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Konstantin Keulen /Kornelius Keulen

 

Wo steckt die Zeit?
Aspekte der Zeit in der Ereignisphilosophie von Deleuze, Heidegger,
James und Whitehead

 

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2014, [= Hochschulschriften, Bd. 35], 138 S., ISBN 978-3-86464-069-8, 19,80 EUR

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Inhalt


1. Einleitung 7

2. Zielführende Fragestellungen/Arbeitshypothesen 14

3. Aktuelle Zeittheorien 15

4. Was will die Ereignisphilosophie mit der Zeit? 22

5. Die Zeit ist ein Ereignis 24

5.1. Leibniz – der erste große Theoretiker des Ereignisses 24

5.2. Das Erfahrungskontinuum bei James durchströmt die Wirklichkeit 27

5.2.1. Tatsachenreihen von Erfahrungen 28

5.2.2. Das Erfahrungskontinuum – Bewusstsein und ,reine Erfahrung‘ 30

5.2.3. Die Objekt-Subjekt-Beziehung 32

5.2.4. Die Zeiterfahrung 35

5.3. Die ,wirklichen Einzelwesen‘ bei Whitehead situieren die Zeit 37

5.3.1. Das ,wirkliche Einzelwesen‘ im nexus 39

5.3.2. Der Ereignisbegriff bei Whitehead 43

5.3.3. Gleichzeitigkeit und Pluralismus 46

5.3.4. Die Extension der ,wirklichen Einzelwesen‘ ist die Zeit 48

5.3.5. Die Objekt-Subjekt-Beziehung 52

5.4. Wie sieht Heidegger die Zeit? 55

5.4.1. Zeit als Horizont des Seins 56

5.4.2. Der Ereignisbegriff bei Heidegger 63

5.5. Der Ereignisbegriff bei Deleuze 65

5.5.1. Das Bild des Denkens 66

5.5.2. Das Ereignis ist die Zeit 68

5.5.3. Philosophisches Stilelement Sprache 70

 

6. Die temporale Struktur des Werdens 74

6.1. Gegenwart ist unerreichbar 74

6.1.1. Zeit als Implikat 74

6.1.2. Henri Bergsons Dauer 77

6.1.3. Deleuze: Die Zeit als Doppelfigur: Chronos und Äon zugleich 81

6.1.4. Gleichzeitigkeit – ein Faltenwurf 82

6.2. Gegenwart wird ,maßlos‘ 87

6.2.1. Das Fließen der Zeit 87

6.2.2. Karte-machen: Rhizomatik 89

6.2.3. Erfahrungskontinuum 93


7. Die leere Zeit – Konsequenzen aus den Ereignisphilosophien und Ansatz eines eigenen Ereignisbegriffes 95

7.1. Die Zeiterzeugung in der Möglichkeit 96

7.1.1. Die Textur des Augenblicks bei Deleuze 96

7.1.2. Das Zugleichsein 99

7.1.3. Der Wirbel der Zeit 101

7.1.4. Die Subjektivität der Zeit 103

7.1.5. Die Instanzen der Wiederholung 104

7.2. Zeit im Ereignen 106

7.2.1. Ereignen und Denken 107

7.2.2. Ereigniszeit 110

7.2.3. Die randlose Leerstelle 113

7.2.4 Strukurelle Ereignisordnung 118

7.2.5. Seinsausfertigungsgrund 120


8. Schlussbetrachtungen 123

9. Literaturverzeichnis 129

Zu den Autoren 135

Nachbemerkung 137

 

1. Einleitung

„Der Zug der Zeit ist ein Zug,
der seine Schienen vor sich herrollt,
der Fluß der Zeit ist ein Fluß,
der seine Ufer mitführt.
Der Mitreisende bewegt sich
zwischen festen Wänden,
aber Boden und Wände werden
von den Bewegungen der Reisenden
auf das Lebhafteste mitbewegt.“

Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften

Wir fragen: Was ist zeit? Diese frage impliziert als antwort, dass die zeit als eine unabhängige entität fungiere, die genau beschrieben werden könne. Bereits die verwendung des wortes zeit suggeriert ihre eigenständigkeit und unabhängigkeit. Dass dem nicht so ist, erfahren wir in unserem täglichen leben. Der schriftsteller Jorge Luis Borges (1899–1986) beschreibt das so:

