Inhaltsverzeichnis
Vorwort
7 Dietrich Spänkuch
Eröffnung
11 Dietrich Spänkuch
Grußwort der Deutschen
Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth e.V. 13
Christian Gritzner Grußwort der Leibniz-Sozietät
15 Gerda Haßler
Laudatio auf Dieter B. Herrmann (3.
Januar 1939 bis 25. November 2021)
19 Jürgen Hamel
Nachruf für Professor Dr. Robert Knuth
35 Dieter Oertel, Norbert Jakowski, Dietrich Spänkuch
Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938
49 Reinhard Sagner
Der Sputnik in der amerikanischen
Alltagskultur
73 Wolfgang Both
Auf dem „Weg zu den Sternen“ Zum
Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung
85 Nina Hager
Besiedelt die Menschheit das Weltall?
Kosmismus von Ziolkowski bis heute
95 Rainer Schimming
Autorinnen und Autoren
97
Vorwort
Dietrich
Spänkuch
Das
Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 konnte am 19.11.2022 nach
vierjähriger Pause wieder als Präsenzveranstaltung bei ansprechender
Teilnehmerzahl an gewohntem Ort im Einstein-Saal der Archenhold-Sternwarte
durchgeführt werden. Die Raumfahrthistorischen Kolloquien waren 1981 von
Dieter B. Herrmann initiiert und bis zu seinem Tod im Jahresrhythmus unter
seiner Regie weitergeführt worden. Die letzte Präsenzveranstaltung war
2018. Die Coronapandemie unterbrach den Jahresrhythmus der Kolloquien.
Auch 2020 konnte das Raumfahrthistorische Kolloquium als
Präsenzveranstaltung nicht durchgeführt werden, sondern nur in verkürzter
Fassung 2021 als Zoom-Konferenz der Leibniz-Sozietät. Dieter B. Herrmann
hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden
Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung,
Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der
Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes
hat er nicht mehr erleben können. Mit diesem Band der Vorträge des
Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wollen wir die Tradition der
Raumfahrthistorischen Kolloquien fortsetzen. Höhepunkt der Eröffnung war
die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem
der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gisele
Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan
Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen
bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das
Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten
Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel
waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr
(1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in
Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des
„Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen
Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People
of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab
dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der
Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung
der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem
damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine
Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung
des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung
Planetarium Berlin. Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war
keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von
historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der
Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der
Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer
Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert
Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B.
Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr.
Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden
Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern
zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand
vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth,
Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das
er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der
Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der
Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen
Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner
gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen
Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie
Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf
darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger
Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt
Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau
1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in
diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für
Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit
zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er
besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler
(1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie
stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und
begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der
amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die
ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von
Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln,
Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das
letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das
Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den
Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die
Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die
historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und
deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur
aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken
auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber
gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht
bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit
das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will,
soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
Caputh, April 2023
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