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Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Band 75 (2005)

Fortschritte bei der Herausbildung der Allgemeinen Technologie. Symposium der Leibniz-Sozietät und des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des Forschungszentrums Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft am 14. Mai 2004 in Berlin

252 S., ISBN (10) 3-89626-516-4, ISBN (13) 978-3-89626-516-6, 17,80 EUR

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Inhaltsverzeichnis

Gerhard Banse & Ernst-Otto Reher: Einleitung

Eröffnung: Herbert Hörz: Allgemeine Technologie als disziplinübergreifende Aufgabe

Günter Ropohl: Die Dualität von Verfahren und Sachen in der Allgemeinen Technologie

Gerhard Banse: Der Beitrag der interdisziplinären Technikforschung zur Weiterentwicklung der Allgemeinen Technologie

Lutz-Günther Fleischer: Evolutorische Lebensmitteltechnologie und ihre Implikationen mit der Allgemeinen Technologie

Horst Wolffgramm: Gegenstandsbereich und Struktur einer Allgemeinen Techniklehre

Klaus Fuchs-Kittowski & Wladimir Bodrow: Wissensmanagement für Wertschöpfung und Wissensschaffung – Allgemeine Prozessontologien als theoretisch-methodologische Grundlagen

Klaus Hartmann & Wolfgang Fratzscher: Grundlagen der Herausbildung einer allgemeinen Technologie der Stoffwirtschaft – Neue Tendenzen und Entwicklungen

Ernst-Otto Reher & Gerhard Banse: Zum Zusammenhang von Empirischem und Theoretischem in den technologischen Wissenschaften – Grundzüge einer Allgemeinen Verfahrenswissenschaft

Hans-Jürgen Jacobs: Fertigungsprozess-Modelle in der Einheit von Fertigungstechnik und Fertigungsorganisation

Herbert Hübner: Das Verhältnis von Theoretischem und Empirischem am Beispiel der Elektrotechnik

Wolfgang Fratzscher: ESAV – Einheitssystem der automatisierten Verfahrenstechnik

Wolfgang König: Utilität, Zweckfreiheit und disziplinäre Entgrenzung – Wissenschaftsakademien und Technikwissenschaften von den Anfängen bis zur Gegenwart

Jan-Peter Domschke: Das Technikverständnis Wilhelm Ostwalds

Martin Eberhardt: Landwirtschaftliche Technologie von Beckmann bis zur Gegenwart

Schlußwort: Herbert Hörz: Allgemeine Technologie: Ergebnisse und Aufgaben

 

Einleitung

 

Allgemeine Technologie (AT) heute befasst sich mit dem Vergleich technologischer Prozesse und ihrer Bestandteile auf unterschiedlichen Ebenen und Niveaus mit dem Ziel, das Allgemeine und Wesentliche (nicht nur das Invariante) technologischer Erscheinungen zu erfassen, um Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und Prinzipien, Vorschriften, Empfehlungen und Methoden zur Gestaltung

der materiell-technischen Seite des Produktionsprozesses für die Anwendung bereitzustellen, deren Aussagen für alle bzw. eine abgrenzbare Summe technischer Prozesse gültig sind und die in mehreren Bereichen und Zweigen der industriellen Produktion genutzt werden können. Das betrifft z. B. Aussagen über den Stoff-, Energie- und Informationsfluss in technischen Systemen, die Gliederung des technischen Prozesses in Subprozesse u.a.m. In diesen allgemein-technologischen Ansätzen geht es somit um das Erfassen des Allgemeinen technischer Objekte und Prozesse in technischen Prinzipien, Grund- und Leitsätzen, Regularitäten, Aussagen über Wirkpaarungen und -anordnungen, Mikroprozessen, Grundoperationen u.ä.m. (vgl. G. Banse; E.-O. Reher: TA 2 (2004) S. 130–132)

Das (erste) Symposium „Allgemeine Technologie – Vergangenheit und Gegenwart“ am 12. Oktober 2001 in Berlin machte deutlich, dass zwei unterschiedliche Auffassungen zur AT existieren: aus der Sicht der Technik- und Technologieschöpfer – AT als allgemeine Verfahrenswissenschaft, aus der Sicht der Technik- und Technologiebegleiter – AT als allgemeine Technikwissenschaft (siehe näher dazu Banse, G.; Reher, E.-O. (Hg.): Allgemeine Technologie. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Berlin 2002 – Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät, Bd. 50, Jg. 2001, H. 7).