„Welch seltsamer Gedanke, daß von den drei Zonen, in die wir die Zeit unterteilt haben – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft -, die der Gegenwart die schwierigste und unfaßlichste sein soll! Sie ist so unfaßlich wie der Punkt. Denn wenn wir sie uns ohne Ausdehnung vorstellen existiert sie nicht; wir müssen uns vorstellen, daß die scheinbare Gegenwart ein wenig Zukunft und ein wenig Vergangenheit ist. Das heißt: wir empfinden das Verstreichen der Zeit. [...] Die Gegenwart ist keine unmittelbare Gegebenheit unseres Bewußtseins. Wir haben das Gefühl, dass wir uns selbst in der Zeit entgleiten.“ [Borges 1986, 271f].

Wir entgleiten uns in der zeit: das ist die frage nach der realität oder idealität der zeit. Suchen wir eine vorgegebene objektive, wissenschaftlich mathematisierbare struktur oder eine im subjekt lokalisierte erfahrbare zeit? Augustinus von Hippo (354–430) expliziert in seinem XI. Buch der Confessiones (397–401) die alltagserfahrungen der zeit in der menschlichen welterfahrung als das besondere in seiner zeitbetrachtung. Auch er kann keine befriedigende antwort auf die frage: was ist die zeit? geben, wie er im 14. kapitel formuliert: „Wenn niemand mich fragt, was die zeit sei, so weiß ich’s, soll ich’s einem Fragenden erklären, so weiß ich es nicht.“ [Augustinus 2004, 251].
Die zeit hat in unserem leben eine festgeschriebene größe. Es wird von zeit gesprochen, es wird in zeit gedacht. Doch was ist zeit? Ist sie etwas gegebenes, dessen wir uns bedienen oder ist die zeit ein begriff, von menschen gemacht, um das prozesshafte unseres lebens darstellen zu können? ,Ich habe keine zeit‘, ,ich nehme mir zeit‘ - das sind sich selbst beschreibende ausdrücke, die ein ganzes universum menschlichen lebens umfassen, jedoch an sich überhaupt nichts aussagen. Erdenken wir Sein, so erahnen wir ein sichereignen. Wie soll ich ein sichereignen fassen, als ablauf, als dauer, woran gemessen? Ist es überhaupt ablauf, und wenn, in welche richtung? Gibt es nur eine richtung, eine bewegung oder gar ruhe, wie es der pfeil von Zenons von Elea (um 490–um 430 v. Chr.) beschreibt, oder gibt es viele variable richtungen, in denen ein prozess sich ereignen kann, wie es das Rhizom (1976) von Gilles Deleuze (1925–1995) und Felix Guattari (1930–1992) ausweist? Ist dauer eine konstante größe, festgeschrieben, oder kann sich dauer dehnen, unabhängig von unserem denken? Oder ist sie un peu de temps à l‘ état pur? Ist sichereignen mit bewegung verknüpft? Bezüglich der zeit sind sehr unterschiedliche fragestellungen und heterogene zeitkonzepte möglich.
Aristoteles (384–322 v. Chr.) bezeichnet die zeit als die „Zahl der Bewegung hinsichtlich ihres Früher oder Später“ [Aristoteles 1987, 219b] und bezieht sie so auf das bewusstsein durch zählung, zur vorstellung des subjekts. Auch bei Plotin (204–270 n. Chr.) ist die zeit noch die daseinsweise des subjekts. Augustinus sieht die zeit als vorstellung im subjekt. Er fragt nach der realität oder idealität der zeit, d.h. „ob sie eine vorgegebene objektive Struktur der Welt [sei] oder eine subjektiv im Geist lokalisierte, im letzteren Fall eine Struktur der Vorstellung, der Erinnerung und Antizipation“. [Gloy 2006, 7]. Der transzendental-philosophische ansatz von Immanuel Kant (1724–1804), zeit als anschauungsform und anschauungsgegenstand zu fassen, setzt seitdem die subjektivistische herangehensweise fort, so wie es auch bei Edmund Husserls (1859–1938) transzendental-phänomenologischem ansatz des immanenten zeitflusses, Martin Heideggers (1889–1976) Sein und Zeit (1927) und Henri Bergsons (1859–1941) durée zu finden ist.
