Editorial der Herausgeber
Die
wissenschaftliche Schriftenreihe e-Culture wurde zu Beginn des Jahres
2004 auf Initiative des International Network on Cultural Diversity and
New Media (CultMedia) gegründet. Anliegen des internationalen Netzwerks
ist die Analyse der Veränderungen kultureller Praxen (etwa
Nutzungsmuster, Nutzungsmotivationen und Nutzungssituationen), die im
Zusammenhang mit der Anwendung digitaler und interaktiver Medien stehen.
Der Wandel der Medienlandschaft wird hierbei im Verbund veränderter
Formen der Kommunikation, neuer technologischer Anwendungsoptionen, der
Neuausrichtung von Medieninstitutionen und Medieninhalten betrachtet.
Die rasante Entwicklung und Ausbreitung insbesondere netzbasierter
Kommunikation führt zu einem umfassenden Kulturwandel in allen
Lebensbereichen der Gesellschaft, welcher sich in kulturellen Trends und
Metaphänomenen wie der Mediatisierung der Alltagswelt und der
Globalisierung kultureller Kommunikation und Wahrnehmung ausdrückt und
sich auf individuelle Dimensionen der Mündigkeit, der Verantwortung und
des Handelns auswirkt. Das entsprechende Forschungsfeld muss im Diskurs
unterschiedlicher Fachdisziplinen behandelt werden.
Das interdisziplinäre Netzwerk CultMedia
konzentriert sich auf die philosophische und kulturwissenschaftliche,
auf die psychologische und sozialwissenschaftliche, auf die
fachdidaktische und bildungswissenschaftliche sowie auf die
kommunikations- und informationswissenschaftliche Ebene dieser
Entwicklungen. Der Fokus der Untersuchungen liegt dabei stets auf der
Auseinandersetzung mit der Frage, wie die Möglichkeiten und Auswirkungen
digitaler Medien, ihrer Technologien und Infrastrukturen hinsichtlich
neuer Formen der Information, Kommunikation und Kooperation im Bereich
der ‚Kultur des Alltäglichen‘ einzuschätzen sind.
Die wissenschaftliche Schriftenreihe
e-Culture dient der zugehörigen Dokumentation und Vorstellung von
Forschungs- und Arbeitsergebnissen im Bereich Neue Medien und Kultur.
Sie stellt einen interdisziplinären Diskursraum für auf diesem Gebiet
Tätige dar – innerhalb wie außerhalb des CultMedia-Netzwerks.
Der vorliegende 29.
Band Bildung auf Distanz: (Medien-)Technologie, Politik und Lebenswelten
in aktuellen Lernprozessen enthält Beträge der CultMedia-Jahrestagung
2021, die am 14. September 2021 in digitaler Form als online-Konferenz
in Kooperation mit dem Arbeitskreis Pädagogik der Leibniz Sozietät der
Wissenschaften zu Berlin stattfand. Mit der Wahl der Ausrichtung in
digitaler Form wurde der anhaltenden Covid-19-Pandemie Rechnung
getragen, die zugleich den Anlass bzw. gewissermaßen Katalysator zur
inhaltlichen Ausrichtung der Konferenz darstellte. Damit wurde jedoch
keineswegs inhaltliches Neuland betreten, sondern vielmehr ein Diskurs
des Network on Cultural Diversity and New Media fortgesetzt, denn
bereits im Jahr 2013 fand eine Jahrestagung mit dem Fokus auf virtuelle
Räumlichkeit statt, bei der unter dem Titel „Virtualisierung und
Mediatisierung kultureller Räume. Die Neuen Medien – Gewinne, Verluste,
Gefahren“ eben diese Charakteristika und damit einhergehende Chancen und
Risiken erörtert wurden. 2021 wurde diese Auseinandersetzung
fortgesetzt, indem nun das primäre Augenmerk auf Bildungsprozesse
innerhalb der digitalisierten Bildungslandschaft gelegt wurde. Innerhalb
thematisch abgegrenzter Sessions wurden Beiträge geboten, diskutiert und
neue Erkenntnisse zu zentralen Schwerpunkten gewonnen, die im Rahmen
dieses Bandes dokumentiert und der Öffentlichkeit zugängig gemacht
werden: -
MEDIENTECHNOLOGIE ALS MITTEL UND INHALT DER BILDUNG
- SOZIALE, PSYCHISCHE UND POLITISCHE
ERSCHEINUNGEN DER DIGITALEN BILDUNG
- BILDUNG FÜR DIGITALISIERTE LEBENSWELTEN
Der Diskurs der
Jahrestagung war dabei im Selbstverständnis des Network on Cultural
Diversity and New Media gekennzeichnet durch wechselseitige Überlegungen
zu technisch-technologischen, ökonomischen, sozialen, politischen sowie
kulturellen Chancen und zugleich ernstzunehmenden Herausforderungen, die
im Hinblick auf die zunehmende Digitalisierung und insbesondere unter
Berücksichtigung der Covid-19-Pandemie entstehen bzw. bereits vorhanden
sind. Diese Wechselwirkungen werden im Dokumentationsband innerhalb
obenstehender Schwerpunkte analysiert, diskutiert sowie zugehörige
Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und verschiedenen Disziplinen zugänglich
gemacht. Der
zentrale Inhalt der CultMedia-Jahrestagung bestand in der Untersuchung
der Auswirkungen der Digitalisierung von Bildung bzw. des Distanzlernens
auf individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Ebene. Die
Beiträge und Diskussionen der Tagung und dieses Bandes verdeutlichen,
dass aktuelle Tendenzen der digitalen Bildung nicht als Substitution
vorhandener Bildungsstrukturen bzw. Bildungstraditionen oder
Bildungsmedien verstanden werden dürfen. Sie führen vielmehr zu massiven
Veränderungen, die per se nicht als positiv oder negativ beurteilt
werden können, sondern situativ zu beurteilen sind und vielseitige
Fragestellungen bzw. Herausforderungen, beispielweise auf ökonomischer,
sozialer und kultureller Ebene, mit sich bringen.
