trafo verlag 2007, [= BzG - Kleine Reihe Biographien, Band 22], 126 S., ISBN 978-3-89626-308-7, 16,80 EUR
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Einführung 7
1. Auto-Konstruktionen der frühen Lebensjahre 11
2. Das bildungsbürgerliche Patent 15
3. Frau und Nation als Deutschlands Rettung 19
3.1 Im nationalen Lager 19
3.2 Vertreterin einer "nationalen Frauenbewegung" 36
3.3 Die NSDAP als Juniorpartner 51
3.4 Kontinuität des Denkens nach 1945 62
4. Philosophie soll deutsch sein 69
4.1 Rickert-Schülerin in einer Männerdomäne 69
4.2 Initiatorin einer „Deutsche Philosophie" 72
4.3 Einstein-Gegnerin 73
4.4 Nietzsche-Interpretin 76
5. Im Dienst des "Deutschen Glaubens" 82
6. Das Private ist beruflich 89
7. Die verspätete Bildungsbürgerin 95
8. Epilog 103
Quellen- und Literaturverzeichnis 105
Ungedruckte Quellen 105
Periodika 106
Zeitgenössische Darstellungen 108
Sekundärliteratur 110
Abkürzungsverzeichnis 123
Über die Autorin 125
Die Geschichte der politischen Rechten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird immer noch häufig als „Gruppenbild ohne Dame" beschrieben. Die klassische Studie von Kurt Sontheimer über das antidemokratische Denken in der Weimarer Republik, die ausschließlich männliche „Denker" vorstellte, wirkte in dieser Hinsicht traditionsbildend. Vorstellungen von der grundsätzlich „unpolitischen Frau" und das Wissen um den starken Antifeminismus im rechten Spektrum haben lange Zeit den Blick für das massenhafte politische Engagement nationalistischer, konservativer und völkischer Aktivistinnen verdeckt. Die vorliegende Studie zur Biografie Lenore Kühns, eine politisch rechtsstehende Intellektuelle und Publizistin, verweist deshalb auf zentrale Desiderate der Historiografie, wobei aktuelle Ergebnisse aus der Frauen- und Geschlechterforschung eine allgemeinere Einordnungen erlauben. Darin wird Kühn als wirkmächtige Publizistin der Weimarer Zeit identifiziert. Sie repräsentierte eine neue Generation rechtsstehender Frauen, die sich im Ersten Weltkrieg und insbesondere nach der Einführung des Frauenwahlrechts im Jahr 1918 aktiv in die Politik einschalteten – durch ihre Mitarbeit in Parteien und Organisationen und als sehr produktive Journalistinnen, Schriftstellerinnen und Rednerinnen. Auf programmatischem Gebiet lässt sich Lenore Kühn als Neue Nationalistin charakterisieren. Kennzeichnend für ihre politische und schriftstellerische Arbeit war außerdem, dass sie sich gleichzeitig den Ideen der bürgerlichen Frauenbewegung verpflichtet fühlte und zu den engagiertesten Vertreterinnen ihres rechten Flügels zählte. Mit ihrer Kombination der Konzepte „Frau" und „Nation" präsentierte sie einen eigenen Vorschlag, wie die Zukunft Deutschlands gestaltet werden und eine Großmachtposition zurückgewonnen werden konnte. Kühn gehörte darüber hinaus zu der ersten Generation von Akademikerinnen in Deutschland. Mit ihrer Promotion im Fach Philosophie im Jahr 1907 betrat sie ein Terrain, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine ausgesprochen männliche Domäne war. Sie nutzte ihre Sonderstellung um, häufig als einzige Frau unter männlichen Mitstreitern, für eine spezifisch „deutsche Philosophie" zu werben. In der NS-Zeit entwickelte sich die getaufte Protestantin zu einer engagierten Vertreterin des „deutschen Glaubens", einer alternativen Religiosität, die von völkischen Ideen geprägt war.
Dies vielgestaltigen Aspekte der Biografie Lenore Kühns werden in acht Abschnitten vorgestellt. Zunächst wird der Lebenslauf Lenore Kühns von der Geburt am 31. Januar 1878 bis zur Revolution von 1918/19 in chronologischer Abfolge nachgezeichnet – zuerst Kindheit und Jugend (1), im Anschluss Ausbildung, Studium und erste berufliche Tätigkeiten (2). Für die Zeit zwischen 1918 und dem Todesjahr 1955 folgt wegen der umfangreichen Quellenlage eine Ordnung nach inhaltlichen Gesichtspunkten. Das Fokus liegt auf Kühns politischer Arbeit und Programmatik (3). Die folgenden Abschnitte widmen sich der Philosophin Lenore Kühn (4), ihrer religiösen Einstellung (5) sowie anhand ausgewählter Problembereiche den alltäglichen Lebensumständen und dem Selbstbild (6). Bilanzierend wird Lenore Kühn als „verspätete Bildungsbürgerin" des radikal nationalistischen Spektrums charakterisiert (7). Ein kurzer Epilog informiert über Kühns testamentarische Verfügungen und die Umstände ihres Todes am 21. Oktober 1955 (8).
Personenregister
Alexander III. Alexandrowitsch 14 Aschheim, Steven E. 78, 80
Bab, Julius 67 Bachofen, Johann Jacob 42 Bäumer, Gertrud 36, 58 Baeumler, Alfred 42 Bauch, Bruno 72 Behm, Margarete 23 Behrens-Totenohl, Josefa 44 Bergmann, Ernst 42 Bertram, Ernst 29, 80, 88 Blüher, Hans 28 Boehm, Max Hildebert 26, 28 Bomhard, Hans von 103 Bonin, Maria von 23 Breuer, Stefan 9
Cohen, Hermann 72
Diederichs, Eugen 42–44, 87 Diederichs, Niels 44, 62 Diederichs, Peter 103 Diethe, Carol 77, 80 Diotima, Pseudonym von Lenore Kühn 43
Einstein, Albert 73–76, 94
Falckenberg, Richard 16 Fattmann, Rainer 97 Fenske, Hans 33 Fichte, Johann Gottlieb 70, 76 Förster-Nietzsche, Elisabeth 57, 77–79, 80 Freyer, Hans 28, 44, 57 Frick, Wilhelm 57, 78, 94 Frobenius, Else 90 Frobenius, Hermann 77, 89f. Frobenius, Leo 64, 103
Gehrcke, Ernst 75f. Gleichen, Heinrich von 26 Goebbels, Joseph 57 Goethe, Johann Wolfgang von 70, 76, 86 Graef, Walther 23
Hamel, Ilse 49, 61 Hauer, Jakob Wilhelm 60, 85, 88 Heisenberg, Werner 94 Hensel, Paul 16 Hentschel, Klaus 75 Hermann, Wolfgang 77 Heß, Rudolf 56 Himmler, Heinrich 58 Hintze, Friedel 77 Hirschhausen, Ulrike von 19, 31 Hitler, Adolf 54f., 65, 68, 93 Horneffer, August 87 Horneffer, Eugen 87 Huerkamp, Claudia 95 Hugenberg, Alfred 34, 98 Hundhammer, Alois 63 Hunkel, Margart 7
Jarausch, Konrad H. 97, 98, 100f. Jung, Edgar J. 38 Junker, Paul 59
Kant, Immanuel 70, 72, 76, 86 Karg von Bebenburg, Franz Freiherr von 65 Kassel, Martha 67 Keyserlingk, Margarete Gräfin von 23 Kühn, Eleonore, geb. Guleke 11f. Kühn, Margarethe 15 Kühn, Oskar 11, 12 Kummer, Bernhard 60
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