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Matthias John Eine Strukturgeschichte der Universität Leipzig bzw. der Karl-Marx-Universität(1945–1957/58)
2015, 280 S., ISBN 978-3-86464-060-5, 39,80 EUR
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Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung Einleitung 1. Die Rektoren, Prorektoren, Dekane, Prodekane und ordentlichen Professoren der Universität Leipzig bzw. der Karl-Marx-Universität Leipzig in den Jahren 1945–1957/58 1.1. Die Rektoren 1.2. Die Prorektoren 1.3. Prorektor für Forschung 1.4. Die Prorektoren für die wissenschaftliche Aspirantur 1.5. Die Theologische Fakultät 1.5.1. Die Dekane der Theologischen Fakultät 1.5.2. Die Prodekane der Theologischen Fakultät 1.5.3. Die ordentlichen Professoren der Theologischen Fakultät 1.6.Die Juristenfakultät 1.6.1. Die Dekane der Juristenfakultät 1.6.2. Die Prodekane der Juristenfakultät 1.6.3. Die ordentlichen Professoren der Juristenfakultät 1.7. Die Medizinische Fakultät 1.7.1. Die Dekane der Medizinischen Fakultät 1.7.2. Die Prodekane der Medizinischen Fakultät 1.7.3. Der stellvertretende Prodekan der Medizinischen Fakultät 1.7.4. Die ordentlichen Professoren der Medizinischen Fakultät 1.8. Die Veterinärmedizinische Fakultät 1.8.1. Die Dekane der Veterinärmedizinischen Fakultät 1.8.2. Die Prodekane der Veterinärmedizinischen Fakultät 1.8.3. Die ordentlichen Professoren der Veterinärmedizinischen Fakultät 1.9. Die Philosophische Gesamtfakultät bzw. die philologischhistorische Abteilung der Fakultät 1.9.1. Die Dekane der Philosophischen Gesamtfakultät 1.9.2. Die Prodekane der Philosophischen Gesamtfakultät 1.9.2.1. Die Dekane der philologisch-historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät 1.9.2.2. Die Prodekane der philologisch-historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät 1.9.2.3. Die ordentlichen Professoren der philologisch-historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät. 1.9.3. Die Philosophische Fakultät 1.9.3.1. Die mathematisch-naturwissenschaftliche (1945–1948/49) bzw. naturwissenschaftlich-landwirtschaftliche Abteilung (1949–1951) der Philosophischen Fakultät 1.9.4.2. Die Dekane der mathematisch- naturwissenschaftlichen bzw. naturwissenschaftlich-landwirtschaftlichen Abteilung der Philosophischen Fakultät 1.9.3.3. Die Prodekane der mathematisch-naturwissenschaftlichen bzw. naturwissenschaftlich-landwirtschaftlichen Abteilung der Philosophischen Fakultät 1.9.3.4. Die ordentlichen Professoren der mathematisch-naturwissenschaftlichen bzw. der naturwissenschaftlichlandwirtschaftlichen Fakultät 1.9.4. Die publizistische Abteilung der Philosophischen Fakultät 1.10. Die Philosophische Fakultät (ab 1951/52) 1.10.1. Die Dekane der Philosophischen Fakultät 1.10.2. Die Prodekane der Philosophischen Fakultät 1.10.3. Die ordentlichen Professoren der Philosophischen Fakultät 1.11. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (1946–1949) 1.11.1. Die Dekane der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät 1.11.2. Die ordentlichen Professoren der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät 1.12. Die Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät (1947–1951) 1.12.1. Die Dekane der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät 1.12.2. Die Prodekane der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät 1.12.3. Die ordentlichen Professoren der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät 1.13. Die Pädagogischen Fakultät (1947–1955) 1.13.1. Die Dekane der Pädagogischen Fakultät 1.13.2. Die Prodekane der Pädagogischen Fakultät 1.13.3. Die ordentlichen Professoren der Pädagogischen Fakultät 1.14. Die Fakultät für Journalistik (ab 1954/55 bzw. 1955) 1.14.1. Die Dekane der Fakultät für Journalistik 1.14.2. Die Prodekane der Fakultät für Journalistik 1.14.3. Die ordentlichen Professoren der Fakultät für