Hans-Joachim Petsche / Monika Bartíková / Andrzej Kiepas (Hg.)

Erdacht, gemacht und in die Welt gestellt:
Technik-Konzeptionen zwischen Risiko und Utopie

Festschrift für Gerhard Banse

trafo verlag 2006, VII + 419 S., zahlr. Tab. und Abb.,  Hardcover, ISBN 3-89626-612-8, 36,80 EUR

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Zu den Rezensionen

 

Inhalt

Vorwort 5

KONZEPTUALISIERUNGEN DER TECHNIKWISSENSCHAFTEN 9

Zur Dialektik in der Systematisierung von Technik und Gesellschaft 11
Hans Heinz Holz

Konstruktion oder Emergenz: Zum Verständnis der technischen Entwicklung 31
Günter Ropohl

Einige Betrachtungen zur Konzeptualisierung der Allgemeinen Technikwissenschaft, ergänzt durch das Beispiel der Kunststofftechnologie 49
Ernst-Otto Reher

Die rationale Tätigkeit und die Integration des Wissens 67
Ladislav Tondl

Allgemeine Technologie im Fokus der Technikdidaktik 85
Olaf Czech/Bernd Meier

Zur weltbildvermittelnden Funktion allgemeiner technischer Bildung 99
Horst Wolffgramm

Entwicklung der Wissenschaftstheorie der Technikwissenschaften in der UdSSR, der DDR und der BRD 117
Vitaly Gorokhov

HERAUSFORDERUNGEN DER DIGITALEN WELT 137

Der Mensch als Subjekt des Handelns und der Verantwortung in der digitalen Welt 139
Andrzej Kiepas

Zivilgesellschaft, freie Software und Cyberdemokratie in Spanien 149
Alonso Andoni/Ignacio Ayestarán/Nicanor Ursua

Kultur, digitale Medien, Ethik: alles im Fluss? 163
Gerhard Zecha

Der neue Dialog in einem neuen Medium 177
Urszula
Zydek-Bednarczuk

RISIKO UND UTOPIE 193

Sensibilität gegenüber Risiken und das Problem ihrer Messung 195
Andreas Metzner-Szigeth

Vertrauen und technische Erfahrung 217
Klaus Kornwachs

 

Technikfolgenabschätzung zwischen objektiven Risiken und kulturell geprägten Werten 245
Herbert Hörz

Von der Vorsicht zur Vorsorge – Abschied von der Moderne im Unsicherheitsmanagement 263
Imre Hronszky/Ágnes Fésüs

Die Ambivalenz technikzentrierter Visionen als Herausforderung für die Technikfolgenabschätzung 287
Armin Grunwald

Technik im utopischen Denken Deutschlands in der Frühen Neuzeit 305
Siegfried Wollgast

“Technologische Konvergenz” und die “Hochzeit von Mensch und Maschine” – (er)finden wir Utopia? 327
Hans-Joachim Petsche

BEGEGNUNGEN, BEGEBENHEITEN UND ERLEBNISSE 349

Ein flexibler Mensch? Flexibilität als Gefahr für den Charakter eines Wissenschaftlers 351
Antje Zapf

Dreifacher Brückenschlag 357
Kurt A. Detzer

Promovieren bei Professor Gerhard Banse 359
Johannes Tillenburg

Gerhard Banse – Lehrer, Kollege und guter Freund 363
Monika Bartíková/Petr Machleidt

Die Entwicklung der angewandten Ethik in Banská Bystrica als Ausdruck der Partnerschaft – Zum Jubiläum des Prof. G. Banse 369
Daniela Fobelová/Pavel Fobel

Professor Gerhard Banse – einfach ein Freund der Hochschule für Management und Sozialwissenschaften in Tychy 371

Ewa Okon-Horodynska

Netzwerke – gestalten und wirken 373
Irene Krebs

Gerhard Banse – Bibliographie 379

Autorenverzeichnis 409

Gratulantenverzeichnis 413

 

Vorwort

Der vorliegende Band ist Gerhard Banse gewidmet und erscheint zu seinem 60. Geburtstag. Für die Verabschiedung in den Ruhestand noch zu früh, hat sich die Schrift, die ehrend eingreifen will, wohl ein wenig verspätet. Nach einem halben Jahrhundert wäre sie fällig gewesen; aber die Zeiten waren noch nicht danach.

