Bichler, Karl-Horst

Napoleons Krieg gegen Preußen und Sachsen 1806. 
Schleiz,
Saalfeld, Jena und Auerstedt

unter Mitarbeit von Heinz Prochazka, trafo verlag 2006, 255 S.,140 teils farb. Abb., Softcover, Format 24,0 x 16,5 cm, ISBN (10) 3-89626-604-7, ISBN (13) 978-3-89626-604-0, 54,80 EUR

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Zu den Rezensionen

 

Die Schlachten von Ulm, vor allem aber Jena und Auerstedt zu Beginn des 19. Jahrhunderts, markieren die Stationen der triumphalen Feldzüge Napoleons auf deutschem Boden. 

Neben der überlegenen Strategie und Taktik bildete die Organisation der französischen Armee die Voraussetzungen für die Siege über die österreichischen bzw. die verbündeten preußisch-sächsischen Truppen.

Die verheerenden Niederlagen der preußischen Armee bei Jena und Auerstedt bzw. ihre Destruktion in der Folge waren nicht nur für deren Wiederaufbau und Reorganisation von Bedeutung, sondern auch für die politische und gesellschaftliche Entwicklung Preußens.

Dieses Buch beschreibt chronologisch den französischen Aufmarsch in Süddeutschland im Herbst des Jahres 1806 und die sich daraus entwickelnde Kriegsstrategie des französischen Kaisers in den Schlachten von Jena und Auerstedt sowie die preußisch-sächsischen Aktionen – detailliert und kenntnisreich.

Neben dem Kriegsverlauf, der Strategie und dem taktischen Vorgehen der feindlichen Heere werden Organisation, Bewaffnung, Logistik und – sonst kaum zu finden – das Sanitätswesen der damaligen Zeit beschrieben. Dabei werden die enormen Verluste, die mangelhafte Versorgung der “Blessierten” sowie die daraus resultierenden grauenhaften Verhältnisse der immer mehr an Härte zunehmenden Schlachten und Kriege aufgezeigt.

Abschließend bietet der Autor dem Leser zahlreiche aktuelle Hinweise zum Besuch der historischen Schlachtfelder und Schauplätze anläßlich der 200. Wiederkehr der Ereignisse.

 

Inhaltsverzeichnis

Geleitworte 7

Vorworte 10

 

I. Kriegsverlauf 13

a) Aufmarsch der feindlichen Heere und das Gefecht bei Schleiz am 8./9. Oktober 1806 13

b) Gefecht bei Saalfeld am 10. Oktober 1806 36

c) „Linksschwenkung" der französischen Armee 53

d) Die Einnahme Jenas und Besetzung des Landgrafenberges durch die Franzosen am 13. Oktober 1806 60

e) Napoleons Angriff gegen die preußisch/sächsische Armee am 14. Oktober 1806 in der Schlacht bei Jena 75

Erste Phase: Vorstoß zum Dornberg 75

Zweite Phase: Das Gefecht bei Rödchen 85

Dritte Phase: Kampf um Vierzehnheiligen 89

Vierte Phase: Der Großangriff Napoleons und das letzte Gefecht bei Kapellendorf 104

f) Schematische Darstellung des zeitlichen Ablaufs der Schlacht bei Jena am 14. Oktober 1806 112

g) Die Schlacht bei Auerstedt 114 h) Der Rückzug der preußischen und sächsischen Armee 129

 

II. Die feindlichen Heere 141

a) Strategie und Taktik 141

b) Die Bewaffnung der Armeen im Kriege 1806 156

c) Transport und Versorgung 189

d) Sanitätswesen 194

 

III. Pläne zur Besichtigung der Schlachtfelder des Jahres 1806 bei Schleiz, Saalfeld, Jena und Auerstedt 209

a) Schleiz 209

b) Saalfeld-Rudolstadt 211

c) Jena-(Cospeda, Lützeroda, Vierzehnheiligen, Rödchen, Kapellendorf 211

d) Auerstedt, Hassenhausen, Eckartsburg 217

 

VI. Anhang 219

1. Gliederung der französischen Armee 220 

2. Gliederung der preußischen Armee 223 

3. Gliederung der sächsischen Armee 236

4. Glossar 240

5. Literatur 243

 

 

Geleitwort zur zweiten Auflage

 

Militärgeschichte ist in der Bundesrepublik in der Öffentlichkeit wie im akademischen Bereich aus verschiedenen – historisch verständlichen wie aktuell politisch bestimmten – Gründen immer noch gewissem, wohl abnehmendem Misstrauen ausgesetzt.

Durch die Art wie der Verfasser die Kraftprobe Preußens mit Napoleon in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt im Oktober 1806 darzustellen vermag, wird dem historisch Interessierten ein Band in die Hand geben, der allzu viel Apologie und Anklage vermeidend, ganz konkret die Niederlage des friderizianischen preußischen Heeres darstellt.