Journalistik 1.14.4. Die Dekane der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät 1.14.2. Die ordentlichen Professoren der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät 1.15. Die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät/Landwirtschaftliche Fakultät (ab 1951/52) 1.15.1. Die Dekane der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät/Landwirtschaftlichen Fakultät 1.15.2. Die Prodekane der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät/Landwirtschaftlichen Fakultät 1.15.3. Der Prodekan für das Fernstudium an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät/Landwirtschaftlichen Fakultät 1.15.4. Die ordentlichen Professoren der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen/Landwirtschaftlichen Fakultät 1.16. Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (ab 1951/52) 1.16.1. Die Dekane der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät 1.16.2. Die Prodekane der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät 1.16.3. Der Prodekan für das Fernstudium an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät 1.16.4. Die ordentlichen Professoren der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät 1.17. Die Vorstudienanstalt (1949) bzw. Arbeiter- und Bauern-Fakultät (ab 1949/50) 2. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Universität in den Jahren 1945 bis 1957/58 2.1. Die zentralen Institute der Universität 2.2. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Theologischen Fakultät 2.3. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Juristischen Fakultät 2.4. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Medizinischen Fakultät 2.5. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Veterinärmedizinischen Fakultät 2.6. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der philologisch-historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät bzw. der Philosophischen Fakultät 2.7. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der mathematisch-naturwissenschaftlich bzw. naturwissenschaftlich-landwirtschaftlichen Abteilung der Philosophischen Fakultät 2.8. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät 2.9. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät 2.10. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Pädagogischen Fakultät 2.11. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Journalistischen Fakultät 2.12. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät 2.13. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen bzw. Landwirtschaftlichen Fakultät 2.14. Die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten dEr Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät 3. Die Seminare der Universität in den Jahren 1945 bis 1957/58 3.1. Die Seminare der Pädagogischen Fakultät 3.2. Die Seminare der Juristischen Fakultät 3.3. Die Seminare der philologisch-historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät 3.4. Die Seminare der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät 3.5. Die Seminare der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät 3.6. Die Seminare der Pädagogischen Fakultät 4. Die Kliniken der Universität in den Jahren 1945 bis 1957/58 4.1. Die Kliniken der Medizinischen Fakultät 4.2. Die Kliniken der Veterinärmedizinischen Fakultät Literaturverzeichnis Register
Vorbemerkung Die nachfolgende Studie stellt das Teilergebnis eines Projektes dar, das im Auftrag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft der Universität Leipzig erarbeitet wurde. In seinem Rahmen sollte die Struktur der Alma mater lipsiensis und ihre Entwicklung von 1945 bis zur deutschen Einheit untersucht werden. 1 Auf Grund objektiver, aber auch subjektiver Gründe steht jedoch die Fertigstellung des Projekts noch aus.
