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Jörg Wollenberg

 

 

 

"Wer Kiew hat, kann Russland zwingen"

(Paul Rohrbach, 1916)

Ein anderer Blick auf den Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine mit Erinnerungen an Spuren von verdrängten Ereignissen der deutschen und russisch-ukrainischen Geschichte im 20. Jahrhundert, ergänzt um Hinweise auf die Nürnberger Nachfolgeprozesse gegen die Eliten des NS-Systems als Grundlage für die Verurteilung von Kriegsverbrechen


 

 

 

2023, [= Hochschulschriften, Band 63], 134 S., ISBN 978-3-86465-179-4, 15,80 EUR

 

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Zum Buch

Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat eine lange Vorgeschichte. Er begann mit dem Ende des Kalten Krieges und der Osterweiterung der NATO ab 1997. Der US-amerikanische Diplomat George F. Kennan (1904–2005) hatte als ehemaliger Architekt der Eindämmungspolitik gegenüber der UdSSR schon am 5. Februar 1994 in „The New York Times“ davor gewarnt: „Die Nato-Erweiterung wäre der folgenschwerste Fehler der amerikanischen Politik seit dem Ende des Kalten Krieges. Denn es ist damit zu rechnen, dass diese Entscheidung nationalistische, antiwestliche und militaristische Tendenzen in der russischen Öffentlichkeit schürt, einen neuen Kalten Krieg in den Ost-West-Beziehungen auslöst …“ Auch die Zustimmung zur Einbeziehung des geeinten Deutschlands in die NATO war mit der Zusage verbunden, die NATO nicht nach Osten auszuweiten.
Über diese Hintergründe zu reden, wurde in Deutschland nach der Ende Februar 2022 vom Bundeskanzler Scholz verkündeten „Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents“ tabuisiert.
Auch die Optionen gegen Waffenlieferungen und für einen Waffenstillstand sowie Friedensverhandlungen als Verpflichtung des Grundgesetzes nach den zwei von Deutschland ausgelösten Weltkriegen, die auch das Kapitel der Massenmorde an Millionen von Menschen in der Ukraine enthält, fielen unter dieses Tabu.
An diesen Morden beteiligten sich ab Juni 1941 auch Mitglieder der Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) um Stepan Bandera. Noch heute werden ihm Denkmäler in der Ukraine gewidmet, selbst am Denkmal der Judenverfolgung mit mehr als 30.000 ermordeten Menschen in Baby Yar. Seit 2015 trägt Bandera den Ehrentitel „Held der Ukraine“. Und das wohl auch, weil die OUN von Bandera und Melnyk schon 1918 an dem Bürgerkrieg der ukrainischen Separatisten gegen Russland beteiligt war.
Das komplizierte Tauziehen um die Selbständigkeit oder Zugehörigkeit der Ukraine zu Russland im Gefolge des I. Weltkrieges endete 1922 mit dem Sieg prorussischen Kräfte. Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik wurde offiziell Teil der neu gegründeten Sowjetunion.
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die fortexistierende nationalistische und antisemitische OUN von Bandera und Melnyk das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht im Juni 1941 erneut als Befreier von der sowjetischen Zwangsherrschaft begrüßte, sich an der Deportation und Erschießung der Juden beteiligte. Bandera rief am 30. Juni 1941 in Lemberg den unabhängigen ukrainischen Nationalstaat aus und trug so mit dazu bei, dass der Holodomor Stalins den Holocaust von Hitler in der Ukraine immer mehr verdrängte.
In diesem Buchprojekt geht es darum, aus den Fehleinschätzungen der Vergangenheit zu lernen. Das scheint auch vor dem Hintergrund des 75. Jahrestages der 12 Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse von 1947/48 gegen die Eliten des NS-Systems als besonders geboten. Und einer der wichtigsten damalige Hauptkriegsschauplatz war – wie heute – die Ukraine.

