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Schönbach, Karsten Heinz


Die deutschen Konzerne und der Nationalsozialismus 1926–1943

 

 

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2016, 680 S., [= Hochschulschriften, Band 38], ISBN 978-3-86464-080-3, 59,80 EUR

 

Inhaltsverzeichnis

Einleitung         13

I  Die politischen Hauptziele der deutschen Großindustriellen und Bankiers zwischen 1900 und 1933         39

I/1  Entstehung von Kriegszielen unter den deutschen Großindustriellen und Bankiers (1900–1917)      39

I/2  Die Entstehung des Konzepts einer „Ostexpansion“ (1917/18)       49

I/3  Die Weiterentwicklung der Expansionskonzeptionen zum „Volk-ohne-Raum-Denken“ (1924–1933)              55

I/4  Das Ende der Rüstungsprofite (1918–1933)                    62

I/5  Wirtschaftskrise als Rüstungskrise (1930–1933)              67

I/6  Die Revision des Versailler Vertrages, der Wiedereinstieg ins Rüstungsgeschäft und der „Wiederaufstieg“ (1923–1933)        74

I/7  Maximaler Profit durch maximale Ausbeutung (1924–1931) 82

I/8  Industrielle und Bankiers fordern Sozialabbau und Lohnkürzung (1929–1933)       87

I/9  Die deutschen Kapitalisten als Gegner der Demokratie (1918–1933)        95

I/10  Das Verhältnis der deutschen Großindustriellen zum Antisemitismus und Rassismus in Deutschland (1918–1941)            102

 

II  Die Beziehungen zwischen Großbanken, Industrie und NSDAP von 1927 bis Sommer 1932             113

II/1  Die politische Struktur der deutschen Schwerindustrie    113

II/2  Hitler wirbt um die Gunst der Schwerindustriellen (1926–1927)     117

II/3  Die Kohlebarone und der „Weg zum Wiederaufstieg“ (April–Oktober 1927)       124

II/4  Ausbau der Beziehungen zwischen Nazis und Großindustrie (1930–1931)            134

II/5  Ausdehnung des Kreises von NSDAP-Sympatisanten auf weitere Wirtschaftskreise (Herbst 1930)         147

II/6  Antikapitalistische Nazi-Propaganda und die politischen Beziehungen der NSDAP zur Großindustrie (1928–Sommer 1930)             154

II/7  Das Wirken von Vertrauensleuten der Großindustrie in der NSDAP (1927–1931)          157

II/8  NSDAP-Führung entwickelt spezielles Programm für Kapitalisten (1930–1932)            162

II/9  Die Großindustriellen messen der antikapitalistischen NSDAP-Propaganda keine politische Relevanz bei (Februar–November 1931)   169

II/10  Kritik der Kapitalisten an NSDAP-Propaganda und NS-Politik ebbt völlig ab (Juni–September 1932)      172

II/11  Die Finanzierung der bürgerlichen Parteien durch die Großindustrie (1918–1932)           178

II/12  Das finanzielle Budget der NSDAP (1930–1932)           185

II/13  Legenden zur NSDAP-Finanzierung (1931–heute)         194

II/14  Die Finanzierung der NSDAP durch die Kapitalisten (Februar 1932–März 1933)              201

 

III  Der Angriff auf die Republik             211

III/1  Die antidemokratischen politischen Konzepte in der gesellschaftlichen Oberschicht Deutschlands (1929–1932)          211

III/2  Die Harzburger Front. Großindustrielle leiten politischen Rechtsschwenk ein (Januar 1930–Oktober 1931)          215

III/3  Kapitalisten bestimmen neue Politik der Regierung (Oktober–Dezember 1931)             222

III/4  Politische Aufwertung der NSDAP (Herbst 1931)          230

III/5  Hitlers Rede vor dem Düsseldorfer Industrieclub (Januar 1932)   234

III/6  Großindustrielle suchen Bündnis mit Hitler (Februar–April 1932)   243

III/7  Die Wahl in Preußen. Großindustrielle drängen zur politischen Offensive gegen die bürgerliche Demokratie (April 1932)      249

III/8  Der Putsch in Preußen. Die Großindustrie unterstützt einen Staatsstreich (April–August 1932)     255

III/9  Kapitalisten und Regierung geraten in eine politische Sackgasse (August–September 1932)        261

 

IV  Der Aufstieg der NSDAP-Führung zur Regierung    267

IV/1  Die politische Situation Ende Sommer 1932         267

IV/2  Die politische Spaltung der Kapitalisten (August–November 1932)          269

IV/3  Großindustrielle einigen sich auf Errichtung einer „konservativen“ Diktatur (September–November 1932)       285

IV/4  Mehrheit der Großindustriellen stellt sich gegen Schleicher und Strasser (Dezember–Januar 1932)         293

IV/5  Positionierung der Mächtigen im Spätherbst 1932         302

IV/6  Der Kepplerkreis (April–September 1932)                   312

IV/7  Die „Industriellen-Eingabe“ des Kepplerkreises (Oktober–November 1932)       327

IV/8  Die Kontroverse in der wissenschaftlichen Literatur zur Eingabe des Kepplerkreises vom November 1932 an Hindenburg        337

IV/9  Die Sammlung im Lager der Kapitalisten beginnt (November 1932)       340

IV/10  Ruhrindustrie schwenkt auf Hitler ein und Kapitalisten erhöhen den Druck auf Hindenburg (Dezember 1932–Januar 1933)     346

IV/11  Historische Legenden zur s.g. „Machtergreifung“        356

IV/12  Die Großindustrie schließt ein Bündnis mit Hitler (Februar 1933)    366

IV/13  Die Weichen werden auf Machtübergabe gestellt (Februar/März 1933)              378

 

V  Die Rekonsolidierung des Kapitalismus in Deutschland         397

V/1  Die Illusion der Volksgemeinschaft                              397

V/2  Gesellschaftliches Arrangement zwischen NSDAP-Führung und Kapitalelite     405

V/3  Wiederaufnahme der Kriegsvorbereitungen (1929–1935) 411

V/4  Großindustrie und Kriegsrüstung in Deutschland (1933–1941)       415

V/5  Historische Anbahnung des Bankenkapitalismus in Deutschland (1900–1932)       428

V/6  Weitere Entwicklung des Bankenkapitalismus im „Dritten Reich“ (1933–1940/41)          432

V/7  Verflechtung von Banken und Staat im „Dritten Reich“ (1936–1945)    440

 

VI  Der Raubzug nach Südosteuropa                   449

VI/1  Der Auftakt der Südosteuropaexpansion (1925–1938)         449

VI/2  Gewaltsames Vorgehen in Österreich (1938)               460

VI/3  Der Führer zögert – die deutschen Banken zögern nicht (1938)   464

VI/4  Das Sudetenland im „deutschen Wirtschaftsraum“ (1938–1939)      468

VI/5  Dresdner Bank und IG Farben rauben tschechische Chemieindustrie (Oktober–November 1938)       477

VI/6  Chefetage der Deutschen Bank projektiert Expansion nach Böhmen und Mähren (Oktober 1938–März 1939)      482

VI/7  Deutsche Banken drängen sich um die tschechische Beute (Oktober 1938–Juli 1940)      490

 

VII  Der Raubzug durch Europa     501

VII/1  Übernahmebestrebungen in Polen (Herbst 1939–Sommer 1940)    501

VII/2  Die deutschen Banken arisieren die polnische Schwerindustrie (Sommer 1940–Frühjahr 1941)      508

VII/3  Raubgeschäfte in Frankreich (Juni 1940–April 1941)     518

VII/4  Die Interessen der deutschen Kalikonzerne in Frankreich (Juli 1940–Januar 1943)          530

VII/5  Raubgeschäfte der deutschen Großbanken in Frankreich (Mai 1940–Juli 1941)        535

VII/6  Der „Großwirtschaftsraum“ Europa (Juni 1940–Juli 1941) 548

VIII  Der Raubzug nach Osten          563

VIII/1  Politisches Vorspiel (September 1936–Juni 1940)        563

VIII/2  Der Öl-Krieg (1927–1944)             574

VIII/3  Der große Beute-Run bei der Besetzung der Sowjetunion (Sommer–Herbst 1941)      584

VIII/4  Der Bormann-Hitler-Plan (Juli 1941)             592

VIII/5  Die Konzerne setzen sich gegen den Bormann-Hitler-Plan durch (Juli 1941–März 1943)       598

 

Zusammenfassung          605
Summary                       617

Archivarien                                                                   625
1) Industrie- und Bank-Archivarien in Kurzübersicht            625
2) Detailierte Gesamtübersicht der Archivarien                   626

Literaturnachweis                                                          630

I.  Zeitgenössische Veröffentlichungen der Industrie- und Bankverbände       630

II. Gedruckte Quellen            635

III.  Fachliteratur und Monographien        640

IV. Hochschulschriften           652

V. Zeitungen                       653

VI. Herausgegeben durch Institutionen      653

VII.  Besondere Nachschlagewerke        654

 

Abkürzungen              655

Über Autor und Buch           657

 

 

Zum Buch

 

Haben die deutschen Industriellen Hitler an die Macht gebracht?

Um diese bis heute umstrittene Frage zu untersuchen, wertete Karsten Heinz Schönbach die Akten von 12 Industrie-Konzernen und 7 Banken aus. Das Buch veröffentlicht bisher nicht bekannte Informationen aus deutschen Firmenarchiven. Es bricht mit vielen Tabus der deutschen Geschichtsschreibung und nimmt keine Rücksicht auf die damit verbundenen politischen Befindlichkeiten, welche die Forschung bis heute behindern.

Das Buch ist von K. H. Schönbach als Dissertation bei dem deutschen Faschismus-Forscher Wolfgang Wippermann erarbeitet worden. Wippermann bezeichnet die entstandene Forschungsarbeit als „Standardwerk“ zu diesem Thema. Das Buch revidiert den Forschungsstand einer vor allem konservativ geprägten Geschichtsschreibung und wird die Diskussion zu diesem Thema mit Sicherheit neu beleben.

 

 

 

Einleitung

Welches Verhältnis unterhielten die führenden deutschen Konzerne in der Zeit der Weimarer Republik und des „Dritten Reiches“ zur NSDAP-Führung? In welcher Beziehung standen die führenden deutschen Konzerne damals zum „Nationalsozialismus“? Welcher Anteil kam ihnen bei der Vorbereitung und Durchführung des Zweiten Weltkrieges zu?