Einleitung Strukturgeschichten ostdeutscher Universitäten für den Zeitraum 1949 bis 1989 stellen ein Desiderat der Universitätsgeschichtsschreibung dar. Derartige Studien stellen aber für spätere Generationen die Voraussetzung dar, um diesen Zeitraum mit historischen Abstand objektiv bewerten zu können. Die jüngst erschienene fünfbändige „Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009“ 2, speziell Band 3 und Band 4/1, vermag in dieser Hinsicht die hohen Erwartungen nicht zu erfüllen und bleibt in dieser Hinsicht weit hinter dem im Jahre 2007 im Böhlau Verlag Köln/Weimar/Wien erschienenen zweibändigen Werk „Hochschule im Sozialismus. Studien zur Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena (1945–1990)“ zurück. Im Unterschied zur Leipziger Universitätsgeschichte versuchen hier über achtzig Autoren (!) ein relativ objektives Bild über diese Jahre zu zeichnen.Die nachfolgenden Daten wurden ausschließlich auf Grundlage der Personal- und Vorlesungsverzeichnisse der Universität Leipzig bzw. der Karl-Marx-Universität Leipzig erhoben – einer Quelle, die nur noch in digitaler Form zugänglich ist, wobei die Digitalisierung auf Grundlage der Software Java erfolgte. Eine Auswertung der Verzeichnisse auf dieser Basis war jedoch bedeutend zeitaufwendiger als eine Auswertung der originalen, das heißt der gedruckten Verzeichnisse. Hinzu kam, dass die Gefahr von sich bei der Auswertung einschleichenden Fehlern deshalb zunahm, weil der Bearbeiter seine Aufmerksamkeit nicht unwesentlich der komplizierten und zeitraubenden Handhabung des Digitalisats zuzuwenden hat. Die Quelle selbst ist ebenfalls in sich widersprüchlich und nicht in jedem Fall zuverlässig; so finden sich in ihr keine Nachträge zu Veränderungen, die nach Redaktionsschluss des jeweiligen Verzeichnisses eingetreten sind; des Weiteren beruht sie auf den Meldungen der einzelnen Einrichtungen, die nicht immer zeitnah, vollständig und korrekt waren. Es bedürfte also einer Einbeziehung der ungedruckten Quellen, wobei die im Universitätsarchiv verwahrten Personalakten wohl am ergiebigsten für eine Strukturgeschichte der Universität Leipzig bzw. der Karl-Marx-Universität im Untersuchungszeitraum wären. Auf Grund ihres Umfangs einerseits und der bestehenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen andererseits musste jedoch [vorerst] darauf verzichtet werden, diese Quellen für die vorliegende Übersicht mit auszuwerten. Die Daten zu den ordentlichen Professoren wurden nach folgendem Schema erhoben: (1) Akademische Titel; Berufungsgebiet[e]; Auszeichnungen. (2) Mitgliedschaft in nationalen und internationalen Wissenschaftsorganisationen. (3) Staatliche bzw. akademische Funktionen an der Universität Leipzig bzw. der Karl-Marx-Universität. (4) Staatliche bzw. akademische Funktionen außerhalb der Universität. (5) Die Verweildauer als ordentlicher Professor an der jeweiligen Fakultät der hiesigen Universität. Die Erhebung der Daten über die Institute, Abteilungen und die unteren Struktureinheiten der Universität in den Jahren 1945 bis 1957/58 erweist sich schon allein deshalb als recht schwierig, weil für die Jahre (bzw. die Semester) 1946 bis 1947 bzw. 1948/49 nur wenige bzw. keine entsprechenden Angaben in den Quellen zu finden waren. Hinzu kommt, dass das einzig Beständige in den Universitätsstrukturen – speziell in denen der Geisteswissenschaften – das Unbeständige, also die ständige Veränderung war. Um insbesondere die Strukturveränderungen im Bereich der philosophischen Fakultät noch überschaubar zu gestalten, entschloss sich der Bearbeiter, nur erkennbare qualitative Umstrukturierungen speziell auszuweisen. Dort, wo nur eine formelle, das heißt eine Veränderung in der Bezeichnung vorlag, wurde das lediglich in eckigen Klammern hinter dem ursprünglichen Namen vermerkt. Ebenso wurden die Angaben in den [Professoren-]Teilbiogrammen der jeweiligen Fakultät, sobald ein ordentlicher Professor im Laufe seiner Universitätskarriere mehreren Fakultäten angehörte, immer durch die Daten