Zurück zur letzten Seite                    Zur Startseite des Verlages


Gerda Haßler (Hg.)

Leibniz und der Akademiegedanke
Eine Auswahl von Artikeln aus den frühen Jahren
der Leibniz-Sozietät




 

2024, [= Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Bd. 77], 280 S., ISBN 978-3-86464-262-3, 29,80 EUR

lieferbar

 

=> Bestellanfrage beim Verlag

 

Zurück zur letzten Seite                   Zur Startseite des Verlages
 

Inhaltsverzeichnis

Einführung                                                                             7
Gerda Haßler

Leibniz und das commune bonum                                            17
Hans Heinz Holz

Leibniz und der Osten: Rußland ante portas                             37
Conrad Grau

Leibniz und die orthodoxe Kirche                                            43
Johannes Irmscher

Leibniz und die Philosophiegeschichte                                     49
Helmut Seidel

Die beste aller Welten. Leibniz’ Physik der Prinzipe                   61
Hans-Jürgen Treder

Leibniz, Tschirnhaus und der Dresdner Sozietätsplan                 65
Siegfried Wollgast

Leibniz und die Folgen. Zur Wirkungsgeschichte des
Leibnizschen Akademiekonzepts                                             89
Conrad Grau

Leibniz’ Wissenschaftskonzeption zwischen den
Enzyklopädien Alsteds und Hegels                                        111
Hans Heinz Holz

Über die europäischen Wurzeln der Sozietäts-Konstituierung
von 1700 in Berlin                                                              129
Siegfried Wollgast

Leibnizens Denkschriften vom 26. März 1700 „eine
societatem scientiarum et artium zu fundiren“ und das
Reglement der königlich-preußischen „Societät der
Wißenschaften alhier“ vom 3. Juni 1710                               165
Hermann Klenner

Rezension zu Wenchao Li (Hg.). „Das Recht kann nicht
ungerecht sein…“. Beiträge zu Leibniz’ Philosophie der
Gerechtigkeit, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2015, 184 S.,
(Studia Leibnitiana – Sonderhefte, 44)                                231
Hermann Klenner

Die Akademie im gesellschaftlichen Wandel. Historische
Zäsuren als Prüfsteine akademischer Identität                     237
Hubert Laitko

