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Norbert Grohs


Häufig aus dem Leben gegriffen, manchmal auch auf den Zeitgeist gepfiffen.
Neue Dialoge – trotz oder wegen der düsteren Zeiten




 

 

2023, 298 S., unter Mitwirkung von Matthias Müller, ISBN 978-3-86465-182-3, 19,80 EUR

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Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Kapitel I
Ausrutschgefahr
Gesunder Optimismus
Hallo-zi-nation
Augen öffnend oder ins Auge gehend?
Berliner Charme
Im Hotelbistro
Das werden wir schon hinkriegen!
Wohlstands-Widerhall
Nestworking
Agentur für Goldfischangeln
Immer der Nase nach
Aus dem Liebes-Leben gegriffen
Plauderminütchen
Damals war’s
Liebesleid dauert eine Ewigkeit
Tischlein, deck dich!
Gurkenhit oder alles Käse?
Der Ring der (Alltags-)Niederungen
Aussprache vor dem Mikrofon
Laufen oder rennen, müssen oder können?
Sprachklippen

Kapitel II
Arbeits-Erkundungen
Seinen eigenen Kopf haben
Eine Mütze voll Schlaf
Nicht mal am kürzeren Hebel sitzend
Geliefert
Rapport
NEIN
Nadelstiche
Früh übt sich, was ein Politik-Meister werden will
Alles vom Feinsten
Traditionsbruch
Im Zoogeschäft
Ausgefallener Einfall
Pünktlich
Für Zeit und Ewigkeit?
Bei Licht betrachtet
Hauptsache gesund!
Die Karte sticht!
Diagnostikdschungel
Dringlichkeitskontrolle
Setzbesessen und verantwortungsvergessen
Sehr eigenwillig, manche Rockstars
Das Schlossgespenst

Kapitel III
Nach allen Regeln der Kunst?
Deutschland sucht die Super-Größe!
Es ist ein Kreuz mit dem Wählen und Sichquälen
Ab durch die Mitte!
Geschlaucht wie geschafft
Gute Besserung!
Immer diese Gefahren und Risiken!
Aus dem Gleis geworfen oder
Liebe hält alles zusammen
Die etwas andere Beratung
Aussicht auf Gespräche am Runden Tisch
Das passt!
Das Alternativ-Los
Schiffen im Raum
Houston, man hat mit uns ein Problem!
Verschwörungs-Verwirrung
Fragen bis zur Erschöpfung
Pressekonferenz im Himmel
Pressekonferenz in der Hölle
Autokraten-Käfig
Despot und sein (Rest-)Alter Ego
In der Technokratie-Auskunftsstelle
In der Zentrale für wohlbefindliche Aufklärung

Kapitel IV
Standpauke
Reden oder schweigen?
Wandern im Grünen, was tun?
Wegbeschreibung
Vertrautheit
Gesucht und gefunden
Langmut tut schon kurzzeitig gut
Neustart
Weiße Weihnacht
Geistesgebaren
Zeitansagen
Auf dem Teppich bleiben und ab und zu fliegen
Die Macht des gewohnt Gewöhnlichen
Verflixt, aber nicht zugenäht
Um drei Ecken denken
Trübe Aussichten mit Kipp-Option
Deinen Meister finden

Kapitel V
Globales Lernen im politisch-ökonomischen Dialog
Nach-Worte
Über den Essay als Darstellungsform
Geistesessenz ohne Bühnenpräsenz
Zivilisation

Dank
Über den Autor


Vorwort

Nach Erscheinen meiner Trilogie – „Unterwegs zu Schatzinseln. Poesie und Philosophie“ (2019), „Dichtend gedacht und um die Ecke gelacht“ (2020) und „Menschen, Leben und Geschichten in Gedanken und Gedichten“ (2021) – arbeite ich jetzt an Folgebänden, in denen ich mich bei gleicher oder erweiterter thematischer Ausrichtung auf bestimmte Formen konzentriere. In diesem Buch sind es dialogische Darstellungsformen.