seines Wirkens an den anderen Fakultäten ergänzt, wobei die entsprechenden Passagen an dem kursiven Satz zu erkennen sind. Somit wird die Handhabung für den Nutzer erleichtert. Die in den Professoren-Teilbiogrammen enthaltenen Daten beruhen zunächst auf den Angaben zum Lehrkörper. Diese wurden dann durch die im Abschnitt „Wissenschaftliche Institute“ enthaltenen Einträge ergänzt, und zwar in fetter Schrift. Die entsprechenden Angaben überschneiden sich nicht bzw. kaum mit denen des durch den Lehrstuhl für neuere und neueste Geschichte an der Universität Leipzig erarbeiteten Professorenkatalogs, vielmehr ergänzen sie diese. Was die Anordnung der Fakultäten anbelangt, so folgte der Verfasser der im Jahre 1945 bestehenden Anordnung. Die in den Folgejahren gegründeten Fakultäten wurden entsprechend der inneren Logik nach dieser Grundstruktur angeordnet. Weshalb das Jahr 1945 eine Zäsur darstellte, braucht wohl an dieser Stelle nicht näher erläutert zu werden. Der Einschnitt 1957/58 wurde deshalb gewählt, weil am Ende des Jahres 1957 die endgültige Durchsetzung des Marxismus-Leninismus propagiert wurde. Kurt Hager, der damalige Chefideologe der SED, verkündete auf einer Sitzung der Universitätsparteileitung am 26. November des Jahres, dass „der Liberalismus absolut beseitigt werden“ müsse, zugleich müsse der Marxismus-Leninismus an allen Fakultäten verstärkt verbreitet werden. 5 Institutionell widerspiegelte sich das an allen Fakultäten mit Ausnahme der Theologischen in der Umwandlung der Abteilung Gesellschaftswissenschaften in das gesellschaftswissenschaftliche Grundstudium mit den zumeist neugebildeten Unterabteilungen dialektischer und historischer Materialismus, politische Ökonomie und wissenschaftlicher Sozialismus.Wodurch zeichnet sich der Zeitraum von 1945 bis 1957/58 in struktureller Hinsicht aus? Es kommt in dieser Zeit zu einer Ausfächerung der Fakultäten, das heisst: Neben den vier bzw. fünf traditionellen Fakultäten (Theologische, Juristische, Philosophische, Medizinische und Veterinärmedizinische) traten neue hinzu, teilweise dauerhaft und teilweise zeitweise. Von dieser Ausfächerung war speziell die Philosophische Fakultät betroffen, aus deren beiden Abteilungen (philologisch-historische und mathematischnaturwissenschaftliche bzw. die naturwissenschaftlich- landwirtschaftliche) dauerhaft – bezogen auf den Untersuchungszeitraum 1945–1957/58 – drei eigenständige Fakultäten hervorgingen: Die Philosophische, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät. Die philologisch-historische Abteilung der Philosophischen Fakultät wiederum fächerte sich in drei dauerhafte (auch hier auf den Untersuchungszweitraum bezogen) und drei zeitweilige Fakultäten auf, und zwar in die Philosophische, die Wirtschaftswissenschaftliche und die Journalistische Fakultät bzw. in die Gellschaftswissenschaftliche, die Finanzwirtschaftliche bzw. Wirtschafts- und Sozialwissenwissenschaftliche sowie in die Pädagogische Fakultät. Die Finanzwirtschaftliche bzw. Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät bestand von 1946 bis 1949 (und nicht bis 1951, wie in der Literatur zu finden ist). 6 Sie ging auch nicht in der Wirtschaftswissenschaftlichen, sondern im wesentlichen in der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät auf.Die Existenz der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät stellte eine weitere Besonderheit der Leipziger Universität dar, und war auf die Eingliederung der bis 1946 selbständigen Handelshochschule zurückzuführen. Die von 1947 bis 1951 existierende Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät ging dann vor allem in der Philosophischen, aber auch in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (Institut für politische Ökonomie) auf. Die Gründung dieser Fakultät, die Funktionäre in einem „Schnellstudium“ von vier Semestern für den Staatsapparat, die Wirtschaft