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trafo verlag, 2007, 184 S., ISBN (13) 978-3-89626-688-0, 17,80 EUR
Dieter B. Herrmann
Eröffnung des Leibniztages 2006 5
Dieter B. Herrmann
Wissenschaft und Öffentlichkeit - Bericht des Präsidenten an den Leibniztag 2006 9
Nachrufe für verstorbene Mitglieder 23
Neue Mitglieder der Leibniz-Sozietät 33
Herrmann Klenner
Juristenaufklärung über Gerechtigkeit - Festvortrag auf dem Leibniztag 2006 35
Aus der Klasse für Naturwissenschaften
Karl-Heinz Bernhardt
Laudatio für Wolfgang Böhme anläßlich der Vollendung seines 80. Lebensjahres am 11.03.2006 97
Klaus-Dieter Jäger
Holozäner Klimawandel in Mitteleuropa 103
Wolfgang Böhme
Schlussworte des Jubilars 129
Jochen Kluge
Stichproben eines Lebens - zum 80. Geburtstag von Prof. Wolfgang Böhme 133
Aus der Klasse für Sozial- und Geisteswissenschaften
Herbert Meißner
Zur Entwicklung der "Geschichte der politischen Ökonomie" in der DDR - Eine wissenschaftsgeschichtliche Studie 137
Rezensionen
Ernst-Otto Reher
Gerhard Banse, Armin Grunwald, Wolfgang König, Günter Ropohl (Hg.), Erkennen und Gestalten - Eine Theorie der Technikwissenschaften 175
Gisela Jacobasch
Luise Pasternak (Hg.), Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der biomedizinischen Forschung Berlin-Buch 1930-2004 178
Nachruf
Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhart Heinrich 183
Meine Damen und Herren,
liebe Mitglieder und Freunde der Leibniz-Sozietät,
es ist mir eine Freude, Sie alle zu unserem diesjährigen Leibniz-Tag herzlich willkommen zu heißen. Besonders begrüße ich den Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Herrn Marek Kepka, Herrn Dr. Georg Thurn vom Wissenschaftszentrum für Sozialforschung sowie die Vertreter unserer Kooperationspartner. Der Präsident der Serbischen Akademie der Wissenschaften, unser Mitglied Dejan Medakovic, wird durch unser Mitglied Friedbert Ficker vertreten. Er ist zugleich Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften und wir begrüßen ihn herzlich. Das Bundespräsidialamt hat uns schriftlich einen erkenntnisreichen Tag gewünscht und Senator Thomas Flierl sandte uns ein Grußwort, das unser Sekretär des Plenums, Erdmute Sommerfeld, gleich verlesen wird.
Wie Sie sicher bemerkt haben, liegt das heutige Datum - wie stets in der Nähe des Geburtstages unseres Begründers, Gottfried Wilhelm Leibniz. Darin erkennen Sie die feste Verwurzelung unserer Sozietät in der Tradition. Dass wir aber auch aktuellen Realitäten Rechnung tragen, mögen Sie daraus ersehen, dass wir uns mit Vorbedacht an einem spielfreien Tag der Fußball-Weltmeisterschaft versammeln, genau zwischen Achtel- und Viertelfinale, um damit den Fußballfans unter unseren Mitgliedern mit ihrer Teilnahme am Leibniz-Tag keine Gewissensbelastung aufzubürden.
Unsere heutige Veranstaltung fällt allerdings fast genau auch auf ein Datum von ganz anderer Bedeutung in der Vorgeschichte unserer Sozietät. Am 1. August 1946 - also vor nunmehr fast 60 Jahren - fand im Deutschen Theater Berlin die feierliche Eröffnung der Deutschen Akademie der Wissenschaften statt, der vormaligen Preußischen Akademie und der späteren Akademie der Wissenschaften der DDR. Damit fand die damals fast 250 jährige Geschichte jener Gelehrtengesellschaft ihre praktisch ungebrochene kontinuierliche Fortsetzung, die im Jahre 1700 mit der Gründung der Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften begonnen hatte.
Dieser Vorgang verdient nicht nur Beachtung, weil sich unsere Leibniz-Sozietät auf diese Tradition beruft. Sie ist auch akademiegeschichtlich von einigem Interesse.