Im Dialog kann alles zur Sprache kommen. Die Menschen reden miteinander sogar über etwas, wovon angeblich gar keine Rede sein kann. Wem aber genau das vorgeworfen wird oder eine entsprechende Ablehnung begegnet, der stellt den Gesprächspartner zur Rede und ist bemüht, spätestens jetzt eine deutliche Sprache zu sprechen. Verschlägt oder verleidet es dem anderen nicht die Sprache, wird er dem Widerpart Antwort stehen wollen. Manchmal geht es so aus, dass schließlich beide die gleiche Sprache sprechen. Das Gesprochene muss dann zwar nicht gerade den Nagel auf den Kopf treffen oder kann sogar frei von Tatsachenkenntnis aus dem hohlen Bauch kommen. Immerhin hat man es jedoch geschafft, einander zu verstehen oder zumindest, dies anzunehmen.
Schwieriger ist es, wenn man sich so richtig „in die Wolle kriegt“. Jeder hat seinen eigenen Kopf und will dem anderen nichts schuldig bleiben. Mitunter ist der Teufel los und braucht gar nicht an die Wand gemalt zu werden. Man kann gar um des Kaisers Bart streiten und dabei schweres Geschütz auffahren und Öl ins Feuer gießen. Umgekehrt wird oft gerade dort abgebrochen oder ausgewichen, wo ein Streit nötig und wichtig wäre. Nötig schon deshalb, damit sich nicht vorhandene aggressive Tendenzen durch Verdrängung und willentliche Unterdrückung im schwelenden Konflikt immer stärker und bedrohlicher aufladen. Wer sich immer und um jeden Preis vertragen will, kann sich am Ende überhaupt nicht mehr selbst ertragen. Irgendwann hat er womöglich so viel Ärger und Zorn in sich hineingefressen, dass die Frage nur noch ist, in welchem Maße und mit welchen negativen Folgen die angestaute Wut in Hass auf andere und anderes bzw. auf sich selbst umschlägt.
Und mehr auf der Ebene des Denkens und Erkennens gesehen, handelt es sich beim Streit doch erst einmal um etwas, womit wir uns selbst und der Sache, die wir vertreten, Luft machen und frische Luft in wahrgenommene Dinge bringen, die gleichfalls von dieser Welt sind. Fällt der Streit weg, ist kein Gedankenaustausch möglich, der durch nachhaltig produktive Teilhabe von Menschen mit widersprüchlichen Ansichten und Positionen geprägt ist. Entscheidend ist aber ein solcher Umgang der Menschen mit ihrer Streitfähigkeit, dass sie sich dabei nicht selbst im Wege stehen, sondern mit dem gründlichen Austragen des Widerstreits neue Einsichten gewinnen und entsprechende Ansätze zur Lösung von Problemen finden und umsetzen. Wie ich im „2. Band“ meiner Trilogie schrieb, „bedarf es besserer Grundlagen für Begegnungen, die uns vermittels produktiver Störungen der Harmonie und konstruktiver Regulierungen des Streits fähiger und kompetenter mit Problemen umgehen lassen. Anstatt uns im Annehmen der Realität zusätzlich stark zu behindern, wird dann der Weg geeigneter, miteinander zu kommunizieren und die überzeugenderen Argumente herauszufinden und praktisch geltend zu machen.“
Faire Formen des Streits ordnen sich letztlich in reflektierende Gespräche ein, die uns vielleicht vorurteilsfreier und umsichtiger werden lassen. Ein echtes Gespräch bedeutet nach Albert Camus: „Aus dem Ich heraustreten und an die Tür des Du klopfen.“ Das ist der Weg, auf dem Menschen nicht krampfhaft ihre gewohnte Position in deren Gänze verteidigen und einen verbissenen Widerstand gegen alles Ungewohnte leisten. Sondern es wird immer wieder Fremdes bzw. Anderes in Eigenes verwandelt, um Letzteres alsdann in den Erfahrungs- und Gedankenaustausch zurückzugeben. So können die Betreffenden im günstigen Fall gern und engagiert Chancen wahrnehmen, merklich bewusster und ergiebiger ihrer Sinne Macht bis hin zum differenzierten Denken zu entfalten und ihr Denken in ein Schaffen und Wirken mit allen Sinnen übergehen zu lassen. Mag auch sein, man geht dann gemeinschaftlich in einer ansprechenden Balance zwischen Theorie und Praxis seinen Weg; ohne Kommandozentralen, aus denen heraus erschallt: „Na, wird’s bald!“