und die Parteien ausbildete, ging auf einen Befehl der SMAD zurück. Die Pädagogik erfuhr im Jahre 1947 eine wesentliche Aufwertung, indem ihr eine eigenständige Fakultät gewidmet wurde. Bereits acht Jahre später, und zwar 1955, wurde sie wieder aufgelöst, weil im Jahre 1953 außerhalb der Universität ein Pädagogisches Institut Leipzig gegründet worden war, welches die Ausbildung der Mittelstufenlehrer für die Klassen 5 bis 8 übernommen hatte, zudem wurde ein Pädagogische Institut an der Philosophischen Fakultät gegründet. Über die Aufwertung der Publizistik und der Zeitungswissenschaft durch ihre Herauslösung aus der Philosophischen Fakultät [das entsprechende Institut war bis 1951 an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät angesiedelt] und die Gründung einer eigenständigen journalistischen Fakultät im Herbstsemester 1954/55 wurde schon des Öfteren geschrieben; auch wurde bereits dargestellt, dass das eine einzigartige Einrichtung an deutschen Universitäten war, wodurch die akademische Journalistenausbildung für das Gebiet der ehemaligen DDR in Leipzig monopolisiert wurde. Aus der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät wiederum ging im Jahre 1951 die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät hervor. Gemäß den Intentionen ihrer Gründungsväter sollten hier grundlegende Fragen erforscht werden, die sich aus dem Aufbau einer eigenständigen Industrie im Osten Deutschlands und aus deren sozialistischen Umgestaltung ergaben. Somit waren vor allem innere Entwicklungsprozesse in der DDR für die Ausfächerung der Fakultäten verantwortlich. Inwieweit das sowjetische Vorbild bei der Neugründung von Fakultäten – hier käme insbesondere die Gesellschaftswissenschaftliche und die Pädagogische Fakultät in Frage – eine Rolle spielten, müsste im Rahmen seriöser Forschungen noch im einzelnen geklärt werden. Es ist verständllich, dass sich die Entwicklung in den Fakultäten in gewisser Weise in der Instituts- und Abteilungsebene spiegelte: Die geringsten Veränderungen auf dieser Ebene gab es bei der Theologischen und der Medizinischen Fakultät. Im ersteren Falle kam überhaupt keine neue Struktureinheit hinzu, allerdings wurden die Seminare in Institute umgewandelt. Was die Medizinische Fakultät anbelangte, wurden im Jahre 1949 das Hirnforschungszentrum sowie im Wintersemester 1954/55 die Abteilung Gesellschaftswissenschaften und das Institut für Sozialhygiene neu gegründet. In der Veterinärmedizinischen Fakultät blieb eine gewisse Grundstruktur in der Instituts- und Abteilungsebene erhalten, auch wenn sie immer mehr in die Breite wuchs. Bestand diese Fakultät im Jahre 1945 aus sechs, so waren es am Ende des Untersuchungszeitraums vierzehn Institute. Im Laufe der Jahre waren folgende Struktureinheiten hinzugekommen: das Institut für Tierzucht und Tierernährungs[lehre], das veterinärpharmakologische Institut, das [veterinär]parasitologische Institut, das Institut für Geburtskunde, das Institut für Huf- und Klauenkunde, das Institut für Veterinärpolizei, das Institut für Lebensmittelhygiene und das veterinärphysiologisch-chemische Institut, sowie die Abteilung Gesellschaftswisssenschaften. Die Struktur der Juristischen Fakultät im Zeitraum 1945 bis 1957/58 wurde insbesondere zwischen den Wintersemestern 1950/51 und 1951/52 ausgeprägt: In dieser Zeit wurden allein fünf Institute neu gegründet, und zwar das Institut für vergleichendes Verfassungsrecht, für Staats- und Rechtstheorie, für Staats- und Verwaltungsrecht, für Straf- und für Zivilrecht. Was die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät betraf, so handelte es sich bis auf das Institut für Publizistik bzw. das Institut für Wirtschaftswissenschaften und Statistik (beide Einrichtungen gehörten zuvor zur philologisch-historischen Abteilung der Philosphischen Fakultät) um eine auf Instituts- und Abteilungsebene völlig neu