Der Neueröffnung der Akademie waren nämlich einige Beratungen vorausgegangen. In einer dieser Beratungen warf ein Sachbearbeiter des ersten Berliner Magistrats z.B. die Frage auf, „ob die Akademie überhaupt noch bestehe, und nicht vielmehr neu gegründet werden müsse". Der amtierende Präsident der Akademie, der Altphilologe Johannes Stroux, verwies darauf, dass die Akademie eine Körperschaft sei und schon aus diesem Grunde weiter bestehe. Im übrigen zog er - taktisch nicht unklug - ein ähnlich gelagertes historisches Fallbeispiel aus der Zeit der russischen Oktoberrevolution von 1917 heran. Damals hätte die Russische Regierung an der bestehenden zaristischen Akademie der Wissenschaften keinerlei Änderungen vorgenommen. Außerdem hatten einige führende Vertreter der Preußischen Akademie unmittelbar nach dem Ende des II. Weltkrieges auch mit ideologischen Aufräumungsarbeiten innerhalb der Akademie begonnen und bereits 1945, d.h. noch vor dem Beginn der Entnazifizierungskampagne, acht belastete Mitglieder aus der Mitgliederliste der Akademie und später noch etliche weitere gestrichen. So kam es schließlich nach Klärung der Finanzierungsmodalitäten am 300. Geburtstag von Gottfried Wilhelm Leibniz, am 1. Juli 1946 zu jenem historischen Befehl Nr. 187 des Chefs der sowjetischen Militäradministration, der zur Wiedereröffnung der Akademie führte. Somit war zwar die Fortfuhrung der Preußischen Akademie der Wissenschaften nicht aufgrund einer Festlegung aller vier Besatzungsmächte erfolgt, doch hatten die westlichen Aliierten auch keinerlei Einwände erhoben. Im Gegenteil: ihre Vertreter waren bei der festlichen Wiedereröffnung der Akademie im Deutschen Theater anwesend! An dieses historische Datum heute zu erinnern, gebietet nicht allein seine 60ste Wiederkehr, sondern auch die ganz andere und historisch weitgehend einzigartige Verfahrensweise nach der Wende von 1989.
Heute wollen wir zum ersten Mal wieder die Leibniz-Medaille verleihen, für die das Plenum unserer Sozietät in seiner Sitzung vom 12. Mai 2005 das Statut beschlossen hat. Wir führen damit eine Tradition unserer Vorgänger-Akademien fort, denn die Leibniz-Medaille wurde erstmals vom Plenum der Preußischen Akademie der Wissenschaften am 2. November 1905 beschlossen und erstmals zum Leibniz-Tag 1907 an den jüdischen Kunstsammler und Mäzen, James Simon vergeben, dem wir in Berlin u.a. die 1912 in Ägypten bei Grabungen gefundene Büste der Nofretete verdanken. Den Vorschlag hat damals der bedeutende Ägyptologe Adolf Ermann eingebracht. In diesem Zusammenhang möchte ich unserem Mitglied Friedbert Ficker herzlichen Dank sagen. Er hat die neue Medaille unter Verwendung des Leibniz-Porträts, das Gabriele Mucchi für unsere Sozietät gestaltet hat, geschaffen, ebenso wie übrigens auch die Anstecknadel der Sozietät.
Einer weiteren Tradition folgen wir, wenn wir heute die neugewählten Mitglieder unserer Sozietät zum erstenmal in unserer Mitte begrüßen und ihnen ihre Mitgliedsurkunden überreichen. Bei dieser Gelegenheit werden sich unsere neuen Mitglieder auch vorstellen und allein schon dadurch - wie ich hoffe - neue Ideen und Impulse für künftige Arbeiten im Kreise unserer Festversammlung anregen. Als förderndes Mitglied erhält heute auch Lothar Ebner seine Urkunde. Er unterstützt seit Jahren auf vielfältige Weise die Arbeit unserer Sozietät, besonders die von ihm mitinitiierten jährlichen Oranienburger Toleranzkonferenzen. Als Geschäftsführer der Protekum-Gruppe Umweltinstitut GmbH und als Vorsitzender des Mittelstandsverbandes Oberhavel hat er unserer Sozietät auch schon in beachtlichem Umfang Sponsorengelder zugeführt, die für gemeinsame Publikationen verwendet werden konnten.
Schließlich warten wir mit Spannung auf die Juristenaufklärung über Gerechtigkeit, der sich unser Mitglied Hermann Kienner in seinem Festvortrag widmen wird.
Zum Schluss möchte ich mich bei unserem traditionellen Gastgeber, dem Zeiss-Großplanetarium Berlin, herzlich für die Möglichkeit bedanken, diese Veranstaltung wieder in diesen Räumen durchfuhren zu können. Das Planetarium zeigt uns auch in diesem Jahr wieder die Kurzfassung eines ihrer Programme, das zum Einstein-Jahr 2005 neu in das Repertoire gekommen ist.
Damit wünsche ich unserer heutigen Festsitzung einen guten und interessanten Verlauf und erkläre den Leibniz-Tag 2006 für eröffnet.