Vorwort
In dem hiermit präsentierten Buch wird über
eines der dramatischsten und aufregendsten, tragischsten und chaotischsten
Jahre in der nunmehr fast 250-jährigen, wahrlich nicht immer in ruhigen
Bahnen verlaufenden Geschichte der USA berichtet. Die in den zwölf Monaten
zwischen der Eröffnung eines Impeachment-Verfahrens im Repräsentantenhaus
am 18. Dezember 2019 und der Präsidentschaftswahl am 3. November 2020 von
einem großen Teil der Bevölkerung im Land und darüber hinaus in der Welt
in großer Sorge immer wieder gestellten Fragen lauten: Wie soll es
weitergehen in den Vereinigten Staaten von Amerika? Wird der Weg des
Neoliberalismus, der kalten Herrschaft des Marktes, weiterhin beschritten?
Wird die Kluft zwischen einer kleinen, superreichen Minderheit und der
großen Mehrheit der Amerikanerinnen und Amerikaner noch tiefer werden?
Bleibt die doppelte Spaltung der Gesellschaft in Oben und Unten sowie in
Anhänger einer schon arg beschädigten parlamentarischen Demokratie
einerseits und einer mehr autoritären Regierungsform andererseits? Darf
ein zerstörerischer, unberechenbarer Präsident noch einmal vier Jahre im
Amt bleiben? Kann wenigstens ein Anfang gemacht werden, um die Krise, in
der sich die Gesellschaft der USA seit längerem befindet, schrittweise zu
überwinden? Ist es möglich, mit der Präsidentschaftswahl am 3. November
2020, durch grundlegende soziale und politische Reformen einen Neuanfang
zu wagen, vergleichbar dem von Franklin D. Roosevelt vor neun Jahrzehnten?
Behandelt wird ein Thema der Gegenwart, mit dem sich ein Historiker wie
der Verfasser dieses Buches eigentlich nicht beschäftigen sollte, weil
dafür andere – Journalisten, Politikwissenschaftler, Soziologen –
kompetenter sind. Denn: Geschichtswissenschaft braucht einen gewissen
zeitlichen Abstand zum behandelten Gegenstand, zu den „Leidenschaften des
Augenblicks“, wie Adlai Stevenson, damals amerikanischer Botschafter bei
den Vereinten Nationen, das in einem während der Kuba-Krise geschriebenen
Brief an John F. Kennedy nannte.1 Ferner: Historiker sind es gewohnt, über
eine Vielzahl und Vielfalt von Quellen und Literatur zu verfügen. Beides
ist hier nicht der Fall. Der Autor stützt sich hauptsächlich auf Medien,
die im World Wide Web abgerufen werden können: Tageszeitungen, Journale,
TV-Stationen. Viel von dem, was hier zeitnah geschrieben ist, wird später
zweifellos ergänzt, modifiziert und korrigiert werden müssen. Der Autor
hofft aber trotzdem, dass sein Buch vor allem Jene interessieren könnte,
die, ohne Spezialisten für die USA und ihre Geschichte zu sein, dieses
bizarre, ereignisreiche Jahr hautnah miterlebt, in dessen Verlauf mit
gebangt und mit gehofft haben und sich jetzt, kurz danach, noch einmal
zusammenhängend darüber informieren möchten.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Einleitung 9
1. Das
Vorspiel. Die Wochen vor der Eröffnung des Impeachment-Verfahrens am 18.
Dezember 2019 15
2. Hauen und Stechen im
Repräsentantenhaus. Die Impeachment-Debatte am 18. Dezember 2019 und die
Wochen danach 31
3. Das Debakel der Demokraten im
Senat. Ein klangloses Aus des Impeachment-Verfahrens 51
4. Bericht zur Lage der Nation (State of the Union Message). 4.
Februar 2020 63
5. Probelauf in Ohio und Vorentscheid
am Super-Tuesday. Vorwahlen vom 3. Februar bis zum 3. März 2020
75
6. Vom Super Tuesday bis zur Vorwahl in Wisconsin. 3. März – 7.
April: Eine Mixtur von Corona-Pandemie, Wahlkampf und Aufruhr
87
7. Protestbewegung gegen Rassismus und Polizeiwillkür in der
Zeit von Pandemie, Wahlkampf und Einbruch der Wirtschaft. April und Mai
2020 99
8. Eine zweite Welle der Corona-Pandemie bei
anhaltender Protestbewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt. Juni und
Juli 2020 113
9. Zwei Nominierungsparteitage –
virtuell: Democratic National Convention und Republican National
Convention. August 2020 135
10. Auf der Zielgeraden.
September und Oktober 2020 153
11. Die Wahl am 3. November 2020
183
Bemerkungen nach Redaktionsschluss
204 Danksagung
205 Namensregister
207 Über den Autor
213 Weitere Literaturempfehlungen
216
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