strukturierte Fakultät. Dieselbe Aussage ließe sich auch für die Gesellschaftswissenschaftliche und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät treffen. In jede der beiden Fakultäten wurde jeweils nur ein bereits bestehendes Institut integriert, und zwar das Institut für Publizistik (vorher an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät) bzw. das Institut für politische Ökonomie (zuvor an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät). Die Kerninstitute der philologisch-historischen und der mathematischnaturwissenschaftlichen bzw. naturwissenschaftlich-landwirtschaftlichen Abteilung der Philosophischen Fakultät waren auch das Gerüst der drei ab dem Wintersemester 1951/52 selbstständigen Fakultäten, das heisst, der Philosophischen, der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät. Hierbei erfuhr jedoch die Agrarwissenschaft eine besondere Aufwertung, indem sie zunächst in den Jahren 1949 bis 1951 an Stelle der Mathematik als Mitnamensgeber der naturwissenschaftlichen Abteilung der Philosophischen Fakultät besonders herausgehoben bzw. gleichgestellt wurde, eine Hervorhebung oder vielmehr Gleichstellung, die dann in der Konstituierung der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen als eine selbständige Fakultät mündete. Auch ihre Entstehung entsprang den ökonomischen Erfordernissen der neu gegründeten DDR, wobei sich die grundlegenden Ungestaltungen in ihrer Landwirtschaft in der sich stets verändernden Struktur dieser Fakultät offenbarten. Den stärksten strukturellen Veränderungen war im Untersuchungszeitraum unter den wissenschaftlichen Einzeldisziplinen die Geschichte unterworfen. Tiefe Einschnitte gab es im Wintersemester 1951/52 in Gefolge der Hochschulreform bzw. 1955/56 in Folge der Gründung des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe. Im ersten Falle wurden das historische und das Instititut für Kultur- und Universalgeschichte zum Institut für allgemeine Geschichte zusammengeschlossen, das sich in vier Abteilungen gliederte, und das Institut für deutsche Geschichte neu gegründet, während im zweiten Falle das Institut für Geschichte der Völker der UdSSR in das Institut für europäische Volksdemokratien mit Abteilungen für die Geschichte Polens, der Tschechoslowakei, Südosteuropas und der UdSSR umgebildet wurde. In der Regel waren die einzelnen Institute und Abteilungen im Untersuchungszeitraum an einer oder höchstens zwei Fakultäten verankert. Es gab nur zwei Ausnahmen, als die da waren: das Franz-Mehring-Institut (zunächst Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, dann zentrales Institut und schließlich Philosophische Fakultät) sowie das Institut für Publizistik und Zeitungswissenschaft: Philologisch-historische Abteilung der Philosophischen Fakultät (1945–1947), Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät (1947–1949), Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät (1949–1950/51), publizistische Abteilung der Philosophischen Fakultät (1951), Philosophische Fakultät (1951/52–1954/55) und ab 1955 eigenständige Fakultät. Somit handelte es sich im Jahre 1951 keineswegs um eine Neugründung, wie im historischen Abriss der Universität von 1984 behauptet wurde. Eine Besonderheit in der Struktur der Universität Leipzig/der Karl-Marx-Universität stellen die zentralen Institute dar, von denen es im Untersuchungszeitraum insgesamt fünf gab: das Franz-Mehring-Institut, das Institut für Gesellschaftswissenschaften, das Institut für Körpererziehung, das Institut für Ausländerstudium und das Dolmetscherinstitut. Allerdings existierten derartige Institute schon vor 1945. Als Institute für die gesamte Universität galten im Wintersemester 1944/45 das Institut für Leibesübungen und die Universitätsbibliothek. Eine Sonderrolle nahm die im Jahre 1949 gegründete Arbeiter- und Bauernfakultät ein, in denen ein ausgewählter Personenkreis