Renate Meyer-Braun

Löcher im Eisernen Vorhang. Theateraustausch zwischen Bremen und Rostock während des Kalten Krieges (1956-1961). Ein Stück deutsch-deutscher Nachkriegsgeschichte

trafo verlag 2007, Hardcover, 245 S., zahlr. Abb., ISBN (10) 3-89626-678-0, ISBN (13) 978-3-89626-678-1, 24,80 EUR

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Zu den Rezensionen

In diesem Buch wird zum ersten Mal eine weithin unbekannte Beziehungsgeschichte zwischen einer norddeutschen Hansestadt Ost und einer norddeutschen Hansestadt West erzählt, eingebettet in die große Politik zur Zeit des Kalten Krieges. Erstaunlich, was doch möglich war trotz des eisigen Politklimas zwischen beiden Deutschlands während der fünfziger Jahre. Beide beschimpften sich gegenseitig als Kriegstreiber. Der Eiserne Vorhang war noch »eiserner« geworden, nachdem sich 1955 beide Seiten in einander feindlich gegenüberstehenden Militärblöcken organisiert hatten. Und doch gab es Löcher in diesem fiktiven Monstrum – Löcher, durch die von 1956 bis 1961 ein gut funktionierender Theateraustausch zwischen Rostock und Bremen möglich war. Wie konnte das sein, wo doch die eine Seite der anderen vorwarf, es herrsche dort im Theater die dekadente amerikanische Unkultur – und die andere Seite in der Bühnenlandschaft ihres Gegenübers nur sowjetische Talmikultur sah? Es waren zwei Vollblut-Theatermänner, die die Initiative ergriffen und sich die Sache durch ihre jeweiligen politisch Verantwortlichen absegnen ließen. Dem Bremer Intendanten Albert Lippert, keineswegs linker Neigungen verdächtig, und dem Rostocker Intendanten Hanns Anselm Perten, einem überzeugten Kommunisten, gelang es, das zarte Pflänzchen Theateraustausch zwischen zwei unterschiedlichen Gesellschaftssystem über Jahre hinweg trotz mancher Widrigkeiten zu hegen und zu pflegen – zur Begeisterung ihres jeweiligen Publikums. War da nicht aber doch Politik im Spiel? Wollte man sich nicht doch ein bißchen »unterwandern«? Wie gelang die Gratwanderung zwischen Politik und Kunst? Und welche Rolle spielte die Stasi?

Nicht bierernst, sondern in eher lockerem Ton beschreibt die Autorin ein kleines, aber feines Stück deutsch-deutscher Kultur- und Zeitgeschichte. Interviews mit damals beteiligten Schauspielern und Schauspielerinnen geben dem Ganzen zusätzliche Würze.

 

 

Aus dem Inhalt

KAPITEL I

 

EIN »EREIGNIS« UND SEINE VORGESCHICHTE
        Vorbereitung der ersten Runde des Austauschs Unvorhergesehene Schwierigkeiten

 

KAPITEL II

GRATWANDERUNG: KULTUR JA – POLITIK NEIN!

    Die lokale Ebene. Auftrittsverbot für eine Rostocker Studentengruppe

    Kulturelle Ost-West-Beziehungen. Die zentrale Ebene

KAPITEL III DIE ERSTE AUSTAUSCHRUNDE

    1956 Das Volkstheater Rostock mit Brechts

    »Der gute Mensch von Sezuan« in Bremen

    Das Bremer Theater mit Thomas Manns »Fiorenza« in Rostock

KAPITEL IV DER LINKE WESTDEUTSCHE DRAMATIKER GÜNTHER WEISENBORN IN BREMEN UND ROSTOCK

KAPITEL V »DIESE FREUNDSCHAFT MÖGE WÄHREN EIN LEBEN LANG.«

KAPITEL VI WENDE IN DER GESAMTDEUTSCHEN KULTURPOLITIK DER SED

KAPITEL VII IMPRESSIONEN – ERINNERUNGEN

    Fremdheit?

    Zustand der beiden Städte

    Eindrücke, Beobachtungen

    Unterbringung Freizeitangebote – Betreuung

    Erinnerungen ehemaliger Rostocker Schauspielerinnen und Schauspieler an Bremen

    Begegnungen

KAPITEL VIII IRRITATIONEN

    Das Deutsche Haus am Markt und seine Inschrift

KAPITEL IX NOCH MEHR THEATER – DIE JAHRE 1958–1960

    Auf »hochpolitischem Glatteis«

    Zu viel Brecht? – Das Volkstheater mit »Mann ist Mann« in Bremen

    Wem gehört Schiller?

    »Die Bürger von Calais« – humanistisch oder pazifistisch?

KAPITEL X LÄSST SICH BREMEN POLITISCH INSTRUMENTALISIEREN?

EXKURS DAS VOLKSTHEATER ROSTOCK IN DEN FÜNFZIGER JAHREN – EIN THEATER IM REAL EXISTIERENDEN SOZIALISMUS.

EIN SOZIALISTISCHES THEATER?

KAPITEL XI DAS ENDE EINER BEZIEHUNG

    Die Bremerhavener Episode

KAPITEL XII ALBERT LIPPERT UND HANNS ANSELM PERTEN – ZWEI THEATERMÄNNER IM KALTEN KRIEG.

VERSUCH EINER WÜRDIGUNG