Zurück zur letzten Seite                    Zur Startseite des Verlages       http://besucherzaehler-counter.de    

Armin Jähne (Hrsg.)
 

Philologie & Philosophie. Welt und Region in der Wissenschaft.

 

Ehrenkolloquium aus Anlass des 80. Geburtstages von Hans-Otto Dill am 15. September 2015 in Berlin

 

 

 

 

2016, [= Abhandlungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften, Band 44], 262 S., zahl. Tab. u. Abb., ISBN 978-3-86464-122-0, 31,80 EUR

 

lieferbar

 

=> Bestellung beim Verlag

 

=> Bestellung bei AMAZON.de

 

 

 

Inhalt

 

Armin Jähne: Editorial                                                                       9

Gerhard Banse: Eröffnung                                                                11

Ottmar Ette: Texte und Kontexte. Hans-Otto Dill zum 80. Geburtstag    15

Armin Jähne: Schwierigkeiten der Interpretation. Gehört Russland zu Europa?      27

Lutz-Günther Fleischer: „Zwei Gefahren bedrohen unaufhörlich die Welt: Die Ordnung und die Unordnung“ (Paul Ambroise Valéry). Warum die Ordnung nicht auf das Chaos und Zufälle verzichten kann.       53

Siegfried Wollgast: Wahrer und Pfleger des Erbes von Karl Christian Friedrich Krause    105

Kerstin Störl: Philosophie- und Literatursprache in der französischen Aufklärung       125

Ulrich van der Heyden: Wenn sich ein Afrikahistoriker in die Erinnerungskultur in Berlin einmischt. Einige politikwissenschaftliche Bemerkungen – in Personalunion           161

Klaus Meyer-Minnemann: „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (Thomas Mann). Ein deutscher Schelmenroman             185

Manfred Engelbert: Philologie als Hilfswissenschaft der Geschichte: Überlegungen zu „Explosion in der Kathedrale“ von Alejo Carpentier    199

Hartmut Hecht: Glück und Illusion in Emilie du Châtelets. Discours sur le bonheur     213

Kerstin Störl: Der Kontakt konzeptueller Felder und seine sprachlichen Konsequenzen. Exemplifiziert am Feld der ‚Personalität‘ im Andenspanischen         229

Hans-Otto Dill: Schlusswort              257

Zu den Autorinnen und Autoren         261

 

 

 

Eröffnung 

Lieber Hans-Otto,

liebe Gerta Stecher,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

Hans-Otto Dill, Romanist, Hispanist sowie Literatur- und Kulturwissenschaftler, seit 2009 in der verantwortungsvollen Funktion des Sekretars der Klasse für Sozial- und Geisteswissenschaften der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, zu deren Mitglied er im Jahr 1995 gewählt wurde, beging am 04. Juli dieses Jahres seinen 80. Geburtstag. Nachträglich nochmals herzlichen Glückwunsch! Das ist der Anlass für das heutige Ehrenkolloquium „Philologie & Philosophie. Welt und Region in der Wissenschaft“, zu dem ich Sie ganz herzlich begrüße.

Liest man die Vita des Jubilars, dann wird das ABC seines Lebens ganz deutlich: Anklam, Berlin und Caribic. Dazu wenige Anmerkungen. Der Weg zur Romanistik war unserem Jubilar gewiss nicht in die Wiege gelegt worden, die in Berlin stand, das er bald verließ, um mit den Eltern in der über 750 Jahre alten Hansestadt Anklam ansässig zu werden. Noch keine zehn Jahre alt, musste er Erleben, wie diese Perle der Uckermark sinnloser Zerstörung anheim fiel. Der „Zweite Weltkrieg hinterließ neben Tod, Elend und Leid auch eine verwüstete Stadt. Alliierte Bombenangriffe auf die Anklamer Arado-Flugzeugwerke und ein deutsches Bombardement der schon russisch besetzten Stadt wenige Tage vor Kriegsende hinterließen […] eine der am stärksten zerstörten deutschen Städte. Die Stadt hatte ihr geschichtsträchtiges Gesicht für immer verloren“.[1] Vielleicht liegt hier eine Ursache für Hans-Otto Dills lebenslanges, unermüdliches Friedensengagement und seine humanistische Gesinnung verborgen, für seine Abscheu vor Krieg und jedwedem politischen Abenteurertum. Ganz sicher indes hat der von 1950 bis 1954 währende Besuch eines Gymnasiums in Anklam, der Geschwister-Scholl-Oberschule (nach der „Wende“ wieder Lilienthal-Gymnasium), den Grundstock für sein breites kulturhistorisches Wissen gelegt, denn diese Schule war, wie er rückblickend feststellt, „eine richtig produktive Denk- und Paukschule, an der ich viel lernte, vor allem auswendig lernte, als Wissensspeicherung und Gedächtnistraining. Meine Erinnerung läßt mich selten im Stich, was Namen von Autoren, Büchern, Geburts- und Geschichtsdaten betrifft“.[2]

Obwohl als Studienfächer zunächst Slawistik und Germanistik in Betracht gezogen worden waren, entschied sich Hans-Otto Dill letztendlich jedoch dafür, von 1954 bis 1959 Französisch, Italienisch und Rumänisch am Romanischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) zu studieren. Kurt Baldinger, Auguste Cornu, Werner Draeger, Horst Heintze, Hans Klare, Victor Klemperer waren u.a. seine akademischen Lehrerinnen und Lehrer, vor allem Rita Schober, die seiner wissenschaftlichen Spezialisierung Richtung gab.

