Streubel, Christiane

Lenore Kühn (1878–1955). Neue Nationalistin und verspätete Bildungsbürgerin

trafo verlag 2007, [= BzG - Kleine Reihe Biographien, Band 22], 126 S., ISBN 978-3-89626-308-7, 16,80 EUR

 

=> Lieferanfrage

Zurück zur letzten Seite                    Zur Startseite des Verlages

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Einführung 7

 

1. Auto-Konstruktionen der frühen Lebensjahre 11

 

2. Das bildungsbürgerliche Patent 15

 

3. Frau und Nation als Deutschlands Rettung 19

3.1 Im nationalen Lager 19

3.2 Vertreterin einer "nationalen Frauenbewegung" 36

3.3 Die NSDAP als Juniorpartner 51

3.4 Kontinuität des Denkens nach 1945 62

 

4. Philosophie soll deutsch sein 69

4.1 Rickert-Schülerin in einer Männerdomäne 69

4.2 Initiatorin einer „Deutsche Philosophie" 72

4.3 Einstein-Gegnerin 73

4.4 Nietzsche-Interpretin 76

 

5. Im Dienst des "Deutschen Glaubens" 82

 

6. Das Private ist beruflich 89

 

7. Die verspätete Bildungsbürgerin 95

 

8. Epilog 103

 

Quellen- und Literaturverzeichnis 105

 

Ungedruckte Quellen 105

 

Periodika 106

 

Zeitgenössische Darstellungen 108

 

Sekundärliteratur 110

 

Abkürzungsverzeichnis 123

 

Über die Autorin 125

 

 

 

 

Einführung

 

Die Geschichte der politischen Rechten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird immer noch häufig als „Gruppenbild ohne Dame" beschrieben. Die klassische Studie von Kurt Sontheimer über das antidemokratische Denken in der Weimarer Republik, die ausschließlich männliche „Denker" vorstellte, wirkte in dieser Hinsicht traditionsbildend. Vorstellungen von der grundsätzlich „unpolitischen Frau" und das Wissen um den starken Antifeminismus im rechten Spektrum haben lange Zeit den Blick für das massenhafte politische Engagement nationalistischer, konservativer und völkischer Aktivistinnen verdeckt. Die vorliegende Studie zur Biografie Lenore Kühns, eine politisch rechtsstehende Intellektuelle und Publizistin, verweist deshalb auf zentrale Desiderate der Historiografie, wobei aktuelle Ergebnisse aus der Frauen- und Geschlechterforschung eine allgemeinere Einordnungen erlauben. Darin wird Kühn als wirkmächtige Publizistin der Weimarer Zeit identifiziert. Sie repräsentierte eine neue Generation rechtsstehender Frauen, die sich im Ersten Weltkrieg und insbesondere nach der Einführung des Frauenwahlrechts im Jahr 1918 aktiv in die Politik einschalteten – durch ihre Mitarbeit in Parteien und Organisationen und als sehr produktive Journalistinnen, Schriftstellerinnen und Rednerinnen. Auf programmatischem Gebiet lässt sich Lenore Kühn als Neue Nationalistin charakterisieren. Kennzeichnend für ihre politische und schriftstellerische Arbeit war außerdem, dass sie sich gleichzeitig den Ideen der bürgerlichen Frauenbewegung verpflichtet fühlte und zu den engagiertesten Vertreterinnen ihres rechten Flügels zählte. Mit ihrer Kombination der Konzepte „Frau" und „Nation" präsentierte sie einen eigenen Vorschlag, wie die Zukunft Deutschlands gestaltet werden und eine Großmachtposition zurückgewonnen werden konnte. Kühn gehörte darüber hinaus zu der ersten Generation von Akademikerinnen in Deutschland. Mit ihrer Promotion im Fach Philosophie im Jahr 1907 betrat sie ein Terrain, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine ausgesprochen männliche Domäne war. Sie nutzte ihre Sonderstellung um, häufig als einzige Frau unter männlichen Mitstreitern, für eine spezifisch „deutsche Philosophie" zu werben. In der NS-Zeit entwickelte sich die getaufte Protestantin zu einer engagierten Vertreterin des „deutschen Glaubens", einer alternativen Religiosität, die von völkischen Ideen geprägt war.

Dies vielgestaltigen Aspekte der Biografie Lenore Kühns werden in acht Abschnitten vorgestellt. Zunächst wird der Lebenslauf Lenore Kühns von der Geburt am 31. Januar 1878 bis zur Revolution von 1918/19 in chronologischer Abfolge nachgezeichnet – zuerst Kindheit und Jugend (1), im Anschluss Ausbildung, Studium und erste berufliche Tätigkeiten (2). Für die Zeit zwischen 1918 und dem Todesjahr 1955 folgt wegen der umfangreichen Quellenlage eine Ordnung nach inhaltlichen Gesichtspunkten. Das Fokus liegt auf Kühns politischer Arbeit und Programmatik (3). Die folgenden Abschnitte widmen sich der Philosophin Lenore Kühn (4), ihrer religiösen Einstellung (5) sowie anhand ausgewählter Problembereiche den alltäglichen Lebensumständen und dem Selbstbild (6). Bilanzierend wird Lenore Kühn als „verspätete Bildungsbürgerin" des radikal nationalistischen Spektrums charakterisiert (7). Ein kurzer Epilog informiert über Kühns testamentarische Verfügungen und die Umstände ihres Todes am 21. Oktober 1955 (8).

