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Hans Mayer
Das Glückskind vom Monte Verità Das Leben des Schriftstellers WERNER ACKERMANN
lieferbar
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2015, 301 S., ISBN 978-3-86465-066-6, 26,80 EUR |
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Zum Buch
Als Jugendlicher schrieb er sein erstes Theaterstück und schickte es an Max Reinhardt nach Berlin. Nach der Aufführung seines Dramas „Flucht nach Shanghai“ am Berliner Lessingtheater 1930 lobte ihn die deutschsprachige Kritik über alle Maßen als hoffnungsvollen Autor. Werner Ackermann (1892–1982) alias Robert Landmann gehört zu den schillernden und widersprüchlichen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg, auf der Suche nach alternativen Lebensformen Miteigentümer des Monte Verità, Theaterschriftsteller und politischer Kommentator bei der Weltbühne und anderen Zeitschriften der Weimarer Republik Feuilletonist, Humanist, Anarchist, Kommunist, alleiniger Gründer der „Cosmopolitischen Union“, als Robert Landmann Autor des Standardwerks „Ascona – Monte Verità“, 1933 Exil in Belgien und nach der Internierung in Südfrankreich Mitarbeiter bei der deutschen Abwehr in Antwerpen und Brüssel. 1945 gerät er in amerikanische Gefangenschaft und wird monatelang verhört. Nach seiner Entlassung nach Weinheim an der Bergstraße kann er an seine Erfolge in der Weimarer Republik nicht mehr anknüpfen und emigriert schließlich nach Südafrika, wo er, isoliert vom europäischen Kulturbetrieb, seinem Leben ein Ende setzt.
Eine erste Besprechung Werner Ackermann (1892–1982) ist eine der widersprüchlichsten Figuren der deutschen Moderne, dessen facettenreiche Biografie unter anderem als Verleger, Schriftsteller, Übersetzer und Unternehmer allerdings bis heute keine entsprechende Darstellung und Würdigung erfahren hat. Hans Mayers Werk- und Lebensgeschichte schließt diese Forschungslücke. Seine Monografie gleicht einem Kaleidoskop, in dem sich die zahlreichen Widersprüche und Wesensmerkmale der deutschen und europäischen Kultur und Geschichte im zwanzigsten Jahrhundert auf vielfache Weise spiegeln und brechen. Zu ihren charakteristischen Erscheinungsformen zählen beispielsweise Ackermanns Hurra-Patriotismus zu Beginn des ersten Weltkriegs, bald gefolgt von seinem dezidierten Pazifismus und seinem Engagement im sozialistischen Klassenkampf, seine zeitweilige Zusammenarbeit mit der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und nach seiner Auswanderung nach Afrika seine moralische Unterstützung des postkolonialen Rassenkampfes zur Überwindung des Apartheidsystems. Real-symbolischer Höhepunkt von Ackermanns progressiven Idealen sind sicherlich seine diversen Ambitionen und Aktivitäten als zeitweiliger Miteigentümer des Monte Verità in Ascona, jener Künstlerkolonie im Schweizer Tessin, die wohl wie kein anderes Zeitphänomen die komplexen Strömungen und kulturgeschichtlichen Wandlungsprozesse der Moderne repräsentiert und antizipiert. Ob Monte Verità, ob Coudenhove-Kalergies Paneuropa-Projekt, ob Ackermanns eigene Cosmopolitische Union, Hans Mayer versteht es immer wieder, dieses „Zeitalter der Extreme“ und die Bedeutung seiner damaliger Bewegungen für spätere Generationen transparent zu machen. Insgesamt gesehen leistet diese überaus sorgfältig recherchierte und durchweg konzis und objektiv artikulierte Studie einen ausgezeichneten Beitrag nicht nur zum umfassenden Verständnis von Werner Ackermanns Leben und Werk, sondern auch zur weiteren Einsicht in seine Zeit und somit nicht zuletzt auch in die tieferen Beweggründe unserer eigenen, immer noch sehr gegenwärtigen Vergangenheit. Frederick A. Lubich
Professor für
deutsche Literatur,
INHALT Prolog 11 Kap. 1: Antwerpen – Kindheit und Jugend 17 Vorfahren/Elternhaus/Schule/Geschwister
Kap. 2: Berlin – Student, Soldat, Verleger 29 Journalistenausbildung/ Kriegsfreiwilliger/ Feldartillerieschule/ Einsatz im Stellungskrieg/ Student der Literaturwissenschaften/ Revolution und Heirat/ Buchhändler und Verleger
Kap. 3: Ascona – Hotelbesitzer und Bohémien 51 Freunde/Flucht aus Berlin/ Künstlerkolonie/ Leben auf dem Monte Verità/Krise und Verkauf/ Auflösung des Bohème-Trios