Schon vor 1933 wurde durch die Kommunisten die Auffassung vertreten, dass ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Faschismus und Kapitalismus bestünde. Diese Überzeugung ging letztlich auch in die kommunistische Definition des Faschismus ein.[1] Während des Zweiten Weltkrieges setzte sich auch bei den alliierten Mächten die Auffassung durch, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen dem „Dritten Reich“ bzw. dem Zweiten Weltkrieg und einer Reihe der führenden deutschen Konzerne bestehe. Es entstand daher 1944 unter Leitung des US-amerikanischen Finanzministers Henry Morgenthau der nach ihm benannte „Morgenthau-Plan“, der die völlige Zerstörung der deutschen Industrie projektierte, um einer weiteren Kriegsgefahr durch Deutschland vorzubeugen.[2] Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fand dieses Konzept zumindest teilweise Eingang in die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz. Die alliierten Siegermächte – USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich – zielten damit vor allem auf eine Zerstörung der deutschen Rüstungsindustrie.[3] Entgegen des „Morgenthau-Plans“ sollte die deutsche Industrie jedoch nicht völlig demontiert werden. Stattdessen meinten die alliierten Siegermächte, dass auch eine Dezentralisierung der deutschen Konzerne, die z.T. fast ganze Wirtschaftszweige umfassten, und eine damit einhergehende „Dekartellisierung“ der deutschen Wirtschaftsverbände (Kartelle und Syndikate) zu einer politischen Entmachtung der Konzerne in Deutschland führen würde.[4] Dieses Bestreben kam später auch im „Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung“ zum Ausdruck, das nach fast zehnjähriger Diskussion als „Antitrustgesetz“ am 01.01.1958 in Kraft trat.[5]

Ein unter Leitung von US-Senator Harley Kilgore stehender Ausschuss kam darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass der Aufstieg Hitlers und der Nazis in starkem Maße von den deutschen Großindustriellen gefördert worden sei und dass die deutschen Großindustriellen ebenso stark den Krieg mit vorbereitet und herbeigeführt hätten.[6] Während der „Potsdamer Konferenz“ der alliierten Siegermächte wurde auf der zwölften Sitzung am 1. August 1945 der Vorschlag eingebracht, dass man diese deutschen Industriellen unter die führenden Kriegsverbrecher rechnen müsse.[7] Während der Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg führte das „Nürnberger Militärgericht“ (NMG) drei Verfahren gegen die Leitungen dreier führender deutscher Konzerne ((Fall 5 (Flick), Fall 6 (IG Farben) und Fall 10 (Krupp)). Man beschuldigte die angeklagten Industriellen u.a., am Aufstieg der Nazis und an der Vorbereitung und Durchführung des Zweiten Weltkrieges sowie an der Ausplünderung der besetzten Gebiete entscheidenden Anteil gehabt zu haben.[8]

Auch in der Nachkriegsöffentlichkeit Deutschlands war die Überzeugung weit verbreitet, dass ein enges politisches Verhältnis zwischen den deutschen Großindustriellen und der NSDAP-Führung vor und nach 1933 bestanden habe. Die deutsche Arbeiterschaft und ihre wiedererstehenden Gewerkschaften waren nach zwölf Jahren Nazi-Diktatur zu der Auffassung gekommen, dass der „Nationalsozialismus mit seiner autoritären Betriebsstruktur“ den „engen Zusammenhang zwischen kapitalistischer Wirtschaftsstruktur und Nationalsozialismus demonstriert“ hätte.[9] In großen Teilen der Bevölkerung und verschiedenen Bereichen der Gesellschaft kam die Forderung auf, die „Monopole und Schlüsselindustrien“ zu „vergesellschaften“ (d.h. zu verstaatlichen).[10]

Die aus den Ansichten der alliierten Siegermächte und der deutschen Öffentlichkeit resultierende politische Stimmung löste bei den deutschen Großindustriellen das Bedürfnis nach Rechtfertigung aus. Schon wenige Monate vor der militärischen Zerschlagung des „Dritten Reiches“ durch die alliierten Mächte sah sich der deutsche Großindustrielle Ernst Poensgen – zuletzt Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Stahlwerke – im Februar 1945 dazu veranlasst, im Voraus die argumentative Grundlinie einer solchen Rechtfertigung zu entwerfen. Er verfasste einen mehrteiligen Aufsatz, der die Nachkriegsliteratur zu diesem Thema einleitet. Sowohl die spätere Verteidigungsstrategie der Industriellen-Anwälte in Nürnberg als auch die Darstellungen konservativer Nachkriegshistoriker richteten sich an der Argumentation dieses Aufsatzes aus.

Poensgen sagte in diesem Aufsatz für die Zeit vor 1933 aus, dass die deutschen Großindustriellen politisch nie zu Hitler gestanden und nie engere Kontakte zur NSDAP unterhalten hätten. Nur wenige Ausnahmen aus der Großindustrie hätten Beziehungen zu Hitler gepflegt. Das Verhalten dieser Ausnahmen habe später irrtümlicherweise zu dem Schluss geführt, dass die Großindustriellen hinter Hitler stünden.[11] Zudem sei niemals Geld aus der Industrie an die Nazis gezahlt worden.[12] Dafür – so Poensgen wörtlich – würde er „seine Hand ins Feuer legen“.[13] Über das Verhältnis der führenden deutschen Großindustriellen zur NSDAP-Führung nach 1933 schrieb Poensgen, dass sich die meisten nur deshalb in die Wirtschaftsorganisationen des NS-Staates eingeschaltet hätten, um „das Schlimmste zu verhindern“.[14] Die deutschen Großindustriellen hätten nach Poensgen den Krieg abgelehnt und hätten „mit aller Kraft der Überzeugung von ihm abgeraten“ wenn sie „gefragt worden“ wären.[15] Dass sie trotzdem „nach Ausbruch des Krieges alles“, was in ihren Kräften stand, „getan haben, um die Rüstungsproduktion qualitativ und quantitativ zu steigern“, wäre nur aus Pflichtgefühl dem Vaterland gegenüber geschehen.[16]

In den ersten Jahren nach 1945 waren in der Bundesrepublik Deutschland bis in die fünfziger Jahre hinein verschiedene „Rechtfertigungsschriften“ dieser Art erschienen, die der Poensgens inhaltlich sehr ähnlich waren – angefangen von einer aufsatzgroßen Abhandlung des in die Schwerindustrie verstrickten Journalisten August Heinrichsbauer,[17] über die Publikation eines weiteren Journalisten namens Louis Lochner,[18] bis hin zu weiteren Arbeiten, die – wie im Falle Poensgens – sogar von Großindustriellen höchst selbst verfasst wurden. Zur Gruppe der letzteren gehören z.B. die recht umfangreiche Arbeit des Großindustriellen Tilo Freiherr von Wilmowsky: „Warum wurde Krupp verurteilt?“[19] und die Autobiographie des Großindustriellen Wilhelm Zangen.[20] Auch diese Arbeiten stimmten alle auf die eine oder andere Weise mit der Grundlinie Poensgens und der Verteidigungsargumentation der Industriellenanwälte in Nürnberg überein.[21] Auf die Welle der Rechtfertigungsversuche von Seiten der führenden deutschen Großindustriellen und ihrer Lobbyisten in Presse und Politik reagierte der Bundesverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Jahre 1963 mit einer 20-seitigen Broschüre unter dem Titel: „Hitler und die Industrie“. Der Bundesverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes veröffentlichte darin Dokumente, die den besagten Rechtfertigungen entgegenwirken sollten.[22]

In der ehemaligen DDR begann die Erforschung der Frage nach dem Verhältnis der führenden deutschen Konzerne zur NSDAP-Führung vor und nach 1933 mit wirtschafts- und sozialpolitischen Studien. Aus der Frühzeit dieser Forschung ragen besonders die Arbeiten des marxistischen Wirtschaftshistorikers Jürgen Kuczynski heraus. Er vertrat die Auffassung, dass es drei Gruppen innerhalb der führenden deutschen Konzerne gab: die Schwerindustrie, das Bankkapital und den „Chemie-Elektroflügel“. Bis 1932 stellte die Schwerindustrie die politisch stärkste Gruppe dar, die ihre Herrschaft mittels der Diktatur Hitlers im Bündnis mit dem Bankkapital gesichert habe.[23] Die deutschen Kapitalisten hätten die Errichtung des „Dritten Reiches“ forciert und zudem die politische Entrechtung der Arbeiterschaft angestrebt sowie die Wiedererlangung einer Weltmachtposition wie 1914 mit dem Ziel eines erneuten Versuches die Welt zu erobern.[24]

Kuczynski hatte mit diesen Thesen den Grundstein für die sogenannte „Monopolgruppentheorie“ gelegt. Ihren weiteren Ausbau erhält diese Theorie 1971 durch den marxistischen Historiker Kurt Gossweiler. Er spitzte die „Monopolgruppentheorie“ auf sich gegenüberstehende Bankgruppen zu, welche die gesamte übrige Industrie beherrschten[25] und im Konkurrenzkampf um die „staatlichen Kommandopositionen“ die Weimarer Republik zerstört und die Hitler-Diktatur errichtet hätten.[26]

Allerdings können sowohl Kuczynski als auch Gossweiler ihre Thesen quellenmäßig kaum belegen. Zudem bleibt die „Gretchenfrage“ ungelöst: Was hatten die führenden deutschen Konzerne bzw. die führenden Großindustriellen und Bankiers für ein konkretes Verhältnis zur NSDAP-Führung? Hierbei hätten mindestens folgende Fragen konkret untersucht werden müssen: Welche Beziehungen hatten sich zwischen den deutschen Großindustriellen und Bankiers zur NSDAP-Führung herausgebildet? Wie wurde die NSDAP-Führung von welchen Konzernen politisch gefördert und mit welchem Effekt?

Im Jahre 1967 erschien in der Bundesrepublik Deutschland die Arbeit des marxistischen Historikers Eberhard Czichon mit dem Titel „Wer verhalf Hitler zur Macht?“. Sie stellt die einzige marxistische Studie dar, die den Versuch unternimmt, diese Fragen konkret zu beantworten und quellenmäßig adäquat zu belegen. Czichon rollte die Frage nach dem Anteil der deutschen Großindustrie und Bankkonzerne an der Lancierung Hitlers auf dem Wege zur Herrschaft, an den Optionen zur Krisenbewältigung und zur Arbeitsbeschaffung auf. Er stützte sich dabei hauptsächlich auf die Akten der Nürnberger Prozesse sowie auf die damals im Besitz der DDR befindlichen Akten der Deutschen Bank und der IG Farben.[27] Czichon kam zu dem Ergebnis, dass eine Mehrheitsgruppe deutscher Industrieller, Bankiers und Großagrarier Hitlers Kanzlerschaft gewollt und organisiert hatte.[28]

Obwohl Czichon ein Historiker aus der ehemaligen DDR war, wurden seine Arbeiten fast ausschließlich in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht und rezipiert. Von der marxistischen Forschung der ehemaligen DDR wurden seine Studien von vielen Historikern eher als eine Art Alleingang betrachtet, den man nicht tolerierte und deren Rezeption man weitestgehend umging. Trotz dessen stellt Czichons Arbeit zur Frage des Verhältnisses der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers zur NSDAP-Führung in der Zeit vor 1933 innerhalb der marxistischen Forschung gewissermaßen „das Maß aller Dinge“ dar – vor allem weil er darauf verzichtete, Theorien zu konstruieren, die er nicht quellenmäßig belegen konnte.

