Inhaltsverzeichnis
1 Wegwarten 5
2 Märkische Impressionen 9
3 Fontanes Uhr – Vom Wert der Dinge 13
4 Jahrtausendgänger mit Kontrabass 21
5 Briefe aus dem Vorwerk 27
6 Ein Mann der Schrift 35
7 Ein Doktor in Woltersdorf 43
8 Grande Dame 63
9 Vor dem Bogen – der große Gesang 75
10 Con brio 85
11 Schwanengesang – Gedanken am Wege 141
12 Kaleidoskop aus Wegen 149
Personenverzeichnis
151 Mein Dank
155 Nachwort
156
Wegewarte
Es steht eine Blume,
Wo der Wind weht den Staub,
Blau ist ihre Blüte,
Aber grau ist ihr Laub.
Ich stand an dem
Wege, Hielt
auf meine Hand,
Du hast deine Augen
Von mir abgewandt.
Jetzt stehst du am
Wege, Da wehet
der Wind,
Deine Augen, die blauen,
Vom Staub sind sie blind.
Da stehst du und
wartest, Dass
ich komme daher,
Wegewarte, Wegewarte,
Du blühst ja nicht mehr.
Hermann Löns
Vorwort
Ein leiser Moment. Nur vom Licht herrschenden
Wetters berührt.
Eine Stimmung, die Sandwegen eigen ist. Ein
Gefühl angehaltener Zeit stellt sich ein. Ganz anders – das Empfinden am
Wasser, wenn sich vergehende Momente im unablässigen Heranspülen,
Aufschäumen und Versickern großer oder kleiner Uferwellen verbildlichen.
Hier in der Welt der Wegwarten, so mutet es an – kommt Zeit tonlos zum
Stillstand.
Schlichte Blumen mit wunderbar vieldeutigem Namen. Botanisch korrekt
Cichorium intybus benannt. Die gemeine oder – gewöhnliche Wegwarte.
Stumme Wächter am Rande. Als Heilpflanze – von blutreinigender Wirkung.
Schwestern der Kornblume. Himmelblau und genügsam im Sande. Am Wege
wartend. Sie lieben die Gruppe nicht. Nur blickweit zu den nächsten
Verwandten blühen sie an ihrem Stiel fast solitär. Auf Abstand – aber
geistig nah. Die Unscheinbaren stimmen nachdenklich. Am Rande märkischer
Wege beflügeln sie Erinnerungen. An Wege zurück, in manche schon seit
damals verlorenen Umgebungen.
Hinter unserer an Jahren kleiner werdenden
Zeit wächst dieser blaue Raum, der im Rückblick so besonders aufscheint.
Mit Wegwarten am Rande, an denen man verweilte oder vorbeilief. Manches
längst ins Ferne gerückte kommt noch einmal nah: Orte, Momente,
Menschen. Wie aus einem Gespinst von Erkenntnis, Glück und Wehmut,
hallen sie erinnernd nach.
Betrachtungen, Begegnungen und Reminiszenzen
geraten entlang einiger meiner WEGWARTEN in einen Reigen.
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