Neben der erkenntnistheoretischen subjektivierung der zeit besteht in der naturwissenschaft, insbesondere in der physik, kosmologie, chemie, biologie usw. die tendenz zur objektivierung. Nicht das subjekt bestimmt die vorstellung von der zeit, sondern messgeräte objektivieren die ereignisse in der zeit. Messdaten gelten als unumstößliche fakten. Doch spätestens mit der einführung der relativitätstheorie und der quantenmechanik ist eine neuorientierung vorzunehmen. Der beobachter, das subjekt, gewinnt an bedeutung.
Kann es bezüglich der unterschiedlichen fragestellungen überhaupt ein einheitliches zeitkonzept geben? Gibt es eigentlich einen gemeinsamen oberbegriff ,zeit‘? Die vielzahl der zeitvorstellungen aus so heterogenen feldern wie naturwissenschaften und gesellschafts- und kulturwissenschaften lassen die frage nach dem phänomen ,zeit‘ als „Methode des Fragenden [erscheinen], der das Seiende nach seinem Sinn befragt.“ [Gloy 2006, 14].
Wir benutzen das wort ,zeit‘ in der operation der sprache, und das bedeutet, dass wir verschiedene konnotationen vornehmen, wenn wir von zeit sprechen. „Zeit ist Sprache“ [Flasch 2004, 20], so können wir mit Augustinus denken. „Sie bildet den Ausgangspunkt unserer Zeitanalyse“. [ibid.]. Damit soll betont werden, dass es zeit als etwas außerhalb von uns liegendes nicht geben kann. So beschreibt Michael Dummett (1925–2011) in seinem aufsatz Mc. Taggarts Beweis für die Irrealität der Zeit (1960), dass die vorstellung von einer subjektunabhängigen, vollständig beschreibbaren realität selbst eine fiktion sei, denn wir können keinen zugang zur welt haben, weil wir nicht losgelöst von ihr sein können. Wir verständigen uns mittels sprache und erliegen ihrer unzulänglichkeit. Alltägliche vergegenständlichungen erschweren uns den zugang zum wesen der zeit. „Alle Begriffe haben nicht nur Geltung, vor allem aber Genesen und Gebrauchsspuren, in die sich jeder weitere Gebrauch, jedes weitere Aussprechen einschreibt.“ [Deleuze 1985, 6]. Nach Deleuze muss man die wörter und dinge, erfahrungen und begriffe aufsprengen und öffnen, um ihre entstehung, das darin eingekapselte wissen, die eingelagerten affekte und werte, die aktiven oder reaktiven kräfte zu befreien.
Ebenso müssen wir uns vergegenwärtigen, dass die zeitmodi vergangenheit, gegenwart, zukunft vom menschen erfundene begriffe sind, ebenso so ,danach‘ und ,vorher‘, die das auftreten im ,jetzt‘ erklären sollen. Selbst das ,jetzt‘ unterliegt mannigfachen ausgestaltungen. Das ist das problem: „Wir Menschen existieren in Sprache.“ [Maturana 1997, 116]. Wir können über nichts sprechen, was außerhalb der sprache liegt. Menschliches leben vollzieht sich in der sprache. Die begriffe sind gesetzt, und es ist an uns, zu erkennen, dass ihre ausgestaltung durch konnotationen erfolgt, welche die begriffe zu einem ,ding an sich machen‘. Begriffe müssen sich auf etwas beziehen, sie benötigen fixpunkte, auf die sie rekurrieren können. Das ist die gefahr: begriffe verfestigen vorstellungen und darstellungen. Wenn wir das für die zeit akzeptieren, führt Humberto Romesín Maturana (*1928) dazu in seinem beitrag Die Natur der Zeit (1993) aus, können wir zeit als abstraktion, hineingestellt in einen festzulegenden kontext, betrachten. Erfahrungen von prozessabfolgen werden abstrahiert.

