Zum Buch
Originalton Helmut H. Schulz:
„Meine
beiden Novellen gehen formal auf Kleist zurück; nachdem sie von einem Kind
entbunden war, rückte die junge Mutter eine Bitte in die Zeitungen: auf
der Suche nach dem Erzeuger. Und ich fand, daß die Situation am Vorabend
dem sehr nahe kam, soweit es uns betraf. Es hatte einen
Staatsstreichcharakter, was sich nach der Grenz-öffnung in der
Gesellschaft tat. Minister leisteten Amtsverzicht, Mandatsträger besetzten
leere Sitze; es hätte sich einer melden sollen und den Anspruch erheben
können, der Volllegitimierte zu sein. Vor mir liegt die Annonce der
sechzig DDR-Retter im Neuen Deutschland, von denen mindestens die Hälfte
auf dem Alexanderplatz dabei war, um diese DDR zu beseitigen oder
zumindest verfügbar zu machen; rettet die DDR, aber die DDR war längst
ohne Bündnispartner. Der Übergangskanzler der Volkskammer war in Bonn auf
Bettelgang; kurz, die britische Administration hatte uns wissen lassen,
daß sie einer Vereinigung nur zustimmen werden, wenn der neue Staat in die
EU und in die NATO eingehen würde. Und so können wir es auch heute melden,
wir sind drin! Abgesehen von dem Streit, ob der UdSSR wirklich einmal
versichert worden war, keine Osterweiterung der NATO. Jedenfalls aber
waren es dramatische Tage und eine anderen Fragestellung konnte sich nicht
ergeben. Was also wurde aus den Menschen im Gefolge des
Zwei-plus-Vier-Abkommens? Ich konnte nicht mehr erzählen als nach der
Vorlage möglich – zwei Quasi-Staaten und vier Garantiemächte; die
Ostgrenze ist bis an den Ural gerückt... Und ich dachte bei mir, es täte
uns ganz gut, die Erinnerung mal wieder aufzufrischen an die Zeit, als die
Russen noch als reale Gefahr an der europäischen Westgrenze erschienen.
Also, Jagdszenen und ein deutsches Haus, Germanie est delenda…
Friedrichshagen, im Jahre des Herren, den 16.07.2022“
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