Zu den Autoren                                                               277

Aus der Einführung


Der Band enthält eine Auswahl von Aufsätzen, die auf Vorträgen in der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. beruhen. Sie befassen sich mit verschiedenen Aspekten der philosophischen und wissenschaftstheoretischen Auffassungen von Gottfried Wilhelm Leibniz, mit der Verankerung und Ausstrahlung seiner Theorie in Europa sowie insbesondere mit der Entwicklung der Leibnizschen Akademieidee und ihrer Wirkung bis in die Gegenwart.
Dass in einer Gelehrtengesellschaft Vorträge über Leibniz gehalten werden, ist nichts Neues. Eine Bestimmung des Statuts der Preußischen Akademie von 1812 legte fest, dass von den drei jährlichen öffentlichen Sitzungen der Akademie jeweils eine Leibniz gewidmet sein sollte. Dem Wissenschaftshistoriker Conrad Grau zufolge gibt es „keine einzige Akademie der Welt, die jährliche Veranstaltungen zu Ehren einer einzigen Persönlichkeit durchführte, auf die allein die Gründung zurückgeführt wurde“ (Grau 2000: 8). Diese in Bezug auf Leibniz eingeführte Regelung galt mehr als anderthalb Jahrhunderte, war Bestandteil einer verstärkten Rückbesinnung auf eine zum Teil verklärte deutsche Vergangenheit und führte zu einer Vielzahl an Leibniz-Vorträgen, die sein Bild verherrlichten und seine Rolle bei der Akademiegründung überhöhten.
Allmählich wurden die Leibniz-Tage der Berliner Akademie zu Tagen der Berichterstattung über das im vergangenen Jahr Geleistete; Leibniz wurde nur hin und wieder aufgegriffen und Zitate von ihm wurden als Belege für die Richtigkeit des eingeschlagenen Wegs verwendet. Ähnlich verhält es sich auch in der Leibniz-Sozietät, wo heute oft recht freihändig mit dem Schlagwort theoria cum praxi et commune bonum umgegangen wird. Theoria cum praxi heißt im Leibnizschen Sinne nicht nur, dass experimentelle Praxis in der Forschung und Theorie eine Einheit bilden, sondern dieses Motto, das er seiner Akademiegründung ins Wappen geschrieben hat, bedeutet auch Einheit von natürlicher Welt und moralischem gesellschaftlichem Verhalten. Das commune bonum lässt sich als politisch-metaphysische Ausprägung des Leibnizschen Modells auffassen und es wird durch die vernünftige Abstimmung der individuellen Interessen aufeinander hergestellt. Dabei wird die Aufspaltung der Ratio in wissenschaftliche Rationalität und Ethik zunehmend zum Problem, das Leibniz durch die Wiedergewinnung einer Einheit zu lösen versuchte.
In den ersten Jahren der Leibniz-Sozietät als Verein bemühten sich Philosophen und Wissenschaftshistoriker um die Herausarbeitung des Anliegens von Leibniz bei der Akademiegründung und um seine Nutzung für die neu gegründete Sozietät der Wissenschaften. 1996 war der Leibniz-Tag dem Thema „Leibniz und Europa“ gewidmet und Hans Heinz Holz hielt den Festvortrag zum Thema „Leibniz und das commune bonum“. Dieser Vortrag wurde ebenso wie weitere Beiträge aus dem Jahr 1996 von Conrad Grau, Johannes Irmscher, Helmut Seidel, Hans-Jürgen Treder und Siegfried Wollgast in diesen Band aufgenommen.
Für die Aufnahme weiterer Beiträge in diesen Band war ein deutlicher Bezug zu Leibniz’ Akademiegedanken ausschlaggebend. So veranstaltete die Leibniz-Sozietät am 14. April 2000 aus Anlass der Gründung der Leibnizschen Sozietät der Wissenschaften vor 300 Jahren in Berlin ein wissenschaftliches Kolloquium, dessen Ergebnisse unter dem Titel Akademische Wissenschaft im säkularen Wandel. 300 Jahre Wissenschaft in Berlin als 38. Band der Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät veröffentlicht sind. Der Hauptvortrag von Conrad Grau, in dem Leibniz gewürdigt, zugleich jedoch die auf Adolf Harnack zurückgehende Verabsolutierung seiner Rolle bei der Akademiegründung relativiert wird, ist in diesem Band zu finden, ebenso wie ein Beitrag von Hans Heinz Holz zu Leibniz’ Wissenschaftskonzeption zwischen den Enzyklopädien Alsteds und Hegels.
Auf die Sondersitzung des Plenums der Leibniz-Sozietät aus Anlass des 300. Jahrestages der Verkündung des ersten Statuts für die 1700 gegründete Brandenburgische Sozietät der Wissenschaften gehen die umfangreichen und mit Dokumenten untersetzten Beiträge von Siegfried Wollgast und Hermann Klenner zurück, die in den Sitzungsberichten der Leibniz-Sozietät 110 (2011) veröffentlicht wurden. Schließlich wurden mit der 2016 in Leibniz Online (Nr. 23) erschienenen Rezension Hermann Klenners zu „Das Recht kann nicht ungerecht sein…“. Beiträge zu Leibniz’ Philosophie der Gerechtigkeit von Wenchao Li sowie dem Text von Hubert Laitko zur Akademie im gesellschaftlichen Wandel noch zwei neuere Beiträge aufgenommen. Letzterer ging aus einem Vortrag hervor, der 2005 auf einem wissenschaftlichen Kolloquium aus Anlass des 70. Geburtstags von Horst Klinkmann gehalten wurde.
Die Notwendigkeit der Begrenzung des Umfangs dieses Bandes ließ es nicht zu, die schriftlichen, meist erweiterten Fassungen aller im Verlauf der dreißigjährigen Geschichte der Leibniz-Sozietät gehaltenen Vorträge mit Bezügen zu Leibniz aufzunehmen. Dennoch sind sie lesenswert, weshalb hier kurz darauf verwiesen werden soll. Dies betrifft Vorträge, die von Nichtmitgliedern der Sozietät gehalten wurden, wie die Beiträge zu ergänzenden Themen von Detlev Blanke (1996) und Hartmut Rudolph (2009). Auch Beiträge, in denen zwar Leibniz’ Konzepte erwähnt werden, die aber einen anderen Fokus haben, konnten nicht aufgenommen werden (Altvater 1998, Laßner 1999, Migoń 2002, Moritz 2009).
...

 

Zurück/font>A> zur letzten Seite                    Zur Startseite des Verlages