in einem verkürzten Bildungsgang die Hochschulreife erwerben konnte. Sie gehörte somit zur Struktur dieser Universität im Untersuchungszeitraum, war aber als einzige Fakultät nicht in Institute oder Abteilungen gegliedert. Wie widerspiegelte sich die strukturelle Entwicklung in der Zusammensetzung der ordentlichen Professorenschaft? Einen personellen Bruch unter der ordentlichen Professorenschaft gab es nur 1945, und das auch nicht in einer Radikalität wie man hätte vermuten können, zumal nicht wenige Professoren (so die Mediziner Max Bürger, Wilhelm Lange und Carl Hauenstein, der Slawist Reinhold Trautmann, der Statistiker Felix Burckhardt und der Pharmazeut Theodor Boehm) nach einer „Bewährungszeit“ an die Universität zurückkehren durften. In der Folgezeit traten zumeist nur dann personelle Veränderungen unter der ordentlichen Professorenschaft ein, wenn der bisherige Lehrstuhlinhaber aus Altersgründen ausschied. Somit vollzogen sich der Austausch der alten durch neue Professoren an der Philosophischen, Theologischen, Juristischen, Medizinischen und Veterinärmedizinischen Fakultät allmählich; allerdings war die Kontinuität unter den Lehrstuhlinhabern an der Theologischen Fakultät grösser als an der philologisch-historischen oder an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung der Philosophischen Fakultät, die durch den im Juni 1945 ausgeübten Druck der amerikanischen Besatzungsbehörden auf zahlreiche ordentliche Professoren, mit in die Westzonen zu gehen, einen besonderen Aderlass hinnehmen musste. 12 Unter ihnen waren Ludwig Weickmann (Geophysik), Burckhardt Helferich (anorganische Chemie) und Karl Herrmann Scheumann (Mineralogie und Petrographie).Die ordentliche Professorenschaft der im Jahre 1946 gegründeten Finanzwirtschaftlichen bzw. Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät rekrutierte sich ausschließlich aus neu berufenen Professoren. Einige von Ihnen (Georg Mayer, Gerhard Menz und Friedrich Behrens) lehrten zugleich an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät; an ihr wiederum unterrichteten auch ordentliche Professoren, die zur gleichen Zeit an der philologisch-historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät (Hans Mayer und Gerhard Harig) in der Lehre tätig waren. Dasselbe Phänomen gab es an der Pädagogischen Fakultät: Unter den bei Fakultätsgründung im Oktober 1946 neu ernannten ordentlichen Professoren gab es nur solche (Alfred Menzel, Horst Grimmer und Max Lambertz), die zugleich an der philologisch-historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät lehrten. Erst die später berufenen Herbert Schaller und Hugo Müller unterrichteten dann an keiner anderen Fakultät. Somit war es eine Besonderheit jener Zeit und wohl zugleich Ausdruck des Mangels an geeigneten Personen oder, wie es im zeitgenössischen Sprachgebrauch hieß, an „Kadern“, dass im geisteswissenschaftlichen Bereich einige Professoren zur gleichen Zeit an zwei Fakultäten tätig waren. Die Kontinuität unter der ordentlichen Professorenschaft in den neu gegründeten bzw. zeitweise existierenden Fakultäten war im Untersuchungszeitraum relativ hoch. Es gab unter ihr keine, wie an der Gesellschaftswissenschaftlichen und Pädagogischen Fakultät, oder nur geringe Veränderungen (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät). Auch in den übrigen, im Jahre 1951 neu gebildeten Fakultäten veränderte sich die Zusammensetzung der ordentlichen Professorenschaft im Untersuchungszeitraum gar nicht (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät), so gut wie nicht (Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät, wo nur Friedrich Bergmann dazukam, bzw. Philosophische Fakultät, wo lediglich Herbert Koch und Hermann Budzislawski hinzutraten) oder geringfügig (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät).
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