trafo verlag 2007, Hardcover, 245 S., zahlr. Abb., ISBN (10) 3-89626-678-0, ISBN (13) 978-3-89626-678-1, 24,80 EUR
Zurück zur letzten Seite Zur Startseite des Verlages
![]() |
In diesem Buch wird zum ersten Mal eine weithin unbekannte Beziehungsgeschichte zwischen einer norddeutschen Hansestadt Ost und einer norddeutschen Hansestadt West erzählt, eingebettet in die große Politik zur Zeit des Kalten Krieges. Erstaunlich, was doch möglich war trotz des eisigen Politklimas zwischen beiden Deutschlands während der fünfziger Jahre. Beide beschimpften sich gegenseitig als Kriegstreiber. Der Eiserne Vorhang war noch »eiserner« geworden, nachdem sich 1955 beide Seiten in einander feindlich gegenüberstehenden Militärblöcken organisiert hatten. Und doch gab es Löcher in diesem fiktiven Monstrum – Löcher, durch die von 1956 bis 1961 ein gut funktionierender Theateraustausch zwischen Rostock und Bremen möglich war. Wie konnte das sein, wo doch die eine Seite der anderen vorwarf, es herrsche dort im Theater die dekadente amerikanische Unkultur – und die andere Seite in der Bühnenlandschaft ihres Gegenübers nur sowjetische Talmikultur sah? Es waren zwei Vollblut-Theatermänner, die die Initiative ergriffen und sich die Sache durch ihre jeweiligen politisch Verantwortlichen absegnen ließen. Dem Bremer Intendanten Albert Lippert, keineswegs linker Neigungen verdächtig, und dem Rostocker Intendanten Hanns Anselm Perten, einem überzeugten Kommunisten, gelang es, das zarte Pflänzchen Theateraustausch zwischen zwei unterschiedlichen Gesellschaftssystem über Jahre hinweg trotz mancher Widrigkeiten zu hegen und zu pflegen – zur Begeisterung ihres jeweiligen Publikums. War da nicht aber doch Politik im Spiel? Wollte man sich nicht doch ein bißchen »unterwandern«? Wie gelang die Gratwanderung zwischen Politik und Kunst? Und welche Rolle spielte die Stasi? Nicht bierernst, sondern in eher lockerem Ton beschreibt die Autorin ein kleines, aber feines Stück deutsch-deutscher Kultur- und Zeitgeschichte. Interviews mit damals beteiligten Schauspielern und Schauspielerinnen geben dem Ganzen zusätzliche Würze.
|
Aus dem Inhalt
KAPITEL I
EIN »EREIGNIS« UND SEINE VORGESCHICHTE
Vorbereitung der ersten Runde des
Austauschs Unvorhergesehene Schwierigkeiten
KAPITEL II
GRATWANDERUNG: KULTUR JA – POLITIK NEIN!
Die lokale Ebene. Auftrittsverbot für eine Rostocker Studentengruppe
Kulturelle Ost-West-Beziehungen. Die zentrale Ebene
KAPITEL III DIE ERSTE AUSTAUSCHRUNDE
1956 Das Volkstheater Rostock mit Brechts
»Der gute Mensch von Sezuan« in Bremen
Das Bremer Theater mit Thomas Manns »Fiorenza« in Rostock
KAPITEL IV DER LINKE WESTDEUTSCHE DRAMATIKER GÜNTHER WEISENBORN IN BREMEN UND ROSTOCK
KAPITEL V »DIESE FREUNDSCHAFT MÖGE WÄHREN EIN LEBEN LANG.«
KAPITEL VI WENDE IN DER GESAMTDEUTSCHEN KULTURPOLITIK DER SED
KAPITEL VII IMPRESSIONEN – ERINNERUNGEN
Fremdheit?
Zustand der beiden Städte
Eindrücke, Beobachtungen
Unterbringung Freizeitangebote – Betreuung
Erinnerungen ehemaliger Rostocker Schauspielerinnen und Schauspieler an Bremen
Begegnungen
KAPITEL VIII IRRITATIONEN
Das Deutsche Haus am Markt und seine Inschrift
KAPITEL IX NOCH MEHR THEATER – DIE JAHRE 1958–1960
Auf »hochpolitischem Glatteis«
Zu viel Brecht? – Das Volkstheater mit »Mann ist Mann« in Bremen
Wem gehört Schiller?
»Die Bürger von Calais« – humanistisch oder pazifistisch?
KAPITEL X LÄSST SICH BREMEN POLITISCH INSTRUMENTALISIEREN?
EXKURS DAS VOLKSTHEATER ROSTOCK IN DEN FÜNFZIGER JAHREN – EIN THEATER IM REAL EXISTIERENDEN SOZIALISMUS.
EIN SOZIALISTISCHES THEATER?
KAPITEL XI DAS ENDE EINER BEZIEHUNG
Die Bremerhavener Episode
KAPITEL XII ALBERT LIPPERT UND HANNS ANSELM PERTEN – ZWEI THEATERMÄNNER IM KALTEN KRIEG.
VERSUCH EINER WÜRDIGUNG