In der marxistisch-leninistischen Geschichtsforschung in der ehemaligen DDR beschäftigte man sich vor allem mit dem „Faschismus an der Macht“[29] – also mit der Zeit nach 1933. Aufgrund des Forschungsschwerpunktes in der Zeit nach 1933 existieren von Seiten der marxistisch-leninistischen Historiographie auch keine Arbeiten, die über den Umfang von Aufsätzen[30] hinausgehen, zu der Frage, welchen Anteil die „deutschen Monopole“ an der Machterlangung des „Faschismus“ in Deutschland hatten bzw. welches Verhältnis sich überhaupt von den führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers zur NSDAP-Führung gestaltete. Darüber hinaus wurde dieses Thema in der marxistisch-leninistischen Forschung nur in größeren Arbeiten zur Geschichte der Weimarer Republik oder zur Geschichte NSDAP als Teilaspekt behandelt.[31] Erst sehr spät, im Jahre 1986, erschien in der DDR eine Arbeit des marxistischen Historikers Wolfgang Ruge, welche die Rolle der führenden deutschen Industriellen und Bankiers beim Aufstieg Hitlers in Form eines ganzen Buches behandelte. Diese Arbeit konnte jedoch dem Stand der marxistisch-leninistischen Forschung keine neuen Impulse mehr geben.[32]

Zeitgleich zu den frühen Forschungen in der ehemaligen DDR veröffentlichte der deutschstämmige US-Amerikaner George Hallgarten eine Studie. Im Zentrum seiner Darstellung steht der s.g. „Kepplerkreis“ – eine zwanglose Vereinigung von einigen deutschen Industriellen, Bankiers und Großgrundbesitzern, welche damals die NSDAP-Führung unterstützt hatte. Hitlers Aufstieg zur Macht stellte nach Hallgarten insgesamt den Sieg der größten Stahl- und Kohleproduzenten und ihrer Verbündeten aus dem Versicherungsgewerbe und der Chemieindustrie (IG Farben) über eine Gruppe von kleineren Konzernen der deutschen Schwerindustrie dar.[33]

Anfang der siebziger Jahre legte der US-amerikanische Historiker Henry Ashby Turner in der Bundesrepublik Deutschland eine Arbeit unter dem Titel „Faschismus und Kapitalismus in Deutschland“ vor.[34] Der Konzern „Gutehoffnungshütte“ (GHH) hatte Turner dazu den Nachlass des Ruhrindustriellen Paul Reusch zur Verfügung gestellt und ihn damit in eine quellenmäßig bis dahin nie dagewesene Situation versetzt. Nach Turners Darstellung waren die NSDAP-Förderer aus der Industrie im Verhältnis zur Mehrheit der deutschen Industriellen nur „Ausnahmen“ gewesen, deren Verhalten man durch Übertreibungen fälschlicherweise zu der Schlussfolgerung zugespitzt habe, dass die damaligen deutschen Großindustriellen Hitler in großer Zahl unterstützt hätten.[35] In vielerlei Hinsicht erinnert diese Argumentation inhaltlich an die Arbeit des Großindustriellen Ernst Poensgen von 1945 und entspricht somit de facto einer veralteten Rechtfertigungsstrategie der deutschen Konzerne. Der unmittelbare, inhaltliche Bezug Turners zu Poensgens Arbeit ist bisher niemandem aufgefallen, aber selbst von deutschen und amerikanischen Historikern wurde zumindest die auffällige Übereinstimmung der Argumentationslinie Turners mit den Nachkriegsschriften von eindeutigen Industrielobbyisten wie Heinrichsbauer oder Lochner registriert und moniert.[36]

Im Zuge des „kalten Krieges“ und der politischen Auseinandersetzung zwischen den sozialistischen und den kapitalistischen Ländern der damaligen Welt war Turners Arbeit nicht weniger politisch motiviert, als die Arbeiten aus der damaligen DDR. Turner begründete seine Arbeit sogar selbst mit politischen Motiven.[37] Seine politische Motivation wurde ihm später auch von Historikern aus der Bundesrepublik Deutschland zum Vorwurf gemacht[38] und muss bei der Bewertung seiner Darlegungen und Thesen berücksichtigt werden. Es kam somit nicht nur in der DDR sondern auch in der Forschung der BRD zu einer „politisch stark aufgeladenen Kontroverse“.[39] Diese politische Spannung, von der die Forschung hier überlagert wurde, kam auch dadurch zum Ausdruck, dass die Historiker aus der DDR vom Zugang zu den neuen Quellen der Turner zur Verfügung stehenden Konzernarchive ausgeschlossen wurden. Die Historiker aus der DDR wurden z.B. durch den Konzern „Gutehoffungshütte“ (GHH) nach mehrfach unbeantworteten Anfragen zwecks Archivbenutzung mit der Begründung abgewiesen, dass sie mit einer „vorgefassten Meinung“ kommen würden und an „objektiven Ergebnissen nur sehr bedingt interessiert“ seien.[40] Damit wurde es der Forschung in der ehemaligen DDR aber auch unmöglich gemacht, die eigenen Thesen adäquat zu überarbeiten und Turners Thesen zu überprüfen.

Turners Thesen unterlagen sowohl in den damaligen kapitalistischen als auch in den sozialistischen Ländern schwerer Kritik. Der marxistische Historiker Kurt Gossweiler bezeichnete Turners Darstellungen als „plumpe Entlastungsversuche“[41] und als „Seiltänzereien“.[42] Die amerikanischen Historiker George Hallgarten und Joachim Radtkau kritisierten, dass sich Turner „fast ausschließlich auf die Richtigstellung einzelner Fakten und Vorkommnisse“ „kapriziert“ habe, Fakten zerrede und „durch Überbetonung einzelner Details von den Grundtatsachen“ abzulenken versuche.[43]

Der bedeutendste Kritiker Turners war jedoch Dirk Stegmann, der sich in den siebziger Jahren des 20. Jh. in mehreren Aufsätzen gegen Turners Thesen und Darstellungen wandte. Stegmann kam bei seinen eigenen Untersuchungen zu dem Schluss, dass sich die Hitlerförderer aus der Industrie nicht auf einen engen Kreis von „Ausnahmen“ reduzieren ließen und dass die Beziehungen zwischen NSDAP-Führung und Großindustrie nicht so unscheinbar und nebensächlich waren, wie Turner sie dargestellt hatte.[44] Ferner arbeitete Stegmann die enge Zusammenarbeit der Großindustrie mit der radikalen politischen Rechten während der Periode der „Harzburger Front“ heraus.[45]

Stegmann erhob auf Grundlage seiner Studie Kritik an Turners Thesen. Turner – so Stegmann – bringe „nichts Neues“, sondern stehe in der Tradition „einer personalistisch eingefärbten Geschichtsschreibung“,[46] die „das Vorhandensein kollektiver Mentalitäten weitgehend ausschließt“ und zu „entsprechend emotional aufgeladenen und undifferenzierten Urteilen“ führe.[47] Stegmann bezichtigte Turner ferner der Legendenbildung,[48] und warf ihm vor, dass er nicht die Frage stelle, „ob es etwa gemeinsame gesellschaftspolitische Überzeugungen resp. Affinitäten zwischen ´Kapitalismus´ in der Weltwirtschaftskrise und faschistischen Bewegungen gab“.[49] Turner erwies sich nicht als kritikfähig. Er wandte sich in einem Aufsatz gegen Stegmanns Kritik, in welchem er nebensächliche Fragen an Stegmanns Theorie zerredete, kleine und unbedeutende Abschreibfehler in abgedruckten Dokumenten korrigierte und sich – unbegründeterweise – sogar zu Andeutungen hinreißen ließ, die Stegmanns Ausführungen als das Produkt einer Quellenmanipulation erscheinen ließen.[50]

Nach Stegmann erschienen in der Bundesrepublik Deutschland auch andere Arbeiten, die inhaltlich stärker zur Argumentation Turners auf Distanz gingen. Dabei ragen vor allem die Arbeiten der Autoren Bernd Weisbrod und Fritz Blaich heraus. Die Arbeit von Bernd Weisbrod mit dem Titel „Schwerindustrie in der Weimarer Republik“ war die erste Spezialuntersuchung, die vor allem bemüht war, Forschungsschwerpunkte Stegmanns zu vertiefen. In seiner Studie gelang es Weisbrod, die politische Struktur der Schwerindustrie herauszuarbeiten. Weisbrod kam letztlich zu dem Schluss, dass Ende der zwanziger Jahre die Absicht der deutschen Schwerindustrie darin bestand, „mit zunehmendem Wahlerfolg der NSDAP einer Verlagerung des politischen Kräftefeldes“ zugunsten der politischen Rechten „Vorschub zu leisten“ und „damit den konkurrierenden bürgerlich-liberalen Sammlungsbestrebungen den Boden“ zu entziehen.[51] Ende der zwanziger Jahre war „für die führenden Vertreter der Schwerindustrie – und zwar nicht nur für die exponierten NSDAP-Anhänger – ein Arrangement mit der NSDAP einem Paktieren mit der SPD grundsätzlich vorzuziehen“. Wer die demokratischen Einrichtungen der Republik beseitigen wollte, konnte nach Weisbrod „auf die Unterstützung der Schwerindustrie rechnen.“[52]

Die Studie von Fritz Blaich erschien Ende der achtziger Jahre. Sie war nur aufsatzgroß und wesentlich konservativer gehalten als die Studien Stegmanns und Weißbrods. Trotzdem stützte sie Weisbrods Abschlussthesen in vielerlei Hinsicht. So gingen nach Blaich Teile der Großindustrie 1930/31 dazu über, im Rahmen ihrer antidemokratischen Interessen die Zusammenarbeit mit der NSDAP zu suchen.[53]

Anfang der achtziger Jahre wurde die Studie des Historikers Reinhard Neebe, mit dem Titel „Großindustrie, Staat und NSDAP“ zur Diskussion gestellt. Neebe vertrat die Ansicht, dass im Jahre 1931 maßgebende Industrielle in offene Opposition zum Kabinett Brüning getreten seien und sich der politischen Rechten angeschlossen hätten.[54] Dabei habe sich eine Gruppe von Industriellen um den Großindustriellen Paul Reusch formiert – die s.g. „Reuschgruppe“ – die zeitweise zu einer Zusammenarbeit mit der NSDAP bereit gewesen sei. Im Herbst 1932 sei diese Gruppe von Kapitalisten jedoch wieder von den Nazis abgerückt.[55] In der Großindustrie hätte sich letztlich nur eine Gruppe um den Großindustriellen Fritz Thyssen – ein s.g. „Thyssenflügel“ – für eine Kanzlerschaft Hitlers eingesetzt.[56]

Neebes Arbeit ist in vielerlei Hinsicht bemüht, die positiven Ansätze Stegmanns und Weisbrods aufzugreifen. Allerdings gelingt es Neebe nicht, die Ansätze Stegmanns und Weißbrods weiterzuentwickeln. Es erfolgt keine dezidierte Untersuchung der Geschichte der Beziehungen zwischen verschiedenen Personen oder Gruppen der Großindustrie zur NSDAP-Führung. Zudem erfolgt immer noch keine Untersuchung etwaiger politischer Ziele und Interessen der Großindustrie, die über den Rahmen der Weimarer Periode hinausgehen würde. Zudem vermittelt Neebe den Eindruck, als hätten die von ihm beschriebenen deutschen Großindustriellen eher auf die jeweils aktuelle Tagespolitik reagiert, als wären sie also von den politischen Geschehnissen getrieben worden, anstatt selbst auch bestimmender Faktor zu sein. Seiner „Zweigruppenthese“ hätte eine tiefergehende Beschreibung nicht geschadet. Die konkreten personellen Zusammensetzungen der „Reusch-Gruppe“ und des „Thyssenflügels“ bleiben weitestgehend im Dunkeln.

Mitte der achtziger Jahre hatte Henry Ashby Turner sein neues Buch vorgelegt. Es trug den Titel: „Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers“.[57] Hauptsächlich konzentrierte sich Turner auf drei Untersuchungsaspekte: Inwiefern haben die deutschen Großunternehmer die Weimarer Republik unterminiert, die NSDAP finanziert und welchen Anteil haben sie am Aufstieg Hitlers genommen? In dieser wie in späteren Arbeiten blieb Turner bei seinen altbekannten Schlussfolgerungen, dass „die Unternehmer“ letztlich im Zusammenhang mit dem Aufstieg Hitlers „kaum oder überhaupt nicht erwähnt zu werden“ bräuchten.[58] Dieser Zusammenhang beruhe auf „mangelhaften historischen Kenntnissen.“[59]

In der Rezension seiner Arbeit wurde er auch von Reinhard Neebe dahingehend kritisiert, dass Zweifel bestünden, „ob sich alle Bewertungen und Schlussfolgerungen tatsächlich ´zwingend´ aus dem empirischen Befund ergeben“.[60] Neebe kritisierte an Turners Studie auch die eindimensionale und im Grunde oberflächliche Untersuchung der politischen Haltung der Großindustrie. Neebe meinte, dass es nach „dem heutigen Kenntnisstand über Weimar“ auch „methodisch nur schwer plausibel zu machen“ sei, „weshalb die Politik der industriellen Spitzenverbände nicht systematischer analysiert wird.“[61] Zudem sei nach Neebes Auffassung „Turners Versuch einer grundsätzlichen Entkopplung der politischen und der ökonomischen Sphäre“ problematisch. Neebe hatte Turner ferner dahingehend kritisiert, dass seine Darstellung somit eben auch ein „ideologischer Ansatz“ sei.[62] Im Grunde markiert Turners Variante einer Erklärung des Verhältnisses der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers zur NSDAP-Führung vor 1933 im Großen und Ganzen die Quintessenz des gegebenen Forschungsstandes.