„Das gilt ebenso für den begriff der ,Zeit‘ in der Physik. Messbarkeit und Objektivierung: das ist das Newtonsche Zeitmodell. Wir haben es hinter uns gelassen. Das Problem für uns heute ist, die ,Zeit‘ als ein Gebundensein an unsere ereignishafte Wesenhaftigkeit in der Welt zu verstehen. Folglich gibt es so viele Formen von Zeit, wie es Formen gibt, Abstraktionen der Regelmäßigkeiten der Erfahrungen von Prozessen oder Prozessabfolgen vorzunehmen. [...] Was auf lange Sicht ein Problem wird, ist die unbewusste Verwendung des Begriffs der Zeit, als eines Erklärungsprinzips, was der Zeit mit einer Selbstverständlichkeit einen transzendentalen ontologischen Status verleiht.“ [Maturana 1997, 123].

Martin Heidegger sagt dazu: „Ist die Zeit als Uhrenzeit definiert, so ist es hoffnungslos, je zu ihrem ursprünglichen Sinn zu gelangen.“ [Heidegger 1989, 23].
Bleiben wir kurz bei der Uhrenzeit: „[…] in fast allen Zivilisationen der Erde wird die Zeit gemessen und zwar mit Hilfe eines einfachen Instruments, der Uhr, die im Laufe der Jahrtausende und der ihnen nachfolgenden Entwicklung unterschiedliche Gestalten angenommen hat.“ [Gloy 2006, 25]. In der antike war es die sonnen-, sand- oder wasseruhr. Diese wurde im mittelalter durch die räder- und pendeluhren ersetzt. Die turmuhren, die uhren an rathäusern und kathedralen zeigten weithin für alle menschen die uhrenzeit an und verkörperten die staatliche und kirchliche administration der zeit. Das gesellschaftliche leben läuft in ihrem takt. Die Zeitmessung heute erfolgt nach den schwingungen des cäsium-133–atoms, wobei eine sekunde das 9192631770–fache der dauer einer charakteristischen schwingung dieses atoms ist. Die atomuhr kann so exakt messen, dass es rund 40 Millionen Jahre dauern wird, bis diese uhr nur eine einzige sekunde falsch geht. „Die Vertaktung der Zeit im Rhythmus einer Maschine dient uns zur Orientierung im Leben, zum geregelten Umgang mit unseren Mitmenschen und zur termingerechten Erfüllung von Aufgaben und zur Abwicklung von Geschäften.“ [Gloy 2006, 26].
Dem gegenüber steht die innere zeit, die eigenzeit des menschen, in dessen mittelpunkt das Ich steht. Zeit als eigenzeit, als menschliche innenzeit, der gelebten zeit des bewusstseins, im gegensatz zur objektivierten zeit, zur mathematisierbaren außenzeit, wie sie besonders Bergson in kontrast setzt. Zeitbegriffe, zeiterlebnisse, das erleben von zeit ändern sich im kulturgeschichtlichen kontext. Phänomene, die das zeitbewusstsein formen und sich entwickelnde zeitvorstellungen ergeben sich aus den spezifischen zugangs- und auslegungsweisen des subjekts. Der rückbezug auf das subjekt, die subjektfundiertheit sind in die überlegungen bei der suche nach der zeit ebenso mit einzubeziehen wie die äußere vertaktung unseres erlebens. Zeit erleben als erlebniszeit – das ist die herangehensweise in dieser arbeit. In der herausarbeitung der verschiedenen zeitauffassungen ist der bezug zum subjekt zu prüfen. Das fundament liegt im subjektiven zeiterleben, wie die arbeiten von Henri Bergson, Gilles Deleuze , Martin Heidegger, Edmund Husserl, William James (1842–1910) und Alfred North Whitehead (1861–1947) belegen. Die konstruktion der realität durch wissenschaftliche objektivierbarkeit und subjektiver lebenswelt schafft eine entsprechende zeitstruktur, welche welt- und lebenszeit sowohl verbindet als auch trennt. Im menschen treffen objektive kalkulierbarkeit und subjektive erlebnis- und lebenswelt aufeinander, werden miteinander verwoben und erzeugen unser bild von zeit.
