Heuer, Lutz

Fritz Reuter (1900-1968). Ein proletarisches Leben

[= BzG – Kleine Reihe Biograpien,, Bd. 20], trafo verlag 2007, 148 S., ISBN (10) 3-89626-685-3, ISBN (13) 978-3-89626-685-9,  12,80 EUR

 

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Fritz Reuter spielte im Berlin der Nachkriegszeit 1945 eine nicht unwesentliche Rolle, erst als ehrenamtlicher KPD-Funktionär im Wirkungsbereich der Gruppe „Ulbricht“, später als Mitbegründer der Industriegewerkschaft Bau von Groß-Berlin. Er, der aus einem unbedeutenden Dorf der Altmark kam, entwickelte sich in der Großstadt unter den politischen Verhältnissen der Weimarer Republik zu einem anerkannten Berliner Gewerkschaftsfunktionär im Baugewerbe. Schon in jungen Jahren hatte er in seiner Heimat die preußische Gesindeordnung in der Familie und am eigenen Leibe gespürt, die die Landarbeiter völlig entrechtete und sie der Willkür der Großgrundbesitzer und der Bauern aussetzte.

Er ging in die Metropole Berlin um einen anderen, seinen eigenen, einen selbst bestimmten  Weg zu gehen. In seiner Arbeit als Krankenpfleger und Bauarbeiter fand er schnell Kontakt zu den Gewerkschaftsmitgliedern. Hier verspürte er, dass der Solidarität der Arbeiter eine große Bedeutung zukam. Gemeinschaftlich konnte man etwas erreichen und das Leben der körperlich schwer arbeitenden Menschen verbessern. In ehrenamtliche Funktionen der Baugewerkschaft gewählt, fand er 1931 aus Überzeugung den Weg zur Kommunistischen Partei Deutschlands.

Mit der Machtergreifung durch die Faschisten war er gezwungen, nach dem Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 in die Illegalität zu gehen und leistete von Anfang an aktiv Widerstand. Im Mai des Jahres 1934 schickte ihn seine Partei zur Internationalen Lenin-Schule nach Moskau. Ende des Jahres 1935 nach Deutschland zurückgekehrt,  wurde er der Westabteilung der KPD, deren Sitz sich in Amsterdam befand, zur illegalen Widerstandsarbeit im Ruhrgebiet zugeteilt.

Am 1. Mai 1936 wurde er durch die Gestapo festgenommen und durch den Volksgerichtshof zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach neun grausamen, von Entbehrungen, Hunger, Misshandlungen und körperlich schwerer Arbeit gezeichneten Jahren in den Konzentrationslagern und Zuchthäusern Börgermoor, Sonnenburg und Brandenburg-Görden wurde Fritz Reuter wie tausende Andere auch am 27. April 1945 durch die Rote Armee befreit. 

Damit brach für ihn ein neues Leben und die Chance am Aufbau eines neuen demokratischen und sozialistischen Deutschland teilzuhaben, sich seinen Jugendtraum zu erfüllen. Da er über Erfahrungen in der Gewerkschaftsarbeit verfügte und auch als Bauarbeiter gearbeitet hatte, übernahm er eine hauptberufliche Funktion in der neu gebildeten Industriegewerkschaft Bau in Groß-Berlin, erst als Stellvertretender und dann als Vorsitzender, später auch als Bürgermeister des Stadtbezirks Berlin-Friedrichshain.