Der Mensch braucht viele Dialoge, um seinen Talenten gewachsen zu sein; aber auch, um seine Fähigkeiten nicht zu überschätzen. Das Leben ist eine Fundgrube für literarisch darstellbare Dialoge. Dabei schließe ich im Rahmen des Fiktiven auch weiterhin die absurde Ebene stark ein. Unter den Akzentuierungen spielen nach wie vor komische und zuweilen tragikomische Seiten eine besondere Rolle. Der Humor ist für mich grundsätzlich in seiner Gänze bedeutsam, selbst wenn wir in Zeiten leben, die seiner Entfaltung alles andere als günstig gestimmt sind. Ich finde aber, es ist immer Hoffnung in der Welt, solange es einen im Integral menschenfreundlichen Humor gibt, der ein Geisteslicht und Gefühlsausdruck der Leichtigkeit und der Beschwernis des Seins ist und es unter Umständen sogar zulässt, dass im Lachen Widersprüche eins sein können mit ihrer Auflösung. Vertreten sind indes auch Übergänge in eine scharfe Satire und Kritik jenseits allen Humors.
Überlegt habe ich, ob ich als zusätzliches Angebot für interessierte Leserinnen und Leser, speziell für die jeweils eigene gedankliche Auseinandersetzung mit Fragen der Zeit, analog zum „3. Band“ wiederum einen Essay mit einfüge. Ich müsste dann anknüpfen an meinen Essay „Zeitschnuppern über und unter Tage“, in dem ich nicht umhin kam, auf verschiedene Probleme einzugehen, die inzwischen viel deutlicher oder sogar brutal flagrant hervorgetreten sind, darunter: Zuspitzung aller globalen Probleme; zunehmende Bipolarisierung zwischen einem westlichen Block einerseits und Russland und China andererseits; wachsende Ungleichheit zwischen industriell entwickelten Staaten und Entwicklungsländern; nach dreißig Jahren unter Umständen einsetzender neuer langjähriger Rüstungs-Investitionszyklus von ungeheurem Ausmaß; Zunahme von Risiken gesellschaftlicher Entwicklung, die infolge der Verbindung mit sozialökonomischen Konstellationen in der gesamten (wenngleich weltweit sehr differenzierten) Arbeits- und Lebensweise liegen und nicht aus technischen Defiziten und individuellen Moralitätslagen erklärbar sind; prekäre Lage beim Schutz vor Kippen ganzer globaler Ökosysteme; Einordnung der aktuellen Pandemie und ihrer Ausprägungen in Fragen von Störung der Ökosysteme und von Belangen gesellschaftlichen Zusammenhalts, auch unter Beachtung der allzu leicht unterschätzten „Lernfähigkeit“ von Viren; Kritik der fixierten Interpretation schon damals unstrittig vorhandener inflationärer Effekte als per se nur temporärer Art; Kritik auch an der „Modern Monetary Theory“ und einer hieran orientierten Praxis der Notenbanken; Europa im Brennpunkt mit durchaus vorhandener Gefahr einer Euro-Krise; Potenziale von China (bzw. eines östlichen Blocks) für Alternativen zum US-Dollar als Reservewährung; Herausforderung für erweiterte und eingehendere Formen der Wirksamkeit von Wissenschaft, Moral und Kultur zur Bewältigung akuter und chronischer Krisenprobleme.
Ich hätte natürlich damals lieber manche andere Aussagen und Prognosen in den Raum gestellt, wenn sie nicht angesichts verschiedener Entwicklungen und Zustände längst als weltfremd oder verharmlosend kompromittiert gewesen wären. Immerhin ist jene Art europäisch-amerikanischer Glückseligkeit, wie sie nach 1989 mit weltweit ansteckender Wirkung für relativ kurze Zeit auftrat, durch teilweise ganz neue Typen von Kriegen und Konflikten schroff beendet worden. Das Zeitalter des Kalten Krieges und der gegensteuernden Utopien erscheint heute demgegenüber mitunter fast schon idyllisch. So hat beispielsweise die Sowjetunion nie einen Angriffskrieg gegen einen unabhängigen Staat geführt. Auch die Intervention in Afghanistan war hier keine Ausnahme von der Regel, sondern erfolgte auf Bitten der dort amtierenden Regierung.

