Inhaltsverzeichnis
Grußwort des Präsidenten der
Leibniz-Sozietät der Wissenschaften 11
Vorwort der Herausgeberin
15
Tabula gratulatoria 19
I
Romanistische Literatur- und Kulturwissenschaft
21
“Superación del pasado” y “memoria histórica”: similitudes y diferencias
entre Alemania y España 23
Walther L. Bernecker
Erfundene Nationalgeschichte. Zur Inszenierung einer indianischen
Vorgeschichte der Karibik in Manuel de Jesús Galváns Roman
Enriquillo
(1892) (mit einem Blick auf Émile Naus’ Histoire des
caciques
d‘Haïti
[1854])
43
Thomas
Bremer
Corpo-Delito
na Sala de Espelhos
von José Cardoso Pires (1925–1998). Die
‚Nelkenrevolution‘ auf der Bühne 59
Dietrich Briesemeister
José Martís Nuestra América oder
Wege zu einem amerikanischen
Humanismus 75
Ottmar Ette
Zwischen zwei Welten. Identitätskonstruktionen und Überlebensstrategien in
hybriden Kulturen. José María Arguedas und andere Fallbeispiele aus
Peru 99
Kerstin
Störl
Crónica de un
Viaje a Nicaragua
123
Diony Durán
El teatro
hispanoamericano en el contexto de la formación de estados. Anhelos
independentistas más allá de la independencia: dos dramas históricos en la
dictadura de Juan Manuel de Rosas 141
Inke Gunia
El inútil
(de la familia). Jorge
Edwards (*1931) liest Joaquín Edwards Bello
(1887–1968) 155
Karsten Garscha
Ein Amt und keine Würde.
Kontingenz erzählen – kontingentes Erzählen im Lazarillo de Tormes
(1554) 167
Winfried Engler
Von Carpentier zu Heiner
Müller. Die literarische Aneignung der französischen Revolution in der
Karibik – El siglo de las luces und
Der Auftrag 187
Dieter Ingenschay
Mexikanische Anregungen für
Malerei in der DDR 201
Peter H. Feist
Rubén Daríos Sonett Caracol und Mallarmés Ses purs ongles très
haut dédiant leur onyx
209
Klaus Meyer-Minnemann
“Vengo de Buenos Aires, digo
a mis amigos desconocidos” – topografías
porteñas en la poesía argentina, 1910–1930 227
Katharina Niemeyer
Francisco de Quevedo: “Yo,
Señora, soy …” El Buscón y las mujeres 247
Dieter Reichardt
Dante und zwei moderne Dichterinterpreten
265
Horst Heintze
Michele Savonarola (1385–1466) und sein Beitrag zur Herausbildung
der italienischen
medizinischen Fachsprache im Umfeld der allmählichen
Durchsetzung der
Volgare-Prosa in der Literatur und den Wissenschaften
in
Italien 279
Johannes Klare
Bacons Machiavelli-Würdigung
nebst Folgen. Eine Skizze 305
Hermann Klenner
Durchlässige Abgrenzungen. Urbane Aktionsräume im ptolemäischen
Alexandria 315
Armin Jähne
II
Wissenschaftsgeschichte und Philosophie
337
Alexander von Humboldt und Hermann von Helmholtz. Aktuelle Ideen
von zwei Geistesheroen des 19. Jahrhunderts
339
Herbert Hörz
Glaube und Glauben in der Philosophie und in den Sachwissenschaften 361
Siegfried Wollgast
III
Persönliche Erinnerungen und Betrachtungen
381
Hans-Otto Dill – Der souveräne Aufklärer und
Anthropologe 383
Karl-Friedrich Wessel
Hans-Otto Dill – Maestro y
Amigo 389
Virgilio López Lemus
Werkverzeichnis Hans-Otto
Dill 393
Über die Autorinnen und
Autoren 399
Vorwort der
Herausgeberin
In diesem Jahr
vollendet Hans-Otto Dill sein 80. Lebensjahr. Als eine seiner Schülerinnen
aus den 1970/80er Jahren an der Humboldt-Universität zu Berlin freue ich
mich, ihm diese Festschrift zu überreichen, an der so viele renommierte
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mitgewirkt haben. Sie zeugt von der
hohen Wertschätzung, die dem Jubilar weit über seinen engeren Fachhorizont
hinaus entgegengebracht wird.
