Siebenherz, Eva

Das abenteuerliche Leben der Mieze Paula

Kinderbuch, mit Illustrationen von Maren Frank, 2007, 76 S., zahlr. Abb.,

ISBN 978-3-89626-746-7, 12,80 EUR

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Paula ist eine glückliche und zufriedene Katze. Sie lebt mit ihrer Menschenfamilie in einem idyllischen österreichischen Bergtal. Rings um das Haus breiten sich Wiesen und Wälder aus und die Luft ist rein und klar.

Manchmal, wenn Paula in der Sonne liegt und ihr die Augen zufallen, träumt sie von früher. Dann streckt und dehnt sie sich und es fast ist es, als ob sie lächelt, weil es ihr heute so gut geht.

Als Paula auf die Welt kam, schien ihr nur ein kurzes Leben bevorzustehen.

Gemeinsam mit ihren Geschwistern wurde sie in eine Mülltonne geworfen und drohte zu verhungern. Die jungen Katzen wurden gerettet und ins Tierheim gebracht.

Paula fand dort endlich Freunde und war deshalb gar nicht erfreut, als Antonia und Fritz im Tierheim erschienen und sie mit nach Hause nahmen. Allmählich begann sich Paula aber bei Antonia und ihrer Familie, die in einem seltsamen dreieckigen Haus wohnten, wohlzufühlen. Eines Tages aber beschlossen Antonia und ihr Mann auszuwandern.

Paula war ganz aufgeregt, schon wieder Veränderungen! Kinder und Katze wurden in einen Wohnwagen gepackt und die Fahrt in ein neues Leben begann.

Paula erzählt von den großen und kleinen Abenteuern, die sie erlebte.

 


Leseprobe: Wie alles begann...

Ich bin eine kleine, schwarze Katze und heiße (nach einigen Irrtümern), Paula. Geboren wurde ich in Deutschland, lebe aber jetzt mit meinen Menschen in Österreich und bin eine sehr glückliche Katze. An meine Geburt kann ich mich leider nicht erinnern (aber wer kann das denn schon?). Ich weiß nur noch, dass meine Geschwister und ich, in eine Art Kiste geworfen wurden. Dann gab es einen Knall und es wurde dunkel. Wir hatten mächtig viel Angst, denn wir waren ja noch ganz, ganz kleine Kätzchen und wir fingen an zu weinen. Irgendwann wurden wir müde und schliefen ein. Ein Brummton machte mich munter. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich merkte, dass der Ton von uns kam. Es waren unsere Mägen, die so vernehmlich knurrten.

Hunger! Hunger!

Wir fingen an ganz laut zu miauen! Immer und immer wieder und immer lauter.

So laut, wie das eben ganz kleine Kätzchen können. Aber es kam niemand! Weil uns keiner hörte! Und das ging tagelang so weiter. Wieviele Tage das gewesen sind, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass wir immer schwächer wurden. So schwach, dass ich irgendwann nur noch ganz leise miauen konnte. Von meinen Geschwistern hatte ich schon länger nichts mehr gehört. Auf einmal wurde es ganz hell, so hell, dass ich nichts mehr sehen konnte. Aber ich hörte Stimmen!

»Sieh mal, die armen Kätzchen!! Die hat ein ganz böser Mensch in die Mülltonne geworfen! Komm, wir nehmen sie mit und bringen sie in ein Tierheim!«

Die Frau wickelte mich in eine weiche Decke und bettete mich ganz vorsichtig in eine Tasche. Und dann lief sie los. Durch das gleichmäßige schaukeln der Tasche schlief ich wieder ein. Ich wurde munter, weil mich jemand aus der Tasche hob.

»Na, du bist vielleicht eine arme Socke!«, sagte die Frau und reichte mich an einen Mann im weißen Kittel weiter.

»Das arme Kerlchen müssen Sie gründlich untersuchen, Herr Doktor und dann werden wir sie aufpäppeln!«

Was das heißt, wußte ich nicht, es war mir auch ziemlich egal. Ich wollte nur noch schlafen. Aber Pustekuchen! Der Mann drehte mich von einer Seite auf die andere, guckte mir in den Hals und fuhrwerkte in meinem Fell herum. Auf einmal hatte der einen riesigen Knopf in der Hand und an dem Knopf waren lange Schläuche dran und die Enden steckten in seinen Ohren! Hilfe! Was wird das denn jetzt? Ich wollte mich wehren, hatte aber keine Kraft mehr dazu. Also ergab ich mich in mein Schicksal und harrte der Dinge, die da kommen würden. Schlimmer konnte es ja nicht mehr werden. Der weiße Mann grapschte noch eine Weile an mir herum und gab mich dann plötzlich an die freundliche Frau zurück.