So kommt die Ehrung nicht so zeitig wie gewünscht, eingedenk der Energie des Jubilars aber gleichwohl früh genug.

Die Festschrift will nicht resümieren, nicht räsonieren und nicht jubilieren. Sie will jene Diskussion um Wesen und soziale Verortung des Technischen, an der Gerhard Banse sich beteiligte und die er maßgeblich initiierte, vergegenwärtigen, um sie für eine Zukunft produktiv und verfügbar zu machen. Sie ist nicht nostalgisch und stellt sich den beiden Facetten möglicher Entwicklung: dem Verhängnis und der Verheißung, dem Risiko und der Utopie in ihren je eigentümlichen Legierungen. Und sie versagt sich nicht, auf Theorie zu insistieren, auf eine Theorie des Technischen, die jene Gestaltungsräume auszuschöpfen bestrebt ist, an deren Horizont ein in Humanitätserweiterung sich ausformender Freiheitsgewinn aufscheint.

Mit dem Titel des vorliegenden Bandes Erdacht, gemacht und in die Welt gestellt: Technik-Konzeptionen zwischen Risiko und Utopie verband sich die Intention, jene Themenfelder aufzuspüren und zusammenzuführen, die im Mittelpunkt der Arbeitsleistungen und des Forschungsinteresses von Gerhard Banse standen. Dies bedeutet exemplarisch:

o Das Thema stellt, mit seinem Bezug zum Kategorientripel Wissen, Werten, Handeln, ab auf das von Gerhard Banse vertretene Konzept der Allgemeinen Technikwissenschaft/ Allgemeinen Technologie, deren Gegenstand, im Kontrast zu den technischen Sachsystemen an sich, im Spannungsfeld von technischem Wissen und technischem Handeln zu verorten ist. Es stellt den Bezug her zu Gerhard Banses Arbeiten über die Erkenntnismethoden in der Technikwissenschaft und das Spannungsverhältnis von Erkennen, Werten und Gestalten in den technischen und Ingenieurswissenschaften.

o Das Thema zielt gleichzeitig ab auf die Reflexion intendierter und nicht-intendierter Technologiefolgen und schließt damit an Forschungsschwerpunkte an, die Gerhard Banse im Rahmen seiner Tätigkeit an der “Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich- technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler” und am “Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse” (ITAS) Karlsruhe beschäftigt haben.

o Das Thema knüpft im Hinblick auf die Dialektik von Kultur und Technik im Kontext der Digitalisierung einerseits an Arbeiten Gerhard Banses zur sozialorientierten Technikgestaltung an, wie es andererseits auch auf das von ihm initiierte internationale Netzwerk-Projekt Kulturelle Diversität und Neue Medien (CultMedia) verweist.

o Nicht zuletzt wird mit der Wahl der Thematik versucht, eine Brücke zu schlagen zwischen den wissenschaftlichen Arbeiten und Forschungsfeldern von Gerhard Banse aus der Zeit vor und nach der Wende.

Wer einen Blick in das Inhaltsverzeichnis wirft, wird erkennen, dass die Autoren dieses Bandes auf je eigene Weise das gestellte Thema variierten und dieses durch originelle Problembetrachtungen untersetzt haben. Die Anordnung der Beiträge und die Reihenfolge der Autoren stellt hierbei keinerlei Rangfolge dar und ergibt sich ausschließlich aus dem konzeptionellen Gefüge der Schrift. Man sollte sich zudem nicht täuschen lassen: wenn auch zuweilen die expliziten Bezüge zu Arbeiten von Gerhard Banse eher verhalten sind, so wird jeder, der sich mit dem Werk von Gerhard Banse vertraut macht, bemerken, dass es sich bei den Beiträgen dieser Schrift unverkennbar um Dialoge mit dem Jubilar handelt.

Damit bleibt noch auf den vierten Abschnitt der Festschrift zu verweisen, der zwar nicht im Titel selbst aufscheint, gleichwohl aber mehr als eine übliche Laudatio darstellt.

 

 

In diesem Abschnitt mit der Überschrift Begegnungen, Begebenheiten und Erlebnisse tritt uns, zuweilen skizziert mit nur wenigen Federstrichen, Gerhard Banse als Initiator, Inspirator und Organisator wissenschaftlicher Projekte (wie auch als Spiritus rector und Freund) entgegen. Bereits ein Blick auf die Liste der Veröffentlichungen von Gerhard Banse deutet an, wie sehr er die Zusammenführung von Wissenschaftlern und auch den Dialog und die Organisation wissenschaftlicher Netzwerke ins Zentrum seines wissenschaftlichen Schaffens rückt.