Ganz anders gelagert ist der von Russland geführte Krieg gegen die Ukraine. Das vorausgegangene „Hilfegesuch“ der selbsternannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk kann grundsätzlich nicht als legaler Grund herhalten. Die im Kreml so genannte „militärische Spezialoperation“, um die Ukraine „zu entmilitarisieren“ und „zu entnazifizieren“, ist eindeutig ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen das Nachbarland.
Am 27. Februar 2022, drei Tage nach dem Beginn der russischen Invasion, sprach Bundeskanzler Scholz in der Regierungserklärung von einer Zeitenwende. In der Frage, ob und wie sich die Zeiten gewendet haben bzw. wenden und welche Konsequenzen sich jeweils ergeben, gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Ich habe mich modifizierend entschieden, mit einem essayhaft angelegten Dialog zu einigen vorwiegend politisch-ökonomischen Fragen auf die Problematik einzugehen. Den Dialog biete ich in einer essayentsprechend subjektiv geprägten Mischung von analytischem und assoziativ-mäanderndem Vorgehen als eine Art Panoramablick an, der das Feld hinter den Kulissen nicht ausschließt und dem jederzeit weitere solche Blicke oder auch spezielle Einblicke folgen können. Es bleibt also bei meiner Intention, Leserinnen und Lesern mit zusätzlichem Interesse an Fragen unserer Zeit eine Ergänzung anzubieten, die vielleicht die Möglichkeiten zum entsprechenden Nachdenken erweitert oder vertieft – nicht nur über die Wende von einer europäischen Sicherheitsordnung zu einer konfrontativ geprägten Folgezeit, deren spezifische Merkmale heute kaum abzusehen sind. Sondern auch zum Nachdenken über die Herausforderungen, trotz aller Widrigkeiten die Konfrontation und das Misstrauen einzugrenzen und weltweit so viel wie möglich für eine sozial-ökologische Transformation und hiermit verbundene politökonomische und friedenspolitische Wandlungen zu tun.
Dabei werden Interessierte natürlich nicht so an die Hand genommen, wie es bei einem typischen Sachbuchkapitel angesagt wäre. Der Reiz des Essays bzw. des Essayismus insgesamt liegt für mich – unabhängig von Optionen für bewusst subjektive Anschauungen und ästhetische Gestaltungsarten – gerade in der offenen Form, die mehr auf zwangsloses Vorgehen und Denkanstöße als auf abschließende Resultate und hierfür einzuhaltende Schrittfolgen ausgerichtet ist.

Meine üblichen Nach-Worte beginne ich diesmal demgemäß mit einem Beitrag über den Essay als Darstellungsform. Außerdem habe ich zwei Gedichte ausgewählt. Das erste von beiden mit dem Titel „Geistesessenz ohne Bühnenpräsenz“ ist neu. Den Abschluss bildet ein Gedicht, mit dem ich meine Unternehmung in Sachen Dichten und Denken startete und zu dem mir jüngst mehrere Lesende von sich aus ein Feedback gaben. Es heißt „Zivi­lisation“ und steht ganz vorn in „Unterwegs zu Schatzinseln. Poesie und Philosophie“, 3. Auflage.

Ich wünsche Ihnen als Leserinnen und Lesern dieses Buches viel Freude und Anregung beim Mitdichten und Mitdenken.

Berlin, im Dezember 2022

Norbert Grohs