„Aristoteles wie Isaak Newton glaubten an eine absolute Zeit. Das heißt, sie glaubten, man könnte das Zeitintervall zwischen zwei Ereignissen eindeutig bestimmen und diese Zeit bliebe stets die gleiche, wer auch immer sie messe – vorausgesetzt, die Uhren gehen richtig.“ [Hawking 1995, 33]. Das änderte sich mit der realitivitätstheorie, physikalisch orientiert durch Albert Einstein (1879–1955), von Henri Poincaré (1854–1912] mehr aus mathematischer sicht betrachtet. Mit dem verzicht auf einen absoluten zeitbegriff „wurde die zeit zu einem persönlicheren Begriff, abhängig von dem Beobachter, der sie mißt.“ (Hawking 1988, 181]. Mit der einführung der quantenmechanik wurde es nötig, wie Stephen Hawking (*1942) sagt, die ,imaginäre‘ zeit einzuführen, die keinen unterschied mehr kennt zwischen vorwärts und rückwärts. „Woher kommt dieser Unterschied zwischen Vergangenheit und Zukunft?“ fragt er. [Hawking 1995, 182]. Gerade die ereignisphilosophie geht diesem problem insbesondere nach, wie wir deutlich bei Deleuze sehen werden.
Wir sind es gewohnt, in unserem jeweiligen kulturellen, technischen und historischen kontext mit dem entsprechenden zeitvokabular unsere alltägliche weise der zeiterzeugung zu beschreiben. Wir erzeugen zeit, indem wir ereignisse temporalisieren, so wie es unserem weltverständnis entspricht. Damit wird zeit zu einer unabhängigen größe außerhalb unserer erkenntnis. Wir setzen zeit als etwas außerhalb von uns liegendes. Richte ich jedoch mein augenmerk auf die ereignisphilosophischen ansätze in Whiteheads prozessmetaphysik Prozess und Realität (1929) oder in Bergsons Durée et Simultanéité (1922), natürlich ebenso in Deleuzes Differenz und Wiederholung (1968), bemerke ich, dass zeit eng verwoben ist mit Sein, und zwar Sein als ereignis- und tatsachenketten (James) gedacht. Heidegger ist in seiner Zeit und Sein (1927) ereignisphilosophisch zu lesen. Diese eingrenzung der suche nach der zeit auf ereignisphilosophische horizonte hilft uns, zeit als immanentes zu verstehen. Der unabdingbare weg ist der, zeit als etwas teilhabendes zu fassen. Die teilhabe teilt das ereignis temporal und ist selbst doch ungeteilt. Das werden wir in den einzelnen philosophischen gedankengebäuden zeigen.
So können wir die konfiguration zeit für die einzelnen philosophien herausarbeiten und doch wird die zeit jeweils eine andere sein. In unserem alltag haben sich homogene zeitmodelle aufgrund ihrer objektivierbarkeit und kalkulierbarkeit bewährt. Sie sind uns nützlich. „Andererseits verstellen gerade Nützlichkeit und Popularität des homogenen Bildes den Blick auf das Wesen der Zeit und führen zur Verdrängung der subjektiv-authentischen Temporalitätserfahrung.“ [Volland 2009,17].
In den von uns ausgewählten philosophien sind temporalität und subjektivität sowohl sich verbindende als auch ausschließende komponenten einer verzeitlichung der zeit. „Zwar wird Zeit überhaupt erst durch eine zeichenhafte Beschreibung erfahrbar, doch haftet den Zeichen das Risiko an, ein temporales Wesen zu deformieren.“ [Volland 2009, 20]. Dieses risiko wird uns immer wieder bei der interpretation und analyse der zeitphilosophien bewusst werden. Der begriff zeit kann nicht eindimensional gefasst werden. Wir benötigen metaphorische beschreibungen und gehen damit bewusst das risiko der unschärfe und des mißverstehens ein. Verschiedene blickwinkel, verschiedene fragestellungen erzeugen verschiedene zeitvorstellungen. Es wird kein einheitliches zeitkonzept geben können und so werden wir immer weiter fragen:

was ist die zeit?

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