Staatsexamen, Diplom, Tätigkeit als Übersetzer-Redakteur in der Presseagentur ADN (mit der Notwendigkeit zum autodidaktischen Erlernen zweier weiterer Sprachen, der spanischen und der portugiesischen) und (ab 1962) wissenschaftlicher Assistent für Literaturwissenschaft am Romanischen Institut der HUB sind weitere akademische Stationen. Im Jahr 1963 führt ihn ein postgraduales Studium an der Universität von Havanna für zehn Monate erstmals in die Caribic. Von 1964 bis 1968 war er Aspirant am Romanischen Institut,wo er 1969 zum Dr. phil. promovierte. 1970 bis 1974 folgte eine Tätigkeit als Oberassistent ebendort, 1975 schlossen sich die Habilitation zum Dr. sc. phil. und die Ernennung zum Dozenten für kubanische Literatur an. 1981 zum Professor auf den Lehrstuhl für lateinamerikanische Literatur an der HUB berufen, wurde Hans-Otto Dill zum eigentlichen Begründer der Lateinamerikanistik an der Berliner alma mater.

1991 wurde Hans-Otto Dill erster gewählter Geschäftsführender Direktor des Instituts für Romanistik der HUB. – Und dann: Im Jahr 1992 – der Jubilar war erst 57 Jahre alt – kam der wendebedingte Eintritt in den Vorruhestand! Das zog jedoch kein schöpferisches Innehalten nach sich, sondern – im Gegenteil – sein wissenschaftliches Engagement erfuhr eine Steigerung, die sich in einer Vielzahl von national wie international beachteten Schriften niederschlug, denn auch für Hans-Otto Dill galt und gilt: „Einmal Wissenschaftler – immer Wissenschaftler!“. Mit einem Lehrauftrag an der HUB, mit Gastprofessuren an der Universität von São Paulo (Brasilien), der Universidad Nacional de La Plata (Argentinien), der Universität Göttingen und der Universität Hamburg, mit Mitgliedschaften im Lateinamerika-Forum Berlin (LAF), bei den Freunden des Ibero-Amerikanischen-Instituts Preußischer Kulturbesitz Berlin und in der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften setzte er sein aktives Wirken als Forscher, Publizist und Hochschullehrer fort, folgte er dem Selbstanspruch, ein „ostwestlicher Philosoph“ zu sein.

Seine Monografien, Herausgeberschaften sowie seine Buch- und Zeitschriftenartikel, davon nicht wenige in spanischer Sprache, ebenso seine Vorträge und Publikationen im Rahmen der Leibniz-Sozietät forderten ihm viel Zeit, Kraft und Nerven ab. Namentlich hervorgehoben seien die Initiierung und Durchführung der Kolloquia zu Victor Klemperers LTI (2011), zu Jean-Jacques Rousseau anlässlich seines 300. Geburtstages (2012) und zum 200. Todestages von Johann Gottlieb Fichte (2014) sowie der Festvortrag auf dem Leibniz-Tag 2010 „Kunst – Wissenschaft – Technik – Wirtschaft“.

Deutlich wird, dass sich unser Jubilar in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten – auf seiner romanistischen und hispanistischen Basis – intensiver philosophischen und kulturhistorischen Fragen zugewandt hat, wie sein gerade erschienenes Buch Aufklärung als Weltprojekt (Peter Lang-Verlag, Frankfurt am Main) belegt.

Anklam, Berlin und Caribic – das waren und sind die Lebensmittelpunkte unseres Jubilars, der nie müde wurde, mit seinem aufklärerischen Geist als Mittler zwischen den Kulturen zu wirken – innerhalb Europas und als Brückenbauer zwischen Lateinamerika und dem europäischenb Okzident.

Lieber Hans-Otto Dill, ich wünsche Dir noch viele produktive Jahre zwischen Anklam, Berlin und Caribic. Zugleich bedanke ich mich bei Dir für Dein ideen- und initiativreiches Wirken in der Leibniz-Sozietät sowie für viele anregende Gespräche.

Gerhard Banse

 

[1]         http://www.anklam.de/Kultur-Tourismus/Anklamer-Geschichte [08/04/2015].

[2]         Dill, H.-O.: Von der Ostsee an die Karibik oder die Vita ostwestlichen Philologen. In: Ertler, K. D. (Hg.): Romanistik als Passion: Sternstunden der neueren Fachgeschichte. Wien 2007, S. 51.