»Sehen Sie zu, dass die kleine Dame etwas frisst! Erst mal nur Flüssignahrung mit der Flasche, damit sich der Magen wieder an Nahrung gewöhnt. Hier haben Sie noch ein paar Vitamintropfen. Die mischen Sie mit in die Flasche rein.«

»Na, dann gehen wir jetzt in dein neues Zuhause, du arme Socke und werden dich ein bisschen füttern, Miezelein.«

Sie nahm mich ganz vorsichtig in den Arm und dann ging’s los. Wir kamen durch mehrere lange Gänge mit vielen Zimmern vorbei, die vorne Drahtgitter hatten. Hier war ein Höllenlärm! Es waren viele Vierbeiner, aber die waren viel, viel größer als ich und kläfften ganz wütend. Ich glaube, die waren eifersüchtig! Weil ich durch die Gegend getragen wurde, die Vierbeiner aber waren eingesperrt. Später lernte ich, dass es Hunde waren und ich diesen Tieren niemals vertrauen durfte. Sondern so schnell und so weit wie möglich von denen wegrennen musste. Aber soweit war es noch nicht. Die Frau blieb plötzlich vor einer Tür stehen und sagte:

»Hier ist die Krankenstation für Katzenbabys, wie du eines bist. Du wirst hier bleiben, bis du etwas zugenommen hast und nicht mehr so schwach bist. Dann kommst du ins Katzenkinderzimmer. Aber jetzt bekommst du erst mal etwas zu trinken und dann schreibe ich auf, wie du heißt und wann du zu uns gekommen bist. Was für einen Namen sollen wir dir geben? Ach, weißt du, wir machen uns das einfach und nennen dich ›arme Socke‹, denn das bist du ja im Moment noch.«

Dann flößte sie mir, mit einer Babyflasche, schöne, warme Katzenmilch ein. Schon beim Trinken bin ich wohl wieder eingeschlafen. Nach ein paar Tagen bekam ich dann endlich ordentliches Futter und von da an ging es bergauf mit mir. Am nächsten Tag musste ich schon wieder umziehen! Ein Mann brachte mich ins Katzenkinderzimmer und meinte, dass ich mich da ganz wohl fühlen würde und Spielkameraden hätte. Er machte eine Tür auf und setzte mich in das Zimmer und machte die Tür wieder zu. Na, Mahlzeit! Und jetzt?

Ich blickte mich ganz vorsichtig um, aber da war niemand! Der Mann hatte mich angelogen! Von wegen Spielkameraden! Wo denn?

Ich entdeckte ein Körbchen mit einer Decke darin und beschloss, erst mal schlafen zu gehen. Das Körbchen war ziemlich groß und ich machte es mir in einer Ecke bequem. Da fauchte mich etwas ganz furchterregend von der Seite an! Mit einem Satz war ich wieder raus aus dem Korb! Was war das denn? Ich zitterte am ganzen Körper! Aber ich sah niemanden! Also pirschte ich mich ganz langsam an den Korb heran und lugte über den Rand. Und fing an zu lachen. Ich war vor einem Kätzchen geflüchtet, dass nicht größer als ich selbst war. Aber die fauchte schon wieder! Na, dann eben nicht! Ich drehte mich um und bekam den nächsten Schreck! Hinter mir standen zwei Katzen, aber die waren größer. Die sahen mich von oben bis unten an und gingen weg.

Das konnte ja heiter werden! Wie viele gibt es denn hier noch? Und außerdem, wo kamen die denn so plötzlich her? Ich sah mir das Zimmer jetzt genauer an. Überall standen kleine Körbe, Stoffhöhlen und Kletterbäume mit tollen Verstecken herum. Im Laufe der nächsten Zeit kamen aus eben diesen Verstecken noch drei Katzen zum Vorschein. Das waren aber sehr höfliche Katzen. Sie kamen auf mich zu und stellten sich vor. Sie hießen Mohrle, Tinka und Blacky. Tinka setzte sich vor mich hin und fragte: »Wie heißt du denn?«

Gute Frage, ich musste erst mal überlegen.

»Ich weiß das nicht so genau sagte ich. Ich glaube, Miezilein.«

»Blödsinn«, antwortete Tinka. »So wird hier jede Katze genannt, wenn den Menschen nichts besseres einfällt. Du musst einen anderen Namen haben. Überleg doch noch mal, wie die Frau dich genannt hat, die dich gebracht hat.«

Mmh, schwierig. Stimmt, sie hatte da noch etwas gesagt. Aber wie war das noch?

Inzwischen spielten die anderen fangen und das wollte ich auch. Überlegen konnte ich später immer noch. Wir jagten wie die Wilden durchs ganze Zimmer. Die Kletterbäume hoch und runter, drehten uns im Kreis und kippten auch gleich mal mit einem Korb um. Wir rannten gerade die 10. Runde durchs Zimmer, da fiel es mir urplötzlich ein und ich blieb ruckartig stehen! Mohrle, die hinter mir her war, konnte nicht mehr bremsen und prallte auf mich drauf. Wir überschlugen uns und knallten an die Wand. Aua! Mein Kopf! Ganz benommen stand ich wieder auf.