 

Inhaltsverzeichnis


Teil I: Vom „Russischen Brotfrieden“ 1918 zu den Folgen
des deutschen Überfalls auf die UdSSR am 22. Juni 1941 und des Angriffskrieges Rußlands gegen die Ukraine ab
24. Februar 2022   } 9

1. „Eskalation mit Ansage“ nach „verhängnisvollen Fehlern“ ab 1990 (George F. Kennan)   9
2. Charkow 2015 – friedlich und bunt, aber auch kontrastreich   15
2.1 Eine Vergangenheit, die nicht vergeht, auch wenn man sie verdreht   18
3. Die Ukraine als „Mitteleuropäisches Reich deutscher Nation“ (Riezler 1915)   25
3.1 Zu den historischen Hintergründen der von Deutschland im 20. Jahrhundert entfesselten Kriege und zur Beteiligung
deutscher Handelshäuser und Niederlassungen an den Raubzügen in der Ukraine und auf der Krim   25
3.2 „Frieden“ der Obersten Heeresleitung der Mittelmächte mit Sowjetrussland am 3. März 1918 und die Folgen für
Industrie, Handelskapital und Arbeiterbewegung   28
3.3 Exkurs 35
4. Deutsche Handelshäuser und Niederlassungen ab 1941/42 erneut auf Raubzügen in der Ukraine und auf der Krim   39
4.1 Exkurs   46


Teil II: Die Nürnberger Nachfolgeprozesse gegen die Eliten des NS-Systems als ein politisches Lehrstück zur
Verurteilung von Kriegsverbrechen auch heute   55


1. Vom Goten-Mythos der NS-Führungsspitze auf der Krim zur Aufarbeitung der Kriegsverbrechen in der Ukraine im Rahmen
der „Nürnberger Gespräche“ von 1985–1992   55
2. Zur Aufarbeitung der Kriegsverbrecherprozesse im Nürnberger Bildungszentrum   57
3. Resümee zu den zitierten Untaten der verantwortlichen Generäle   62
4. Zum Versuch, weiße Flecken in der Forschung im Rahmen der Geschichtswerkstatt des kommunalen Bildungszentrums der Stadt
Nürnberg (BZ) aufzuarbeiten   69
4.1 Die Aufarbeitung in Nürnberg führte zu öffentlichen Auseinandersetzungen   73
5. „Der Dolch des Mörders unter der Robe des Juristen“ – Zum Projekt einer Edition der zwölf Nürnberger Nachfolgeprozesse durch das Bildungszentrum der Stadt Nürnberg in Zusammenarbeit mit Raul Hilberg, Robert M.W. Kemper, Manfred Messerschmidt u.a.   74
6. Von der Fata Morgana einer besseren deutschen Republik   93
6.1 Resümee zum Nürnberger Veranstaltungskomplex von 1985–1992   93


Teil III: Fortsetzung der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen der IG Farben in Auschwitz und der Todesmärsche nach
Ahrensbök in Holstein   117

1. Auschwitz-Fürstengrube ein „Erholungslager“? Ein anderer Blick auf die NS-Täter mit dem Bundesverdienstkreuz unter Rückgriff
auf den Nürnberger Nachfolgeprozess gegen die IG Farben von 1947/48   117
2. Der Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963 bis 1965 als Beginn einer neuen Aufklärung über NS-Verbrechen und die Gefahr der
„Entsorgung“ der NS-Vergangenheit nach 1989/90   133
3. Oral History-Projekte zur Aufklärung über NS-Verbrechen   137


Teil IV: „Die ganze Sache hat nur etwa drei Tage gedauert“: Zur Erschießung von 40.000 jüdischen Frauen und Kindern
Anfang Dezember 1941 in Riga   140

Pressebericht vom 19.10.2000 im „Aufbau“ (NYC) über Projekte und Gespräche mit Zeitzeugen und Auschwitzüberlebenden in den
USA – ergänzt um Erinnerungen an 9/11 2001 in NYC   171

Literaturhinweise   179

Anhang Faksimile des Buches [1941] „ Bilderduden für Soldaten, deutsch – russisch – ukrainisch. Tornisterheft des Oberkommandos
der Wehrmacht Abt. Inland Heft 50   185

Über den Autor   255

 

 

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