In seinem unbeirrbaren und unermüdlichen Streben um die Förderung des Gedankenaustausches und der wissenschaftlichen Kooperation, das er mit einnehmender Freundlichkeit zu betreiben weiß, kommt ein wesentlicher Charakterzug seines Wirkens als Wissenschaftler zum Ausdruck. Eine Festschrift, die dieser Seite seines wissenschaftlichen Wirkens nicht gerecht würde, liefe Gefahr, Wissenschaft auf Theorieproduktion zu reduzieren und ein Zerrbild des Menschen Gerhard Banse zu zeichnen.

Schließlich sei angemerkt, dass  das Layout der Festschrift die äußere Gestaltung eines vor 20 Jahren erschienenen Klassikers der Technikphilosophie1 aufnimmt. Hierbei handelt es sich um den von Gerhard Banse und Helge Wendt herausgegebenen Band Erkenntnismethoden in den Technikwissenschaften (Berlin 1986).

Wer vergleichen möchte, sollte dieses Büchlein zur Hand nehmen: und sich vielleicht verwundern ob des unerwarteten Gewinns, den es birgt, sobald man sich ein wenig darin vertieft. Die vorliegende Festschrift weicht jedoch in einer Hinsicht maßgeblich von der damaligen Gestaltung ab: An die Stelle einer deterministisch quasi stetig sich ins Unendliche schraubenden Graphik treten jetzt die Konturen eines chaotisch unstetigen, auch in der Unendlichkeit niemals in sich zurücklaufenden Graphen, der strukturbildend und gleichwohl unvorhersagbar die neuen Herausforderungen, vor denen Technikwissenschaft wie -philosophie stehen, exemplarisch zum Ausdruck bringen soll.

Die Idee zu dieser Festschrift entstand im September 2004 in Banská Bystrica, am Rande der offiziellen Feierlichkeiten zu Ehren des 50. Geburtstages einer slowakischen Kollegin. Die Herausgeber verständigten sich schnell, nur vage ahnend, wie vielfältig und umfangreich die Probleme sein würden, die es zu lösen galt. Autoren mussten auf der Grundlage der Konzeption der Festschrift aus der Fülle der an einer Mitwirkung Interessierten ausgewählt werden. Die Anschriften von Gratulanten, die man kannte, waren aufzuspüren. Sicher hätte noch mancher, wäre er von uns angesprochenen worden, den Wunsch geäußert, sich auf die eine oder andere Weise an der Schrift zu beteiligen. Ferner waren der Umfang der Schrift und der Beiträge zu reglementieren (was bei Autoren verständlicherweise nicht immer auf Gegenliebe stößt), die Einheitlichkeit des Layouts der Beiträge zu sichern und Übersetzungen von Beiträgen zu organisieren.

Absprachen mussten koordiniert und Termine eingehalten werden. Schließlich war ein Verlag zu finden, der den Intentionen der Herausgeber entsprach …

Letztlich nahm die Schrift, dank des Engagements der weit über hundert Beteiligten, darunter die 31 Autoren aus 9 Ländern, zunehmend Gestalt an. Allen Mitwirkenden, Autoren wie Gratulanten, sei daher an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Ihnen ist es geschuldet, dass die Schrift in dieser vielseitigen Entfaltung des Themas zustande kam und dass die Finanzierung des Projekts gesichert werden konnte.

Da nunmehr alle Klippen umschifft sind, sei nicht vergessen, Herrn Dr. Wolfgang Weist vom trafo Verlag Berlin ausdrücklich für die freundliche und konstruktive Zusammenarbeit bei der Herausgabe der Schrift zu danken. Ferner sei Herrn Prof. Dr. Siegfried Wollgast gedankt, der das Projekt freundlich begleitete und in Zeiten “höchster Not” editorischen und moralischen Beistand leistete. Schließlich gilt der Dank Herrn Robert Langner, ohne dessen feinfühlige und kenntnisreiche editorische Arbeit am Manuskript die Festschrift wohl kaum zustande gekommen wäre.

Für die Herausgeber

Hans-Joachim Petsche