Für die Zeit nach 1933 existiert eine große Zahl an Arbeiten aus der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR über die Geschichte einzelner Großunternehmen in der Zeit des „Dritten Reiches“. Obwohl diese Arbeiten in ihrer Gesamtheit durchaus einen Beitrag zur Manifestierung des heutigen Forschungsstandes geleistet haben, so ist ihre Bewertung im Zusammenhang mit dem Forschungsstand im Einzelfall sehr problematisch. Einerseits sind Arbeiten dieser Art vor allem aus der Bundesrepublik problematisch, weil von ihnen keine hundertprozentige Offenheit zu erwarten ist. Der Historiker Peter Süß schrieb dazu, dass die Firmengeschichtsschreibung in der Bundesrepublik Deutschland von Anfang an „eine Domäne unternehmensnaher Historiographie“ war, deren „Wiege“ nicht in der Wissenschaft, sondern „in der Werbeabteilung der Unternehmen“ gestanden habe.[63] Der Historiker Dirk Stegmann hatte in den siebziger Jahren die „undurchschaubaren Selektionsmechanismen deutscher Firmenarchive oder Vorstandsetagen“ kritisiert, „die nur einigen Auserwählten ihre Akten zugänglich machen.“[64] Wie der Autor dieser Arbeit aus eigener Erfahrung versichern kann, hat sich daran bis heute nichts geändert.

Zum anderen sind Arbeiten dieser Art sowohl aus der ehemaligen DDR als auch aus der Bundesrepublik deswegen problematisch, weil die Autoren oftmals dazu neigen, Projektionen vom Verhalten der Manager eines einzelnen Konzerns auf die Haltung der gesamten Großindustrie bzw. aller Banken vorzunehmen, was zu Verzerrungen des Gesamtbildes führen muss.

Zudem ist die Zahl der Arbeiten zum Thema „Wirtschaft im Dritten Reich“ schon in den achtziger Jahren derart umfangreich gewesen, dass allein die vollständige Bibliographie zwei Bände umfasst.[65] Es versteht sich, dass hier zur Darstellung des Forschungsstandes in der Einleitung aufgrund des geringen Raumes also nur diejenigen Arbeiten hervorgehoben werden können, die maßgeblich zur Manifestierung des heutigen Forschungsstandes beigetragen haben. Dass die Beurteilung der Relevanz von Arbeiten in Bezug auf den Forschungsstand in letzter Instanz auch durch die individuelle Auffassung des Autors gewichtet wird, ist unvermeidbar.

In der ehemaligen DDR lag der Schwerpunkt bei der Erforschung des Verhältnisses der führenden deutschen Konzerne zur NSDAP-Führung in der Zeit nach 1933. Hier wurde u.a. eine große Zahl von Quelleneditionen hervorgebracht, die hauptsächlich in zwei geschichtswissenschaftlichen Zeitschriften erschienen waren – dem „Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte“ und der „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“ (ZfG). Die bedeutendste Quellenedition zu diesem Thema wurde von den Historikern Dietrich Eichholtz und Wolfgang Schumann unter dem Titel „Anatomie des Krieges“ publiziert. Diese Quellenedition wurde auch von der kritischen Historiographie in der Bundesrepublik rezipiert.[66]

Die gesamte Forschung der ehemaligen DDR-Geschichtswissenschaft zur Frage des Verhältnisses der führenden deutschen Konzerne zur NSDAP-Führung für die Zeit nach 1933 läuft in der dreibändigen Arbeit des Historikers Dietrich Eichholtz zusammen, unter dem Titel „Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft“.[67] In der Arbeit von Dietrich Eichholtz wird die Auffassung vertreten, dass die führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers sich durchaus mit einer ganzen Reihe von Zielen der NSDAP-Führung identifizieren konnten – so u.a. wenn es um die Unterwerfung und Ausbeutung anderer Länder ging. Nach dieser Darstellung haben die meisten Konzerne die NSDAP-Führung aktiv – d.h. aus eigenem Antrieb – bei der Kriegsvorbereitung, z.B. im Zusammenhang mit der Aufrüstung, der Entwicklung neuer Waffensysteme usw., unterstützt.

Nach Eichholtz entstanden im Zuge der Projektierung des Vierjahresplans zwei Gruppen innerhalb der deutschen Großindustrie. Als erstes gelang es dem Chemie-Konzern IG Farben durch den Vierjahresplan in eine Position zu gelangen, die dem Konzern nicht nur besonders hohe Gewinne sondern auch eine gewisse Kontrolle über die Gestaltung der Aufrüstung sicherte. Mit der IG Farben im Zentrum entstand im Weiteren eine Gruppe von weiteren Konzernen und Banken, die besonders eng mit der NSDAP-Führung zusammenarbeitete. Dieser Gruppe stand eine andere  Gruppe gegenüber, die sich vor allem um die beiden Großindustriellen Fritz Thyssen und Ernst Poensgen sammelte und mit der Wirtschaftspolitik und ihren Zielen weitgehend unzufrieden war.[68]

In den USA wurde dem entgegengesetzt durch Arthur Schweitzer bereits Anfang der sechziger Jahre eine deutlich konservativere Position erarbeitet. Nach Schweitzer wären Militär und Industrie in Deutschland ab 1936 von der NSDAP-Führung im Grunde völlig entmachtet worden.[69] In der Bundesrepublik wurde Mitte der sechziger Jahre mit der Arbeit von Dieter Petzina unter dem Titel „Autarkiepolitik im Dritten Reich“ eine Studie mit einer differenzierteren Theoriebildung erarbeitet. Petzinas Auffassung nach entstand im Rahmen des Vierjahresplanes vor allem bei der chemischen Industrie die Forderung nach einer „allein verantwortlichen Stelle für die Planstellung und Plandurchführung, die unabhängig von den Wehrmachtsstäben und der Wirtschaftsbürokratie arbeiten“ konnte. Die NSDAP-Führung gab dieser Forderung weitgehend nach und damit „vergrößerte sich die Chance privater Wirtschaftsgruppen, die staatliche Wirtschaftspolitik gemäß eigenen Interessen mitzugestalten.“ Dabei rückte sich vor allem die IG Farben in den Vordergrund, wobei ihr Aufstieg allerdings keine „Positionsstärkung der gesamten deutschen Industrie“ darstellte.[70] Als besonders charakteristisch für die NS-Wirtschaftspolitik hebt Petzina die „prinzipielle Respektierung des privaten Eigentums“ und die „hohe Einschätzung des Unternehmers durch die nationalsozialistische Führung“ hervor. Die politischen Interessen der nationalsozialistischen Führung fielen vor allem in Punkto Militarisierung und Kriegsvorbereitung mit den Interessen „des stärksten und einflussreichsten Teils der deutschen Wirtschaft“ zusammen, nicht zuletzt wegen des „Aufbaus einer profitablen Industrie“.[71] Petzinas wesentlich kritischere und besser recherchierte Studie widerspricht den konservativen Auffassungen des US-Amerikaners Arthur Schweitzer. Bei Petzina beginnt der Aufstieg des Chemiekonzerns IG Farben als zentrale politische Größe der deutschen Rüstungskonzeption in dem Moment, in welchem es nach Schweitzers Darstellung der NSDAP-Führung angeblich gelungen war, die Selbstständigkeit der Industrie vollkommen auszuschalten.

Petzinas Ansatz wurde in der Forschung der Bundesrepublik jedoch nicht weiter verfolgt. Der Historiker Tim Mason erarbeitete stattdessen etwa zeitgleich zu Petzina einen anderen Ansatz, der deutlich näher an der Version Schweitzers lag und der das Verhältnis der führenden deutschen Konzerne zur NSDAP-Führung in der Zeit nach 1933 so erklärte, dass sie mit dem Regierungsantritt Hitlers im Jahre 1933 zugunsten des „Nationalsozialismus“ „abgedankt“ wären.[72] Die gesamte Innen- und Außenpolitik der NSDAP-Führung sei von jedem Einfluss der Großindustrie unabhängig gewesen, wobei sich eine Art „Verselbstständigung des nationalsozialistischen Staatsapparates“ unter dem „Primat der Politik“ herausgebildet hätte.[73] Mit Ansätzen wie der Masons, Schweitzers und – wie schon erwähnt – für die Zeit vor 1933 dem Ansatz Turners, die alle etwa zeitgleich in Erscheinung treten, beginnt sich zunehmend eine konservative Auffassung in der westlichen Geschichtsschreibung durchzusetzen, die sich letztlich der Argumentation Poensgens annähert.

In diesem Bereich erreicht die vollkommen konservativ geprägte Geschichtsschreibung ihren Höhepunkt am Ende der achtziger Jahre des 20. Jh. mit der Arbeit von Gerhard Mollin unter dem Titel „Montankonzerne und ´Drittes Reich´“.[74] Mollins Untersuchung beschäftigt sich allerdings nur mit der deutschen Schwerindustrie. Dabei konzentriert er sich praktisch auf zwei Hauptaspekte: Erstens wird der Auseinandersetzung zwischen den Ruhr-Konzernen und den staatlichen „Hermann-Göring-Werken“ (HGW) im Rahmen des Vierjahresplans große Bedeutung beigemessen. Mollin konzentriert sich dabei vor allem darauf, diese Konflikte als Reibungen zwischen den Konzernen und der NSDAP-Führung schlechthin darzustellen, um einen systemimmanenten Gegensatz zu diagnostizieren. Seine Bemühungen gipfeln in der Schlussthese, dass der Kapitalismus in Deutschland durch eine „Befehlswirtschaft“ im „Dritten Reich“ einer „Politisierung“ unterworfen worden wäre, die ihn „an die Grenze seiner Negation“ geführt habe.[75]

Zweitens konzentriert sich Mollin darauf, den Nachweis zu erbringen, dass die führenden deutschen Konzerne der Schwerindustrie im Gegensatz zu ihrer Haltung während des Ersten Weltkriegs im Zweiten Weltkrieg kein Interesse an der Unterwerfung und Ausbeutung anderer Länder gehabt hätten. Mollin vertritt dazu in seiner Schlussthese die Auffassung, dass sich die Interessen der deutschen „Monopolindustrie“ „durch die internationale Marktorganisation der Zwischenkriegszeit“ im Vergleich zu 1914 bis 1918 „fundamental gewandelt“ hätten.[76] Damit entkoppelt er den Gesamtkomplex Erster und Zweiter Weltkrieg auf ökonomischer Ebene und macht die besagte historische Erscheinung ausschließlich zu einem politischen Produkt, bei dem die deutschen Konzerne nur von den Ereignissen getrieben werden, sie aber praktisch keinen bestimmenden Faktor mehr darstellen. Im Zusammenhang damit werden letztlich nahezu alle gesellschaftlichen Querverbindungen zwischen Wirtschaft und Politik in einem systemimmanenten Gegensatz zwischen „Monopolindustrie“ und NSDAP-Führung aufgelöst.

