Inhaltsverzeichnis
- Gerhard Pfaff, Reinhard O. Greiling: Vorwort 7 -
Gerda Haßler: Eröffnung 15
- Christoph Hilgers:
Rohstoffverfügbarkeit und Energiewende 19
- Reimar Seltmann: Lithium for UK –
Lithium for Europe: Research in Progress 33 - Jens C.
Grimmer: Lithiumextraktion aus Geothermalwässern im Oberrheingraben
37 - Rainer Herd: Aerogeophysikalische Rohstofferkundung in der
Mongolei - ein Projekt im Rahmen der Deutsch-Mongolischen
Rohstoffpartnerschaft 43 - Mathias Burisch: Mineral Systems
Analysis – von der Entstehung der Freiberger Silbergänge zur Entwicklung
innovativer Explorationsvektoren 51 - Axel Müller: Das
Horizont 2020 GREENPEG Projekt: Neue Explorationsmethoden für die
Erkundung von europäischen Pegmatitlagerstätten - ein Beitrag zur
Energiewende 55 - Hennes Obermeyer, Abdallahz S. Al-Zoubi:
Die sichere Endlagerung wärmeerzeugencler Nuklearabfalle 77
- Christa Luft: Georessource Boden - irdene Grundlage menschlicher
Existenz 87
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 103
Zum Inhalt
Begriffe wie Elektromobilität und offshore Windenergie gehören
inzwischen fest zum allgemeinen Sprachgebrauch. Die mit neuen Produkten
und Technologien verbundenen Materialanforderungen sind oft sehr speziell.
Seit Langem verwendete Rohstoffe wie Kupfer, Silber oder Zink reichen für
zukünftige technologische Lösungen allein nicht mehr aus. Zunehmend finden
Elemente des Periodensystems Einsatz, die bis vor einigen Jahren nicht im
Fokus standen. Bekannteste Beispiele hierfür sind die Seltenen Erden, die
zwar keine Erden sondern Metalle sind (Seltenerdmetalle, Lanthanoide), die
auch nicht so selten sind, wie es der Name vermuten lässt, von denen aber
einige tatsächlich knapp sind, da es für sie einen ständig steigenden
Bedarf gibt. Hinzu kommt, dass weit über 90 Prozent der aktuellen
Weltproduktion an Seltenerdmetallen in China erfolgt. Grundsätzlich bleibt
festzuhalten, dass Deutschland insbesondere bei den Rohstoffen für Metalle
und bei vielen Industriemineralien stark von lmporten abhängig ist.
Bei kritischen Rohstoffen handelt es sich um solche Materialien, die
besonders relevant für die \X/irtschaft, vor allem für
Zukunftstechnologien wie Elektromobilität oder Dekarbonisierung, sind und
deren Versorgungssicherheit als kritisch einzuschätzen ist. Bei nahezu
allen dieser Rohstoffe liegt eine Konzeniration von förderwürdigen
Vorkommen auf wenige Abbaulläner vor, die zudem teilweise als politisch
instabil gelten. Das Versorgungsrisiko bei kritischen Rohstoffen ist immer
wieder Vcriinderungen unterworfen, da neue Lagerstätten gefunden und
erschlossen werden, neue Technologien bei der Gewinnung zum Einsatz
kommen, Prognoseıı über das Abbaupotenzial falsch waren oder weil in
kurzer Zeit ein deutlich höherer Bedarf an einem Rohstoff vorliegt. Die
sogenannte „Liste der kritischen Rohstoffe“ (Critical Raw Materials, CRM)
basiert auf dem gleichnamigen Anhang der Mitteilung der Europäischen
Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen
Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen zur
\X/iderstandsfiihigkeit der EU bei kritischen Rohstoffen, die periodisch
überarbeitet und in zahlreichen europäischen Sprachen veröffentlicht wird
(vgl. låuropean Union 2020). Diese Liste wurde erstmals 2011 im Rahmen der
laufenden Rohstoffinitiative veröffentlicht und wird seitdem alle drei
jahre aktualisiert. 2020 wurden von der Europäischen Kommission 30
Materialien als kritische Rohstoffe benannt. Zu den aktuell als kritisch
eingeschätzten Rohstoffen zählen Metalle wie Kobalt, Lithium, Magnesium,
Titan, Wolfram und die Seltenerdmetalle, Halbmetalle wie Silicium und
Germanium oder Erze wie Flussspat und Phosphorit (vgl. Europäische
Kommission 2020). Die voranschreitende Marktdurchdringung von
batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen hat die Nachfrage bei dafür
benötigten Rohstoffen deutlich beschleunigt. Die Metalle Kobalt und
Lithium sowie natürlicher Graphit spielen dabei eine besonders wichtige
Rolle. Sie werden als Rohstoffe mit höchstem bzw. sehr hohem
Versorgungsrisiko eingeschätzt. Daher wird beispielsweise die Entwicklung
von kobaltfreien oder zumindest kobaltarmen Kathodenmaterialien für
Batterien mit Beschleunigung vorangetrieben. Ein hoher Bedarf an
verschiedenen Metallen ist bei der Produktion der Elektrolyseure für die
Wasserstofferzeugung zu erwarten, der insbesondere bei Iridium, Platin und
Nickel zu zusätzlichen Knappheiten führen könnte. Rhodium, Palladium und
Platin werden unter anderem ını Katalysatoren zur Abgasreinigung oder
in Brennstoffzellen zur Gewınnung elektrischer Energie benötigt. Die Reihe
dieser Beispiele ließe sich für unterschiedliche weitere Anwendungen
fortsetzen. Um die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen und die daraus
entstehenden Risiken zu vermindern, kommt es auf unterschiedliche
Maßnahmen an. Dazu zahlen die Diversifikation von Rohstoffquellen, eine
ressourcenschonende Produktgestaltung und die deutlich stärkere Nutzung
von Sekundärrohstoffen. Wo immer möglich und wirtschaftlich vertretbar ist
die Entwicklung eines heimischen Rohstoffangebots in Betracht zu ziehen.
Bei all diesen Maßnahmen geht es um eine zukunftsfähige,
wettbewerbstaugliche und nachhaltige Rohstoffversorgung für Deutschland
und Europa. Forschung und Entwicklung in Academia und Industrie spielen
bereits heute beim Thema „Kritische Rohstoffe“ eine wichtige Rolle.
Die zukünftigen Herausforderungen können nur durch weiteres Vorantreiben
von Forschung und Entwicklung auf den hier genannten Gebieten bewältigt
werden. Die Ergebnisse der Tagung Kritsche Rohstoffe hatte sich in diesem
Sinne die Aufgabe gestellt, einen Beitrag anhand aktueller
wissenschaftlicher Ergebnisse zu leisten.
|