Die Anschaulichkeit, mit der dies geschieht, ist kaum zu übertreffen: vorzügliches Bildmaterial, eine Reihe von nützlichen Skizzen zum Schlachtverlauf, Truppengliederungen sowie Zeichnungen von Waffen. So entwirft Professor Bichler ein breit angelegtes, sich jedoch nie in Details verlierendes Bild von der Rolle des preußischen Heeres und der in Strategie und Taktik überlegenen, wesentlich moderneren französischen Armee während des Schlachttages bei Jena und Auerstedt – eine Niederlage, die sich zur Katastrophe für den absolutistischen preußischen Staat ausweitete. Die konfuse Aufmarschbewegung des preußischen Heeres, die Verwundung des Herzogs von Braunschweig an der Spitze der Hauptarmee und ein König, Wilhelm III, ohne festen Entschluss am Schlachttag – unter diesen Voraussetzungen war eine Niederlage so gut wie unvermeidbar. Andererseits die preußischen Soldaten, denen es nicht an Tapferkeit fehlte, die aber der taktische Geschicklichkeit und Kampferfahrenheit der napoleonischen Truppen nicht gewachsen waren. Die Quellen berichten von Kopflosigkeit während der Schlacht, ein Schlag, mit dem Preußen 1806 zu einer zweitrangigen Macht zusammenschmolz.

Besondere Beachtung verdient der interessante Abschnitt des Buches über das Sanitätswesen, ein meist übersehener Teil der Kriegsgeschichte, ein Kapitel, dass den Tübinger Mediziner vermutlich zu genauen Studien über die blutigen Schlachtfelder in Thüringen anregte.

Der Autor nahm gegenüber der ersten Auflage verschiedene Ergänzungen vor, so die Schilderung des Gefechtes bei Schleiz. Es bleibt bei der Beigabe des in der Tat recht anschaulichen und im Umfang ungewöhnlich vielfältigen Materials.

Der Band will eine Hinführung zur Geschichte des Krieges zwischen Preußen und Frankreich des Jahres 1806 darstellen und eine Anregung zur weiteren Beschäftigung mit den unausweichlichen Erkenntnissen über den Zusammenhang von politischer Idee und bewaffneter Macht. Das Buch hat seine Berechtigung und es ist zu hoffen, dass die Darstellung mit ihrer nüchternen Faktizität der schwerwiegenden Niederlage von Jena und Auerstedt interessierte Leser finden wird, nicht zuletzt wohl aufgrund der sehr verständlichen Sprache.

 

Prof. Dr. Lothar Hilbert

Seminar für Zeitgeschichte der Universität Tübingen

 

 

 

Geleitwort zur ersten Auflage

 

Die Katastrophe von 1806, der vollständige Zusammenbruch der preußischen Armee in und nach der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt sowie in seinem Gefolge das Ende des altpreußischen Militärstaates hat nicht nur die Zeitgenossen, sondern auch die nachfolgenden Generationen in ihren Bann geschlagen. Der Wandel des Kriegsbildes durch die Französische Revolution war auch in Preußen erkannt worden. Die Reformvorschläge, die in den zehn Jahren vor 1806 entwickelt wurden und auf eine Umgestaltung des Heeres als Bestandteil einer umfassenden Neuorientierung der Staatsverfassung hinzielten, waren an eben diesem globalen Reformansatz gescheitert. Und nichts drückt dieses Dilemma besser aus, als das Wort des Generals von Rüchel: „Die preußische Militärverfassung und Staatswirtschaft ist ein ehrwürdiges Original, rührt man ein Glied an, so erhält die ganze lange Kette einen Schlag". Der in den folgenden Jahren erfolgte Umbau des preußischen Staates gibt insbesondere der Heeresstruktur eine solide Verfassung, deren Tragfähigkeit sich als derartig stabil erweisen sollte, daß sie nahezu das gesamte 19. Jahrhundert wirksam bleibt. Von daher erweist sich Jena und Auerstedt als ein zentrales Datum des preußischen Staates, welches sowohl den Rückblick auf das Zeitalter des Absolutismus als auch den Ausblick auf das 19. Jahrhundert ermöglicht. Auch der Autor dieses Werkes ist von diesem zentralen Aspekt preußischer Militärgeschichte als einer Umbruchsituation von Staatsund Heeresverfassung gefesselt worden. Der Reiz dieser Betrachtung liegt in der Unvoreingenommenheit der Sichtweise, die konkret von dem Gefechtsfeld und dem Ablauf der Schlacht Fragen an die Strukturen der beteiligten Armeen stellte. Kaum ein Bereich neuzeitlicher Militärgeschichte vermag überzeugender für den Stellenwert dieser Disziplin innerhalb der Geschichtswissenschaft zu wirken als jene nun beginnende Umgestaltung des Heeres als Bestandteil einer umfassenden Neuorientierung der Staatsverfassung. Die Beschäftigung mit den Grundlagen der preußischen Armee, wie sie 1806 in Erscheinung trat, ist hierzu ein wichtiger Schritt. Zugleich bietet diese Arbeit auch eine konkrete Hilfestellung bei einem Besuch auf dem Schlachtfeld von Jena und Auerstedt.


