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Auf der Suche nach der verlorenen Zukunft, Bd. 2]
trafo verlag Berlin 1996, 206 S., ISBN 3-930412-94-2, EUR 22,80
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Verkündet worden ist der “Abschied vom Proletariat”, das “Ende
der Geschichte” und der “Großen Erzählungen” sowie der
“Tod des Subjekts”. Der Zeitgeist entschlüsselt sich als Variation
auf diese teils halbwahren, teils albernen, in jedem Fall aber großspurigen
Thesen.
In Abgrenzung zu diesem modischen Credo insistiert Hartmut Krauss auf
einer kritischen Anknüpfung an Marx und vorwärtsweisenden Entwicklungssträngen
innerhalb der "epigonalen" marxistischen Theorie.
Ausgehend von einer Rekapitulierung unverzichtbarer Momente der Marxschen
Klassentheorie analysiert er im ersten Teil der Arbeit grundlegende Umbildungsprozesse
innerhalb der "modernen Klasse der Lohnabhängigen" sowie widersprüchliche
Aspekte ihrer "postfordistischen" Vergesellschaftungsbedingungen.
Sowohl im klassischen Marxismus als auch in der nichtmarxistischen
Sozialwissenschaft fehlt ein tragfähiges Konzept zur Erfassung der
Eigenlogik subjektiver Realitätsverarbeitung. Entsprechend wird menschliche
Subjektivität bzw. "Bewußtsein" – mal grobschlächtiger,
mal differenzierter – als "reaktiver Effekt" gesellschaftlicher Prozesse
"bedingungsmechanistisch" abgeleitet.
Ausgehend von einer tätigkeitstheoretischen Reinterpretation des
Marxschen Werkes und gestützt auf elementare Theoreme der “Kulturhistorischen
Schule” (Wygodski, Leontjew u. a.) sowie der “Kritischen Psychologie” (Klaus
Holzkamp, Ute Osterkamp u. a.) erörtert der Verfasser im zweiten Teil
sein Konzept der “subjektiven Wiederspruchsverarbeitung”. Er sieht darin
eine “Vermittlungstheorie” zwischen (gesellschaftlichem) System und (individuellem)
Subjekt, die es ermöglicht, die subjektwissenschaftliche Lücke
im kritisch-sozialwissenschaftlichen Diskurs zu schließen.
Im abschließenden Exkurs wird der aktuelle Widerstreit der subjekttheoretischen
Diskurse in Form einer historischen Skizze zur “prämodernen” und “modernen”
Subjektform beleuchtet. Vor diesem Hintergrund wird die “postmoderne” Dekonstruktion
des Subjekts als einseitiges, unangemessenes und kontraproduktives Vorgehen
kritisiert.
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung: Zur Widerspruchsstruktur des 'postsozialistischen' Kapitalismus
Teil 1: Krise des Fordismus und Neustrukturierung sozialer Ungleichheit
I. Wiederkehr der Proletarität?
II. Zur Konstitution des Marxschen Klassenkonzepts
III. Aktuelle Strukturmerkmale und Entwicklungsbedingungen der 'Klasse
der Lohnabhängigen'
IV. Widersprüchliche Aspekte der 'modernen' Vergesellschaftungsbedingungen
der Lohnabhängigen
Teil 2: Subjektive Widerspruchsverarbeitung und die Möglichkeit 'praktisch-kritischer' Bewußtseinsentwicklung
Einleitung: Die Eigenlogik subjektiver Realitätsverarbeitung –
eine verkannte Dimension
I. Zum Problem der revolutionären Subjektwerdung im Werk von Marx
und Engels
II. Zum Klassenbewußtseinskonzept als Diskursform der revolutionären
Subjektwerdung der Arbeiterklasse
II.1 Lenin
II.2 Lukács
II.3 Gramsci
II.4 Zur objektivistischen Erstarrung der 'Klassenbewußt-seinstheorie'
III. Psychische Tätigkeit und subjektive Widerspruchsverarbeitung
III.1 Elementare Positionen der materialistischen Tätigkeitspsychologie
III.1.1 Tätigkeit und Widerspiegelung als dialektische Einheit
III.1.2 Innere psychische Tätigkeit als Abbild- und Orientierungstätigkeit
III.1.3 Psychische Tätigkeitsregulierung auf spezifisch-menschlichem
Entwicklungsniveau
III.1.4 Zur Dialektik von (gesellschaftlicher) Bedeutung und (persönlichem)
Sinn
III.2 Der antagonistische Entwicklungswiderspruch der Persönlichkeit
III.3 Zur allgemeinpsychologischen Charakteristik subjektiver Widerspruchsverarbeitung
III.4 Grundformen der subjektiven Widerspruchsverarbeitung und ihre
typischen Wesensmerkmale
III.4.1 Die progressive Verarbeitungsform
III.4.2 Die stagnative Verarbeitungsform
III.4.3 Die regressive Verarbeitungsform
Schlußbemerkungen
Exkurs: Das umkämpfte Subjekt der (Post-)Moderne. Zum Widerstreit der Subjektdiskurse in kritisch-materialistischer Perspektive
I. Konturen der 'prämodernen' Subjektform
II. Das Subjekt der bürgerlich-kapitalistisch dominierten 'Moderne'
III. Zur Kritik der 'postmodernen' Dekonstruktion des Subjekts