Wir gratulieren und wir würdigen hiermit zuallererst einen Romanisten, der
mit der spanischen ebenso wie mit der französischen, italienischen,
portugiesischen und rumänischen Sprache umzugehen wei. Wir ehren einen
Literaturwissenschaftler, der sich genauso für Literaturtheorie wie für
Werk- und Textanalyse, die gesellschaftlichen, politischen Existenzweisen
von Literaturen, für Literaturproduktion wie auch Rezeptionsfragen
interessiert. Das in den 1980er Jahren von ihm konzipierte Werk mit dem
Titel Literatur im Spannungsfeld von Kunst, Geschäft und Ideologie,
das das Ergebnis eines Forschungsprojektes vorstellt, bei dem ich Hans-Otto
Dill mit dem ihm eigenen weiten intellektuellen Horizont und seinen strikten
Anforderungen an junge Wissenschaftler kennenlernte, umreißt seinen reichen
Bezug zur Literatur, der als Anregung für viele der jüngeren Kollegen
nachwirkte. Es erschien 1986 in Berlin (West) bei Pahl-Rugenstein, einem
bekanntermaßen marxistisch ausgerichteten Verlag. Oberflächliche
Beurteilungen mögen in diesem Sammelband ein orthodoxes marxistisches
Herangehen an Literatur und den Literaturprozess erkennen. Es umgreift
hingegen einen Facettenreichtum und damit eine Pluralität wissenschaftlicher
Beschäftigungen mit Literatur, ohne in ökonomistische Verengungen zu
verfallen. Kulturalistische Deutungen literarischer Prozesse finden darin zu
einem Zeitpunkt einen Platz, als sich der ‚cultral turn‘ international erst
andeutete. Mit Hans-Otto Dill wurde am Institut für Romanistik
kulturwissenschaftlich gedacht. Die von ihm geleitete Marx-Lektüre – heute
würde ein solches Seminar „Marx einmal anders lesen“ heißen (ein Titel, der
sich in der DDR natürlich verbot) – brachte eine kleine, in Sachen
Kulturwissenschaften verschworene Gemeinschaft hervor, die in der Folge weit
über den europäischen Kontinent hinaus, bis nach Chile reicht.
Es mag dieses weite Literaturverständnis sein, das Hans-Otto Dill zu einem
Grenzgänger werden ließ. Mit seinen literaturwissenschaftlichen Arbeiten
verbindet er Sprachen, Literaturen, Kulturen auf verschiedenen Kontinenten.
Sein überaus reiches Werk, von dem eine Auswahl am Ende dieses Bandes zu
finden ist, erzählt von solchen Grenzüberschreitungen.
Viele romanistische Kollegen haben zu dieser Festschrift beigetragen. Mit
ihren Aufsätzen spüren sie Fragestellungen und Denkhorizonte auf, die den
Jubilar stets beschäftigten. Literaturgeschichte, Narratologie,
Intertextualität sowie Literaturvergleich und Transfer sind die
theoretischen Facetten der Beiträge, die aus einem breiten Spektrum der
lateinamerikanischen, spanischen, portugiesischen, französischen,
italienischen und der deutschen Literatur schöpfen. Dabei entsteht ein
Panorama der vielfältigen Funktionen und spezifischen Potenzen literarischen
Schaffens, bei dem die Kunst, kulturelles Gedächtnis zu schaffen in mehreren
Beiträgen zur Sprache gebracht wird. Kreativer Umgang mit historischen
Ereignissen und politischen Konstellationen, Inszenierungsformen kultureller
Gedächtnisbildung, Identitätskonstruktionen indigener, hybrider Kulturen –
all dies verbindet viele Beiträge und bündelt sich in dem Titel dieser
Festschrift
El arte de crear memoria.