Aufbauend auf Arbeiten wie der Turners, Schweitzers, Masons oder Mollins setzte bei einigen Historikern in der Geschichtsschreibung über das „Dritte Reich“ sogar eine Art Negation des Kapitalismus als einer geschichtlichen Komponente ein. Während Petzina in der Frühzeit der Forschung z.B. noch bemüht war, aufzuzeigen, dass die IG Farben und die mit ihr verbundenen Wirtschaftsgruppen großen Anteil an der Projektierung und Durchführung des Vierjahresplanes und damit an der Organisierung der Kriegsvorbereitung hatten, verzichtete man in der späteren Forschung in der Bundesrepublik darauf, derartige Erkenntnisse weiterhin zu berücksichtigen. Ludolf Herbst unterschlägt z.B. 1982 in seinem Buch „Der totale Krieg und die Ordnung der Wirtschaft“ bei der Entwicklung der Vierjahresplan-Konzeption die IG Farben ganz. Alle Überlegungen und Entscheidungen, die ganze Konzeptfindung und die Organisation gehen in seiner Darstellung ausschließlich von Hitler aus, hinter dem die Großindustrie de facto verschwindet und der zum universellen Handlungsträger wird. Während die IG Farben auf den neun Seiten, die dieses Thema in seinem Buch abhandeln, vollkommen unterschlagen wird, kommt der Name Hitlers stattdessen 29mal vor.[77] Berücksichtigt man alle reflexiven und pronominalen Bezüge (er, sein, ihm usw.) gibt es quasi fast keinen Satz ohne Hitler. Man könnte sagen, an die Stelle einer sorgfältigen wirtschaftspolitischen Geschichtsschreibung tritt ein stilisierter „Hitlerismus“ mit einem geradezu übermenschlichen, gottgleichen aber unhistorischen Diktator im Zentrum. Dieser literarisch konstruierte und stilisierte „Hitlerismus“ ist für eine gewisse Strömung der konservativen Forschung durchaus nicht untypisch und neigt dazu, alle Fragen nach den tieferen Zusammenhängen und Prozessen des „Dritten Reiches“ monoton mit derselben Antwort zu begründen: Hitler![78] Der Historiker Peter Süß schrieb dazu, dass es in der Bundesrepublik eben „politisch nicht Opportun war, sich mit den Verbrechen der NS-Zeit unter anderen Prämissen zu befassen, als unter dem Signum der Alleinschuld Hitlers und seiner Paladine…“[79]

Es sind seit Mollin bis in die jüngste Zeit natürlich noch andere Arbeiten erschienen – so z.B. von Jonas Scherner,[80] Christof Buchheim,[81] Gerd Höschle[82] oder Ulrich Hensler[83] u.a. – in denen auch die hier untersuchte Problematik bis zu einem unterschiedlich hohen Grade eine Rolle spielt. Derartige Arbeiten sind Beiträge zur Geschichte der deutschen Industrie oder einzelner Wirtschaftszweige in der NS-Zeit und damit Arbeiten zur Wirtschaftsgeschichte im Allgemeinen, auch wenn sie sich in diesem Rahmen im Einzelnen mit verschiedenen Spezialfragen ihres Themenkomplexes befassen. In ihnen geht es primär um wirtschaftsgeschichtliche Fragen aus der Zeit von 1933 bis 1945, wie die Stahlkontingentierung, die Investitions- und Industriepolitik in verschiedensten Schattierungen. Diese Arbeiten haben in ihrer Gesamtheit ohne Frage einen Beitrag zum besseren Verständnis der Wirtschaftsgeschichte jener Zeit geleistet und damit auch Voraussetzungen zur Vertiefung der Erforschung der hier im Zentrum stehenden Frage geschaffen, aber den hier im Vordergrund stehenden Gegenstand haben sie letztlich kaum beleuchtet. Die hier konkret zu untersuchende Frage nach dem unmittelbaren Verhältnis der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers zur NSDAP-Führung wird – wenn überhaupt – nur am Rande behandelt.

Am besten reflektiert den heutigen Stand der Forschung in der hier behandelten Frage die Arbeit von Gustav Luntowski mit dem Titel „Hitler und die Herren von der Ruhr“, die im Jahre 2000 vorgelegt wurde. Was die Zeit vor 1933 betrifft, so stellt die Arbeit im Prinzip nur eine etwas verschlankte Version der Linie Turners dar. Hinsichtlich der Zeit nach 1933 ist sie im Kern die Widergabe der Argumentation Mollins. Luntowskis Darstellung sieht wie folgt aus: Ende 1932 waren die Großindustriellen wegen der NSDAP eher „beunruhigt“.[84] Sie beschlossen zusammen mit den Rechtsparteien gegen die NSDAP zu handeln.[85] Nach Luntowskis Version hatte bis auf ein Häufchen von Ausnahmen, die absolute Mehrheit der Großindustrie mit dem Aufstieg Hitlers de facto nichts zu tun.[86] Das Verhältnis der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers zur Naziführung nach 1933 formuliert Luntowski wie folgt:

 

„Die kritische Einstellung der Industriellen zu den forcierten Autarkieprogrammen, ihre Skepsis angesichts der Hochrüstung lässt sich nicht mehr übersehen – von ihren Vorbehalten gegen den Krieg ganz zu schweigen.“[87]

 

Es sei an dieser Stelle nochmals auf die am Anfang der Forschung stehende Darstellung dieser Fragen durch den Großindustriellen Ernst Poensgen verwiesen, die er im Februar 1945 verfasst hatte: Für die Zeit vor 1933 hatte Poensgen in seiner Darstellung über das Verhältnis der deutschen Großindustriellen zur NSDAP-Führung ausgesagt, dass sie nicht zu Hitler gestanden und auch nur wenige Ausnahmen aus der Großindustrie zu Hitler engere Kontakte unterhalten hätten.[88] Über das Verhältnis der führenden deutschen Großindustriellen zur NSDAP-Führung nach 1933 schrieb Poensgen, dass die deutschen Großindustriellen in Wahrheit den Krieg abgelehnt und „mit aller Kraft der Überzeugung von ihm abgeraten“ hätten, wenn sie „gefragt worden“ wären.[89]

Es ist nicht zu übersehen, dass die Aussagen Luntowskis, die im Kern denen Turners und Mollnis entsprechen, mit der Selbstverteidigung eines deutschen Großindustriellen am Ende der NS-Zeit im Grunde völlig übereinstimmen. Damit hat sich die Forschung innerhalb von 65 Jahren einmal vollständig im Kreis bewegt, und unbestreitbar sowohl die Selbstrechtfertigung Poensgens, als auch die ihr entsprechenden Nachkriegsschriften von Industrielobbyisten wie Heinrichsbauer und nicht zuletzt die ebenfalls komplett mit Poensgens Argumentation übereinstimmende Verteidigungslinie der Industriellen-Anwälte in Nürnberg zum Forschungsstand erhoben.[90]

Wie sehen heute die aktuellen Probleme der Forschung zum hier diskutierten Gegenstand auf theoretischer und faktischer Ebene aus? Es treffen hinsichtlich der theoretischen Ebene im Großen und Ganzen weiterhin die einstigen Kritiken Stegmanns, Neebes, Hallgartens und Radtkaus zu: Die Forschung steht ganz in der Tradition „einer personalistisch eingefärbten Geschichtsschreibung“,[91] die eben auch ein „ideologischer Ansatz“ ist[92] und zum Teil in einen literarisch konstruierten, unhistorischen „Hitlerismus“ übergeht. Dadurch kommt es zu einer „politisch stark aufgeladenen Kontroverse“.[93] Es gibt immer noch keine dezidierte Untersuchung zur politischen Einstellung der damaligen deutschen Großindustriellen. Dadurch wird „die politische Rolle der deutschen Unternehmer in der Weimarer Zeit etwa, ihr Demokratieverständnis, ihr Verhältnis zur Sozial-, Wirtschafts-, und Außenpolitik“ letztlich „kaum analysiert“. Zudem wird „das Vorhandensein kollektiver Mentalitäten weitgehend“ ausgeschlossen.[94] Der „Versuch einer grundsätzlichen Entkopplung der politischen und der ökonomischen Sphäre“ erscheint nach wie vor problematisch.[95] Die Frage, „ob es etwa gemeinsame gesellschaftspolitische Überzeugungen resp. Affinitäten zwischen ´Kapitalismus´ in der Weltwirtschaftskrise und faschistischen Bewegungen gab“, wird oft „gar nicht gestellt“.[96] Die „langfristigen verfassungs- und wirtschaftspolitischen Zielvorstellungen“ der damaligen Akteure bleiben weitgehend „außer acht“.[97] Im Übrigen ist es nach „dem heutigen Kenntnisstand über Weimar“ auch „methodisch nur schwer plausibel zu machen“, „weshalb die Politik der industriellen Spitzenverbände nicht systematischer analysiert wird.“[98] Zudem werden „strukturelle, sozialgeschichtlich relevante Aspekte nicht genügend herausgearbeitet.[99] Es bestehen immer noch Zweifel, „ob sich alle Bewertungen und Schlussfolgerungen tatsächlich ´zwingend´ aus den empirischen Befund[en] ergeben“.[100] Die scheinbare Detailschärfe wird oft zur Herbeiführung einer verschwommenen und verzerrten Sicht auf die Geschichte benutzt[101] und führt letztlich zu Legendenbildung.[102] Die Erforschung des konkreten Verhältnisses der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers zur NSDAP-Führung vor und nach 1933 steht immer noch am Anfang – was am Ende einer „Kreisbewegung“ letztlich ohnehin unvermeidbar ist.

Viele Fragen werden bis heute gar nicht oder nur am Rande berührt. Es wurden z.B. durch die Geschichtsforschung der ehemaligen DDR überzeugende Beweise dafür vorgelegt, dass eine ganze Reihe von führenden deutschen Konzernen in der gesamten Zeit der Weimarer Republik heimlich und unter Verletzung internationaler Verträge an neuen Waffensystemen und Rüstungstechnologien forschte.[103] Diese Projekte ließen sich aber in der Zeit nach 1918 unter den Bedingungen der politisch schwachen Weimarer Republik und schon gar nicht unter dem Versailler Vertrag ökonomisch realisieren. Das zeigt aber, dass es für die besagten Großindustriellen eine Welt nach der Weimarer Republik und nach dem Versailler Vertrag gab und das wiederum deutet darauf hin, dass sie weitgesteckte politische Visionen besaßen. Für Industrie-Konzerne, die größtenteils durch eine lange Phase der Hochrüstung, Kriegsvorbereitung sowie einen Weltkrieg gewachsen und geformt worden waren, musste dieses Geschäft auch eine politische Dimension besitzen. Diese Frage wird jedenfalls von den Werken der neueren historischen Forschung im Zusammenhang mit den politischen Interessen der damaligen Großindustrie nicht berührt.[104]

Dazu kommt, dass gerade Arbeiten wie die Mollins oder Luntowskis, die sich fast ausschließlich mit der Schwerindustrie befassen, stark dazu neigen, das „Istgleichzeichen“ zwischen die Schwerindustrie einerseits und die Großindustrie bzw. die Großunternehmer andererseits zu setzen, indem sie vom Verhalten und den Problemen der Schwerindustrie aus fast ständig Schlussfolgerungen für das Verhalten und die Probleme der gesamten gar nicht untersuchten deutschen Großindustrie ziehen. An diesen Stellen sind Projektionen und Verzerrungen vorprogrammiert.

Hinsichtlich der faktischen Ebene wird es nötig sein, die Detailschärfe zu erhöhen, um viele scheinbar gesicherte Fakten, die im Zuge interessengeleiteter Darstellungen verdreht, im falschen Kontext oder gar nicht aufgegriffen wurden, weil sie nicht in die jeweiligen Theorien passten, richtig zu stellen bzw. überhaupt erst einmal anzuführen.

Die hier folgende Studie stellt sich das Ziel, das Verhältnis der damals führenden deutschen Konzerne zum Nationalsozialismus zu erforschen. Für die Zwecke der Einleitung wurde dieses Ziel mehrfach kürzer gefasst: Das Verhältnis der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers zur NSDAP-Führung. Das hatte drei Gründe: Erstens, weil damit verdeutlicht werden sollte, in wieweit sich diese Arbeit von anderen Arbeiten unterscheidet, die – wenn auch im Rahmen von verschiedenen Spezialthemen – die Geschichte der deutschen Industrie und Bankwelt in der Weimarer Republik oder der „Nazi-Zeit“ im weitesten wirtschaftsgeschichtlichen Sinne untersuchen. Wirtschaftsgeschichtliche Fragen werden zwar auch hier folgend neben anderen Fragen behandelt, im Zentrum steht aber ihre politische Dimension.