Rastatt, Mai 1998 Joachim Niemeyer
Direktor des Wehrgeschichtlichen Museums

Vorwort des Autors zur ersten Auflage

Die Schlachten von Ulm, Austerlitz und die Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt markieren die militärischen Erfolge Napoleons in Mitteleuropa zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Die verheerenden Niederlagen der preußischen Armee bei Jena und Auerstedt bzw. ihre Destruktion in der Folge war nicht nur für deren Wiederaufbau und Reorganisation von Bedeutung, sondern auch für die politische und gesellschaftliche Entwicklung Preußens. Hervorragende Darstellungen der Doppelschlacht sind von Militärs und Militärhistorikern im Laufe der Zeit geschrieben worden. Für den historisch interessierten Laien ist es jedoch nicht immer einfach bzw. zu zeitraubend, diese Darstellungen, die zum größten Teil vor 100 bis 150 Jahren geschrieben wurden und in einem für unsere Tage etwas schwierigen Stil abgefaßt sind, zu erarbeiten.

Darüber hinaus sind sie in ihrer militärischen Akkuratesse allzu ausführlich abgefaßt. Der Plan zu diesem Buch entstammt der Überlegung, eine Darstellung zu versuchen, die anhand von reichlich Bildmaterial, Skizzen und Landkarten das Verständnis der zum Teil komplizierten Schlachtenabläufe erleichtert. Neben der Darstellung des Kampfgeschehens wird auch versucht, dem Leser einen Überblick über die von beiden Kriegsparteien angewandte Strategie und Taktik zu geben. In einem besonderen Kapitel wird die Bewaffnung der kriegsführenden Mächte, und zwar sowohl die Handfeuerwaffen als auch im speziellen die Artillerie dargestellt. Letztere war die von Napoleon, aufgrund seiner militärischen Ausbildung, besonders beachtete Waffe. Dem Verständnis für die damalige Kriegsführung gilt auch der Abschnitt Versorgungs- und Transportwesen. Besonderes Interesse wurde der Schilderung des Sanitätswesens gewidmet. Das auch den eigentlichen Forschungskern darstellt.

Für das Buch sind die vorzüglichen angelsächsischen militärhistorischen Darstellungen Beispiel und Vorbild gewesen („Die großen Landschlachten", „Great Commanders" u. a.). So ist das Buch gedacht, dem historisch interessierten Leser einen leichteren Zugang zu den vor fast 200 Jahren abgelaufenen Kämpfen zu ermöglichen und vielleicht für den einen oder anderen als Ausgangspunkt zu intensiverem Studium zu dienen. Auch als Unterstützung bzw. Unterlage für das in den angelsächsischen Ländern mehr als bei uns verbreitete „Wargaming", d.h. die Beschäftigung mit Taktik und Strategie historischer Schlachten, kann das Buch dienen.

Ausgehend von dem kriegs- bzw. medizinhistorischen Interesse des Autors an den preußisch-französischen Auseinandersetzungen des Jahres 1806, die ihren Kulminationspunkt in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt hatten, der Sichtung der umfangreichen Literatur sowie verschiedenen Reisen, zum Teil noch während der DDR-Zeit bzw. nach Öffnung der Grenzen, entstand eine ausreichend große Stoffsammlung, um den Versuch einer leichter faßlichen Darstellung der Kriegsabläufe zu wagen. Insbesondere die jetzt ungehinderte Zugängigkeit des Gebietes erlaubte den Schlachtverlauf fotographisch besser zu erfassen. Die in dieser Veröffentlichung gezeigten Bilder stammen von diesen Reisen. Die Verständlichkeit des Buches wird unterstützt durch die zeichnerischen Darstellungen der Schlachtverläufe, der Waffen sowie historischer Szenen.

Diese Zeichnungen und Bilder stammen alle aus der Feder von Heinz Prochazka, einem wissenschaftlichen Zeichner, der sich mit großem technischen Können, Einfühlungsvermögen und Begeisterung der Sache annahm. Darüber hinaus hatte er in vielen Gesprächen, Diskussionen und Vorentwürfen die Fertigstellung des Buches maßgeblich unterstützt. Ich habe ihm sehr dafür zu danken.

Den Herren Dr. Fritz Wolf, Direktor des Hessischen Staatsarchivs in Marburg, und Dr. Niemeyer, Direktor des Wehrgeschichtlichen Museums in Rastatt, danke ich für die Durchsicht des Manuskripts, Hinweise, Literatur und Hilfe bei der Suche nach Bildmaterial.

Frau Leibssle danke ich für die Geduld und die Meisterschaft bei der Reinschrift des Manuskriptes.

Zuletzt aber am nachdrücklichsten danke ich meiner Frau Anne für ihre Unterstützung bei der Abfassung des Buches. Ohne ihre aktive Hilfe und ihr Verständnis wäre das Manuskript nicht entstanden.

Tübingen im Sommer 1997
Karl-Horst Bichler