 

Personenregister

 

Alexander III. Alexandrowitsch 14

Aschheim, Steven E. 78, 80

 

Bab, Julius 67

Bachofen, Johann Jacob 42

Bäumer, Gertrud 36, 58

Baeumler, Alfred 42

Bauch, Bruno 72

Behm, Margarete 23

Behrens-Totenohl, Josefa 44

Bergmann, Ernst 42

Bertram, Ernst 29, 80, 88

Blüher, Hans 28

Boehm, Max Hildebert 26, 28

Bomhard, Hans von 103

Bonin, Maria von 23

Breuer, Stefan 9

 

Cohen, Hermann 72

 

Diederichs, Eugen 42–44, 87

Diederichs, Niels 44, 62

Diederichs, Peter 103

Diethe, Carol 77, 80

Diotima, Pseudonym von Lenore Kühn 43

 

Einstein, Albert 73–76, 94

 

Falckenberg, Richard 16

Fattmann, Rainer 97

Fenske, Hans 33

Fichte, Johann Gottlieb 70, 76

Förster-Nietzsche, Elisabeth 57, 77–79, 80

Freyer, Hans 28, 44, 57

Frick, Wilhelm 57, 78, 94

Frobenius, Else 90

Frobenius, Hermann 77, 89f.

Frobenius, Leo 64, 103

 

Gehrcke, Ernst 75f.

Gleichen, Heinrich von 26

Goebbels, Joseph 57

Goethe, Johann Wolfgang von 70, 76, 86

Graef, Walther 23

 

Hamel, Ilse 49, 61

Hauer, Jakob Wilhelm 60, 85, 88

Heisenberg, Werner 94

Hensel, Paul 16

Hentschel, Klaus 75

Hermann, Wolfgang 77

Heß, Rudolf 56

Himmler, Heinrich 58

Hintze, Friedel 77

Hirschhausen, Ulrike von 19, 31

Hitler, Adolf 54f., 65, 68, 93

Horneffer, August 87

Horneffer, Eugen 87

Huerkamp, Claudia 95

Hugenberg, Alfred 34, 98

Hundhammer, Alois 63

Hunkel, Margart 7

 

Jarausch, Konrad H. 97, 98, 100f.

Jung, Edgar J. 38

Junker, Paul 59

 

Kant, Immanuel 70, 72, 76, 86

Karg von Bebenburg, Franz Freiherr von 65

Kassel, Martha 67

Keyserlingk, Margarete Gräfin von 23

Kühn, Eleonore, geb. Guleke 11f.

Kühn, Margarethe 15

Kühn, Oskar 11, 12

Kummer, Bernhard 60

 

Lange, Helene 16, 36

Leers, Johann von 60, 88

Lehmann, Annagrete 23

Lenard, Philipp 75

Lepsius, M. Rainer 97

Ludendorff, Mathilde 64–66, 76, 88, 103

 

Magnus von Hausen, Frances 62

Mann, Thomas 43

Marx, Karl 34

Miegel, Agnes 44

Moeller van den Bruck, Arthur 26f., 29, 44

Mohler, Armin 63

Mommsen, Hans 97

Moritz, Eva 71

Mueller-Otfried, Paula 23, 49

Mussolini, Benito 78

 

Naake, Erhard 77

Nietzsche, Friedrich 43, 70, 76–80, 86f.

Noack, Ilse Charlotte 23

 

Pannwitz, Rudolf 65

Pickro, Gregor 7

Porembsky, Franziska von 7

Prellwitz, Gertrud 7

Prilipp, Beda 49

Pugno, Raoul 15

 

Reichenau, Irmgard 7

Reicke, Ilse 62

Reventlow, Ernst Graf zu 88

Rickert, Heinrich 17, 69, 70

Ripke, Axel 17, 90

Rogge-Börner, (Pia) Sophie 7, 55, 60, 63

 

Schelsky, Helmut 44

Schemmel, Hertha 7

Schick, Philippine 92

Schirmacher, Käthe 7, 20f., 23

Schotte, Walther 27–29

Schwarz, Hermann 29f.

Sontheimer, Kurt 7

Spann, Ottmar 28

Spengler, Oswald 26, 28, 29f., 57, 78, 100

Sperber, Else von 29

Spinoza, Baruch 86

Spohr, Elisabeth 23

Stapel, Wilhelm 28, 31

Süchting-Hänger, Andrea 23, 49

Tiling, Magdalene von 23

Tucholsky, Kurt 32

 

Ulbricht, Justus H. 82, 84, 87

Unruh, Karl von 103

 

Weber, Alfred 99

Weber, Marianne 38

Wertheimer, Fritz 67

Westarp, Emma Gräfin von 23

Westarp, Kuno Graf von 23

Wiese, Paul 92

Wollkopf, Roswitha 79

Wrede, Irmgard 7

Wrobel, Ignaz, Pseudonym von Kurt Tucholsky 32

Wirth, Herman 42–44, 58, 60, 88