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ALICE HINTERM SPIEGEL:
IM WUNDERLAND! Ein Theaterstück für Kinder unter Verwendung von
Motiven aus Lewis Carolls ALICE-Erzählungen 7
KÖNIG DER KINDER: MACIUS! Ein Stück nach Motiven des Romans „König Macius I.“ von Janusz
Korczak 95
Zu den Texten
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Über die Autorin Katrin Lange 181
Zu den Texten
Macius und Alice, zwei Kinder zwischen Frieden und
Krieg Kriegerdenkmäler, Uniformshops, Kriegsspiele auf dem Computer,
Bundeswehrwerber im Klassenzimmer – nachdrücklich wird der Krieg wieder
gesellschaftsfähig gemacht. Die Kinder haben sich gefälligst daran zu
gewöhnen. Und deshalb kann und darf und muss unsereiner bis zur Asche im
Mund sagen, dass Krieg die Fortsetzung von gar nichts und keine Lösung,
sondern nur Schweinerei und Scheiße, das Ende und der Tod ist. 1914
begann „Der Große Krieg der weißen Männer“ (Arnold Zweig), ein
Vierteljahrhundert später, nach kurzer Atempause, seine noch blutigere,
noch schrecklichere Fortsetzung. Mittendrin steckten die Großeltern-, die
Ur-, die Ururgroßelterngenerationen der heute Lebenden. Ziemlich lange her
– noch immer wissen wir um die Folgen. Und sehr gegenwärtig sind
vernichtende Kriege in allen Teilen der Welt. Die Waffen nieder! Nie
wieder Krieg! Die alten Forderungen sind im wahren Sinn des Wortes
BRANDaktuell – sie zu erfüllen, ist die Menschheitsaufgabe. Auch für die,
die heute noch klein sind.
„König Macius I.“ ist eines der
wichtigen Bücher für Kinder aus dem 20. Jahrhundert. Dr. Henryk Goldszmit
(1879–1942) – Arzt, Pädagoge, Leiter eines Waisenhauses, der für seine
Publikationen den Namen Janusz Korczak annahm – ging darin auf ganz
besondere Art die großen Themen des Jahrhunderts an. Krieg und Frieden,
Diktatur und Demokratie, Rassismus und Menschenrecht sind noch immer auch
unsere Themen. Sehr deutlich hat sich Korczak in diesem Text an den
eigenen Front-Erfahrungen als Militärarzt im Ersten Weltkrieg
abgearbeitet. Es ist kein Märchen-Krieg, sondern die moderne
Menschenvernichtungsmaschinerie, die er beschreibt. Das allerdings in
solchen Bildern, dass auch Kinder geistig und emotional dazwischen kommen
können – nicht verzweifeln, nicht zu Boden gehen, sondern lernen, Krieg
und Gewalt zu hassen, zu verachten. Und etwas dagegen zu tun. Die
Geschichte vom kleinen König steckt voller Abenteuer und auch voller
Nonsens. Dabei verleugnet der Roman ganz offensichtlich die Herkunft aus
unzähligen Gute-Nacht-Geschichten nicht. Die epische Fülle und die an
Assoziationen reiche, umherschweifende, verrückte Erzählweise ist eine
Herausforderung für das Theater, besonders für das Kindertheater: die
eigenen Zusammenhänge, die eigenen Bilder finden – und zugleich ganz dicht
beim schöpferischen, humanistischen Geist des Romans bleiben… Janusz
Korczak ging 1942, obwohl er hätte davonkommen können, an der Seite seiner
jüdischen Waisenkinder in Treblinka in die Gaskammer der deutschen
Faschisten. Ehre seinem Andenken.
Charles Dodgson alias Lewis
Caroll (1832–1898), Mathematiker und Fotograf, träumte sich aus der Welt
der Rationalität und Berechenbarkeit hinaus – ins Wunderland, ins Reich
hinterm Spiegel. Generationen von kleinen und großen Kindern hat er
dorthin mitgenommen. Die ALICE-Erzählungen sind Weltliteratur – und an
Nonsens und Unfug nach wie vor nicht zu überbieten. Warum nur mögen
Kinder diese Art von Blödelei so sehr? Den Nonsens als Nonsens zu
identifizieren – ein reines Lustgefühl! Eben noch war reinweg alles
unverständlich, die Erwachsenen-Welt, in die man sich tastend hinein
bewegte, alles absurd, alles ohne Zusammenhang und Sinn! Jetzt aber ist
man schon größer und sieht durch! Sieht mancherlei Sinn und kann diesen
also sehr wohl von Unsinn unterscheiden. Und kann deshalb den Unsinn, den
Nonsens, der dieses stolze Gefühl beschert, liebhaben. Erwachsene
mögen Nonsens aus dem gleichen Grund wie Kinder, sie dürfen bei der
Gelegenheit Kind sein. Und sich dem kleinen viktorianischen Mädchen
Alice anverwandeln, das aus der Enge der bourgeoisen Welt und des sich
grässlich dynamisch entwickelnden Kapitalismus radikal ausbricht.
Ausbricht ins wunderbar spiegelnde Reich der schöpferischen Unlogik und
der atemberaubenden Un-Nützlichkeit. Außerdem ist der Unsinn, der in den
ALICE-Geschichten wabert, meist komisch, wer lacht nicht gern. Meist
komisch, nicht immer. Untiefen lauern, von existenzieller Art. Aus Alice
fröhlichem Nonsens-Traum wird – übergangslos – mitunter ein Albtraum:
Verzweiflung, Todesstrafe, Kindesmisshandlung, all das bricht über Alice
und uns herein. Und Krieg. Irgendwo im Hintergrund des Spiegelreichs
toben Löwe und Einhorn und verwüsten, was ihnen begegnet. Da wird der
Nonsens zur Herausforderung – und die brave Alice im Schürzenkleid springt
in die Gegenwart, mitten hinein in die Lebensaufgaben sehr gegenwärtiger,
sehr heutiger Kinder. Unsere Alice im Stück singt. Singt, wenn sie
Angst hat, singt, wenn sie sich freut – und singt mit anderen mit. Warum
soll man Nonsens-Gedichte, von denen beide Bücher strotzen, nur aufsagen –
warum soll man sie nicht auch singen? Vor allem dann, wenn man mit Gesang
Frieden stiften kann? Frieden: Am Schluss wird die Torte in – verdammt
noch mal! – gleich große Stücke geteilt!
Alice: Hinter den Spiegeln
im Wunderland! Uraufführung 2009 (Alice: Im Wunderland!), Junges
Schauspiel Düsseldorf. Nominierung KinderStücke Mülheim 2010.
König der Kinder: Macius! Uraufführung 2015, Theater der Jungen
Welt Leipzig.
Die Aufführungsrechte an beiden Stücken liegen
beim Bühnenvertrieb „Felix Bloch Erben“.
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