Zum Buch
Vor fünfzig Jahren (1973/1974) habe ich aufgrund meiner Darstellung über
die Februarereignisse 1934 in Tirol Leopold Hornik und Eduard Rabofsky
kennengelernt. Beide sind Zeugen kommunistischer Weltanschauung und haben
mir den Übergang vom akademisch marxistischen Bildungserlebnis zur
materialistischen Geschichtsauffassung ermöglicht. Mit Eduard Rabofsky,
der den Hitlerfaschismus mit Folterung und viel persönlichem Leid überlebt
hat, habe ich mehrere wissenschaftliche Arbeiten gemeinsam konzipiert und
veröffentlicht. Eine davon handelt vom frontfernen Kriegseinsatz für die
k. u. k. Wehrmacht der Ikone der „Reinen Rechtslehre“ Hans Kelsen, eine
weitere vom führenden Strafrechtstheoretiker der „Kriegsertüchtigung“
Wenzeslaus Graf Gleispach. Von letzterem Buch hat Eduard Rabofsky dem
marxistischen Universalgelehrten Walter Hollitscher ein Exemplar
handschriftlich gewidmet: „Man schlage ihnen ihre Fressen mit schweren
Eisenhämmern ein … François Villon, Bert Brecht und auch andere“.
2023 und 2024 habe ich
diese hier gesammelten 15 historisch literarischen Artikel
niedergeschrieben, um in unserer Angst verursachenden Zeit einen Anstoß
zum weiterführenden Nachdenken zu geben. Im Zentrum von Wien, wo ich seit
meiner Übersiedlung aus Innsbruck (2019) wohne, liegt der Stephansdom mit
seiner Barbarakapelle, wo die von mir erstmals gemeinsam mit Hermann
Klenner im Kontext der Zeit beachtete, von Alfred Hrdlicka geschaffene
Skulptur der von den Nazis wegen „Feindbegünstigung“ hingerichteten
katholischen Ordensschwester Maria Restituta Kafka zur Zwiesprache mit
Geschichte und Gegenwart anregt. Im Jetzt wirbt dieser Stephansdom mit
riesigen Plakaten (100 m2 groß) nicht für den Frieden, sondern für eine
die Menschen manipulierende Konsumideologie und verhöhnt in schändlicher
Weise die politische Mitverantwortung des Christentums. Nur ein paar
Schritte vom Stephansdom entfernt ist die wunderschöne barocke
Rektoratskirche St. Peter, die von Opus Dei als Propagandazentrum für die
Ideologie missbraucht wird, dass erst durch kapitalistische Unternehmungen
die Armen von ihrer Armut befreit werden.
Seit meiner Begegnung mit der
Befreiungstheologie nehme ich besonderen Anteil am Bemühen des aus
Lateinamerika stammenden Papstes Franziskus, die in einer Überflusswelt
etablierte und die Hungerwelt schicksalhaft hinnehmende
römisch-katholische Kirche an ihre christlichen Wurzeln zu erinnern, sie
zumindest in geistige Unruhe zu bringen. Papst Franziskus stößt in
Österreich und Deutschland dabei auf massive Gegnerschaft von Pressure
Groups, die sich auch in den vom Staatsapparat an den Universitäten
ausgehaltenen theologischen Fakultäten zusammenfinden.
Nach dem fatalen Umbau
der „Kommunistischen Partei Österreichs“ (KPÖ) in eine bürgerliche
Linksfraktion sammelte sich in Wien eine Initiative für den Aufbau einer
neuen Partei mit marxistisch leninistischem Programm, die 2013 mit den
Namen „Partei der Arbeit Österreichs“ (PdA) gegründet wurde. Dass deren
seit April 2020 online gestellte Zeitung der Arbeit an meinen politisch
historischen Artikeln interessiert ist, ist für mich in jeder Hinsicht
herausfordernd. Redaktion und Verantwortung für die online- Stellung
dieser durch Hinweise von Willi Weinert (Wien) bereicherten Artikel durch
die PdA, deren Vorsitzende Tibor Zenker und Otto Bruckner sind, haben
Fabienne Décieux und Lukas Haslwanter übernommen. Die von Arnold Schölzel
und Bruni Steiniger redigierte und von Wolfgang Dockhorn mitbetreute und
in Berlin herausgegebene Monatszeitschrift „RotFuchs. Tribüne für
Kommunisten, Sozialisten und Andere Linke“, deren Losung „Proletarier
aller Länder, vereinigt euch!“ ist, hat mehrere, von Bruni Steiniger
redigierte und gekürzte Artikel übernommen. Aus Berlin geben mir
Helga E. Hörz und Hermann Klenner immer
wieder in freundschaftlicher Verbundenheit Halt.
Zwischen Christentum und Marxismus existieren
Differenzen wie Gemeinsamkeiten vor allem in der sozialen Botschaft des
Evangeliums und in der sozialen Botschaft des Marxismus. Pater Karl
Helmreich (Stift Melk / Palästina-solidarität) und die Jesuitenpatres
Martin Maier SJ (Lateinamerika Hilfswerk Adveniat), Alois Riedlsperger SJ
(St.
Ruprechtskirche Wien) und Georg Sporschill SJ (Elijah / Rumänien) haben
mir als Marxisten mit ihrer christlichen Gesprächsbereitschaft Zuversicht
gegeben.
Gerhard Oberkofler
Wien, im November 2024
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
1. Für Brot und Frieden
11
2. Über den Beginn des Befreiungskampfes der
Frauen in Zentralasien. Anna Strömer (-Hornik) erinnert sich an den
zweiten internationalen Frauenkongress in Moskau (1921)
25
3. Anna Strömer (-Hornik) ergreift mit dem „Bund
demokratischer Frauen“ inmitten des Kalten Krieges (1951) eine
historische Initiative für den Frieden 33
4. Anna Strömer und
Leopold Hornik. Ein Wiener Kommunistenpaar im Kampf um Österreichs
Freiheit 65
5. Der österreichische
Kommunist Leopold Hornik erinnert im Londoner Exil österreichische
Sozialdemokraten an den Charakter von Kriegen und an die Notwendigkeit,
gemeinsam für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen
93
6. Über bürgerlichen Sozialismus 123
7. Papst Franziskus
sucht einen gemeinsamen Weg des Christentums mit dem Islam im Interesse
des Weltfriedens (Herbst 2022) 151
8.
Papst Franziskus und seine „Theologie der Agape“
183
9. In der Gegenwart ist Herodes real
205
10. Mit Pablo Neruda zur Kultur der Befreiung
und des Friedens 225
11. Γιάννης Ρίτσο. Der
kommunistische Dichter Jannis Ritsos wird in der DDR als ihr Freund
bekannt und erhält in
Leipzig die Ehrendoktorwürde der Karl-Marx-Universität
243
12. Ein Besuch der Michaelerkirche in Wien 259
13. Über die
„Sonderbehandlung“ des palästinensischen Volkes und ihre Widerspiegelung
in der „Freien Presse“ Österreichs
269
14. An der Ostfront des 3. Weltkrieges
285
15 „Schwert und Flamme“. Bruno Frei als Erbe von
Heinrich Heine 303
Über den Autor 319
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