Zweitens, weil hier die Auffassung vertreten wird, dass die Erforschung des Verhältnisses der führenden deutschen Konzerne zum Nationalsozialismus nur erfolgreich sein kann, wenn gerade bei den entscheidenden historischen Ereignissen die politische Rollenverteilung und die konkrete politische Interaktion zwischen den deutschen Großindustriellen und Bankiers einerseits sowie den politischen Trägern der Weimarer Republik und des „Nationalsozialismus“ andererseits, soweit wie nach Quellenlage möglich, aufgezeigt wird.

Drittens geht es folgend nicht um das Verhältnis der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers – bzw. der führenden deutschen Konzerne – zum „Nationalsozialismus“ schlechthin, sondern um einen Kreis ausgewählter Fragestellungen, die speziell an den unter zweitens aufgeführten Aspekt angelehnt worden sind:

 

1)  Welche politischen Fernziele bzw. politischen Hauptziele verfolgten die deutschen Großindustriellen und Bankiers in der Periode der Weimarer Republik?

2)  Übten die deutschen Großindustriellen und Bankiers in den letzten Jahren der Weimarer Republik einen entscheidenden Einfluss auf die Politik der Regierung aus und führten sie die Republik in eine Krise?

3)  Welche Beziehungen hatten sich im Laufe der letzten Jahre der Weimarer Republik zwischen den deutschen Großindustriellen und Bankiers einerseits und der NSDAP-Führung andererseits entwickelt?

4)  Welche Rolle spielte in den politischen Konzepten der deutschen Großindustriellen und Bankiers die NSDAP und halfen sie ihr entscheidend auf dem Weg zur Diktatur?

5)  Verschaffte der NS-Staat unter der Hitler-Regierung den Interessen der deutschen Großindustriellen und Bankiers innerhalb der Gesellschaft irgendeinen Vorrang?

6)  Übten die führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers nach 1933 in irgendeiner Form entscheidenden Einfluss auf den Staatsapparat aus und konnten sie den politischen Kurs mitbestimmen?

 

Die folgende Studie versteht sich als Fortsetzung der kritischen Historiographie. Sie will die Ansätze der kritischen Historiographie wieder aufgreifen und weiterentwickeln. Die Methoden der folgenden Untersuchung wurden daher entsprechend den Vorsätzen der angesprochenen Zielstellung ausgewählt. Wie speziell die erste oben angeführte Fragestellung schon signalisiert, leitet eine dezidierte Untersuchung zur politischen Einstellung der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers die folgende Studie ein. Dadurch sollen Voraussetzungen geschaffen werden, um im späteren Teil der Studie die politische Rolle der deutschen Großunternehmer in der Weimarer Zeit, ihr Demokratieverständnis, ihr Verhältnis zur Sozial-, Wirtschafts-, und Außenpolitik sowie ihre langfristigen verfassungs- und wirtschaftspolitischen Zielvorstellungen durch ein tieferes Verständnis ihrer etwaig vorhandenen kollektiven Mentalitäten und tradierten politischen Visionen analysieren zu können. Im Zuge dieser Analysen soll auch die Frage berührt werden, ob es etwa gemeinsame gesellschaftspolitische Überzeugungen bzw. Affinitäten oder sogar Barrieren zwischen „Kapitalismus“ in der Weltwirtschaftskrise und der NS-Bewegungen bzw. der NS-Ideologie gegeben hat. In Zusammenhang mit der Darstellung des politischen Handelns der führenden deutschen Großunternehmer sowie ihrer damit verbundenen etwaigen Interaktionen mit politischen Gruppierungen und Instanzen des Staates soll auch die Politik der industriellen Spitzenverbände, soweit sie als für das Thema relevant erscheint, mit analysiert werden.

Gerade wenn es um die politischen Einstellungen der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers geht, um ihr Demokratieverständnis, ihre Haltung zu speziellen politischen Fragen sowie um ihre politischen Zukunftsvisionen, muss – soweit möglich – auch die Frage erforscht werden, wie sich bei den Großunternehmern der damaligen Zeit in Auseinandersetzung mit der damals gegebenen Situation politische Vorstellungen gebildet haben. Wie entwickelten sich aus den Auseinandersetzungen unter den Großunternehmern um diese verschiedenen Vorstellungen politische Visionen und politische Strömungen in ihren Reihen? Wie versuchten sie aus diesen Auseinandersetzungen heraus und den sich dabei bildenden Gruppen und rivalisierenden Konzepten zu politischem Handeln überzugehen – und mit welchem Erfolg?

Um diese Fragen – soweit möglich – zu untersuchen, wird sogar der „personalistisch eingefärbte“ Ansatz der konservativen Historiographie in das methodische Konzept der folgenden Untersuchung integriert. Ein „ideologischer Ansatz“, wie Neebe schon sagte, ist er nur, als „rein individualistischer Ansatz ohne Bezug zur Ökonomie“.[105] Er zielt vor allem bei Turner auf eine „politische Verwendbarkeit ad hoc“ ab.[106] Der personalistische Ansatz fußt auf einem weitgehend stringenten Positivismus. Turner z.B. erreichte die „Ideologisierung“ seines personalistischen Ansatzes durch die Einschränkung des ihm zugrundeliegenden Positivismus. Durch die Auswahl der Quellen sollte ein historisches Bild erzeugt werden, das auch einem politisch motivierten Darstellungsbedürfnis zu entsprechen hatte. Nicht ohne Grund hat schon Stegmann darauf hingewiesen, dass die Archive, die er und Turner zugleich besucht hatten, wesentlich mehr Material für die Beleuchtung des Verhältnisses von Großindustrie und „Nationalsozialismus“ enthalten haben, „als Turner mitzuteilen für wert hält.“[107]

Der personalistische Ansatz wird hier politisch entschärft durch Wiederherstellung seiner positivistischen Grundlage. Aussagen von historischen Personen, die hier mit im Zentrum der Untersuchung stehen – z.B. politische Äußerungen von Industriellen – wurden daher in der Regel bevorzugt dann zitiert, wenn sie aus einem Kontinuum gleichartiger Äußerungen stammten oder als besonders repräsentativ für eine Gruppe von Personen angesehen werden konnten, weil sich gleichartige Aussagen von allen Beteiligten in ihrem Schriftwechsel beständig wiederholten. Es geht hier also nicht darum, dass der Autor einfach nur aneinanderreiht „wer was gesagt hat“. Das ist eine typische aber unzutreffende Kritik. Historische Informationen wurden hier vor allem dann bevorzugt aus Quellen wie Briefen, Aktennotizen oder Niederschriften von Besprechungen entnommen, wenn sie durch die Aussagen weiterer sich inhaltlich schneidender Quellen bestätigt wurden.

Die vorliegende Studie stellt sich auch das Ziel, eine Darstellung des Themas zu geben, deren Schwerpunkt eindeutig auf den Quellen liegt. Die historischen Ereignisse werden folglich so dargestellt, wie die Quellen sie wiedergeben. Der Studie liegt daher die umfangreichste Quellensammlung zugrunde, die jemals zur Untersuchung dieses Themas zusammengestellt wurde. Für diese Studie wertete der Autor die Akten von insgesamt 12 Industrie-Konzernen, 7 Banken und 6 Industrieverbänden aus. Dazu wurden auch Akten zahlreicher staatlicher Institutionen und Regierungsinstanzen bearbeitet, sowie Akten maßgebender politischer Organisationen der damaligen Zeit. Ein Teil des Materials wird hier erstmalig im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung vorgestellt. Ferner stellte sich selbst bei der Überprüfung von schon lange in Verwendung befindlichen Beständen heraus, dass aus diesen bisher sehr viel Material in den existierenden Untersuchungen gar nicht ausgewertet wurde. Schon allein die Einbeziehung dieses Materials lässt viele scheinbar gesicherte Erkenntnisse in einem anderen Licht erscheinen.

Die zeitliche Eingrenzung des Themas (1926–1941) leitete sich vom Anspruch ab, die Untersuchung vom Anbeginn der Werbung Hitlers um die Unterstützung der rheinisch-westfälischen Großindustrie im Jahre 1926 bis zum Höhepunkt des machtpolitischen Aufstieges des „Nationalsozialismus“ im Jahre 1941 vorzunehmen. Um verschiedene Fragen der Untersuchung jedoch eingehender zu beleuchten, musste diese zeitliche Eingrenzung natürlich in einigen Bereichen überschritten werden.

Die Gruppe der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers, die hier im Zentrum der folgenden Untersuchung steht, wird mit einem klaren Begriff von der übrigen Wirtschaft abgegrenzt, indem sie als die „deutsche Kapitalelite“ bezeichnet werden oder einfach nur als „Kapitalisten“. Wenn mit dem Begriff „Kapitalisten“ auch mittelständische Industrielle oder Bankiers gemeint sein sollten, so wird dies an der jeweiligen Stelle explizit gesagt. Um zur Gruppe der führenden deutschen Großindustriellen und Bankiers bzw. zur „deutschen Kapitalelite“ bzw. zu den besagten „Kapitalisten“ zu gehören, muss die betreffende historische Person nach der hier vertretenen Auffassung im Vorstand eines der in der nachfolgenden Beschreibung aufgeführten Konzerne vertreten gewesen sein oder dort wenigstens die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden bekleidet haben.

Welche damaligen Großunternehmen gehörten zu den führenden deutschen Konzernen? Anfang der dreißiger Jahre existierten in Deutschland nur noch drei Großbanken: Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die Commerzbank. Unter Vorbehalt könnte noch die Berliner Handelsgesellschaft (kurz: BHG) dazugezählt werden.

Die Chemieindustrie des Deutschlands am Beginn der dreißiger Jahre bestand de facto zu 90% aus der IG Farben. Dieser Konzern wurde Mitte der zwanziger Jahre durch eine Fusion begründet, an der u.a. die Chemiefirmen Bayer, Agfa, BASF und Hoechst beteiligt waren. Dieser Industrie-Riese vereinte fast die gesamte Branche unter seiner Führung. Der organisatorische Überbau des IG Farben-Konzerns setzte sich personaltechnisch aus nur 110 Personen zusammen und die eigentliche Führung des Unternehmens ruhte in einem 26-köpfigen Ausschuss unter Führung des Großindustriellen Karl Bosch.[108]

Daneben existierte die deutsche Kaliindustrie. Sie war weltführend neben den amerikanischen Konzernen dieser Branche. Bis 1918 hatten die deutschen Konzerne sogar das „Weltmonopol“ für Kali inne. Schon 1900 lieferten die deutschen Konzerne 94% und 1913 sogar 96% der Weltkaliproduktion. An der deutschen Kaliindustrie war der preußische Staat zu 13% beteiligt.[109] Die deutsche Kaliindustrie hatte für die gesamte Chemieindustrie eine Schlüsselrolle inne – angefangen von der Düngemittel-, Farben-, Textilproduktion bis zur Sprengstoffherstellung war sie wohl der wichtigste Rohstofflieferant.[110] Die größten Konzerne dieser Branche waren die „Wintershall AG“ und die „Salzdetfurth AG“. Die Konzerne der deutschen Kalibranche hatten ein „Syndikat“ – das s.g. „Deutsche Kalisyndikat“ (DKS) – gegründet, mittels dessen sie die ganze Kali-Branche kontrollierten. Im Laufe der Zeit war es allerdings der Wintershall AG und der Salzdetfurth AG gelungen, das DKS zu kontrollieren. Allein die Wintershall AG vereinte in Deutschland 40% der Syndikatsquoten für den Abbau von Kali und Steinsalzen auf sich.[111]

Kaum anders gestalteten sich die Voraussetzungen in der deutschen Elektroindustrie, in welcher sich die Unternehmen der Siemens-Gruppe und die „Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft“ (AEG) die Vorherrschaft über die Branche teilten. Zusammen beherrschten sie mindestens 80% der gesamten Produktion.[112]

In der Branche Kohle-Eisen-Stahl war der bedeutendste Konzern die „Vereinigten Stahlwerke AG“. Dieses Unternehmen umfasste etwa 40% der gesamten deutschen Schwerindustrie.[113] Daneben existierten die „Gelsenkirchener Bergwerks AG“ (GBAG), die Mannesmann-Röhrenwerke[114] (kurz: Mannesmann), die „Gutehoffnungshütte“ (GHH), die „Hoesch-Köln-Neussen AG“ (kurz: Hoesch-Konzern), die „Klöckner-Werke AG“ (kurz: Klöckner) und die „Rheinische Aktiengesellschaft für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation“ (kurz: Rheinbraun). Die bis hierher genannten Konzerne konzentrierten sich vor allem im Ruhrgebiet oder zumindest in dessen unmittelbarer Nähe. Außerhalb dieses für die deutsche Schwerindustrie damals traditionellen Ballungszentrums existierten Anfang der dreißiger Jahre noch die „Mitteldeutsche Stahlwerke AG“ (kurz: Mittelstahl) und die „Röchling´schen Eisen- und Stahlwerke GmbH“. Im Raum Berlin existierte der Konzern des Großindustriellen Ernst von Borsig, der sowohl im Berliner Raum als auch in Schlesien verschiedene Werke u.a. für den Maschinenbau und die Koksherstellung betrieb. Nahezu der gesamte Schwermaschinenbau war den führenden Konzernen der Schwerindustrie angegliedert.

