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Katrin Lange


Traum. Tag.

Drei Theatertexte aus der DDR

 

 

2021, 309 S., ISBN 978-3-86465-157-1, 22,80 EUR

 

[= Szene Raum Spiel, Band 13]

 

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Inhalt

FRAU FISCHER, ILSEBILL oder: Die Sterne vom Himmel runter. Variation auf ein Märchen       7

DIE HAVARIE. Szenen                                                                                                          149

DIE SACHE WILLI H. Szenen aus der Provinz, nahe am Meer                                                219


Zu den Texten                                                                                                                     301

Über die Autorin Katrin Lange                                                                                              305

 

Zu den Texten


FRAU FISCHER, ILSEBILL wurde im Frühjahr 1979 unter dem Titel DIE STERNE VOM HIMMEL RUNTER im Volkstheater Rostock uraufgeführt. Eine zweite Inszenierung folgte 1985 am Landestheater Altenburg. Der Text adaptiert das Märchen der Brüder Grimm so, wie die Weitergabe von Mythen und Märchen von Generation zu Generationen schon immer stattgefunden hat: Die alte Geschichte wird mit den Erfahrungen der eigenen Gegenwart aufs neue erzählt. Schicht um Schicht lagern sich Erfahrungen und Überlieferungen auf dem tradierten Stoff ab.

Gewiss, manche der Lüste und Träume der Fischersfrau sind zeitlos: raus aus dem Pisspott, rein in eine angenehmere Wohnung und in Glanz und Gloria! In der DDR der siebziger Jahre haben sich König und Kaiser mitsamt der ursprünglichen feudalen Hierarchie zu einer anderen Hierarchie gewandelt, Kombinatsdirektor, Regierung oder auch Erste Sekretäre auf allen Ebenen. Was aber damals vor allem zeitgenössisch schien oder wirklich war, das ist der Anspruch der Heldin – ja: Heldin! –, alle nur gegebenen Möglichkeiten auszumessen für die eigene Entwicklung und den Rest der Welt. Und die nicht gegebenen dazu!

Wunschdenken, ja, das hatten wir drauf. Und also auch das Bewusstsein vom Scheitern… So erscheint das ILSEBILL-Stück heute als ein Dokument zugleich der Hoffnung und der düsteren Vorahnung. Vielleicht ist es gerade deshalb für Gegenwärtige und Zukünftige von kleinem Nutzen.

DIE HAVARIE beruht auf einer wahren Geschichte, die der DDR-Öffentlichkeit durch einen Gerichtsbericht zugänglich wurde. Der Stücktext erhielt 1984 den Kunstpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB); die Uraufführung fand im Herbst 1985 am Deutschen Nationaltheater Weimar statt. Bis 1989 gab es einige Nachinszenierungen von Berufs- und Arbeitertheatern.

Stücke wie DIE HAVARIE, die ihren Stoff deutlich in der Arbeits- und Lebenswelt der in den Werken Tätigen suchten und fanden, eröffneten für Zuschauer und Theatermacher Diskussionsräume, die in Presse und Medien weitgehend durch Abwesenheit glänzten. Oft kamen solche Texte aus der Sowjetunion (Autoren waren unter anderem Michail Schatrow und Nikolai Gelman). In den Debatten nach den Vorstellungen flogen die Fetzen scharfer Kritik an Arbeits- und Lebensbedingungen, an Leitungen und an der Staatsgewalt. Wenn dann noch ganze Arbeitskollektive in der Vorstellung saßen – was im Rahmen der „Kultur- und Bildungspläne“ oft der Fall war –, wurde das Foyergespräch zur Produktionsberatung. Theater als moralische, durchaus auch als politische Anstalt…

Der HAVARIE-Text ist vergleichsweise kurz – Zuschauergespräche waren eingeplant, vertraglich abgesichert und fanden nach jeder Vorstellung statt.

Auch DIE SACHE WILLI H. entstand nach einer wahren Begebenheit, über die in der Zeitschrift „Wochenpost“ berichtet wurde: In einer Berliner Produktionsgenossenschaft des Handwerks (PGH) war es zu massivem Abrechnungsbetrug mit beträchtlichem volkswirtschaftlichen Schaden gekommen. Der Betrüger aber hatte, sonderbar genug, nichts davon gehabt, gar nichts… In den Verhandlungsprotokollen (keine Spur von Datenschutz damals!) konnte man dann von den Verirrungen und Verwirrungen eines einsamen alten Mannes lesen und vom fast vollständigen Ausfall dessen, was wir „sozialistische Menschengemeinschaft“ zu nennen pflegten.
Das einer Dokumentation nachempfundene Hörspiel WILLI UND DIE ANDEREN wurde 1984 vom Rundfunk der DDR produziert und gesendet; das Arbeitertheater des Textilkombinats Cottbus wagte erfolgreich die szenische Uraufführung.

Der vorliegende Stücktext ist eine um mehrere Handlungsstränge erweiterte Neufassung des Stoffes, die als Auftragswerk für das Volkstheater Rostock entstand und 1987 ihre Uraufführung hatte.

 

 

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