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Kiepas, Andrzej / Zydek-Bednarczuk, Urszula (Hrsg.)

Informationsgesellschaft und Kultur. 

Internet – Globale Kommunikation – Identität

[= e-culture, Bd. 5], trafo verlag 2006, 154 S., ISBN (10) 3-89626-571-7, ISBN (13) 978-3-89626-571-5, 17,80 EUR

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Einführung

Die Geschwindigkeit der zivilisatorisch-kulturellen Veränderungen hat heutzutage ein enorm hohes Niveau erreicht. Transgression und Translokation bilden ein intellektuelles Grund-, zugleich auch ein emotionelles Syndrom der Menschen. Wir leben heute in verschiedenen Welten, zwischen denen wir uns bewegen. Wir produzieren Informationen über diese Welten selbst, behalten, verarbeiten und senden sie. Unsere Beziehungen nehmen Formen der telematischen Kommunikation an. Die rasante Entwicklung der Informationstechnologien erfährt eine Widerspiegelung in unterschiedlichsten Bereichen des menschlichen Lebens. Dabei stellen die Veränderungen in der Kultur einen der wichtigsten Bereiche dar.

Die Kultur, die wir schaffen, zeigt differenzierte Niveaus. Wir erleben Unterschiede, verbinden andersartige Existenzformen miteinander und schaffen so einen grundsätzlichen Mechanismus der Translokation – einen Vorgang, im Rahmen dessen wir unsere Örtlichkeit überschreiten und zu Bewohnern unterschiedlicher, uneinheitlicher Sphären einer jedoch globalen Welt werden. Mit den Veränderungen in der Kultur ändert sich auch die Art und Weise der Identitätsbildung. Die Identität des Menschen ist zu einem Problem geworden, das mit der Veränderung der Rolle der Kultur verbunden wird. Die heutige Kultur bietet unterschiedliche Möglichkeiten für die Bildung menschlicher Identität(en) an. Damit erhöht sich auch die Möglichkeit des Spielens mit der Identität, was sowohl positive als auch negative Auswirkungen zur Folge hat. Die Frage nach der Identität tritt heute in verschiedenen Dimensionen auf, wie z. B. der des individuellen Lebens, der gesellschaftlichen Gruppen, der Regionen, der Nationen, und betrifft schließlich auch die Menschheit als Ganzes.

Auf Grund der Entwicklung eines globalen Kommunikationsnetzwerkes – des Internets – rief die Kommunikation viele Veränderungen innerhalb der Gesellschaft und der Kultur hervor. Neue Kommunikationsformen und neue Arten der Informationsnutzung wurden entwickelt. Infolge der Veränderungen, die im Bereich der Kommunikationstechnologien stattfanden und -finden, entstehen neue Modelle der sprachlichen, literarischen und multimedialen Kommunikation. Wir gehen von einem Übergang der Kommunikation als Übertragung zur interaktiven Kommunikation aus. In einer Informationsgesellschaft spielen interaktive Medien eine essenzielle Rolle.

Der vorliegende Band der Buchreihe „E-culture“ ist das Ergebnis eines Workshops, der am 16. Oktober 2003 in Katowice (Polen) stattfand, und durch den Lehrstuhl für Kulturelle Kommunikation der Schlesischen Universität Katowice organisiert worden war. Den Rahmen für die Diskussionen bildeten folgende Problemstellungen:

-          Einfluss der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien auf den Zustand der Gesellschaft und des Menschen;

-          sprachliche, literarische und audiovisuelle Kommunikation im Internet;

-          Identität in der realen Welt und im Cyberspace – Chancen und Gefahren;

-          Bedrohungen durch des Internet (bezogen auf globale, nationale und regionale Kultur).

Die in diesem Band versammelten Texte sind ein Ergebnis der theoretischen Überlegungen und Diskussionen des Workshops.

Meinberg greift das Problem des uneingeschränkten Zugangs zum Internet und die damit verbundenen kritischen Diskussionen auf. Dabei liegt der Schwerpunkt seiner Betrachtungen vor allem auf Aspekten des Informationsaustausches, die sich aus den Veränderungen in unserer Geschäftswelt ergeben und die somit direkt oder indirekt Einfluss auf das Individuum und die Gesellschaft nehmen.

Metzner-Szigeth erörtert die technisch-medialen Charakteristika des Internet, der computervermittelten Kommunikation und der neuen Medien im Hinblick auf ihr Potenzial für sozio-kulturelle Transformationen und geht der Frage nach, wie ein adäquater Rahmen zur Reflexion ihrer Bedingungen und Folgen erarbeitet werden kann.

Der Beitrag von Kiepas konzentriert sich auf die Probleme der Entwicklungsbeziehungen zwischen Informationstechnologien und der Kultur. Dabei stellt er besonders die Fähigkeiten und Kompetenzen des Menschen als Subjekt der kulturellen Kommunikation in den Vordergrund.

Hier schließt sich Banse an mit seinen Betrachtungen zum Begriff „Identität“ als relevanter und äußerst interessanter Forschungsgegenstand unterschiedlichster Wissenschaftsdisziplinen. Dabei werden Sichten auf solche Begriffe wie „Netzidentität“ und „Netzexistenz“ diskutiert. Die Antworten verweisen auf die damit verbundenen Chancen wie Gefahren für den „realen“ Menschen diskutiert an ausgewählten Bereichen wie Bildung und Privatheit.