»Was fällt dir denn ein, mitten im Lauf stehen zu bleiben! Du hast sie wohl nicht mehr alle?«, fauchte mich Mohrle an und rieb sich die Beule hinterm Ohr.

»Ich heiße ›arme Socke‹«, sagte ich ganz stolz.

Was war denn jetzt los? Meine sechs Mitbewohner wälzten sich vor Lachen auf dem Boden.

»So heißt doch keine Katze, noch nicht mal ein Mensch.«

Ich war beleidigt und verkroch mich im nächsten Korb. Mohrle kam mir hinterher und meinte, dass ich mal überlegen sollte, wieso ich denn so heißen würde. Eine Frau hat mich und meine Geschwister in einer Mülltonne gefunden, erzählte ich Mohrle. Und dort waren wir schon ziemlich lange und ich war schon ganz schwach.

»Na ja, das erklärt alles. Wenn du aus der Mülltonne gefischt wurdest, bist du wirklich ’ne ›arme Socke‹. Aber mach dir nichts draus, hier geht’s uns gut und wir werden viel Spaß haben«, sagte Mohrle und die anderen nickten einvernehmlich. Dann gab’s Futter, ein paar Streicheleinheiten und dann gingen wir schlafen. Die nächsten Tage vergingen ziemlich schnell, mit Fressen, Trinken, schlafen und spielen.

Eines Tages ging die Tür auf und die freundliche Pflegerin kam herein und brachte noch zwei Menschen mit. Eine Frau und einen Mann.

»Hier ist das Katzenkinderzimmer. Sehen Sie sich in aller Ruhe um, vielleicht finden Sie ein Kätzchen, das Ihnen gefällt« sagte sie.

Was soll das denn jetzt wieder? Wieso sollten wir denn den Zweien gefallen? Ich sah Blacky fragend an.

»Vielleicht hat eine von uns das Glück, dass sie von den zwei Menschen mit nach Hause genommen wird.«

»Nach Hause? Wo ist denn das?«

Blacky verdrehte die Augen.

»Du weißt aber auch gar nichts! Zu Hause ist dort, wo die Menschen wohnen. Die sind hier, weil sie sich eine Katze wünschen und suchen sich hier im Tierheim eine aus und dann nehmen sie sie mit.«

Aha! Aber ist es denn dort genauso wie hier? Oder würde ich womöglich wieder in der nächsten Mülltonne landen? Tausend Gedanken jagten durch meinen Kopf und ich verkroch mich schnurstracks in einem der Verstecke.

»Keine Angst! Die meisten Menschen, die sich eine Katze aus dem Tierheim holen, sind gute Menschen.«

»Ist ja ganz gut und schön«, sagte ich. »Und woher willst du das wissen?«

»Du musst nur deine Ohren aufsperren und den Pflegern hier zuhören, dann weißt du genauso gut Bescheid wie wir.«

Gut, mach ich ab sofort, nahm ich mir vor. Ich steckte mal probehalber meine Nase aus meinem Versteck, um zu sehen, was die beiden Menschen machten. Die sahen sich gerade die anderen Kätzchen an, somit bestand für mich keine Gefahr. Ich hatte nämlich gerade beschlossen hier zu bleiben. Hier war es schön warm, ich bekam regelmäßig mein Futter und Spielkameraden hatte ich auch genug. Herz, was willst du mehr! Ich ging zu meinem Futternapf, da hörte ich wie der Mann zu der Frau sagte:

»Sieh mal, ist die nicht süß?«

»Antonia, die nehmen wir mit. Die Kleine hat auch so einen Streifen im Fell, der glänzt in der Sonne wie Gold.« Auch die Frau war ganz begeistert.

Ich sah mich um, um zu sehen auf wen die Wahl gefallen. Da fühlte ich, wie ich in die Höhe gehoben wurde.

»Die ist ja wirklich niedlich«, sagte die Frau Antonia.

Ich war aber gar nicht niedlich! Und ich wollte es auch nicht sein! Ich wollte hier bleiben! Und ich habe auch kein goldenes Fell! So ein Blödsinn! Ich bin eine schwarze Katze! Ihr seid wohl farbenblind? Loslassen! Ich will runter! Aber mein Gestrampel nützte nichts. Na gut! Dann eben anders! Ich fauchte so laut ich konnte, biss und kratzte die Frau Antonia solange, bis sie mich runter ließ. Blitzschnell verschwand ich wieder in meinem Versteck.

»Biste blöd oder was?«, fragte Mohrle. »Ich wäre froh, wenn mich einer mitnehmen würde.«

Gerade wollte ich antworten, aber da kam die Pflegerin rein und der Mann sagte ihr, dass sie die kleine schwarze Katze mit dem goldigen Fell mitnehmen wollen. Die Pflegerin ging hinaus und kam nach ein paar Minuten mit einem Kasten wieder.

»Dann wollen wir die Kleine mal suchen!« Mit diesen Worten ging sie geradewegs auf mein Versteck zu.