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Cornelia Wilde

Phantastische Experimente. das Schreiben der Margaret Cavendish

[= Zeitstimmen, Bd. 8], trafo verlag 2007, 152 S., ISBN (10) 3-89626-552-0, ISBN (13) 978-3-89626-552-4, 29,80 EUR

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Margaret Cavendish, Duchess of Newcastle

2.1 Selbststilisierung und Fremdwahrnehmung

2.2 Self-fashioning, Kleiderordnung und Verhaltenscodex für Frauen

2.3 „I Language want, to dress my Fancies in": Schreiben und Veröffentlichen als Frau

2.4 Cavendish als Naturphilosophin

3 . Naturphilosophie im 17. Jahrhundert

3.1 Naturphilosophie und Scientific Revolution

3.2 Neue Formen des Wissenserwerbs und der Erkenntnis

3.2.1 Bacon und die experimentellen Empiristen der Royal Society

3.2.2 Imaginationskritik und wissenschaftlicher Sprachstil

3.3 Der Rationalist Descartes

3.4 Die mechanistische Philosophie

4. Die Naturphilosophie Margaret Cavendishs

4.1 Cavendish im Kontext der Scientific Revolution

4.2 Cavendishs atomistisches Naturmodell

4.3 Cavendishs spätere Naturphilosophie

4.3.1 Observations upon Experimentell Philosophy (1666)

4.3.2 Trennung von Naturphilosophie und Theologie: Materialismus

4.3.3 Die Naturtheorie

4.3.3.1 Das „Triumvirat" der Materie

4.3.3.2 Die unendliche Natur: Einheit in Vielfalt

4.4 Kritik an den Experimentalisten und Cavendishs Skeptizismus

4.5 Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Stil

5. The Blazing World

5.1 Inhaltsangabe

5.2 Das phantastische Gattungsexperiment

5.3 Die Verbindung der Observation und der Blazing World

5.3.1 Naturphilosophie und erkenntnistheoretische Skepsis in der Blazing World

5.3.2 Die Kritik an der Royal Society, den Mikroskopen und Teleskopen

5.3.3 Das philosophisch-poetische Experiment

5.4 Das Prinzip der die Vielfalt ordnenden, schöpferischen Kraft: Im Denken, Dichten und Schreiben

5.5 Die Blazing World als phantastisches Experiment der Naturphilosophie und als Welterklärungsmodell

6. Zusammenfassung Literaturverzeichnis


 

1. Einleitung

'... All I desire is fame', wrote Margaret Cavendish, Duchess of Newcastle. And while she lived her wish was granted. (...) she succeeded during her lifetime in drawing upon herseif the ridicule of the great and the applause of thelearned. But the last echoes of that clamour have now all died away; (...) her poems, her plays, her philosophies, her orations, her discourses - (...) moulder in the gloom of public libraries (...)

Entgegen den Voraussagen Virginia Woolfs sind Margaret Cavendishs Werke nicht in den Bibliotheken vermodert. Die 13 Werke, die diese Vielschreiberin von 1653 bis 1668 veröffentlichte, sind in den vergangenen zwanzig Jahren von der literaturwissenschaftlichen Forschung erneut kritisch rezipiert worden.2 Dabei standen Cavendishs literarische Werke, ihre Gedichte, Prosaerzählungen, Briefe, Reden, Dramen, ihre Autobiographie, die Biographie ihres Mannes William Cavendish und der Erzähltext The Blazing World im Vordergrund, während ihre naturphilosophischen Abhandlungen kaum Beachtung fanden.

In der kritischen Auseinandersetzung mit ihrem Werk haben die meisten Literaturwissenschaftler eine strikte Trennung zwischen ihren naturphilosophischen und literarischen Texten gezogen. Jedoch deutet einiges im Werk der Autorin daraufhin, dass Cavendish die Trennlinie zwischen Fiktion und Faktizität weniger scharf wahrgenommen hat, als es die literaturwissenschaftliche Kiitik ihres Werkes annehmen läßt. In ihrem ersten Werk Poems and Fancies (1653) veröffentlicht sie z.B. eine Reihe atomistischer Gedichte und stellt so eine Verbindung zwischen naturphilosophischem Inhalt und poetisch-literarischer Form her.

Auch ihren Erzähltext The Blazing World veröffentlicht sie in einem Band mit der naturphilosophischen Abhandlung Observations upon Experimental Philosophy (1666)

In dieser Arbeit soll nun das Schreiben Margaret Cavendishs dahingehend untersucht werden, inwieweit die Autorin poetischen und naturphilosophischen Diskurs in ihren Werken in Verbindung bringt, inwieweit sie möglicherweise mit den Grenzen experimentiert, inwieweit ihre Texte - besonders The Blazing World - „phantastische Experimente" sind.

Im Mittelpunkt des ersten Kapitels steht die Person Margaret Cavendish. Es geht um die Strategien, mit denen sie sich in der literarischen und gesellschaftlichen Öffentlichkeit zu einer außergewöhnlichen Frau stilisiert. Wichtig ist in diesem Zusammenhang ihr Veröffentlichen naturphilosophischer Schriften, womit sie sich in das sonst nur Männern vorbehaltene Terrain wagt.

Um die Naturphilosophie Margaret Cavendishs zu verstehen, wird im darauffolgenden Kapitel versucht, einige naturphilosophische Positionen des 17. Jahrhunderts aufzurufen. Im Vordergrund stehen dabei Francis Bacon und die experimentellen Empiristen der Royal Society, mit denen sich Cavendish kritisch auseinandersetzt.

Im vorletzten Kapitel wird Cavendishs Naturphilosophie in den Kontext der „Scientific Revolution" eingeordnet und ihre spätere Naturphilosophie der Observations vorgestellt.

Im letzten Kapitel wird der Frage; nachgegangen, wie Cavendish ihre naturphilosophischen Positionen der Observations in den poetischen Text The Blazing World einfließen lässt. Dabei geht es sowohl um konkretes Darstellen ihrer naturphilosophischen Gegenspieler als auch um den Versuch der Autorin, die Blazing World zum phantastischen Experiment ihrer naturphilosophischen Ansichten zu machen.