Zudem waren die Unternehmen der deutschen Schwerindustrie in monopolistischen Verbänden organisiert, so z.B. im „Rheinisch-westfälischen Kohlensyndikat“ (RWKS), dass etwa 80% der gesamten Kohleproduktion beherrschte. Die Schwerindustrie war zudem in wirtschaftspolitischen Verbänden organisiert, wie z.B. dem „Verein für die Bergbaulichen Interessen“ (kurz: Bergbauverein) oder dem „Verein Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller“ (VDESI).

Von den deutschen Großhandelsgesellschaften und Reedereien wären vor allem die „Hamburg-Amerika-Paket AG“ (HAPAG) und der „Norddeutsche Lloyd“ zu nennen. Sie konzentrierten einen beträchtlichen Teil der gesamten Schifffahrt und damit des deutschen Außenhandels auf sich. Damit waren diese Gesellschaften gewissermaßen das Tor des deutschen Handels zur Welt, denn die Schifffahrt bewältigte schon zu Beginn des 20. Jh. zwei Drittel bis drei Viertel des gesamten deutschen Außenhandels.[115] Erwähnt werden müsste hier auch die Großwerft „Blohm & Voss“, die zweitgrößte Werft Hamburgs, die später für die Rüstung große Bedeutung erlangte.

Von den deutschen Versicherungsgesellschaften müsste hier zumindest die „Allianz und Stuttgarter Versicherungsaktiengesellschaft“ (kurz: „Allianz“) als die damals größte deutsche Versicherungsgesellschaft genannt werden. Sie verfügte schon ohne die Einbeziehung ihrer Vermögenswerte über Kapitalanlagen in Höhe von fast 700 Millionen Mark.[116] Für damalige Verhältnisse stellte das eine ausgesprochen exponierte Summe dar. Sie hielt zudem die Hälfte ihres Aktienkapitals selbst.[117] Das machte sie in ihren wirschaftspolitischen Entscheidungen weitgehend unabhängig von den Interessen dritter.

 


 

[1]        Wippermann, Wolfgang, Faschismustheorien – Zum Stand der gegenwärtigen Diskussion, 5. Auflage, Darmstadt 1989, S. 58.

[2]        Schild, Herrmann (Hg.), Das Morgenthautagebuch – Dokumente des Antigermanismus, Leoni am Starnberger See 1970, S. 177–178, 217–218.

[3]        Ebenda, S. 144.

[4]        Ebenda, S. 221–224.

[5]        Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen, Bundesgesetzblatt, Teil I/1957, S. 1081ff.

[6]        US-Army (Hg.), Allgemeine Zeitung, 12.10.1945, entnommen aus: Eichholtz, Dietrich u.a. (Hg.), Anatomie des Krieges, Berlin 1969, Dokument Nr. 281.

[7]        Historische Gedenkstätte des Potsdamer Abkommens (Hg.), Das Potsdamer Abkommen – Dokumen­tensammlung, Berlin 1975, S. 197–198.

[8]        Siehe dazu: 1.) Thieleke, Karl Heinz (Hg.), Fall 5, Anklageplädoyer, ausgewählte Dokumente, Urteil des Flick-Prozesses, Berlin 1965, S. 21 ff.; 2.) Radandt, Hans, Fall 6, Ausgewählte Dokumente und Urteil des IG Farben-Prozesses, Berlin 1970, S. 9 ff.

[9]        Schmidt, Eberhard, Die verhinderte Neuordnung 1945–1952 – Zur Auseinandersetzung um die Demo­kratisierung der Wirtschaft in den westlichen Besatzungszonen und in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt/Main 1970, S. 67.

[10]       Ebenda, S. 72, 76, 81, 85.

[11]       Nachlass Ernst Poensgen, WWA, N 7/18, unveröffentlichtes Manuskript: „Hitler und die Ruhrindustriellen“, S. 6.

[12]       Ebenda, S. 7.

[13]       Ebenda, S. 21.

[14]       Ebenda, S. 10.

[15]       Ebenda, S. 11–12.

[16]       Ebenda, S. 10–11.

[17]       Heinrichsbauer, August, Schwerindustrie und Politik, Essen/Kettwig 1948.

[18]       Lochner, Louis P., Die Mächtigen und der Tyrann – Die deutsche Industrie von Hitler bis Adenauer, Darmstadt 1955.

[19]       Wilmowsky, Tilo Freiherr von, Warum wurde Krupp verurteilt, Stuttgart 1950.

[20]       Zangen, Wilhelm, Aus meinem Leben, Düsseldorf 1968.

[21]       Vgl. z.B. mit: Eidesstattliche Erklärung August Heinrichsbauers vom 31. Januar 1948 vor dem NMG, WWA, S1, Rep. 501, D 2.

[22]       Bundesverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (Hg.), Hitler und die Industrie, Anhang zu „Für die Demokratie – Informationen, Kommentare, Presseschau, Jahrgang IV (XII) 1963.

[23]       Kuczynski, Jürgen, Die Geschichte der Lage der Arbeiter in Deutschland, Band II – Erster Teil, Berlin 1953, S. 39–42.

[24]       Kuczynski, Jürgen, Studien zur Geschichte des Deutschen Imperialismus, Band I: Monopole und Unternehmerverbände, Berlin 1948, S. 246–260.

[25]       Gossweiler, Kurt, Großbanken – Industriemonopole – Staat 1914–1932, (West-) Berlin 1975, S. 343–352.

[26]       Ebenda, S. 392–393.

[27]       Czichon, Eberhard, Wer verhalf Hitler zur Macht? – Zum Anteil der deutschen Industrie an der Zerstörung der Weimarer Republik, Köln 1967.

[28]       Ebenda, S. 54.

[29]       Gossweiler, Kurt, Aufsätze zum Faschismus, Berlin 1986, S. 513.

[30]       In Kurt Gossweilers Buch „Aufsätze zum Faschismus“ (Berlin 1986) sind eine ganze Reihe dieser Aufsätze nochmals veröffentlicht worden.

[31]       Siehe z.B.: Ruge, Wolfgang, Weimar – Republik auf Zeit, 1. Auflage, Berlin 1969; Opitz, Reinhard, Faschismus und Neofaschismus, Berlin 1984; Petzold, Joachim, Die Demagogie des Hitlerfaschismus, Frankfurt/Main 1983; Gossweiler, Kurt, Kapital, Reichswehr und NSDAP 1919–1924, Berlin 1982; Pätzold, Kurt u. Weißbecker, Manfred, Hakenkreuz und Totenkopf – Die Partei des Verbrechens, Berlin 1981; Pätzold, Kurt u. Weißbecker, Manfred, Die Geschichte der NSDAP 1920–1945, Köln 1998; Gossweiler, Kurt, Die Rolle des Monopolkapitals bei der Herbeiführung der Röhm-Affäre, phil. Diss., HU Berlin, 1963, Maschinenschriftlich.

[32]       Ruge, Wolfgang, Das Ende von Weimar – Monopolkapital und Hitler, Berlin 1983.

[33]       Hallgarten, George W.F., Hitler, Reichswehr und Industrie – Zur Geschichte der Jahre 1918–1933, Frankfurt/Main 1955, S. 116–117.

[34]       Turner, Henry Ashby, Faschismus und Kapitalismus in Deutschland, Göttingen 1972.

[35]       Turner, Henry Ashby, Faschismus, S. 13–14. Zitat: „Prüft man jedoch, was man über die politische Einstellung der Großunternehmer weiß, wird schnell klar, dass die mit den Nationalsozialisten sympathisierenden auffallen, weil sie Ausnahmen waren.

[36]       Vgl.: 1.) Hallgarten, George W.F., u. Radtkau, Joachim, Deutsche Industrie und Politik von Bismarck bis heute, Frankfurt/Main 1974, S. 10–11; 2.) Neebe, Reinhard, Großindustrie, Staat und NSDAP – Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik, Göttingen 1981, S. 12–14, S. 16.

[37]       (Zitat Turner:) „Entspricht die weitverbreitete Ansicht, dass der Faschismus ein Produkt des modernen Kapitalismus ist, den Tatsachen, dann ist dieses System kaum zu verteidigen.“ – Siehe: Turner, Henry Ashby, Faschismus, S. 7.

[38]       Stegmann, Dirk, Antiquierte Personalisierung oder sozial-ökonomische Faschismusanalyse? – Eine Antwort auf H.A. Turners Kritik an meinen Thesen zum Verhältnis von Nationalsozialismus und Großindustrie vor 1933; in: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.), Archiv für Sozialgeschichte, Band XVII, Bonn – Bad Godesberg 1977, S. 278.

[39]       Neebe, Reinhard, S. 18.

[40]       Gossweiler, Kurt, Kapital, Reichswehr und NSDAP 1919–1924, Berlin 1986, S. 18 + Fn. 5.

[41]       Gossweiler, Kurt, Aufsätze zum Faschismus, Berlin 1986, S. 472.

[42]       Ebenda, S. 492.

[43]       Hallgarten, George W.F., u. Radtkau, Joachim, S. 10–13.

[44]       Stegmann, Dirk, Zum Verhältnis von Großindustrie und Nationalsozialismus 1930–1933, Ein Beitrag zur Geschichte der sog. Machtergreifung; in: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.), Archiv für Sozialgeschichte, Band XIII, Bonn – Bad Godesberg 1973, S. 402–441.

[45]       Ebenda, S. 420–421.

[46]       Ebenda, S. 401.

[47]       Stegmann, Dirk, Antiquierte Personalisierung oder sozial-ökonomische Faschismusanalyse? – Eine Antwort auf H.A. Turners Kritik an meinen Thesen zum Verhältnis von Nationalsozialismus und Großindustrie vor 1933; in: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.), Archiv für Sozialgeschichte, Band XVII, Bonn – Bad Godesberg 1977, S. 280.

[48]       Stegmann, Dirk, Zum Verhältnis, S. 399–401.

[49]       Stegmann, Dirk, Antiquierte Personalisierung, S. 279.

[50]       Siehe z.B. seine Reaktion: Großunternehmertum und Nationalsozialismus 1930–1933, Kritisches und Ergänzendes zu zwei neuen Forschungsbeiträgen; in: Historische Zeitschrift, Band 221, 1975.