Kap. 4: Die Genese eines Schriftstellers 69 Vom Bohémien zum Schriftsteller/ Baron von Wrangel und Ida Hoffmann/ Begegnung mit Rost und Follin/ Paneuropa- Union/Cosmopolitische Union/ Pazifistische Internationale/ Das Buch zum Monte Verità/ Marcel Romeo Breyne und der Kolonialismus
Kap. 5: Der Dramatiker – vor und hinter der Bühne 113 Rückkehr nach Berlin/ „Flucht nach Shanghai“/ „Fünf Akte Lotterie“/ „Der Apostel von Steisserbach“/ Genosse Schriftsteller/ „Wehe dem Sieger“ in St. Tropez/ Lönnerstaedter alias Weckerle
Kap. 6: Exil in Belgien 153 Flucht nach Ahrenshoop/ Über Istanbul, die Schweiz und Ibiza nach Antwerpen/ „Die Sammlung“/Von Antwerpen nach Brüssel/ „Langusten für das Volk“/ „Kinder aus Spanien“/ Internierung und Lager St. Cyprien/ Repatriierung und Rückkehr nach Berlin
Kap. 7: Die Zeit bei der Abwehr 185 Übersetzer in Antwerpen/ Ermittlungen durch SIPO-SD/ Agentenführer/ Der Fall de Duve/ Elisabeth Pungs und ihr Widerstandskreis/ Schuld oder Unschuld/ Gefangenschaft
Kap. 8: Neuanfang in Weinheim und Auswanderung nach Südafrika 209 Internierung/ Triumph Interrogation Center/ Hörspiel- und Theateraufführung in den Westzonen/ Weltstaatliga/ Galerie Günther/ Misserfolge in der SBZ-DDR/ Von Rustenburg nach Johnnesburg/ Egon Günther/ Käsegeschichten und anderes/ Ascona – Monte Verità zum Zweiten
Anmerkungen 231
Anhang 257 Übersetzungen fremdsprachlicher Texte 259 Zeittafel 261 Grundsätze der Cosmopolitischen Union 269 Verwendete Abkürzungen 271 Benutzte Archive und Literatur 273 Bildnachweis 283 Danksagung 285
Über den Autor 301
18.12.2017 - Pressemitteilung der Akademie der Künste zu Berlin Akademie der Künste übernimmt Manuskripte und Korrespondenzen von Werner AckermannAnlässlich des 125. Geburtstags von
Werner Ackermann am 28. Dezember 2017 übernimmt die Akademie eine
umfangreiche Sammlung seiner Manuskripte und Korrespondenzen. Der
Schriftsteller, Übersetzer und Chronist der Künstlerkolonie Monte Verità in
Ascona verfasste neben journalistischen Arbeiten teils sozial-kritische
Theaterstücke und Romane, sein Sachbuch zur Geschichte des „Monte Verità“
von 1930 wird bis heute aufgelegt. Bislang unveröffentlichte Lyrik und
Texte, die sich mit Themen aus Südafrika befassen, sind noch zu entdecken.
Werner Ackermann, in Flandern geborener Deutscher, der gut dreißig Jahre
lang in Südafrika lebte, war ein Grenzgänger nicht nur in geographischer
Hinsicht. Seine politischen und sozial engagierten Texte werfen
Schlaglichter auf die Debatten der 1920er Jahre in Berlin ebenso wie auf die
Nachkriegszeit. Werner Ackermann (Pseudonyme Rico Gala, Robert Landmann u.a.) wurde 1892 in Antwerpen geboren. Als Kriegsfreiwilliger zog er auf deutscher Seite in den Ersten Weltkrieg und wurde alsbald zum Pazifisten. Nach einer Verwundung konnte er ab 1917 in Berlin Literaturwissenschaft studieren, anschließend war er u.a. als Verlagsbuchhändler tätig. 1923/1924 wurde er Mitbesitzer des Künstlerhotels „Monte Verità“ in Ascona. Er gründete 1928 in Ascona die „Cosmopolitische Union“; 1933 wurde sie aufgelöst. Ackermann emigrierte über Wien, die Türkei und Spanien nach Belgien. 1940 arbeitete er dort zunächst als Übersetzer, wurde dann aber in die Wehrmacht eingezogen. Nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1945/46 lebte er in Weinheim an der Bergstraße. 1951 wanderte er nach Südafrika aus und starb 1982 in Mbabane (Swasiland). Werke (Auswahl): Flucht nach Shanghai. Schauspiel. Berlin 1927/28, uraufgeführt 1930; Ascona – Monte Verità. Berlin 1930; Fünf Akte Lotterie. Komödie, Uraufführung 1931; Wehe dem Sieger. Roman, Heide/Holstein 1932; Langusten für das Volk. Drama, Antwerpen 1934/35, Uraufführung 1949; Kinder aus Spanien. Schauspiel, Brüssel 1938, Uraufführung 1947; Das Gold der Bolleboers. Südafrikanisches Lustspiel, Johannesburg 1952. Die Biographie von Hans Mayer ist 2015 unter dem Titel Das Glückskind vom Monte Verità. Das Leben des Schriftstellers Werner Ackermann in Berlin erschienen. Für Rückfragen
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