Die Verschiedenheit von Kommunikationspraktiken wird anschließend von Miczka aufgezeigt. Er geht auf drei wesentliche so genannte „Kommunikationsverschiebungen“ ein, analysiert so das Verhalten des Menschen vom normativen und stabilen hin zum offenen. Dabei legt er seinen Schwerpunkt der Betrachtungen auf die sich vollziehenden Übergänge in der globalen Welt für den Nutzer.

Das Ziel des Beitrages von Zydek-Bednarczuk besteht in dem Versuch einer Beschreibung eines Textes in einer relevanten Kommunikationssituation, wobei das Internet das Kommunikationsmittel darstellt. Dabei geht die Autorin davon aus, dass infolge der Entwicklung neuer Medien auch neue Überlegungen zur Definition eines Textes respektive eines Diskursbereiches erforderlich seien und präsentiert entsprechende Lösungsansätze.

Zeler untersucht die durch das Internet vorhandenen Veränderungen in der Literatur. Hier ergänzt sich der Beitrag zum vorhergehenden, indem textuelle Änderungen nicht nur in der Form, sondern auch im Charakter festgestellt werden. Diese und weitere Veränderungen verurasachen eine Verschiebung in der Deutung und Wertung eines literarischen Werkes.

Zajdel unternimmt den Versuch, die hypertextuelle Konstruktion der filmischen Internetportale zu beschreiben. Sein gewählter theoretischer Zugang ermöglicht ihm eine Navigationsbeschreibung im Internet auf den wandernden Spuren eines Anderen. Dies führt zum Verlust der Identität des Suchenden zu Gunsten des Anderen, so dass gewisse Gefahren und Fallen a priori vorhanden sind.

Der Beitrag von Jalowiecki und Szczepánski beschreibt die Schwierigkeiten, die mit der Situation Polens durch die Europaerweiterung und die Entwicklung der Gestaltung Informationsgesellschaft zu verknüpfen sind. Dabei wird auf die Probleme bei der Gestaltung neuer Organisationen und Organisationsformen in der Gesellschaft hingewiesen.

Fortgeführt wird diese Idee im Artikel von Szczepánski und Geisler, indem auf verschiedene wissenschaftliche Disziplinen verwiesen wird. Auch hier herrscht das Phänomen vor, dass Veränderungen durch das Internet Auswirkunken auf jede einzelne wissenschaftliche Richtung vorhanden sind, wobei der Schwerpunkt der Betrachtungen auf den soziologischen Problemen der Transformation von der industriellen Gesellschaft zur Informationsgesellschaft liegt.

Abschließend widmen sich Klos, Wozniak und Krebs einem Verfahren zur Erneuerung und Verbesserung von gestörten Geschäftsprozessen in einem Fertigungsbetrieb. Das Ziel der Durchführung dieses Verfahrens besteht darin, die komplexen Geschäftsprozesse in einem Unternehmen zu verbessern. Das Problem ist sehr komplex, da – wie in der globalen Welt – auch in einem Unternehmen die Geschäftsprozesse eng miteinander verbunden sind und so häufig auf gemeinsame Ressourcen zurückgreifen, wodurch die Änderung einer Komponente eine globale Änderung des gesamten Unternehmens zur Folge hat.

Deutlich wird in allen Beiträgen: Der Charakter unterschiedlicher Prozesse der heutigen Veränderungen weist bestimmte Tendenzen auf, die einerseits sehr kompliziert und differenziert und andererseits noch nicht eindeutig und klar sind. Die Autoren möchten deshalb nicht fertige Antworten geben, sondern auf Probleme hinweisen, die noch weiter zu diskutieren sind.

Die Herausgeber bedanken sich bei Anna Maj, Katowice, für Übersetzungen aus dem Polnischen ins Englische, bei Irene Krebs, Cottbus, für Hilfe und Unterstützung bei der Vorbereitung der Drucklegung dieses Buches sowie dem trafo Verlag für sein verlegerisches Engagement.

Katowice, Juni 2005

Andrzej Kiepas

Urszula Żydek-Bednarczuk

 

Inhalt

Editorial der Herausgeber

Einleitung

Andrzej Kiepas; Urszula Żydek-Bednarczuk

 

Der Einfluss der neuen Informationstechnologien auf den Zustand der Gesellschaft und des Menschen

Uwe Meinberg

 

Internet, CMC & neue Medien – technisch-mediale Charakteristika und sozio-kulturelle Transformationspotenziale

Andreas Metzner-Szigeth

 

Bedrohungen durch das Internet – eine kulturelle Dimension

Andrzej Kiepas

 

Identität in der realen Welt und im Cyberspace – Chancen und Gefahren

Gerhard Banse

 

On the Change of Communicative Behaviour in Modern Culture – An Outline of Research Problems

Tadeusz Miczka

 

Der Text im Internet und seine Merkmale

Urszula Żydek-Bednarczuk

 

Internet und Literatur

Bogdan Zeler

 

Hypertextual Structure of Polish Internet Film Portals

Jakub Zajdel

 

The Late Newcomer Syndrome. Poland Challenges of the Information Society

Bogdan Jałowiecki; Marek Szczepański

 

Building Information Society Challenges for Silesian Voivodship

Marek Szczepański; Robert Geisler

 

A Framework of Renewal of Faulty Business Processes in a Manufacturing Company

Sławomir Kłos; Waldemar Woźniak; Irene Krebs

 

Summaries

 

Autoren