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Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Band 154

 



Pfaff, Gerhard / Greiling, Reinhard O.(Hg.)

 

Kritsche Rohstoffe, Gewinnung bis Entsorgung: Die Geowissenschaften als Problemlöser.

Tagung der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften am 17.03.2022

 


2022, 109 S., ISBN 978-3-86464-230-2, 14,80 EUR

lieferbar

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Inhaltsverzeichnis

- Gerhard Pfaff, Reinhard O. Greiling: Vorwort    7
- Gerda Haßler: Eröffnung    15

- Christoph Hilgers: Rohstoffverfügbarkeit und Energiewende    19
- Reimar Seltmann: Lithium for UK – Lithium for Europe: Research in Progress    33
- Jens C. Grimmer: Lithiumextraktion aus Geothermalwässern im Oberrheingraben  37
- Rainer Herd: Aerogeophysikalische Rohstofferkundung in der Mongolei - ein Projekt im Rahmen der Deutsch-Mongolischen Rohstoffpartnerschaft   43
- Mathias Burisch: Mineral Systems Analysis – von der Entstehung der Freiberger Silbergänge zur Entwicklung innovativer
Explorationsvektoren   51
- Axel Müller: Das Horizont 2020 GREENPEG Projekt: Neue Explorationsmethoden für die Erkundung von europäischen
Pegmatitlagerstätten - ein Beitrag zur Energiewende   55
- Hennes Obermeyer, Abdallahz S. Al-Zoubi: Die sichere Endlagerung wärmeerzeugencler Nuklearabfalle   77
- Christa Luft: Georessource Boden - irdene Grundlage menschlicher Existenz   87


Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 103

 

Zum Inhalt

Begriffe wie Elektromobilität und offshore Windenergie gehören inzwischen fest zum allgemeinen Sprachgebrauch. Die mit neuen Produkten und Technologien verbundenen Materialanforderungen sind oft sehr speziell. Seit Langem verwendete Rohstoffe wie Kupfer, Silber oder Zink reichen für zukünftige technologische Lösungen allein nicht mehr aus. Zunehmend finden Elemente des Periodensystems Einsatz, die bis vor einigen Jahren nicht im Fokus standen. Bekannteste Beispiele hierfür sind die Seltenen Erden, die zwar keine Erden sondern Metalle sind (Seltenerdmetalle, Lanthanoide), die auch nicht so selten sind, wie es der Name vermuten lässt, von denen aber einige tatsächlich knapp sind,
da es für sie einen ständig steigenden Bedarf gibt. Hinzu kommt, dass weit über 90 Prozent der aktuellen Weltproduktion an Seltenerdmetallen in China erfolgt. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass Deutschland insbesondere bei den Rohstoffen für Metalle und bei vielen Industriemineralien stark von lmporten abhängig ist.
Bei kritischen Rohstoffen handelt es sich um solche Materialien, die besonders relevant für die \X/irtschaft, vor allem für Zukunftstechnologien wie Elektromobilität oder Dekarbonisierung, sind und deren Versorgungssicherheit als kritisch einzuschätzen ist. Bei nahezu allen dieser
Rohstoffe liegt eine Konzeniration von förderwürdigen Vorkommen auf wenige Abbaulläner vor, die zudem teilweise als politisch instabil gelten. Das Versorgungsrisiko bei kritischen Rohstoffen ist immer wieder Vcriinderungen unterworfen, da neue Lagerstätten gefunden und erschlossen werden, neue Technologien bei der Gewinnung zum Einsatz kommen, Prognoseıı über das Abbaupotenzial falsch waren oder weil in kurzer Zeit ein deutlich höherer Bedarf an einem Rohstoff vorliegt. Die sogenannte „Liste der kritischen Rohstoffe“ (Critical Raw Materials, CRM) basiert auf dem gleichnamigen Anhang der Mitteilung der Europäischen Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen zur \X/iderstandsfiihigkeit der EU bei kritischen Rohstoffen, die periodisch überarbeitet und in zahlreichen europäischen Sprachen veröffentlicht wird (vgl. låuropean Union 2020). Diese Liste wurde erstmals 2011 im Rahmen der laufenden Rohstoffinitiative veröffentlicht und wird seitdem alle drei jahre aktualisiert. 2020 wurden von der Europäischen Kommission 30 Materialien als kritische Rohstoffe benannt. Zu den aktuell als kritisch eingeschätzten Rohstoffen zählen Metalle wie Kobalt, Lithium, Magnesium, Titan, Wolfram und die Seltenerdmetalle, Halbmetalle wie Silicium und Germanium oder Erze wie Flussspat und Phosphorit (vgl. Europäische Kommission 2020).
Die voranschreitende Marktdurchdringung von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen hat die Nachfrage bei dafür benötigten Rohstoffen deutlich beschleunigt. Die Metalle Kobalt und Lithium sowie natürlicher Graphit spielen dabei eine besonders wichtige Rolle. Sie werden als Rohstoffe mit höchstem bzw. sehr hohem Versorgungsrisiko eingeschätzt. Daher wird beispielsweise die Entwicklung von kobaltfreien oder zumindest kobaltarmen Kathodenmaterialien für Batterien mit Beschleunigung vorangetrieben.
Ein hoher Bedarf an verschiedenen Metallen ist bei der Produktion der Elektrolyseure für die Wasserstofferzeugung zu erwarten, der insbesondere bei Iridium, Platin und Nickel zu zusätzlichen Knappheiten führen könnte. Rhodium, Palladium und Platin werden unter anderem
ını Katalysatoren zur Abgasreinigung oder in Brennstoffzellen zur Gewınnung elektrischer Energie benötigt. Die Reihe dieser Beispiele ließe
sich für unterschiedliche weitere Anwendungen fortsetzen. Um die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen und die daraus entstehenden
Risiken zu vermindern, kommt es auf unterschiedliche Maßnahmen an. Dazu zahlen die Diversifikation von Rohstoffquellen, eine ressourcenschonende Produktgestaltung und die deutlich stärkere Nutzung von Sekundärrohstoffen. Wo immer möglich und wirtschaftlich vertretbar ist die Entwicklung eines heimischen Rohstoffangebots in Betracht zu ziehen.
Bei all diesen Maßnahmen geht es um eine zukunftsfähige, wettbewerbstaugliche und nachhaltige Rohstoffversorgung für Deutschland und Europa. Forschung und Entwicklung in Academia und Industrie spielen bereits heute beim  Thema „Kritische Rohstoffe“ eine wichtige Rolle. Die zukünftigen Herausforderungen können nur durch weiteres Vorantreiben von Forschung und Entwicklung auf den hier genannten Gebieten bewältigt werden. Die Ergebnisse der Tagung Kritsche Rohstoffe hatte sich in diesem Sinne die Aufgabe gestellt, einen Beitrag anhand aktueller wissenschaftlicher Ergebnisse zu leisten.

 

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