Das (zweite) Symposium stellte sich nun das Ziel, Beiträge zur weiteren Ausarbeitung

• der Allgemeinen Technikwissenschaft,

• der Allgemeinen Verfahrenswissenschaft sowie

• der Technologiegeschichte

zu erarbeiten.

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Die Veranstalter beabsichtigten, mit dem Symposium eine interdisziplinäre Diskussion in Gang zu setzen bzw. fortzuführen, die in unserer „Technologischen Hoch-Zeit“ aufklärend und motivierend für technologische Neu- und Weiterentwicklungen wirkt. Jede technologische Entwicklung muss heute einen „technologischen Trichter“ durchlaufen, dessen vielseitige Aspekte beachtet werden müssen und nur durch einen interdisziplinären Prozess berücksichtigt werden können.

Der „Technologie-Trichter“ ist zum Symbol für den Arbeitskreis „Allgemeine Technologie“ der Leibniz-Sozietät geworden, da er die Aktivitäten der Natur- und Technikwissenschaftler genau so verdeutlicht wie die Aktivitäten der Sozial- und Geisteswissenschaftler.

Mit den zwei in den Jahren 2001 bzw. 2004 durchgeführten Symposien konnten bisher folgende Ergebnisse erreicht werden:

(1) Ein Überblick über unterschiedliche, ausgewählte Bereiche der

- technologischen Wissenschaften und

- Sozial- und Geisteswissenschaften

wurde im Bezug zur Allgemeinen Technologie herausgearbeitet. Dabei war die Beckmannsche „Allgemeine Technologie“ der Ausgangs- und Bezugspunkt.

(2) Es war erforderlich, eine Differenzierung in Technologieschöpfer und Technologiebegleiter vorzunehmen, um Situationseinschätzungen in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen sichtbar zu machen, um Ansätze für interdisziplinäre Arbeiten herausarbeiten zu können.

(3) Mit der Konzeptualisierung „Technik als Realtechnik“, „Technik als Mensch-Maschine-System“, „Technik als soziotechnisches System“ sowie „Technik als Kulturprodukt“ wurde dem technologischen Paradigma eine Priorität eingeräumt, zumal das scientifische Paradigma – Technik als angewandte Naturwissenschaft zu betrachten – als überlebter Alleinanspruch

zurückgedrängt werden konnte.

Alle Beiträge stellten die Komplexität der Allgemeinen Technologie heraus und bekannten sich zum „Technolgie-Trichter“. Neben der Technikfolgenabschätzung konnten erstmals Humankriterien formuliert werden.

(4) Methodische Fortschritte konnten verdeutlicht werden hinsichtlich

- Reduktion und Synthese bei technologischen Objekten;

- Hierarchiebildungen;

- Modellierung, Simulation und Werkzeuge der Technologien;

- Herstellung von Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen u.v.m.

(5) Allgemeine Ansätze zu einer Theorie (Methodik) der Mechanismen, der Prozesstechnik, der Systemtechnik wurden als Querschnittsprobleme der Technologie vorgestellt. Weitere Präzisierungen hierzu sind jedoch erforderlich. „Wir werden uns dem Druck der Verallgemeinerungen stellen“, wird auch weiterhin als Leitmotiv Beachtung finden. Trotzdem muss die Frage gestellt werden, wo wir heute stehen. Welche Bemühungen die Technologiebegleiter (TB) und welche die Technologieschöpfer (TS) erbringen müssen, um zu einer „handhabbaren“ AT zu gelangen, zeigt Abb. 3. Ist es aber die Variante „a“ oder die Variante „b“? Die Beiträge in diesem Band können möglicherweise darüber Auskunft geben.

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