Darauf wird mit den in diesem Band
enthaltenen Beiträgen auf autoren- bzw. kontextspezifische Weise
eingegangen. Die Beiträge, welche im Rahmen der Jahrestagung diskutiert
wurden und sich in diesem Band aus einzelnen Facetten zu einem
Gesamtbild zusammenfügen, machen die Komplexität des Themas in
vielfältiger Art deutlich. Dies ist nicht nur der Fülle der
Abhandlungen, sondern insbesondere der Tatsache zu verdanken, dass sich
das International Network on Cultural Diversity and New Media und der
Arbeitskreis Pädagogik der Leibniz Sozietät der Wissenschaften zu Berlin
aus Mitgliedern unterschiedlicher Fachdisziplinen und insbesondere
verschiedenster Nationen zusammensetzen.
Die Herausgeber
im Juni 2022
Inhaltsverzeichnis
Editorial der
Herausgeber
9
Einleitung
13 Leena
Bröll, Julius Erdmann und Björn Egbert
I MEDIENTECHNOLOGIE ALS MITTEL UND INHALT DER
BILDUNG
25
Fernlernen –
eLearning – Home-Schooling: Reflexionen über technik-
basierte Lehr-Lern-Arrangements in kritischer
Absicht
27 Gerhard
Banse
WebGIS meets E-Learning – Werkzeuge für
digital unterstützte
geographische Exkursionen
43 Dominik
Kremer
Einsatz von digitalen Medien für die
fachinhaltlich und -methodisch
orientierte Hochschullehre – am Beispiel
eines Flipped Classroom-Seminars
55 Katja
Dorothée Würfl
II SOZIALE,
PSYCHISCHE UND POLITISCHE ERSCHEINUNGEN DER
DIGITALEN BILDUNG
71
Spielend durch die Krise? – Der Anstieg der
Online-Aktivitäten von
Jugendlichen während der Corona-Pandemie,
Merkmale von Internet-
Abhängigkeit und Strategien der Prävention
73 Martina
Kainz
Schulische Ordnung, Temporalität und
sinnliche Wahrnehmung in der
digitalen Lehre
89 Maria
Schlechter
Digital Education:
The Covid-19 Pandemic Impact on the Higher
Education Sector
101 Bernd
Meier und Viktor Jakupec
Möglichkeiten und
Grenzen des Einsatzes (der Nutzung) digitaler
Technologien im
Bildungsprozess an Universitäten (im Kontext der
Corona-19-Pandemie)
115 Jitka
Mráčková und Karel Mráček
Kultuspolitik auf
Reset – Bildungsentwicklung als partizipatives online
Planspiel denken
131 Dirk
Plickat
Isolation statt Interaktion? –
Herausforderungen im Online-Studium.
Ideen für ein Studium „nach Corona“
143 Leena
Bröll und Aline Haustein
Grenzen und Risiken
digitalen Lernens im Spiegel von Lobbyaktivitäten
153 Tim
Engartner und David Falkenstein
Das Stresserleben
von Grundschulkindern und dessen Prävention
im Unterricht – Eine
Untersuchung vor dem Hintergrund der
Digitalisierung von Unterricht und der
Corona-Pandemie
163 Ksenia
Hintze, Björn Egbert und Mirko Wendland
III BILDUNG FÜR DIGITALISIERTE LEBENSWELTEN
177
Digitale Zusammenarbeit in Arbeitsteams –
Erfahrungen und Ausblicke aus der Corona-Zeit
179 Ivonne
Preusser und Annette Hoxtell
Bildung als
Imperativ
193 Xabier
Insausti
Wie viel Distanz verträgt Bildung? – Was wir
von Aristoteles zum
Präsenz- und Fernunterricht lernen können
201 Christian
Zelger
Digitale Kompetenzentwicklung in der
Lehrerbildung: Codequalität
beurteilen lernen am Beispiel der
Programmierung des Calliope Mini
211 Christian
Hulsch
Autorinnen und
Autoren 225
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