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Helfried Schöbel


Von der Verführung zum Denken.

Zwei komödiantische Dramatisierungen

 

 

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[= Szene Raum Spiel, Band 11]
 

trafo Literaturverlag 2015, 111 S., ISBN 978-3-86465-059-8, 12,80 EUR

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

In Epikurs Garten                                                5

Der Abbé und das Mädchen                                57

Zu den Texten                                                 109 

Über den Autor Helfried Schöbel                      110

 

 

In der Zeit lange vor uns gab es keine Sklaven, bis einige weise Alte, die selbst nicht mehr töten konnten und zu denken anfingen, auf die Idee kamen, nicht mehr alle besiegten Feinde zu töten, sondern einige, später viele, für sich arbeiten zu lassen. Das war die Geburtsstunde unserer Zivilisation. Erst seitdem musste nicht mehr jeder alles selbst für das Lebensnotwendige machen, erst seitdem gibt es Erfinder und Lehrer, Staatsmänner und Ärzte, Hassprediger und Philosophen. Durch das Gefühl wird die Saat des Guten auf der Welt ausgestreut. Der Verstand besitzt so viel Tugend nicht. Und ich gestehe, dass ich bisher in der Kritik der Gesetze und der Sitten zu sehr, zu einseitig von der Vernunft bestimmt war. Um den Menschen zu dienen, muss man alle Vernunft wie einen lästigen Ballast abwerfen und sich auf den Flügeln der Begeisterung erheben.

 

 

 

Zu den Texten

 

Hat man je von einem Mädchen gehört, dass philosophiert? In dem Stück „Im Garten des Epikur“ muss sich der Philosoph dieser Frage eines Schülers stellen, als er das Mädchen Laodike in seinen Kreis einführt. Ein Mädchen in einer Philosophieschule? Frauen fühlen anders, sie reden anders. Das ist ein ernsthaftes Problem, eine echte Gefahr für den Ruf der Schule, welcher ohnehin nicht der beste ist. Man würde sie gar am Ende mit einem Bordell vergleichen…

Epikur denkt anders: Vorurteile sind besonders großen Dummköpfen vorbehalten. Und Philosophen sollten sich von Dummköpfen keinesfalls leiten lassen. Und auch die Fähigkeit, philosophisch zu denken, führe nicht zwangsläufig zu einem weisen Handeln. Am Disput um Laodike beteiligen sich dann auch noch der Zyniker Diogenes und Xanthippe, die Witwe des dahingeschiedenen Sokrates. Eine in Dialog gegossene Liebeserklärung an die Philosophie als Verführung zum Denken.

 

Philosoph ist auch Jèrôme Coignard, Hauptfigur in dem Stück „Der Abbé und das Mädchen“, der Dra­matisierung eines Stoffes des französischen Romanciers Anatole France. Das Mädchen Catherine sucht die Unterstützung des Abbés, um einen diebischen Kapuzinerpater vor dem Gefängnis zu bewahren. Der Philosoph verweigert dies aus moralischen Gründen. Wie käme er dazu, sich für einen unwissenden Schelm von Mönch einzusetzen, der gutgläubigen Frauen frisch abgenagte Hammel und Schweinsknochen als geheiligte Reliquien aufschwatzt. Im Weiteren geht es dann auch um räuberische Steuerpächter, heuchelnde Politiker und eine ebenso untaugliche wie grausame Justiz.

Ein überaus gelungenes Sittengemälde aus der Zeit der französischen Aufklärung.

 

 

Über den Autor Helfried Schöbel

 

Geboren am 16. April 1927 in Dresden als Sohn von Alfred und Dora Schöbel. Ab 1946 Studium der Regie am Theater-Institut Belvedere im 1. Jahrgang gemeinsam unter anderem mit Götz Friedrich, Hans Kohlus und Hans-Dieter Mäde.

Regisseur am Deutschen Nationaltheater Weimar, am Theater Erfurt, am Theater der Jungen Generation in Dresden (Oberspielleiter), Maxim-Gorki-Theater Berlin, Staatsschauspiel Dresden, Theater Freiberg (Intendant) sowie als Gast an zahlreichen weiteren Theatern.

Langjähriger Dozent an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ und an verschiedenen anderen Theaterhochschulen. Gast-Dozent an der Fritz-Kirchhoff-Schule in Berlin.

Als Autor begann er mit dem Schreiben von Gedichten und verfasste 1946 sein erstes Theaterstück „Zwischen den Fronten“. In den Hauptrollen wirkten damals neben Hildegard Schöbel auch Ruth-Maria Kubitschek und Hilmar Thate in der Inszenierung von Regisseur Francesco Sioli mit.

In den 1980er Jahren verfasste er mehrere dramatische Bearbeitungen von Romanstoffen; besonders hervorzuheben ist „Das Gemälde“ nach Daniel Granin, am Deutschen Nationaltheater Weimar uraufgeführt.

Unter dem Titel „Diary“ folgte 1986 eine Dramatisierung von „Das Geheime Tagebuch des Mr. Samuel Pepys“, bei der Inszenierung wirkten die Schauspieler Rolf Hoppe und Renate Blume mit.

 

 

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