Dieser Titel fungiert jedoch auch als ein Band, der die
literaturwissenschaftlichen Beiträge mit den sprachwissenschaftlichen,
historischen, philosophie- und wissenschaftsgeschichtlichen sowie mit den
persönlichen Erinnerungen in Einklang bringen mag. Die pluridisziplinäre
Ausrichtung des Bandes verweist darauf, dass sich der Jubilar weit über die
romanistische Literaturwissenschaft hinaus in den wissenschaftlichen Dialog
eingebracht und hier Anerkennung gefunden hat. Die Zeit nach seiner
Emeritierung (1992) ist nicht nur durch die Veröffentlichung gewichtiger
Monographien zur Literaturgeschichte Lateinamerikas geprägt, sondern auch
durch Arbeiten, die sein wissenschaftsgeschichtliches und philosophisches
Interesse bekunden. Die Arbeit als Secretar der sozial- und
geisteswissenschaftlichen Klasse der Leibniz-Sozietät, die er mit hohem
Engagement bis heute ausführt, hat viel zu dieser, die Grenzen der
Romanistik weit überschreitenden, wissenschaftlichen Arbeit beigetragen. Er
wurde damit zu einem interessanten Gesprächspartner für Historiker,
Philosophen, Wissenschafts- und Kunsthistoriker, Rechtsphilosophen und
Altphilologen. Alle diese Disziplinen sind in der Festschrift vertreten. Die
Autoren haben ihren je spezifischen Bezugspunkt zu den Arbeiten des Jubilars
gefunden. Sie ehren ihn mit ihren Untersuchungen und damit vor allem seine
Fähigkeit zum interdisziplinären Dialog.
Crear memoria
steht auch als Intention der persönlichen Erinnerungen, die Teil dieser
Festschrift sind. Jeder, der dem Jubilar begegnet ist, weiß um die Akribie
seines Denkens, seiner Gedächtnisleistung, seines ungeheuren
Bildungsreservoirs. Kreativität kennt er jedoch nicht nur als intellektuelle
Leistung, sondern als einen ganzheitlichen künstlerischen Schaffensprozess.
Er liebt Musik und Malerei, er musiziert, er übersetzt Gedichte und dichtet
nach. Auch diese Vielseitigkeit hat ihm Freunde und interessante Begegnungen
verschafft, die er mit seinem kommunikativen Talent am Leben zu halten weiß.
So mag es nicht wundern, dass Hans-Otto Dill bereits vielfach geehrt ist.
Hier seien nur erwähnt: der bereits 1975 verliehene wichtigste 1. Preis im
lateinamerikanischen Literaturwettbewerb der Casa de las Americas für die
Monographie El ideario literario y estetico de José Martí. In den
1990er Jahren erhielt er den Staatsorden Andres Bello 1. Klasse mit
Ehrenband aus der Hand des Präsidenten Venezuelas sowie den Orden für
Verdienste um die kubanische Nationalkultur, verliehen durch das kubanische
Kulturministerium. Erst in diesem Jahr verlieh ihm die Leibniz-Sozietät die
Jablonski-Medaille.
Neben der Humboldt-Universität zu Berlin, seiner langjährigen
Wirkungsstätte, vermochte er bei unzähligen Vorträgen und seinen
Gastprofessuren in Göttingen, Hamburg, São Paulo (Brasilien), La Plata
(Argentinien), Veracruz (Mexiko) zu begeistern. Seine Schüler und Freunde
sind deshalb auf mehreren Kontinenten zu finden.
Zum Schluss sei allen gedankt, die an dieser Festschrift mitgewirkt haben:
allen Autoren, die diesen Band erst ermöglichten, Gerta Stecher für
hilfreiche Informationen, meinen wissenschaftlichen Hilfskräften Anastasia
Pyschny und Louise Schellenberg vom Institut für Romanistik der Universität
Halle-Wittenberg für die kompetente Betreuung und redaktionelle Bearbeitung
der Beiträge, Herrn
Dr. Weist vom trafo Wissenschaftsverlag für die gute Zusammenarbeit bei der
Herstellung des Buches und der Leibniz-Sozietät, insbesondere ihrem
Präsidenten, Gerhard Banse, für die rege Unterstützung und Ermunterung.
Dorothee Röseberg
Berlin/Halle im Juli 2015
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