Themenbereiche auch tatsächlich anzusprechen.

Das Kapitel 3 (Die Interviewtranskripte) enthält sämtliche auf Tonband aufgezeichnete und anschließend verschriftete Narrationen. Da hier die Regeln der Schriftsprache nicht gelten, sondern es darum geht, phonologische Phänomene zu kennzeichnen, schließt sich im

Kapitel 4 (Transkriptionsregeln) eine kurze Legende der wichtigsten verwendeten Transkriptionsregeln an.

 

Materialband II

Auch der zweite Band lädt aufgrund seines Umfangs nicht unbedingt zur Lektüre ein.

Dieser ist allerdings im Hinblick auf eine mögliche Überprüfung, in der Studie aufgestellter Thesen und Schlussfolgerungen, meines Erachtens noch relevanter als der Materialband I. Hier wurden nach einer kurzen Übersicht der geführten Interviews (Kapitel 1) die Gesprächsnotizen dokumentiert (Kapitel 2).

Es handelt sich hierbei um die Niederschrift erster Eindrücke im Anschluss an das jeweilige Treffen mit dem/der Gesprächspartner/in. Diese Texte wurden im Verlauf der Studie nicht mehr modifiziert und dienen unter anderem der Kenntnisnahme anfänglicher Vermutungen und Beobachtungen.

Im Kapitel 3 (Die thematischen Feldanalysen) werden die erarbeiteten thematischen Analysen aller Interviews belegt. Dieser Arbeitsschritt dient ja dazu, den Erzählfluss zu identifizieren, angesprochene Themen und thematische Felder zu benennen, so wie die Textsorten zu erfassen. Zur besseren Übersicht für den Leser sind sie wie folgt tabellarisch dokumentiert: Zunächst die Zeilenangabe, dann die Benennung des Sprechers und der Textsorte und schließlich eine kurze Zusammenfassung des Inhalts der Textsequenz. Farblich wurden in ROT die thematischen Felder jeweils am Ende der betreffenden Textsequenz genannt. Zum Schluss dieses Analyseschrittes wurden darüber hinaus die Quintessenzen zusammengefasst. Bei eventuellen Unterbrechungen oder Bandfehlern wurde dies in GRÜN hervorgehoben.

Daran anschließend sind im Kapitel 4 (Die Sequenzierungen) die Interpretationen der Interaktionsmuster dokumentiert. Sie folgen einem farblich sichtbar gemachten Muster: Der Originaltext des Interviews ist ROT, sich daran anschließende Thesen SCHWARZ, Folgehypothesen zum angenommenen weiteren Verlauf des Gesprächstextes BLAU und die sich schließlich aus der Analyse ergebenden Strukturhypothesen GRÜN. So ist der Analyseschritt, der Wort für Wort am Text arbeitet, meines Erachtens für den Leser übersichtlich nachvollziehbar und erstellte Schlussfolgerungen in der Dissertation besser auf ihre Logik hin zu überprüfen.

Im Kapitel 5 (Die Zusammenfassungen) werden schließlich die zentralen Aussagen des Interviewpartners und der Analysen der vorangegangenen Auswertungsschritte zur besseren Übersicht graphisch erfasst. Auf diese Weise sollte es auch dem ungeübten Leser möglich sein, verschiedene Gesprächsanalysen miteinander zu vergleichen.