[51]       Weisbrod, Bernd, Schwerindustrie in der Weimarer Republik – Interessenpolitik zwischen Stabilisierung und Krise, Wuppertal 1978, S. 498.

[52]       Ebenda, S. 500–501.

[53]       Blaich, Fritz, Staatsverständnis und politische Haltung der deutschen Unternehmer 1918–1930; in: Bracher, Karl Dietrich, u.a. (Hg.), Die Weimarer Republik 1918–1933, Düsseldorf 1987, S. 176–178.

[54]       Neebe, Reinhard, Großindustrie, Staat und NSDAP – Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik, Göttingen 1981, S. 120–152.

[55]       Ebenda, S. 143.

[56]       Ebenda, S. 152.

[57]       Turner, Henry Ashby, Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers, Berlin (West) 1985.

[58]       Ebenda, S. 422.

[59]       Hitlers Rede vor dem Düsseldorfer Industrie-Club am 26. Januar 1932 – Legende und Wirklichkeit, Berlin 2001, S. 5.

[60]       Neebe, Reinhard, Die Verantwortung der Großindustrie für das Dritte Reich – Anmerkungen zu Henry Ashby Turners Buch „Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers“; in: Historische Zeitschrift, Band 244, München 1987, S. 358. – Hinweis: Dieser Aufsatz wird innerhalb dieser Arbeit nur in der Einleitung zitiert. Alle Nachweise in den Fußnoten nach dem Muster „Neebe, Reinhard, S. …“ beziehen sich daher auf sein Buch „Großindustrie, Staat und NSDAP“.

[61]       Ebenda, S. 362.

[62]       Ebenda.

[63]       Süß, Peter, „Ist Hitler nicht ein famoser Kerl?“, Graetz – Eine Familie und ihr Unternehmen vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik, Paderborn 2003, S. 22.

[64]       Stegmann, Dirk, Antiquierte Personalisierung, S. 278 + Fn. 14.

[65]       Volkmann, Hans-Erich, Wirtschaft im Dritten Reich, Bd. I (1933–1939, München 1980), Bd. II (1939–1945, Koblenz 1984); in: Neue Folgen der Bibliographien der Weltkriegsbücherei.

[66]       Stegmann, Dirk, Zum Verhältnis, S. 401 + Fn. 9a.

[67]       Eichholtz, Dietrich, Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945, Band I (Berlin 1969), Band II (Berlin 1985), Band III (Berlin 1996).

[68]       Eichholtz, Dietrich, Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft, Band I, S. 38–55.

[69]       Schweitzer, Arthur, Big Business in the Third Reich, London 1964, S. 537, S. 552 ff.

[70]       Petzina, Dieter, Autarkiepolitik im Dritten Reich – Der nationalsozialistische Vierjahresplan, Stuttgart 1968, S. 118.

[71]       Ebenda, S. 196.

[72]       Mason, Tim, Das Primat der Politik – Politik und Wirtschaft im Nationalsozialismus; in: Das Argument – Berliner Hefte für Probleme der Gesellschaft, Heft 41, Dezember 1966, S. 478.

[73]       Ebenda, S. 474.

[74]       Mollin, Gerhard Th., Montankonzerne und Drittes Reich – Der Gegensatz zwischen Monopolindustrie und Befehlswirtschaft in der deutschen Rüstung und Expansion 1936–1944, Göttingen 1988.

[75]       Ebenda, S. 268–269.

[76]       Ebenda, S. 276–277.

[77]       Herbst, Ludolf, Der totale Krieg und die Ordnung der Wirtschaft – die Kriegswirtschaft im Spannungsfeld von Politik, Ideologie und Propaganda 1939–1945, Stuttgart 1982, S. 64–72.

[78]       Hier nur einige Beispiele: (Zitat/Bracher:) „Er [Hitler] delegierte nach Belieben Macht an die Unterführer, aber diese sind und bleiben ihm bedingungslos unterworfen, er verfügte voll und jederzeit über das Befehlsmandat, dass sie nach unten ausüben...“ (a); (Zitat/Bracher:) „Im Verlaufe des Krieges waren alle Lebensfunktionen des Dritten Reiches so unmittelbar auf einen einzigen `Führer` zugeschnitten worden, dass er [Hitler] nur noch durch widerspruchslos ergebene Gehilfen Kontakt zur Außenwelt besaß.“ (b); (Zitat/Fest:) „Tatsächlich war er [Hitler] in einem wohl beispiellosen Grade alles aus sich und in einem: Lehrer seiner selbst, Organisator einer Partei und Schöpfer einer Ideologie [...] Führer, Staatsmann und, während eines Jahrszehnts, Bewegungszentrum der Welt.“ (c); (Zitat/Kershaw:) „Hitler war Haupturheber eines Krieges, der zu mehr als 50 Millionen Toten führte [...] Hitler war der wichtigste Inspirator eines Völkermordes, wie ihn die Welt niemals kennengelernt hatte...“ (d) – Siehe: zu a) Bracher, Karl Dietrich, Die deutsche Diktatur, Köln 1979, 6. Auflage, S. 372; zu b) Ebenda, S. 503; zu c) Fest, Joachim, Hitler, S. 18; zu d) Kershaw, Ian, Hitler; 1936–1945, München 2002, S. 1081.

[79]       Süß, Peter, S. 20.

[80]       Scherner, Jones, Die Logik der Industriepolitik – Die Investitionen in die Autarkie- und Rüstungsindustrie und ihre staatliche Förderung, Stuttgart 2008.

[81]       Buchheim, Christoph (Hg.), German Industry in the Nazi Period, Stuttgart 2008.

[82]       Höschle, Gerd, Die deutsche Textilindustrie zwischen 1933 und 1939 – Staatsinterventionismus und ökonomische Rationalität, Stuttgart 2004.

[83]       Hensler, Ulrich, Die Stahlkontingentierung im Dritten Reich, Stuttgart 2008.

[84]       Luntowski, Gustav, Hitler und die Herren an der Ruhr – Wirtschaftsmacht und Staatsmacht im Dritten Reich, Frankfurt/Main 2000, S. 72.

[85]       Ebenda, S. 86.

[86]       Ebenda, S. 88 ff.

[87]       Ebenda, S. 233.

[88]       Nachlass Ernst Poensgen, WWA, N 7/18, unveröffentlichtes Manuskript: „Hitler und die Ruhrindustriellen“, S. 6.

[89]       Ebenda, S. 11–12.

[90]       Schon 1974 haben die Historiker George Hallgarten und Joachim Radtkau darauf hingewiesen, dass es besonders die Universitäten in Deutschland schwierig fanden „die Meinung des Internationalen Gerichtshofes sowie der amerikanischen Richter in der später folgenden Reihe von Prozessen“ in Nürnberg „ohne weiteres anzunehmen.“ Diese Haltung sei ihrer Ansicht nach auch in dem Erscheinen von Turners damaligem Buch zum Ausdruck gekommen. – Siehe: Hallgarten, George W.F., u. Radtkau, Joachim, S. 10.

[91]       Stegmann, Dirk, Zum Verhältnis, S. 401.

[92]       Neebe, Reinhard, Die Verantwortung, S. 362.

[93]       Neebe, Reinhard, Großindustrie, Staat, S. 12–14, S. 18.

[94]       Stegmann, Dirk, Antiquierte Personalisierung, S. 280.

[95]       Neebe, Reinhard, Großindustrie.

[96]       Stegmann, Dirk, Antiquierte Personalisierung, S. 279.

[97]       Ebenda, S. 280.

[98]       Neebe, Reinhard, Großindustrie, S. 362.

[99]       Stegmann, Dirk, Zum Verhältnis, S. 400–401.

[100]      Neebe, Reinhard, Die Verantwortung, S. 358.

[101]      Hallgarten, George W.F., u. Radtkau, Joachim, S. 10–13.

[102]      Stegmann, Dirk, Zum Verhältnis, S. 399–401.

[103]      Siehe z.B.: Eichholtz, Dietrich u.a. (Hg.), Anatomie des Krieges, Berlin 1969, Dokumente 1–5, 8, 9; Nuß, Karl, Militär und Wiederaufrüstung in der Weimarer Republik – Zur Rolle und Entwicklung der Reichswehr, Berlin 1977, pass; Groehler, Olaf, Der lautlose Tod, Berlin 1990, pass.

[104]      Lediglich Turner schneidet diese Frage in seinem Buch „Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers“ kurz an, um sie mit ein paar Sätzen zu negieren (S. 214).

[105]      Neebe, Reinhard, Die Verantwortung, S. 362.

[106]      Stegmann, Dirk, Antiquierte Personalisierung, S. 278.

[107]      Ebenda, S. 278 + Fn. 14.

[108]      Wickel, Helmut, IG-Deutschland – Ein Staat im Staate, Berlin 1932, S. 128.

[109]      Siehe zu all den in diesem Abschnitt gemachten Angaben über die deutsche Kaliindustrie: Born, Karl Erich, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Deutschen Kaiserreichs (1867/71–1914), Stuttgart 1985, S. 40.

[110]      Siehe dazu: Stoepel, Karl Theodor, Die deutsche Kaliindustrie und das Kalisyndikat – Eine volks- und staatswirtschaftliche Studie, Halle 1904, S. 96–118.

[111]      Hagemann, Wilhelm, Das Verhältnis der Großbanken zur Industrie, Berlin 1931, S. 96.

[112]      Nuß, Karl, Militär und Wiederaufrüstung in der Weimarer Republik – Zur Rolle und Entwicklung der Reichswehr, Berlin 1977, S. 205. – Hinweis: In der Literatur gibt es zu diesem Punkt verschiedene Angaben. Nach der Bearbeitung von Akten der Konzerngruppen AEG und Siemens (a), die zum Zeitpunkt der hier vorgenommenen Forschung im Landesarchiv Berlin lagerten, wird die bei Karl Nuß genannte Zahl als realistisch angesehen. – Siehe zu a) Akten der Siemens-Plania AG, A Rep. 230-02 A 5–A 137; Akten der Osram GmbH, A Rep. 231 O.49–O.869; Akten der AEG-Apparatefabriken Treptow, A Rep. 227-02, Nr. 40–117; Akten der AEG-Kabelwerke Oderspree (KWO), A Rep. 227-05, Nr. 2–73.

[113]      Im Jahre 1928/29 exakt: 27,2% der Steinkohleförderung (a), 39,7% der Rohstahlerzeugung (b) – Siehe: Zu a) Erstellt nach dem statistischen Material aus den Akten der Deutschen Bank, Bundesarchiv Berlin, R 8119 F, Mikrofiche P 1564; zu b) vgl.: Ebenda; Geschäftsbericht der Vereinigten Stahlwerke AG für 1928/29, S. 18, Bergbauarchiv Bochum, Akten der GBAG, 55, Nr. 482.

[114]      Das Unternehmen selbst bevorzugt die Schreibweise: „Mannesmannröhren-Werke“. Hier wird jedoch mit der Schreibweise „Mannesmann-Röhrenwerke“ verfahren.

[115]      Jerussalimski, A.S., Die Außenpolitik und die Diplomatie des deutschen Imperialismus am Ende des 19.Jh., Berlin 1954, S. 59.

[116]      Die exakte Summe für die Kapitalanlagen ohne die Vermögenswerte lautete nach den Angaben ihres Geschäftsberichtes für 1933 673.393.423 Mark. – Siehe: Geschäftsbericht der Allianz Versicherung für 1933, S. 6.

[117]      Die Allianz verfügte über ein Aktienkapital von 20 Millionen Mark in Vorzugsaktien und ebensoviel in Stammaktien. Die Hälfte dieses Kapitals hielt sie nach den Angaben ihres Geschäftsberichtes für 1933 selbst. – Siehe: Ebenda, S. 8 u. 15.